Hi, wie geht es euch?
Nele: Hey. Also soweit geht es uns prächtig. Je näher der Tag des Releases rückt, desto entspannter sind wir. Die großen Mammutaufgaben liegen hinter uns und wir freuen uns sehr auf alles, was in naher Zukunft kommen wird.
Ich freue mich total über das Interview heute, verfolge ich euch doch schon seit eurer Debüt-EP "Spellbound“ und habe seit Jahren auf euer erstes richtiges Album gewartet. Wie fühlt es sich an, nach so langer Arbeit das Album endlich fertig zu haben?
Phil: Gerade nach all den Verzögerungen bis zum Release sind wir natürlich heilfroh, dass "Until Dawn“ endlich fertig ist. Eine Menge Schweiß und Herzblut und vor allem Zeit sind in dieses Album geflossen. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei all unseren Unterstützern bedanken, die trotz der Umstände, die zur Verspätung geführt haben, geduldig auf "Until Dawn“ gewartet haben.
Die letzten Jahre waren vermutlich mehr als stressig für euch: Vollzeit-Job, die Band und auch noch irgendwie Zeit für andere Hobbys und Freunde zu finden, war wahrscheinlich extrem zeitraubend. Wie habt ihr das alles gemanagt bekommen?
Phil: Beizeiten war es schwierig, das alles unter einen Hut zu bekommen. Auf der anderen Seite fühlte es sich selten wirklich stressig an, da wir die Freizeit aus Überzeugung in die Band gesteckt haben. Und am Ende die Ergebnisse zu hören und als Band auf der Bühne zu stehen, macht die investierte Zeit wieder wett.
Das Ganze zu managen war am Ende eine Sache von festen und regelmäßigen Bandterminen, an denen wir nicht nur geprobt, sondern auch die nächsten Schritte der Band geplant haben. Weiterhin macht man sich dabei bewusst, dass es weniger Zeit zum Ausruhen und für Freunde gibt, jedoch blieb über den Weg der festen Termine dennoch auch Zeit dafür – nur eben weniger als zuvor.
Was für Problemen seid ihr während den Arbeiten an "Until Dawn“ begegnet?
Gilbert: Eigentlich lassen sich alle Probleme, die wir während der Produktion hatten, darauf zurückführen, dass wir die Menge an Arbeit sowie den zeitlichen Aufwand, der damit verbunden ist, unterschätzt haben. Wir mussten viele Studiotermine schon frühzeitig buchen und hatten dadurch bereits Anfang 2017 einen klaren Zeitplan. Je näher wir an die ersten Termine kamen, mussten wir feststellen, dass trotz emsiger Bemühungen der Plan nicht so aufgehen wollte, wie gewünscht.
Zum Beispiel mussten noch einige Songs fertig komponiert werden und gerade solche kreativen Schaffensprozesse zeigen sich von Deadlines merklich unbeeindruckt. Und wenn der Zug einmal von den Schienen abgekommen ist, ist es sehr schwer, ihn wieder drauf zu bekommen. Sprich, wir mussten Termine canceln, neue machen und umplanen. Die Folgen waren vor allem ständige Verzögerungen.
Ich für meinen Teil bin jetzt sehr froh, dass wir diese Folgen hingenommen haben und keine Kompromisse eingegangen sind. Wir konnten unsere Vision des Album umsetzten und darauf kann ich auch in, sagen wir mal, 30 Jahren noch stolz zurück blicken.
Ich habe selten eine so professionelle Produktion auf einem Debütalbum gehört. Wir habt ihr das hinbekommen?
Gilbert: Zuerst einmal vielen Dank für das Kompliment! Ich glaube das Wichtigste ist, zu wissen, was man möchte und auch zu wissen, wie man dahin kommt. Aber das ist viel einfacher gesagt, als getan. Wir hatten durch unsere EP "Spellbound“, die wir bereits in Eigenproduktion aufgenommen haben, schon einen guten Anteil an Erfahrungen gesammelt und wussten, was wir dieses Mal anders machen würden. Ein klangliches Bild der Platte im Kopf zu haben, kann wirklich Gold wert sein. So wussten wir, wo wir was aufnehmen und mit wem wir zusammen arbeiten wollten. Zumindest dieser Plan ist vollkommen aufgegangen.
An dieser Stelle sei auch mal lobend der gute Beray Habip genannt, der die Platte mit uns co-produziert hat und für den Großteil der Aufnahmen verantwortlich ist. Sein Mitwirken ist sicherlich ganz entscheidet für die klangliche Qualität des Albums.
