Dass in Ungarn gute Musik gespielt wird, sollte jedem seit den großartigen Bridge To Solace und Embers bekannt sein. Ebenfalls aus Budapest, Ungarn, stammen die Newcomer Velvet Stab, die mit Ihrem brandheißen Release auf Beniihana Records nicht nur mich überzeugen sollten. Anlässlich der Veröffentlichung Ihrer neuen CD spielte die Band ein paar Gigs in Deutschland. Da bot sich natürlich eine sehr gute Möglichkeit für BurnYourEars, drei der fünf Mannen erst mal gehörig auszufragen. Hier das Ergebnis:
Hey, könnt Ihr Euch zuerst einmal vorstellen?Zoli: Okay, wir sind Velvet Stab aus Budapest, Ungarn. Mein Name ist Zoli und singe bei Velvet Stab.Viktor: Ich bin Viktor und spiele Gitarre.Ajtony: Und ich bin Ajtony, der Schlagzeuger der Band.Zoli: ...und dann gibt es da noch Nagy, unsern Bassisten, und Mark, unsern zweiten Gitarristen. Die sitzen aber gerade drinnen und essen.
Wie habt Ihr Euch kennen gelernt?Zoli: Wir gründeten die Band im Jahre 2000. Mark und ich sind seit unserer Kindheit befreundet. Ajtony lernten wir dann in Budapest kennen und die anderen beiden durch Freunde und Bekannte.
Könnt Ihr Eure Musik mal in Euren eigenen Worten beschreiben?Viktor: Das ist schwierig! (lacht)Zoli: Stimmt, das ist in der Tat eine schwere Frage! Ich glaube, es ist eine Mixtur aus vielen verschiedenen Stilrichtungen. Unsere größten Einflüsse liegen wahrscheinlich bei Bands wie Deftones, Snapcase und im New School Melodic Hardcore.Viktor: Aber ich würde uns nicht gerne in ein bestimmtes Genre hineinpacken. Weil viele von uns auch andere Arten von Musik hören, dass heißt wir hören nicht nur harte Musik wie Hardcore oder Metal. Ich höre z.B. viel Jazz und Hip Hop. Wir holen uns sozusagen aus allen möglichen Stilen Anregungen.Zoli: Ja, wenn Du z.B. jetzt gerade unsere CD-Kollektion anschauen würdest, dann könntest Du bei uns aus allen möglichen Sparten Musik finden. Aber der Kern bleibt doch der selbe, also vor allen Dingen die Bands, die ich vorhin genannt habe. Es ist hauptsächlich Schreien und Singen, dass sind so die Grundzüge unserer Musik. (grinst)
Ihr seid ja aus Ungarn. Erzählt mir doch mal ein bisschen über die ungarische Hardcore-Szene.Zoli: Mmh, es ist hauptsächlich konzentriert auf Budapest. Dort finden auch viele Shows statt. Große Touren halten eigentlich auch immer in Budapest, dass heißt die Touren von den großen Bands wie Converge usw. Die anderen Städte haben nicht wirklich eine „Szene". Irgendwie hat sich dort noch nicht wirklich etwas entwickelt. Aber in Budapest ist sie schon ziemlich groß. Aber weil dort so viele Shows sind, sind die Leute auf der anderen Seite auch etwas verwöhnt und gehen nicht mehr zu den kleineren Konzerten.
