Hi Christoph, was macht ihr so kurz vor dem Tourbeginn, was sind die letzten Arbeiten?
Um ehrlich zu sein, fühlt es sich gar nicht an wie die letzten Arbeiten, wir haben noch ganz schön viel vor uns, aber eigentlich auch schon ganz schön viel hinter uns. (lacht) Wir sind guten Mutes, dass wir alles bis zur Premiere hinkriegen. Das Stück steht, wir proben auch schon die Durchläufe, aber in den letzten Wochen kommen dann noch Dinge wie zum Beispiel die Umbauzeiten dazu ... also die Frage, wie lange brauchen wir Zeit zwischen den Szenen, damit die Umbauten und die Kostümumzuge passen. Alles muss genau getaktet sein.
Variiert das von Spielort zu Spielort?
Nein, die Spielorte bekommen eine Liste mit Forderungen. Weit bevor die Tour gebucht wird, kriegen sie eine Übersicht mit vielen Details bezogen auf die Bühnengröße, das Licht und die gesamte Technik. Bevor wir unser Bühnenbild am Auftrittstag aufstellen, ist dann schon immer alles für uns fertig hingerichtet.
Das Stück ist also fertig, aber alles andere kann bis zum letzten Tag noch erweitert werden?
Ja, absolut und während der Tour ändern wir sowieso immer mal wieder was. Wir haben auch schon am Tag vor der letzten Vorstellung noch was umgeschnitten.
Ihr habt zum ersten Mal Sherlock Holmes als zentrale Figur. Bei eurer schön aber wie immer kryptisch formulierten Inhaltsangabe könnte man vermuten, dass ihr dieses Mal besonders viel Arbeit gemacht habt, richtig?
Genau und damit liegst Du vollkommen richtig. (lacht) Es war so, dass wir überlegt haben, was wir nach den großen hintereinander stattfindenden Drei-Fragezeichen-Touren machen wollen. Wir wollten uns auch selbst noch unterhalten und nicht in Fließbandarbeit verfallen. Also war es nötig, sich selbst herauszufordern. Die Grundidee war eine Superheldentruppe wie die Justice League oder die Avengers zu schaffen. Aber Batman und Spiderman als Hauptfiguren des Vollplaybacktheater zu präsentieren, wäre irgendwie nicht gut gewesen.
Also haben wir uns dazu entschieden, die Personen zu nehmen, die die Leute aus unseren Stücken kennen. Wir ziehen quasi alle Lieblingscharaktere aus unseren eigenen Stücken zusammen in eine Geschichte und es ergab sich, dass dann alle im weitesten Sinne Detektive oder Ermittler sind. John Sinclair, Kommissar Reynolds, die drei Fragezeichen ... und dann haben wir gedacht, für ein einzelnes Stück brauchen wir dann auch sowas wie einen Übervater, da fiel uns Sherlock Holmes ein. Den hatten wir noch nie in einem Stück drin, aber er war perfekt, da jeder diese Person kennt und jeder eine Vorstellung dazu hat.
Dann haben wir uns das erstmal so schön gedacht (lacht), um dann zu merken, dass es gar keine richtige Hörspielvorlage gibt. Neu bei dieser Produktion ist eben, dass wir kein einzelnes Hörspiel zu einer großen Show aufgepumpt haben. Sondern wir haben die Grundidee von der Sherlock-Holmes-Geschichte "Der Hund von Baskerville" genommen und dann aus verschiedenen Hörspielen eine eigene Geschichte gebastelt.
Verschiedene Folgen oder auch verschiedene Sprecher? Gerade bei Sherlock Holmes gibt es absurd viele unterschiedliche Hörspielproduktionen.
Genau, es gibt wahnsinnig viel Material, das ist erstmal gut für uns. Klar war aber, dass wir Sherlock Holmes eine durchgehende Stimme geben mussten, das ist in dem Falle Peter Pasetti und bei dem ein oder anderen wird es da klingeln, da das auch der Erzähler der drei Fragezeichen ist. Also für unser Publikum eine bekannte Stimme. Und alleine er hat schon zwei verschiedene komplette Sherlock-Holmes-Reihen gesprochen. Unsere Aufgabe ist es ja, alles dann so zusammenzuschneiden, dass die Leute denken, das gehört genau so. Und ich würde sagen, es ist uns so gut gelungen, dass die Leute gar nicht merken, welche Scheißarbeit wir dieses Mal damit hatten. (lacht)
Das ist sowieso die große Kunst vom Vollplackbacktheater. Wer euch zuschaut, merkt nach kurzer Zeit nicht mehr, dass ihr Stimmen zusammengeschnitten habt.
