Geschrieben von Samstag, 02 September 2017 16:44

Alazka Interview: "Ohne Linkin Park wäre ich heute nicht der, der ich bin"

Alazka Interview: "Ohne Linkin Park wäre ich heute nicht der, der ich bin" Foto: Lennart Kortmann

Wie ein Phönix aus der Asche sind ALAZKA nach ihrem Imagewechsel emporgestiegen und haben mit „Phoenix“ nicht nur ein hervorragendes Debütalbum abgeliefert, sondern gleichzeitig auch noch einen neuen Sänger vorgestellt. Wir haben mit Bassist Julian über das neue Album gesprochen und in Erfahrung gebracht, was eigentlich Chester Bennington (LINKIN PARK) mit der Band zu tun hat.

Servus Julian! Herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung eures Debütalbums – wer seid Ihr?

Hi! Wir sind ALAZKA, eine Heavy Alternative Rock Band aus Recklinghausen.

Ihr habt ja in den letzten Monaten einige Veränderungen durchgemacht. Wie wurde aus "BURNING DOWN ALASKA“ denn "ALAZKA“?

Der Namenswechsel war etwas, das wir schon sehr lange vorhatten. Zum einen konnten wir uns nie wirklich mit dem Namen BURNING DOWN ALASKA anfreunden, zum anderen haben wir auch einfach festgestellt, dass die Band, die wir heute sind, fast nichts mehr mit der Band von damals, als der Name gewählt wurde, zu tun hat. Sowohl was die Besetzung angeht, als auch, was den musikalischen Stil angeht, haben wir uns stark verändert und daher hat es für uns einfach Sinn gemacht, jetzt auch endlich den Namen zu wechseln.

Den Namen ALAZKA hatten wir schon seit April letzten Jahres im Kopf. Lustigerweise hatten Marvin und ich die Idee fast zeitgleich und unabhängig voneinander, weshalb wir das als Zeichen gesehen haben, dass wir endlich das Richtige haben.

Kassim ist neu zur Truppe gestoßen und bringt mit seinem Klargesang eine ganz neue Komponente in eure Musik. Wie habt ihr euch kennengelernt und was hat euch dazu bewogen, Clean Vocals in euren Sound zu integrieren?

Unser Soundtech Tim hat uns vor zwei Jahren ein Video von Kassims alter Band gezeigt und wir waren davon ziemlich geflashed. Also sind wir einfach zu einer Show gefahren und haben uns angesehen, was Kassim live so drauf hat, was uns noch mehr umgehauen hat. Also haben wir ihn einfach gefragt, ob er Lust hätte, bei unserem nächsten Song als Gastsänger dabei zu sein und von da an lief eigentlich fast alles wie von selbst. Der ganze Songwritingprozess fühlte sich sehr natürlich an. Nachdem wir dann das Video zu "Blossom“ gedreht hatten, haben wir ihn einfach gefragt, ob er Lust hätte, bei uns einzusteigen – und seitdem ist er dabei.

Einen Cleansänger wollten wir eigentlich schon immer dabei haben, aber uns war wichtig, dass wir nicht irgendeinen 08/15-Typen da stehen haben, sondern einen, der etwas so Eigenes wie Kassim mitbringt und der auch menschlich richtig gut zu uns passt.

Kommen wir zu eurem Debütalbum "Phoenix“. Wer ist bei euch für das Songwriting zuständig und wie haben sich eure Arbeitsprozesse mit der Hinzunahme Kassims verändert?

Grundsätzlich arbeiten Marvin und Dario die Instrumentals aus und ich schreibe die Lyrics darauf. So lief es schon bei unserer Debüt-EP "Values & Virtues". Bei "Phoenix" hat sich das etwas geändert. Marvin und Dario haben zwar weiterhin die Instrumentals geschrieben, allerdings auch oft Rücksprache mit Lotze und mir gehalten, was Drums und Bass angeht. Bei den Vocals wiederum habe ich ziemlich eng mit Tobi und Kassim gearbeitet. Die beiden haben mir haufenweise rohe Ideen geliefert, aus denen ich dann aussuchen konnte. Außerdem haben wir diesmal auch gezielter direkt alles ausprobiert, was wir an Einfällen hatten.

"Phoenix“ ist ein Album, welches ebenso von tollen Melodien wie von einer emotionalen Fragilität geprägt ist. Um was dreht sich "Phoenix“ und was hat euch dazu inspiriert?

Thematisch dreht sich "Phoenix" um all die negativen Erlebnisse, die man durchlebt und von denen man sich immer wünscht, sie wären nie passiert. Es geht um den Einfluss, den diese Erlebnisse auf einen haben und wie man damit umgeht. All diese Tiefpunkte sind nun mal Bestandteil des Lebens und gehören genauso zu uns und unserer persönlichen Geschichte dazu, wie die Erfolge. All die Narben, die das Leben auf uns hinterlässt, sind ein Teil von uns, für den wir uns nicht schämen müssen. Der Phönix steht sinnbildlich dafür. Seine Unsterblichkeit an sich ist für ein Sagentier nichts Besonderes. Dass er dafür „durchs Feuer geht“, macht ihn einzigartig.

