Euer hochgelobtes Album “Full Moon In Scorpio” hat letztes Jahr viele Leute überrascht, weil ihr vor der Veröffentlichung – zumindest in der internationalen Rock- und Metal-Szene – relativ unbekannt wart. Jetzt kennt fast jeder THE WIZARDS und weiß, auf welch hohem Niveau ihr spielen könnt. Hat euch das bei der Aufnahme eurer neuen Platte „Rise Of The Serpent“ unter Druck gesetzt?
Vielen Dank für die freundlichen Worte! Dank „Full Moon In Scorpio“ sind wir jetzt auf der Metal-Landkarte zu finden und viel mehr Leute kennen unsere Band. Druck zu verspüren wäre natürlich die logische Konsequenz auf all das positive Feedback und die guten Plattenkritiken gewesen. Allerdings wurde die Platte erst ein Jahr nach der Aufnahme veröffentlicht, wir hatten den Blick zu diesem Zeitpunkt also schon längst nach vorne gerichtet und an neuem Material gearbeitet.
Um ehrlich zu sein: Druck haben wir keinen verspürt, stattdessen haben wir uns selbst noch ein bisschen mehr gepusht, um das bestmögliche Nachfolgealbum zu schreiben. Wir sind wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffen, dass „Rise Of The Serpent“ ebenso gut ankommt, wie das letzte Album.
Ihr behauptet, das neue Album sei bislang euer bestes – das sagen viele Bands über ihre aktuellste Veröffentlichung. Nennt uns doch mal ein paar Gründe, warum das in eurem Fall keine reine Phrase ist, um die Platte zu promoten.
Wir glauben wirklich, dass das neue Album unsere bislang stärksten Songs enthält. Beim Schreiben waren wir extrem motiviert und inspiriert und wir lieben die neuen Stücke. Auch soundtechnisch ist „Rise Of The Serpent“ besser als die ersten beiden Alben. Insbesondere die Drums, die diesmal in einem deutlich größeren Raum aufgenommen wurden. So einfach ist das, keine Promo-Phrase oder ein Verkaufstrick. Wir glauben fest daran, mit jedem Album zu wachsen und die neue Platte bildet da keine Ausnahme.
Wir haben versucht an unsere Grenzen zu gehen, als Musiker und als Band, um das beste Album abzuliefern und zwar musikalisch, soundtechnisch und hinsichtlich der Texte. Zudem hatten wir bei der Produktion natürlich Unterstützung vom besten Team, das man sich wünschen kann. Unser Ziel ist es aber, in Zukunft noch bessere Platten abzuliefern.
“Rise Of The Serpent” klingt erdig, kraftvoll, warm und verbindet Heavy-Metal-Klänge mit einem Oldschool-Rocksound. Worin besteht die Magie dieser einzigartigen Mischung?
Wenn wir ein Zauberpulver hätten, das unsere Arbeit positiv beeinflusst, würden wir sicher nicht das Rezept verraten. Aber ernsthaft, die Geheimnisse sind Leidenschaft, gutes Songwriting und eine adäquate soundtechnische Produktion. Eine gute Produktion heißt nicht überzuproduzieren, sondern die Stärken der Songs herauszuarbeiten. Natürlich ist eine professionelle Performance der Band ebenso wichtig. Wir haben die Songs in Jam-Sessions drei Monate lang geübt, eingeschlossen im Proberaum. Anschließend haben wir die Demos der Songs praktisch live im Studio zusammen eingespielt und aufgenommen.
Die Demos haben wir dann an unseren Produzenten Dean Rispler geschickt und haben anschließend mit ihm zusammen an Änderungen, Arrangements und Refrains gearbeitet, um die Songs noch besser zu machen. Schließlich sind wir zurück ins Studio, um die finalen Versionen aufzunehmen und haben dabei noch ein paar Ideen ergänzt. Aber unser Produzent und wir hatten die ganze Zeit über eine klare Vorstellung von dem, was wir wollten.
Den finalen Schliff hat Jesse Cannon der Platte durch sein Mixing und Mastering in seinem Studio in New Jersey verliehen, sodass alles noch eine Spur größer und gewaltiger klang.
Sir Ian Mason’s Gesang klingt auf dem neuen Album weniger roh und schmutzig, als noch auf “Full Moon In Scorpio”. Gibt es dafür einen Grund?
