Das ist euer erstes Interview für BurnYourEars, erzähl uns also erstmal, wer bei KADINJA dabei ist und wie ihr als Band zusammengekommen seid.
KADINJA wurden vor fünf Jahren gegründet, aber nur der Gitarrist und Hauptkomponist Pierre und der Sänger Phil sind von Anfang an mit dabei. Außerdem sind da noch Quentin an der zweiten Gitarre und Bassist Steve, beide sind vor einem Jahr dazugestoßen. Ich kam bei den Aufnahmen zum Vorgängeralbum "Asendancy" dazu und bin seit drei Jahren dabei. Wir kommen hauptsächlich aus Paris und spielen eine Art von Djent.
Und woher kommt der Bandname KADINJA, was bedeutet er? Es klingt wie ein russischer Frauenname.
Die Band sollte eigentlich PERSPECTIVES heißen, aber dann fanden wir heraus, dass es schon eine andere Band gibt, die sich so nennt. Während wir auf Tour in Serbien waren, sahen wir dieses Denkmal namens Kadinjaca. Wir dachten, es klingt ganz cool, wenn wir es als Bandname etwas verändern und entschieden uns dafür.
Das gleiche gilt für den Albumtitel "Super 90'", ebenfalls ungewöhnlich. Wolltet ihr damit den Neunzigern huldigen?
Ja, es geht tatsächlich um die Neunzigerjahre, die wir damit etwas feiern wollten. Es waren glückliche Jahre für uns damals. Die Musik, die wir hatten, die Videospiele und Filme ... und es waren auch die goldenen Jahre des Metals, obwohl Leute, die in den Achtzigern oder Nullern geboren sind, natürlich sicher das gleiche über ihre Teenagerzeit sagen würden.
Redakteure und auch Hörer brauchen immer Genres, in die sie Bands einordnen können. Für KADINJA wird ziemlich oft Progressive Metal, Djent und manchmal auch Metalcore verwendet. Wie würdest Du denn eure Band jemandem beschreiben, der euch noch nie gehört hat?
Ich denke, dass wir sicher ein wenig von all dem sind, was du eben genannt hast. Es ist echt immer schwer, alles in Schubladen zu stecken, aber ja ... ein bisschen Progressive Metal manchmal, Djent auf jeden Fall und Metalcore, ja warum eigentlich nicht. Wenn wir komponieren, haben wir keine Ahnung, wohin sich das ganze entwickelt.
Im Song "Empire" geht es darum, sein eigener Gott zu sein. Wer ist verantwortlich für die schon etwas spirituellen Texte von KADINJA?
Phil und Steve übernehmen diesen Teil. Ich kann wirklich nicht für Phil sprechen, er ist ein sehr einfühlsamer und im positiven Sinne gequälter Typ, der immer versucht, seine Texte so zu schreiben, dass jeder etwas aus seinen Worten für sich ziehen kann. Es ist schon oft spirituell, aber immer inspiriert von richtigen Empfindungen wie Schmerz und Wut, die er wirklich gemacht hat. Gefühle, die also letztendlich jeder kennt.
Wo habt ihr das Album aufgenommen und habt ihr irgendwelche bemerkenswerten guten oder schlechten Erinnerungen an die Aufnahmen?
Wir haben vor ungefähr 18 Monaten mit den Gitarren angefangen, alles war dann vor einem Jahr erledigt und wir hätten sofort veröffentlichen können. Dann haben wir davon erfahren, dass die Möglichkeit besteht, bei Arising Empire zu unterzeichnen, deshalb hat es dann etwas länger gedauert. Im Gegensatz zum Album "Ascendancy" haben wir keine schlechten Erinnerungen an die Albumentstehung.
Was sicherlich lustig ist, ist die Tatsache, dass wir ins Studio gegangen sind, ohne vorher an den Songs zu arbeiten, die haben sich tatsächlich dann noch bis zum letzten Tag verändert. Wir wollten die pure Energie und Spontanität einfangen und es war richtig klasse, genau so zu arbeiten. Die Gitarren wurden in Paris aufgenommen, der Bass in einem Hotelzimmer in England, während das Schlagzeug in Frankreich aufgenommen wurde. Schräg, wenn man jetzt darüber nachdenkt, aber so war es eben und es ist letztendlich auch nicht schlecht ausgegangen.
Eure Lieder sind alle komplex und sicherlich schwer zu spielen, das mag ich sehr. Was kommt zuerst, wenn ihr für KADINJA schreibt, die Musik oder die Texte?