Das kommt uns das Visuelle zu Pass, da man über viele Versatzstücke oder das Altern der Stimmen hinweg spielen kann.
Die Betonungen, gerade bei den Sprechern, waren früher sehr sperrig.
Ja, bei den alten Sprechern ist das teilweise schon sehr krude, da hast du recht. Das ist ja genau das, was wir dann nutzen können, wenn Sätze seltsam betont werden, daraus formen wir unsere Pointen.
In der Zeit, in der ihr ein Stück ausarbeitet, habt ihr doch sicher das Stück an sich und dessen Weiterentwicklung immer im Hinterkopf, oder?
Absolut, das ist aber auch so, wenn wir nicht an einer Produktion sitzen. Das Vollplackbacktheater spielt im Hinterkopf eine Rolle, lustige und seltsame Sätze schreibt man sich dann immer auf. Während der Produktion noch stärker, dann sind wir alle damit beschäftigt, Sachen durchzuhören. Wenn man weiß, wer vorkommt, dann hört man sich auch mal die anderen Sachen des Sprechers an. Bei Kommissar Reynolds, gesprochen von Horst Frank, der früher sehr bekannt war, der hat viele Filme gemacht und ganz viele Radiohörspiele – da haben wir immens viel gefunden.
Ihr nennt das Stück "Sherlock Holmes und die Liga der außergewöhnlichen Detektive" und bei der Vorbereitung zu unserem Interview habe ich mich gefragt, was eigentlich der Unterschied zwischen einem Kommissar und einem Detektiv ist. Der eine ist freiberuflich und der andere fest angestellt. Aber ihr macht keinen Unterschied und werft alles zusammen, was so ähnlich ist?
(lacht) Ja, so ganz streng sind wir damit nicht gewesen, das ist völlig richtig. Wenn man sich das Plakat zu dem Stück ansieht, sieht man ja Sherlock Holmes, darunter könnte wohl Dr. Watson sein und selbst John Sinclair ist ja kein Detektiv. Streng genommen ist er Inspektor bei Scotland Yard und seine Freundin ist vielleicht Detektivin. Ja und hinten ist dann noch Yoda von Star Wars dabei, also irgendwas kann da nicht stimmen. (lacht) In unserem Fall sind das alles Detektive.
Mit Michael und Eilike gibt es zwei neue Mitspieler, erzähl mal.
Eilike ist schon lange dabei und hat Bühnenbilder für uns gemalt, sie teilt sich mit Knut ganzjährig zwei große Atelierräume. Sie ist Künstlerin und malt ganz viel. In diesem Atelier proben wir auch immer alle. Sie war schon öfter am Merchandise-Stand für uns tätig und somit mit auf Tour, kennt uns also gut. Und wir brauchten für dieses Stück zwei Ersatzleute, die fahren also nicht zusätzlich mit auf Tour, sondern sie vertreten Britta und Thomas für die Hälfte der Tour.
Wie wichtig ist es für euer Zusammenspiel, dass ihr euch gut kennt?
Per se ist das nicht unbedingt Voraussetzung, Michi kannten wir vorher nicht. Wir haben tatsächlich ein Casting vorher gemacht und uns ein paar Leute angeguckt. Ihn haben wir ausgewählt, weil wir merkten, dass er unseren Humor versteht. Er ist gelernter Schauspieler, weiß, wo Pointen sitzen und hat ein gutes Timing gehabt. Wir waren uns schnell einig, dass wir mit ihm gut zusammenarbeiten können. Bei Eilike ist es anders, sie hat vorher noch nie auf einer Bühne gespielt. Und da war es dann sehr wichtig, dass wir uns vorher kannten und klar war, dass sie unseren Humor versteht.
Und außerdem räumt sie ja auch eure Kaffeetassen weg.
(lacht) Vollkommen richtig und wahrscheinlich doch der Hauptgrund.
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