Ihr habt ja mit "Oraculum“, "Born From Hope“, "Shore To Aeon“ und "Dead-End Alley“ gleich vier von fünf Songs von "Spellbound“ auf die Scheibe gepackt. Sind euch irgendwann die Songs ausgegangen, und warum fehlt "My Wings“?
Gilbert: Für die Beantwortung dieser Frage muss ich tatsächlich einige Jahre in der Zeit zurück springen: Noch bevor wir überhaupt an unsere erste EP gedacht haben, schrieben wir unsere Songs und deren Texte bereits in einem lyrischen Konzept, welches ganz klar für ein Album ausgelegt war. Es war noch nicht unbedingt alles bis ins letzte Detail durchgeplant, aber die Geschichte und die Welt, in der sie spielt, standen schon sehr früh fest.
Die Idee zur EP "Spellbound“ entstand dann relativ spontan: Wir arbeiteten gerade an ein paar Demos – nur so für uns selbst –, als sich die Chance auftat, für wenig Geld in einem richtigen Studio Schlagzeug aufzunehmen. Das haben wir dann auch getan und nahmen die Songs, die bis dato standen, auf. Dies führte dann dazu, dass wir auch die übrigen Instrumente und den Gesang in höherer Qualität aufgenommen haben, um mal mit ein paar Songs an die Öffentlichkeit gehen zu können. Wir hätten nie gedacht, dass "Spellbound“ uns bereits so eine Aufmerksamkeit bescheren würde.
Der Plan des Albums und die Umsetzung des textlichen Konzepts sind dadurch aber nie verloren gegangen und alle weiteren Songs, die wir geschrieben haben, waren ein Teil davon. So war es für uns schon immer klar, dass die Songs der EP auch auf das Album müssen, um die Geschichte in ihrer Gesamtheit zu erzählen. Wir dachten auch, unsere Fans würden es nicht gut finden, wenn wir so viele Songs wiederverwenden. Tatsächlich hat sich bisher aber das Gegenteil gezeigt und viele beschweren sich sogar, dass es "My Wings“ eben nicht auf das Album geschafft hat.
Das liegt übrigens einfach daran, dass der Song und vor allem sein Text noch vor der Erstellung des lyrischen Konzepts entstanden sind und somit nicht Teil des lang-geplanten Albums waren. Zudem sind wir auch recht froh darüber, dass wir die EP nicht komplett wiederverwertet haben.
"Spellbound“ wurde ja schon anno 2013 von den Kritikern in den Himmel gelobt. Für mich setzt "Until Dawn“ jetzt nochmal einen drauf. Wie nehmt ihr diese ganze positive Aufmerksamkeit wahr? Fluch oder Segen?
Pascal: Mehr Segen als Fluch. Wir wussten schon immer, dass dieser Weg ein harter wird und mit viel Arbeit verbunden ist. Auch wenn man sich die Menge an Arbeit vorher nicht ausmalen kann und es dadurch immer mehr wird, zieht uns das nicht runter. Die Tatsache, dass unsere Musik bei so vielen Leuten Gefallen findet, ist für uns der Balsam. Auch jede kleine Nachricht, die uns persönlich erreicht, lässt unsere Herzen höher schlagen. Wir haben lange und hart an dem Album gearbeitet und waren natürlich sehr gespannt darauf, wie es die Öffentlichkeit aufnimmt. Diese Reaktionen zeigen uns, dass wir alles richtig gemacht haben und das stimmt uns natürlich sehr glücklich.
Wachsen da nicht auch die Ansprüche an sich selbst?
Maddin: Ja, das kann man wohl so sagen. Wobei ich ganz klar anmerken möchte, dass "Ansprüche“ bei einer so eigens aufgebauten Sache wie einer Band etwas durchaus Positives sind. Es beflügelt einen einfach so ungemein, zu wissen, dass die Dinge, die man mal ganz vorsichtig gewagt hat zu träumen, vielleicht gar nicht mehr so weit von einem entfernt sein könnten. Ich persönlich würde ELVELLON gerne irgendwann mit echten und großen Orchester-Aufnahmen ausstatten. Gastauftritte von anderen Musikern und Sängern sind auch etwas, was wir uns unbedingt weiter offen halten möchten. Auch live soll irgendwann einiges mehr kommen.