Für uns alle war der Tod Chester Benningtons ein Schock, ihr habt ihm umgehend euren Song "Empty Throne“ gewidmet. Darüber hinaus habt ihr Chester in einem Facebook-Post als Helden und Grund für diese Band bezeichnet. Was hat er dir bedeutet?

Ohne LINKIN PARK wäre ich heute wahrscheinlich nicht der, der ich bin und wäre wohl auch nicht Teil dieser Band. Chester Bennington und LINKIN PARK haben mir die härtere Musik näher gebracht. Auch sind sie bis heute für mich Vorbilder, was den Umgang mit all den Schwierigkeiten, denen man im Musikbusiness gegenübersteht, angeht und sie haben eine Karriere hinter sich, die heutzutage echt ihresgleichen sucht. Außerdem finde ich Chesters offenen Umgang mit seinen Depressionen sehr inspirierend.

"Empty Throne“ ein sehr eindrücklicher Song, der sich nicht nur mit Depressionen, sondern auch mit der Stigmatisierung psychisch kranker Menschen beschäftigt. Was sind deine Erfahrungen mit dem Thema?

Für mich hat "Empty Throne" einen ziemlich persönlichen Hintergrund. Meine Mutter hat lange unter Depressionen gelitten und ich habe erst im Nachhinein festgestellt, wie sehr ich das selbst heruntergespielt habe. Es ist unglaublich schwer, nachzuvollziehen, was ein Betroffener fühlt, wenn man selbst nicht daran leidet. Außerdem sind Depressionen ja nicht äußerlich sichtbar, was das Ganze noch schwieriger macht. Es ist eine schreckliche Krankheit, die leider immer noch nicht so ernst genommen wird, wie es sein müsste.

Wie ihr schon in dem Song beschreibt, können Menschen ihre Depressionen nicht einfach vergessen oder „einfach glücklich sein“. Was glaubst du, warum so viele Menschen immer noch nicht verstehen, was Depressionen bedeuten und warum jemand wie Chester Bennington erst sterben muss, damit Leute wirklich die Hintergründe seiner Lyrics begreifen können?

Wie gesagt, die Auswirkungen von Depressionen sind für jemanden, der nicht daran leidet, unglaublich schwer nachzuvollziehen. Jeder kann sich körperliche Schmerzen vorstellen, die bei den meisten „normalen“ Krankheiten vorkommen, was vor allem daran liegt, dass man das Leiden auch äußerlich sehen kann. Sich darauf einzulassen und zu versuchen, jemanden mit Depressionen zu verstehen, ist nicht einfach und erfordert Zeit. Ich glaube, dass die meisten Leute sich die Zeit dafür einfach nicht nehmen wollen.

Ihr werdet in Folge der Album-Veröffentlichung wieder auf Tour gehen und auch eure erste Headliner-Tour bestreiten, wenn ich mich jetzt nicht völlig täusche. Freut ihr euch schon darauf?

Tatsächlich ist es die zweite. Wir sind Anfang 2016 schon einmal auf Headliner-Tour gewesen. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht genau so auf diese freuen. Das wird unsere erste echte „Release-Tour“, und da wir am 1. September "Phoenix“ rausgebracht haben, haben wir diesmal einen noch deutlich größeren Pool an Songs, aus dem wir unsere Setlist auswählen können. Vor allem wird es geil, endlich all die neuen Songs live zu spielen.

Was können die Fans von euch auf den Konzerten erwarten und wie werdet ihr Kassim in die alten Songs integrieren?

Kurz gesagt: Das gleiche wie immer und noch viel mehr! Wir werden auf der Tour das längste Set spielen, das wir bisher gespielt haben und so ziemlich jeder wird seinen Lieblingssong live hören können, egal ob von "Values & Virtues“ oder "Phoenix“. Kassim wird genauso wie bisher auch bei den alten Songs mitsingen. Da wird sich im Vergleich zu unseren Konzerten vorher nicht wirklich etwas ändern. Bei "Phantoms" z.B. hat er immer schon den Part gesungen, den Michael McGough auf der Platte singt.

Was sind eure Ziele mit ALAZKA in der Zukunft?

Wir würden uns freuen, wenn es für uns so weiter geht, wie bisher. Alles, was wir bis jetzt erleben durften, ist für uns immer noch schwer zu realisieren. Wir sind echt dankbar für alles, was bisher war und tun alles dafür, dass wir auch weiterhin solche Dinge mit der Band erleben dürfen.

Das letzte Wort gehört euch.

Falls ihr bis hier gelesen habt, vielen Dank! Wir haben am 1. September unser Debütalbum "Phoenix“ rausgebracht und würden uns riesig freuen, wenn ihr mal rein hört und uns dann eventuell auf unserer Release-Tour besucht, die vom 16. bis 30.9. durch Europa und UK führt!

Theo

Stile: Heavy-, Power-, Folk-, Pagan-, Symphonic-, Death-, Black Metal, Rock

Bands: Nightwish, Arch Enemy, Amorphis, Children Of Bodom, Audn, The GazettE, Evergrey, Winterstorm, Black Star Riders ...