Ian’s Vocals haben auf der neuen Platte ein breiteres Spektrum. Er hat verschiedene Dinge und unterschiedliche Gesang-Ansätze ausprobiert, weil es die Dynamik der neuen Songs einforderte. Ich denke auch, dass das ein natürlicher Entwicklungsprozess ist. Er singt etwas disziplinierter, um eine gute Performance abzuliefern. Wir sind wirklich zufrieden mit dem Ergebnis, die Vocals auf der Scheibe sind episch und die Songs haben das Potenzial, zu zeitlosen Hymnen zu werden. Die Stücke animieren die Hörer zum Mitsingen, das war unsere Absicht!
Für mich klingen der Albumtitel und die Songtexte wie eine Kampfansage. Für was kämpft ihr?
Unser Kampf richtet sich gegen Ignoranz in unserer heutigen dunklen Zeit – und auch gegen moderne, leidenschaftslose Musik. Wir glauben daran, dass man mit purer Willenskraft etwas ändern kann, das ist die wirkliche Magie. Wir sehen unsere Musik als symbolische, magische Waffe, mit der wir die Realität ändern können. Aber in erster Linie sind wir eine Rock ‘n‘ Roll-Band, die euch eine gute Zeit bescheren will – live und auf Platte. Dafür sind wir hier – wir bekämpfen auch Langeweile und Routine!
Ihr bezeichnet euch selbst als “Occult Heavy Metal Warriors” und gebt euch Künstlernamen wie “Phil The Pain” oder “Baraka Boy”. Wie wichtig sind ein individuelles Image und eine spezielle Story für den Erfolg einer Band?
Wir wollen beim Aufnehmen von Musik und auf der Bühne unseren Alltagsrollen entkommen – durch unsere Namen repräsentieren wir symbolische Figuren, die Teil des magischen Krieges sind. Einige der Namen sind einfach ein Joke, andere beziehen sich auf große Mystiker und Zauberer, die wir bewundern.
Eure Songs behandeln ernste Themen, kritisieren Missstände und darüber hinaus interessiert ihr euch für Okkultismus. Wie passt das farbenfrohe Comic-Artwork von Rafa Garrés (DC Comics and Marvel Künstler) zu euren ernsthaften Botschaften?
Das Okkulte ist nur einer von vielen Aspekten, die uns als Band inspirieren. Das Cover zeigt die Band als fünfköpfige Schlange, die sich aus den Ruinen einer kollabierenden und dekadenten Gesellschaft erhebt. Das Artwork fasst unsere Absichten ziemlich gut zusammen: Zerstören, sich erheben und etwas überwinden. Wir wollten dieses mächtige Image kreieren – Images ändern die Realität. Sie können die Selbstsicht verändern und auch beeinflussen, wie andere Leute dich sehen. Also haben wir das Cover als Werkzeug genutzt, mit dem wir unsere Träume und Ziele verwirklichen können. Wir sind jetzt überzeugt davon, dass wir die Welt mit unserer Musik erobern können – und dabei machen wir viele Headbanger glücklich.
Mit “Rise Of The Serpent” habt ihr das zweite Album in nur 17 Monaten veröffentlicht – eure harte Arbeit scheint sich auszuzahlen. Wie hat sich euer Leben in den letzten zwei Jahren verändert?
Die letzten zwei Jahre waren fantastisch. Wir haben viel positives Feedback von Rock-Fans aus der ganzen Welt bekommen und Anerkennung von der Fachpresse erfahren. Wir werden weiter hart schuften und nichts für selbstverständlich nehmen. Mit der Unterstützung von High Roller Records in Europa, den USA, Japan und Abraxas in Lateinamerika sowie dem Support unserer neuen Agenturen in Europa und den USA fühlen wir uns wirklich gestärkt. Das gibt uns genug Selbstvertrauen, unseren Plan der (Rock-)Weltherrschaft durchzuziehen – wir sind also bereit für die Schlacht. Niemand kann uns stoppen – außer wir selbst!
Fans aus Deutschland können THE WIZARDS im November auf dem “Hammer Of Doom” Festival in Würzburg sehen. Habt ihr schon Pläne für eine komplette Deutschland-Tournee 2019?
Wir freuen uns wirklich sehr, nach dem Auftritt beim “Hell Over Hammaburg” im März wieder in Deutschland aufzutreten. Wir hatten eine höllisch gute Show in Hamburg und haben die Herzlichkeit des deutschen Publikums hautnah erlebt. Wir sind stolz darauf, jetzt zum Line-Up des „Hammer Of Doom“ zu gehören. Danach wollen wir die neue Platte in Europa live promoten, soviel es geht. Dazu gehören natürlich auch Konzerte in Deutschland. Das Land könnte unser Türöffner für den restlichen Kontinent sein. Ihr habt uns soviel gegeben und wir wollen euch tonnenweise schwitzige und elektrisierende Live-Rock-Action zurückgeben.