Herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung deines ersten vollwertigen Albums – eine tolle Platte, die mir beim Hören viel Spaß bereitet! Nachdem du innerhalb von zwei Jahren zwei Demos veröffentlicht hattest, erschien letztes Jahr endlich "Absence". Wie läuft bei dir der Songwriting-Prozess ab?
Danke! Nun ja, der Prozess ist eigentlich immer gleich, aber bei diesem Album habe ich versucht, meine vielversprechendsten Ideen zu sammeln und das Beste zu schaffen, was ich zu diesem Zeitpunkt schaffen konnte. Da LASCAR ein Solo-Projekt ist, bei welchem ich zusätzlich auch für das Mixing zuständig bin, habe ich die Freiheit zu entscheiden, was ich in den Songs haben will und was nicht. Beim Schreiben der Songs versuche ich immer, mit meiner Gitarre Melodien zu finden, welche es schaffen, Emotionen in mir zu wecken, die mich an einen besonderen Ort versetzen. Es ist tatsächlich etwas schwer zu erklären.
Deine Lieder sind voll Schönheit und Melancholie. Was inspiriert dich?
Wie gesagt, ich versuche mich auf das Kreieren der Songs zu konzentrieren, einfach diesen Augenblick zu fühlen. Außerdem denke ich normalerweise an Natur, das Gefühl des Windes, die Geräusche des Meeres, einfach an Erinnerungen, die mir den Zugang zu meinen Emotionen erleichtern.
Was ist die Geschichte hinter den vier Songs auf "Absence"?
Die Idee hinter "Absence" ist der Verlust der natürlichen Welt, im Sinne eines Menschen, welcher die letzten Reste eines zerstörten Planeten betrachtet. Das Konzept ist sehr offen und ich zerbreche mir wirklich den Kopf über jedes Wort, das ich schreibe. Es ist also gut möglich, dass die Songs letztlich weit über die Ideen hinausgehen, welche ich beim Schreiben selbst im Kopf hatte. Grundsätzlich aber symbolisiert der erste Song ("Atlas"; Anm. d. Red.) das Ende der Welt, des Universums, des Lebens und eben auch den eigenen, individuellen Tod. "Wilderness" hingegen handelt davon, dass diese Zerstörung menschengemacht ist und wie der Mensch sich durch das Zerstören der Natur selbst vernichtet. "Regions Of Light" dreht sich um den Mond und zeigt eine eher positive Sicht auf die Leere, auf einen Ort ohne Leben. "Last Sea" zeigt schließlich die Perspektive einer Person, welche das Zugrundegehen der Meere, das Verschwinden des Wassers, welches so essenziell und notwendig für das Leben auf der Erde ist, beobachtet.
Während ich mir "Absence" angehört habe, ist mir aufgefallen, dass du deutlich mehr Akustikinstrumente benutzt, als noch auf dem Vorgänger "Dephts". Generell klingt "Absence" deutlich abwechslungsreicher als noch die Demos.
Zu der Zeit, als ich an "Dephts" gearbeitet habe, war ich total vernarrt in den Sound richtiger Gitarrenwände, mit diesem konstanten Sound, welcher alles ausfüllt. Als ich begann, an "Absence" zu arbeiten, wollte ich genau das beibehalten, gleichzeitig aber einen komplexeren und abwechslungsreicheren Sound erschaffen. Vergleichbar mit einer Geschichte, mit ihren Hoch und Tiefs, ihren langsamen und schnellen Passagen. Dieser Abwechslungsreichtum sollte sich allerdings stets dem Gesamtsound unterordnen.
Du hast das Gemälde "Sterbender Hirsch" des deutschen Malers Karl-Wilhelm Diefenbach als Artwork ausgewählt und ich persönlich finde, dass es Atmosphäre und Konzept des Albums perfekt widerspiegelt. Wie hast du das Werk für dich entdeckt?
Ich glaube, das war einfach Zufall. Ich suche gerne online nach Gemälden – etwas, was ich hin und wieder einmal mache. Und ungefähr zu der Zeit, als ich die Lyrcs zu "Absence" fertig hatte, bin ich über das Bild gestolpert und es passte einfach von Anfang an perfekt. Die Idee eines sterbenden Hirsches fasste perfekt das Konzept des Albums, das Ende der natürlichen Welt, zusammen. Später fand ich dann heraus, dass Diefenbach einige interessante Ideen im Zusammenhang mit Natur, Gesellschaft und Religion hatte, welche meinen nicht unähnlich sind. Wir stimmen nicht exakt überein, aber wir sind uns nahe und so war alles irgendwie auf wundersame Weise verbunden.
Die chilenische Metalszene ist in Deutschland nicht allzu bekannt. Könntest du uns zum Abschluss einen kleinen Einblick geben?
Der Metal in Chile ist, wie in vielen anderen Ländern Lateinamerikas, geprägt vom Old School Metal, vor allem Death und Thrash oder auch traditionellem Black Metal. Die Szene steckt da ein bisschen fest. In den letzten Jahren habe ich hin und wieder Bands gehört, welche von moderneren Gangarten beeinflusst wurden und einen professionelleren Ansatz aufweisen. Aber ich kann nicht sagen, dass die Szene hier einen großen Wandel erfahren hat.
Hast du eigentlich schon Pläne für eine neue Platte?
Ja, tatsächlich ist das neue Album fast fertig und wir arbeiten gerade mit dem Label an einer Veröffentlichung in der zweiten Jahreshälfte. Freut euch drauf!