Hallo Jungs! Schön, dass ihr ein wenig Zeit gefunden habt, uns einige Fragen zu beantworten. Da euch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur sehr wenige unserer Leser kennen, wäre es toll, wenn ihr euch kurz vorstellen könntet. Welches Konzept liegt eurer Musik zugrunde?
Hallo, wir sind die, vor allem in Japan aktive, Visual-Kei-Rock-Band LANTANA. Die Lantana-Blume nennt sich im Japanischen Shichihenge, also so etwas wie "Blume, die sieben Mal ihre Farben wechselt“. Unser Konzept ist es, mit unserer Musik und der visuellen Komponente Emotionen und Leidenschaft auf sieben verschiedene Arten auszudrücken.
Im Juni diesen Jahres habt ihr eure neueste EP "Paradigm Out“ veröffentlicht. Könnt ihr uns ein bisschen über den Songwriting-Prozess erzählen?
Wenn man es mit unserer bisherigen Musik vergleicht, haben wir uns dieses Mal auf das Schreiben von Stücken konzentriert, die live gut von vier Leuten gespielt werden können. Einfacher Rock und weniger Töne als zuvor.
Was die Texte anbelangt, bin ich ein kleiner Sonderling … (lacht) Ich wollte die leidenschaftlichsten menschlichen Gefühle abbilden, die sich von den ganz allgemeinen Gefühlen unterscheiden.
Darauf enthalten ist ja auch die sehr emotionale Ballade "紫苑" (Shion). In der japanischen Hanakotoba hat die namensgebende Blume ("Shion“ bedeutet "Aster“; Anm. d. Red.) die Bedeutung "Vergiss mich nicht“. Wie sieht es mit dem Inhalt des Songs aus?
Zweifellos gibt es in jedem Leben die Trennung von einer wichtigen Person, die man einfach nicht vergessen kann. Dieser Gedanke, wenn man damals doch nur seine Gefühle stärker mitgeteilt hätte … Ich denke, dass solche Reue oder Schuldgefühle Erfahrungen sind, die im Herz verbleiben.
Der Protagonist in den Lyrics trennt sich von seiner Partnerin, während er einen Groll gegen sie hegt und ohne seine wahren Motive oder Probleme anzusprechen. Gerade weil er sie liebt und um im Leben wieder nach vorne schauen zu können. Doch wenn er seine Gefühle ehrlich angesprochen hätte, wäre das Ende womöglich anders ausgefallen.
Es ist ein Lied, das ich auch als Sänger sehr mag. Ich hoffe, dass die Leute es zum Anlass nehmen, an etwas Positives zu denken. Das betrifft jetzt zwar alle LANTANA-Songs, aber ich wünsche mir, dass auch Menschen in Übersee unsere Texte übersetzen und den Inhalt verstehen.
Nach der Veröffentlichung der neuen Scheibe ging es gleich wieder auf Tour für euch. Tokyo, Osaka, Nagoya, Sendai und dann noch einmal Tokyo – ein stolzes Programm. Wie war es, die neuen Songs live zu performen?
Ja, wir haben sowohl eine Release-Tour als auch einige Instore-Events in Plattenläden gehabt und ich denke, dass wir überall tolle Events hinbekommen haben. Was die Shows selbst anbelangt, haben wir viel mit lokalen Bands zusammengearbeitet, sodass die Konzerte echt super waren. Ich hatte das Gefühl, dass die Stücke von "Paradigm Out“ im Laufe der Shows immer weiter gewachsen sind. Wir haben auch als Band an Kraft gewonnen, es war eine gute Tour.
Im Februar habt ihr mit LANTANA auch zum ersten Mal in Übersee performt, was für eine Visual-Kei-Band immer einen großen Schritt darstellt. Bei euch war es auf der Katsucon in den USA. Wie war das?
Da wir mit der ganzen Band drüben waren, waren wir schlicht und ergreifend nervös. Wir waren total besorgt, als wir nach Amerika eingereist sind, dass es irgendwie Bandmitglieder gibt, die nicht einfach so einreisen können. (lacht) Aber auch weil sich Japan und unsere Essenskultur sehr von Amerika unterscheiden, war es erfrischend. Aber obwohl das Fleisch lecker war, haben wir mit der Zeit das japanische Essen vermisst.
Alles, was die Show betrifft, war aber selbstverständlich fantastisch. Wir haben im größten Venue unserer Bandgeschichte gespielt. Und vor so einem großen Publikum ein Konzert zu geben, ist eine unvergessliche Sache. Wir würden uns freuen, wenn dies keine einmalige Erfahrung bliebe und wir das noch ein paar Mal hinbekommen würden.
Wenn ihr jetzt diese Erfahrung im Hinterkopf behaltet, gibt es dann Unterschiede zwischen den Konzertbesuchern in Japan und in den Vereinigten Staaten?
Von Japanern hat man ja eher das Bild, dass sie schüchtern sind, aber in Amerika hatten wir das Gefühl, dass die Leute das Konzert freier und auf ihre Art genießen.
Seit September ist eure Musik nun endlich auch international erhältlich. Wie gestaltet sich die Partnerschaft mit dem Münchener Label Gan-Shin Records?
Als wir von Gan-Shin Records kontaktiert worden sind, waren wir ziemlich überrascht. Uns war die weltweite Veröffentlichung unserer Musik immer wie ein Traum vorgekommen. Aber da wir ja gerade erst die Show in Amerika und alles hatten, war unser Interesse, sie der Welt zugänglich zu machen, natürlich groß. Deswegen sind wir sehr froh, dass wir das realisieren konnten.
Während der Show in den Staaten habt ihr auch streng limitiert euer Best-Of-Album "Revolution“ verkauft, welches neben international erhältlichen Songs auch Stücke enthält, die man bisher nur bei euren Japan-Shows erstehen konnte. Ist hierfür auch ein weltweiter Release denkbar?
Wir wollten bei der Show in den USA die Gelegenheit nutzen, Leute, die unsere Lieder nicht kannten, anzusprechen, indem wir ein Album aus alten Stücken zusammenstellen. Entsprechend denken wir da gerade nicht so viel darüber nach, aber falls sich für uns eine Möglichkeit ergibt, die alten Stücke in einer überzeugenden Form neu aufzunehmen, denke ich schon, dass wir das gerne so verkaufen würden. Bis dahin freut euch schonmal drauf!
Gibt es eigentlich schon Pläne für euch, in Europa zu touren?
Zu diesem Zeitpunkt haben wir zwar noch keine präzisen Pläne diesbezüglich, aber selbstverständlich wollen wir das definitiv irgendwann umsetzen! Weil es für uns aus eigener Kraft sehr schwierig ist, Shows auf die Beine zu stellen, gebt uns auf jeden Fall Bescheid, wenn ihr uns sehen wollt! Irgendwann kommen wir sicher einmal zu euch.