Ihr seid jetzt schon das zweite Mal hier in Deutschland. Wie ist es, hier zu spielen? Gibt es da irgendwelche Unterschiede zu Ungarn?Viktor: Wir mögen es, in Deutschland zu spielen. Aber wir mögen es, überall zu spielen. Solange wir auf der Bühne stehen und mit den Leuten zusammen Spaß haben können, macht es keinen Unterschied, in welcher Stadt wir gerade sind.Zoli: Wir mögen es einfach, unsere Musik den Leuten zu zeigen und jeder, der vorbei kommen wil,l ist herzlich willkommen. Aber um auf Deine Frage zurückzukommen. Ist es anders? Ich weiß es nicht. Was wohl am meisten auffällt ist, dass die Kids sich hier nicht so viel bewegen. (lacht)
Ja, da muss ich Dir Recht geben. Glaubt Ihr denn, dass es ein Nachteil für Eure musikalische Karriere ist, dass Ihr aus Ungarn kommt?Zoli: Mmh, noch eine komplizierte Frage! Ich würde nicht sagen, dass es ein Nachteil ist, da gibt es positive und negative Aspekte. Relativ gesehen gibt es keine besonders große Szene in Ungarn, aber im Moment wird die Szene immer größer, weil sie durch die großen Touren unterstütz wird. Aber, mmh, ist das ein Vorteil oder Nachteil?Ajtony: Hier in Deutschland ist es auf jeden Fall einfacher, eine Band zu gründen; aber sobald man eine Band hat, ist es wahrscheinlich egal, wo man herkommt.Zoli: Ja, stimmt. Eigentlich ist es gleich. Also wir sehen es nicht wirklich als einen Nachteil.
Euer Gitarrist Viktor ist erst vor einem Jahr bei Euch eingestiegen. Wie kommt es, dass Ihr einen zweiten Gitarristen wolltet?Zoli: Ich denke, ich werde die Frage wohl mal beantworten, weil wir ihn gewählt haben. Um von vorne anzufangen: ich spiele Gitarre und singe. Also war das erste Line-Up mit mir an der Gitarre und am Gesang. Aber dann wollte ich mich nur noch auf's Singen konzentrieren und legte die Gitarre zur Seite. So hatten wir nur noch Mark an der Gitarre, aber viele Songs wurden für zwei Gitarren geschrieben und wir haben diese Harmonie und Fülle des Sounds vermisst. Zusätzlich haben wir noch das Feedback bekommen, dass unsere Musik zwar gut war, aber sie besser sein könnte mit zwei Gitarren. Also dachten wir uns, dass wir noch einen zweiten Gitarristen ins Boot holen sollten und suchten ungefähr ein Jahr lang, bis wir Viktor fanden.
Nun zu Euren Texten: Wie wichtig sind sie für Eure Band und wovon handeln sie?Zoli: Ich schreibe den Großteil der Lyrics. Viele sind über persönliche Themen und Probleme. Ich schreibe nicht über Politik und so was, hauptsächlich über Emotionen und Gefühle. Einen Text hab ich z.B. geschrieben als wir in der Band heftige Unstimmigkeiten und Komplikationen hatten. Die Band ist wie eine zweite Familie für uns. Da gibt's dann natürlich Höhen und Tiefen und da hab' ich dann einen Song d'rüber geschrieben. Aber manche Texte sind auch gesellschaftskritisch, z.B. dass man die gleichen Sachen jeden Tag macht. Viele Leute stehen um acht Uhr morgens auf, gehen zur Arbeit, gehen wieder nach Hause, setzen sich vor den Fernseher und machen rein gar nichts danach. Und ihr Leben geht einfach an ihnen vorbei und nichts passiert. Es gibt Millionen von diesen Menschen und ich finde die Leute sollten sich einfach bessere/höhere Ziele für ihr Leben stecken.
Ihr habt ja schon mit vielen großen Bands wie Throwdown, Most Precious Blood, Walls Of Jericho oder Zao zusammen gespielt. Wie ist es mit solchen Bands zusammen zu spielen und habt Ihr irgendwas von ihnen gelernt?Zoli: Natürlich mögen wir es, mit großen Bands zusammen zu spielen, weil sie mehr Leute anziehen und wir so unsere Musik diesen Leuten zeigen können. Aber eigentlich lernt und verbessert man sich mit jeder Show. Du kannst mit jedem Auftritt und von jeder Band etwas lernen, auch wenn es nur „kleine" Bands sind.