Ich würde ELVELLON gern irgendwann ohne große Geldprobleme oder andere Sorgen betreiben. Es wird vielleicht noch einige Zeit brauchen, aber ich wünsche mir wirklich sehr, dass ELVELLON eines Tages etwas ist, was viele, viele Menschen da draußen wirklich berührt und sie dazu bringen wird, auf unseren Konzerten ihre Freude auszuleben und eine gute Zeit mit uns zu genießen. Durch all unsere treuen Fans, die uns bis jetzt schon so endlos viel ermöglicht haben, dürfen wir sicherlich sagen: Ihr gebt uns den Luxus, unsere Ansprüche auf ein höheres Niveau heben zu können. Danke dafür!
Der Symphonic Metal ist ja auch ein Genre, welches seit Jahren von Bands geradezu überschwemmt wird und stark unter Klischees zu leiden hat. Wie habt ihr es geschafft, eure Musik da so frisch und eigenständig zu halten?
Maddin: Schön zu hören, dass du einen so positiven, eigenständigen Eindruck von ELVELLON bekommen hast! Wir hatten lange Zeit echte Sorgen darum, dass genau das bei den Hörern nicht so eintreten würde. Daher freuen wir uns gerade als Band sehr über solche Worte – danke dafür auf jeden Fall!
Zu unserer Musik … Bei allen Noten, Texten, Sounds usw. achten wir von vornherein immer sehr genau auf die richtige Stimmung, das richtige Gefühl und auf den richtigen Zusammenhang. Ich würde vielleicht sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass wir erst dann zufrieden sind, wenn solche Dinge für uns perfekt passen. Viel mehr als darauf legen wir allerdings den Wert auf die Echtheit der Songs. Diese können nur mit echten Gefühlen und Erinnerungen zum Leben erweckt werden. Wir wollen, dass jeder Song seine eigene Geschichte auf solche Art und Weise erzählen kann, dass sich möglichst jeder damit identifizieren kann, wenn er ihn hört.
Für mich persönlich ist es unheimlich wichtig, uns in kein festes Genre oder Derartiges zu pressen. Unsere Musik soll eigenständig, echt und magisch sein. Dafür ist es zum Beispiel auch sehr wichtig, dass ich meine Drums sehr songdienlich schreibe und spiele. Wenn ich das nicht tun würde, würde schon allein dieser Faktor zu einer unglaublich tiefschürfenden Veränderung des gesamten Musikwerks führen.
So kommt es auch dazu, dass wir uns von vielen Klischee-behafteten Merkmalen der Szene ganz bewusst fern halten können. Wir schreiben einfach unsere Musik, wie sie aus unserem tiefsten Innern sprechen will. Dadurch entwickeln wir uns und die Songs auf eine Weise, wie sie für uns in dieser Kombination von Leuten nur allzu natürlich ist.
Für mich hat eure Musik immer etwas Märchenhaftes und Träumerisches. Braucht die Welt wieder mehr Träume und Geschichten?
Maddin: Das braucht sie ganz definitiv! Ich habe vor noch gar nicht so langer Zeit einen Aufsatz meines kleinen Bruders kontrollieren müssen, in dem er über eine für ihn perfekte Welt schreiben sollte. Dabei war es egal, wie abgefahren oder wie von Fantasie erfüllt das Ganze war. Und als ich gelesen habe, wie frei und wie unberührt seine Fantasie noch ist, wurde mir erneut klar, dass genau so etwas erst dafür sorgt, dass ein Mensch sich glücklich und vollkommen fühlen kann.
Und genau darum geht es auch auf unserem Album "Until Dawn“. Alles weiterhin auch mit den Augen eines Kindes sehen zu können, wenn man es will. Sich nicht zu schade dafür zu sein, mal seinen Träumereien nachzugeben. Sich nicht selbst aufzugeben. Auch wenn Dinge nur für einen selbst einen Wert haben, zu wissen: Das ist echt. Das bin ich. Das kommt von meinem Herzen und von meiner Seele. Dafür kann ich jeden Tag aufs Neue einstehen.
Abgesehen von ein paar – natürlich ebenso wichtigen – anderen Faktoren, die unsere Musik braucht, um das zu werden, was Ihr heute hören könnt, sind es genau diese Dinge, die unsere Songs zum Leben erwecken.
Ein paar der Songs wie "Dreamcatcher“ oder "King Of Thieves“ spielt ihr ja schon länger live. Wie alt sind die Songs auf "Until Dawn“?