Die Musik, immer. Pierre komponiert alles, dann sprechen wir, ändern Dinge, entwerfen die Gesangslinien, dann die Texte. Das läuft seit vier Jahren immer genau so ab, aber alles beginnt immer mit Pierre und das muss auch so sein. Der Typ kann mehrere Songs pro Woche liefern, sonst kann das niemand in der Band. Wir verdanken ihm mal wieder 90 Prozent von diesem Album!
“The Modern Rage” schafft es, ganz ohne Texte eine starke Atmosphäre aufzubauen, ich mag besonders den Chor. War der Song als Insturmental geplant oder ergab sich das so?
Die Wahrheit ist, ich persönlich wollte den Song noch nicht mal aufnehmen. Wir hatten keinen Gesang, keine Texte und eine andere Struktur. Für den schlimmsten Fall entschieden wir, den Song einfach ohne Gesang an das Ende des Albums zu packen. Dann sprachen wir mit unserem Freund Tola, der auf die Idee mit dem Gospelpart am Ende kam. Wir versuchten es, es klappte und wir ließen den Song so, wie er jetzt ist. Viele Leute bemerken genau diesen Song, der eigentlich gar nicht auf "Super 90'" sein sollte ... was bedeutet, dass ich falsch lag. (lacht)
Euer Sänger gibt 200 Prozent, da er ja grob und sanft singt. Das macht er richtig gut, aber habt ihr trotzdem schon darüber nachgedacht, einen zweiten Sänger dazuzunehmen?
Ja, er gibt echt alles, aber wir werden niemals zwei Sänger haben, nein. Es ist cool, einen zu haben, der beides kann und es wäre weniger interessant, wenn wir zwei Sänger hätten. Für sie wäre es natürlich komfortabler, aber nein. (lacht)
Was braucht ein Song, damit es ein guter KADINJA-Song ist?
Zuallererst muss er Pierre glücklich machen, dann mich und dann dürfen die anderen mal reinhören. (lacht) Er muss sowas wie eine Seele haben und das kann man auch nicht in zehn Songs hintereinander erzeugen. Das ist fast unmöglich, aber ich denke, ein Song wie "Véronique" hat das gewisse Etwas. Ich bin gar nicht dazu in der Lage, ganz genau zu beschreiben, warum, aber wir haben einen ersten Crashtest gemacht und den Song zu unseren Freunden zum Reinhören geschickt und jeder liebte ihn. Ich kann es noch immer nicht genau benennen, aber der Song hat was.
Eure Kompositionen sind sehr komplex, wie wichtig ist da das Proben für eure Band?
Ouhh, wir üben eigentlich nicht so oft, wie wir sollten. Wir machen es einfach nicht, wir haben alle noch andere Projekte, wir spielen viel für KADINJA. So seltsam das klingt, aber es funktioniert am besten, wenn wir wenig Zeit haben und unter Druck stehen. Wir brauchen den Stress, so arbeiten wir. Ich will nicht leugnen, dass das ganz schön gefährlich werden kann und wir eines Tages dafür bezahlen müssen (lacht), aber wir sind daran gewöhnt.
Nenn mir mal bitte einige Künstler oder auch Bands, die euren musikalischen Stil beeinflusst haben.
Bezogen auf unseren musikalischen Stil ist das gar nicht so abgefahren, MESHUGGAH, PERIPHERY, MONUMENTS und noch viele andere. Bei diesem Album speziell sind es auch die selben Bands und noch dazu Fragemente der Bands, die wir gehört haben, als wir jünger waren und auch immer noch hören, also DEFTONES oder KORN.
Was war bis jetzt der größte Moment in eurer Karriere?
Mit MONUMENTS die Bühne während einer kompletten Tour zu teilen, war ein Traum und somit sicher einer der größten Momente bisher. Auch zu lesen, was Nuclear Blast über die Band denkt, der Austausch mit anderen Musikern wie ANIMALS AS LEADERS zählen sicher zu den coolsten Momenten, die wir in den letzten sechs Monaten erlebt haben.
Was plant ihr für die nahe Zukunft?
Wir werden im Februar in China und Japan touren, das ist richtig gut und wir können es kaum erwarten. Es gibt Vorschläge für Australien – dass wir überhaupt die Chance dazu haben, ist für uns noch komplett ungewohnt. Und wir überlegen, was für uns jetzt der beste nächste Schritt sein könnte, also keine Sorge, wir haben auch 2019 richtig viel vor.