Hi Jomi, wie geht’s? Stell dich uns doch mal vor.
Ich bin Jomi und mache die Tourleitung von KISSIN‘ DYNAMITE schon seit ein paar Jahren. Aktuell sind wir auf Tour im schönen Kiel, dies ist unsere zweite Tour mit dem neuen Album „Generation Goodbye“. Nächstes Wochenende sind wir noch mal unterwegs und danach gehen so langsam die Festivals los.
Und was machst du, wenn die Jungs mal nicht auf Tour sind?
Dann habe ich einen ganz normalen Job von Montag bis Freitag. Eigentlich ein totales Gegenteil: Ich arbeite in der Pharmabranche in der Qualitätskontrolle. Da sitze ich den ganzen Tag vorm PC, das Tourleben ist ein toller Ausgleich dazu. Man sieht was, kommt rum und kann gut vom eigentlichen Job abschalten.
Dann erzähl doch mal, was passiert so hinter den Kulissen, was man für gewöhnlich nicht mitbekommt.
Einiges, ich mache ja nicht nur reines Tourmanagement. Ich baue auch noch den ganzen Mist auf der Bühne auf – und wenn das Gröbste steht, wechsle ich ein paar Worte mit dem Veranstalter, stelle mich mal vor und kläre die Lokalitäten. Ich sehe mir den Backstage-Bereich an und kläre Fragen wie "Sind genügend Getränke da?" oder "Wann gibt es was zu Essen?". Aktuell können wir es uns leisten, im Hotel unterzukommen, dann kommt noch der Check-In hinzu. Wenn die Band auf der Bühne zum Soundcheck steht, mache ich mich meist schon an das nächste Konzert mit Gästelisten, drucke Reisetickets aus und bereite die Rechnungen vor, um anschließend mit dem Veranstalter abzurechnen.
Wie wird man eigentlich Tourmanager von KD?
(Aus dem Off: „Saufen!“) Das war eigentlich ein ganz doofer Zufall. Ich habe die Jungs damals auf einem Festival kennengelernt, da habe ich nebenberuflich für ein Getränk gearbeitet und wir waren auch dort mit einem Stand. Die Jungs sind nach ihrer Show zum Stand gekommen und haben dort gefeiert und so ist das dann passiert. Also ein absoluter Quereinstieg.
Was sind die größeren Herausforderungen und Probleme, vor die du gestellt wirst?
Wenn wir im Ausland sind, hehe ... Mein Englisch ist zwar nicht perfekt, aber je nachdem, wo wir sind, reicht es – oder eben nicht. In Frankreich kommt man auch mit Englisch nicht sehr weit und die haben dann oft auch unseren Rider zwar bekommen, aber nicht angesehen. Da standen wir dann im Backstage in einem leeren Raum. Es sind eher mal viele Kleinigkeiten, die da zusammenkommen, weil irgendwas fehlt. Japan war noch ein wenig tricky mit dem Gepäck und den Visen, aber da ist es manchmal schwieriger, die Truppe beisammen zu halten.
Du kommst dir schon manchmal vor wie ein Mädchen für alles, oder?
Ja. Man kommt am Venue an und die ersten zwei Sätze der Band sind: „Jomi, wie ist das WLAN-Passwort?“ und „Jomi, wo ist das Klo?“ – bei acht von zehn Shows ist das so.
Wie hat sich euer Rider über die Jahre entwickelt?
Gar nicht so großartig. Er ist detaillierter geworden. Früher stand drauf, es müssen genügend Softdrinks und Bier da sein und eine Flasche Jack Daniels. Mittlerweile steht auch explizit drauf, wie viele Softdrinks und wie viel Bier wir wollen. Hannes muss zum Beispiel Tee mit Ingwer für seine Stimme haben und beim Wodka steht dabei, welcher es sein soll, sonst gibt’s gerne nur den Billigwodka. Also verändert hat sich nicht viel, es ist nur detaillierter geworden.
Wenn man zwei bis drei Monate als Band unterwegs ist und jeden Tag gibt es Putengeschnetzeltes mit Reis, hängt es dir auch schnell zum Hals raus.
Wie lange bist du für gewöhnlich auf den Beinen während einer Tour?
Oh, das kommt darauf an, welcher Tag ist. Bei Tourstart sind die Tage deutlich länger, gerne mal bis 18 Stunden. Wenn man dann unterwegs ist und es nicht so weit zur nächsten Location hat, kann man auch mal etwas länger ausschlafen. Aber so im Schnitt sind's 12 Stunden oder länger.
Wahrscheinlich bist du auch Fahrer?
Ja, das kommt natürlich auch noch hinzu.
Wie aufwendig ist so eine Tourplanung? Bist du da involviert?
Es wird immer mehr, anfangs sah es so aus: Wir sind dort und gehen dorthin. Mittlerweile bin ich schon sehr eingebunden, ich kommuniziere viel mit unserer Bookingagentur und mit Hannes, welcher viele Managementaufgaben übernimmt.
Aus organisatorischer Sicht, sind dir Konzerte oder Festivals lieber?
Von der Leichtigkeit eher Festivals, da ist alles schon vorbereitet, man kommt ins gemachte Nest. Ich melde uns beim Produktionsbüro an, bekomme einen großen Umschlag in die Hand gedrückt und dann hast du alles. Bei eigenen Konzerten kann man sich natürlich besser einbringen und seine eigenen Wünsche besser vermitteln. Bei Festivals ist man da natürlich eher gebunden, aber uns macht beides Spaß.
Welche Erfahrungen nimmt dir niemand?
Für gewöhnlich bin ich ein sehr aufbrausender Mensch, aber mit der Zeit wird man gelassener und macht eines nach dem anderen und weiß, was Priorität hat. Muss die Band jetzt auf die Bühne oder muss ich drei Wasser in den Kühlschrank stellen?
Kleinere Stolpersteine, die einem immer wieder begegnen?
Es kann mal vorkommen, dass man sich etwas verplappert oder dass man etwas vergisst, weil man so viele Sachen im Kopf hat ... und am Ende mache ich den gleichen Weg vier Mal.
Was passiert dir nicht noch einmal?
Wir haben mal einen Teil der Backline vergessen und hin und wieder fehlt irgendein Kleinkram, den kann man aber meist irgendwo organisieren.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast – bis zur nächsten Show!