Pascal: Der Großteil der Songs ist tatsächlich schon sehr alt. Beziehungsweise die Ideen dazu. Denn die Demos, die ich aufnehme, wenn ich eine neue Idee für ELVELLON habe, sind nicht das, was hinterher auf der CD zu hören ist, weil wir jeden Song überarbeiten, bis wir alle glücklich mit dem Ergebnis sind. Aber bis es dazu kommt, warten diese Ideen auf der Festplatte – bis wir sagen, dass wir genau diese Idee verwenden wollen. Und das können auch schon einmal Jahre werden.
Seit kurzem seid ihr Teil der Reaper-Entertainment-Familie. Was hat euch gerade an diesem jungen Label gereizt und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Nele: Reaper ist die Erhörung unserer Gebete. Ich glaube, das kann man wirklich mit bestem Gewissen so sagen. Dieses Label war für uns von Anfang an interessant, da wir jemanden gesucht haben, mit dem wir nicht um den halben Globus kommunizieren müssen, sondern der uns "nah am Mann“ auf unserem Weg begleitet.
Reaper Entertainment Europe waren für uns einfach sofort die perfekten Partner. Sie leisten großartige Arbeit und unterstützen uns in allen denkbaren Belangen. Schon bevor wir uns vertraglich zusammengeschlossen haben, war die Atmosphäre zwischen den Reaper-Jungs und uns einfach super. Das erleichtert die Zusammenarbeit zwischen einer Band und einem Label enorm. Mit ihnen zusammen haben wir als Band gute Möglichkeiten, Schritt für Schritt tiefer in das Business Musik einzutauchen. Auf einigen Gebieten müssen wir einfach noch genügend Erfahrung sammeln. Davon abgesehen, erleichtern Reaper uns die Arbeit, was beispielsweise Promotion für das Album angeht, enorm. Sodass wir einfach wieder mehr Musiker sein können.
Dass Reaper ja noch ein kleines und junges Label seien, bekommen wir immer wieder zu hören. Dabei vergessen viele allerdings die Vorteile, die ein solches Label hat. Da wäre z.B. zu nennen, dass es möglich ist, vieles auf eine persönliche Ebene zu bringen. Das ist uns innerhalb der Band sehr wichtig und hat uns bei Reaper dann umso mehr gefallen. Bei vielen Labels geht es nur noch um Zahlen und Verkäufe. Bei Reaper ist aber neben dem Business immer auch mal Zeit für ein Feierabendbier, Spaß und eine gute Zeit miteinander. Das spricht für uns sehr für Qualität. Wir sind also enorm dankbar und stolz, dass wir sagen können: Wir sind Teil der Reaper Entertainment Europe-Familie.
Habt ihr eigentlich vor, mit dem neuen Album auf Tour zu gehen?
Phil: In der Tat planen wir eine Release-Show und außerdem, mit dem Album zunächst im Inland auf Tour zu gehen. Das Ganze steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, feste Termine können wir noch nicht verkünden.
Ist immer eine blöde Frage, wenn man gerade ein neues Album herausgebracht hat, aber: Habt ihr schon Ideen für einen Nachfolger oder habt ihr mit "Until Dawn“ euren Patronengurt leer geschossen und braucht erst einmal eine kreative Pause?
Pascal: Ich kann versichern, der Patronengurt ist keinesfalls leer geschossen. Wir haben noch eine ganze Kiste an Munition in der Hinterhand und bis wir anfangen, den ersten Song für ein neues Album aufzunehmen, wird sicherlich noch eine Kiste dazu kommen. Für meinen Teil kann ich sagen, immer wenn eine Idee da ist, wird diese auch, wenn auch nur provisorisch, aufgenommen. Das geht schon Jahre so und wird sich auch nicht ändern.
Wir alle können es kaum noch abwarten, uns wieder richtig aktiv ans Songwriting heran zu machen. Auch Maddin hat bereits einige Ideen, wohin es sowohl lyrisch als auch im bildlichen Sinne mit ELVELLON-Album #2 gehen soll, und dementsprechend auch schon einen ungefähren Kurs, auf den wir uns so schnell wie möglich begeben wollen.
Habt ihr noch irgendwelche letzten Worte für unsere Leser?
Nele: Wir wollen uns zum Schluss dieses Interviews ganz herzlich für dieses bedanken und den Lesern natürlich unser Debütalbum "Until Dawn“ ans Herz legen. Schaut doch einfach mal auf unserer Facebook-Seite, Homepage oder auf unserem YouTube-Channel vorbei. Natürlich heißen wir auch jeden herzlich Willkommen, der bei einem (oder auch gern allen) unserer Gigs dabei ist und mit uns feiert! Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, uns auf unserem Weg zu begleiten.