Eure neue EP „Where Parallels Meet" wurde von Euch ja bereits im Jahre 2003 herausgebracht...Zoli: Ja stimmt, aber wir haben sie nicht wirklich released oder irgendetwas ähnliches gemacht. Es war mehr eine Promo, die auf 100 Stück limitiert war. Ungefähr 40 haben wir auf Shows verkauft und den Rest haben wir an Labels verschickt.
Aber jetzt wird sie auf Beniihana Records noch mal remastered und remixed released [VÖ: 11.04.2005]. Seid Ihr auf diese Weise auch in Kontakt mit Beniihana Records gekommen?Zoli: Ja. Dass heißt, eigentlich kannte ich Bjoern von Beniihana bereits dadurch, dass ich das Artwork für die Embers Platte „First Squall Of An Evil Empire" gemacht habe. Unser Artwork habe ich übrigens auch gemacht. In Ungarn hab' ich so eine kleine Design-Firma und dadurch kannten wir uns. Ich habe ihm dann eine Kopie unserer Promo geschickt. Sie hat ihm gefallen und er hat uns einen Plattenvertrag angeboten. [Das Artwork für beide Bridge To Solace-Alben hat Zoli übrigens auch gemacht]
Nun eine Frage, die Ihr wohl schon oft gehört habt: Was mögt Ihr mehr? Auf Tour gehen oder im Proberaum an neuen Songs schreiben?Zoli: Ich glaube eher touren. Wir kommen alle sehr gut miteinander aus und so ist auf Tour gehen immer wie ein großer Urlaub für uns. Auf der anderen Seite mögen wir es aber auch, neue Sache zu schreiben. Wenn man alte Stücke andauernd auf Tour spielt, dann werden sie irgendwann langweilig. Deshalb ist es für uns auch wichtig, stets neue Songs zu schreiben. Für mich ist das der einzige Weg, wie eine Band sich weiterentwickeln und wachsen kann. Aber was auf jeden Fall mehr Spaß macht, ist auf Tour zu gehen und zu sehen, wie die Leute auf unsere Musik reagieren.
Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass Ihr bereits an neuem Material für Eure nächste CD schreibt. Könnt Ihr mir irgendwelche Einzelheiten verraten?Zoli: Wir haben bisher gut sechs bis sieben Songs fertig geschrieben und haben angefangen, Demos aufzunehmen. Sie werden ein bisschen anders als das alte Material sein. Wir haben versucht, mehr Melodie einzubauen und haben uns noch mehr auf die Arbeit mit zwei Gitarren konzentriert.
Wisst Ihr, ob Eure neue CD auch bei Beniihana Records released wird?Zoli: Das wird sich wohl erst in der Zukunft herausstellen. Wir haben schon mit Bjoern darüber geredet, aber es steht noch nichts konkret fest.
Wie sehen denn Eure Pläne für das kommende Jahr aus?Zoli: Also erst mal werden wir jetzt noch weiter an neuen Songs schreiben und weiter Demos aufnehmen. Wir haben vor, ungefähr zehn bis elf Songs für unser erstes Full-Length-Album fertig zu bekommen. Und ansonsten im Sommer noch touren.Ajtony: In Ungarn gibt es viele Sommer-Festivals. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, auf ein paar davon zu spielen, um einem großen Publikum unsere Musik präsentieren zu können und neue Fans zu finden. Wir sehen uns, wie Anfangs schon gesagt, nicht als Hardcore-Band und wollen deshalb auch Leute, die andere Musikrichtungen mögen, ansprechen. Für uns ist es wichtig, dass nicht nur Hardcore-Kids unsere Musik mögen, sondern auch andere Leute. Wenn Du z.B. Rock Musik hörst, aber trotzdem Velvet Stab magst, komm einfach vorbei und wir werden Dich herzlich willkommen heißen.Viktor: Genau, kommt einfach vorbei und habt Spaß mit unserer Musik!
Na dann wünsch ich Euch noch viel Erfolg und bedanke mich für das Interview.
Geschrieben von XmarcusX Montag, 09 Mai 2005 15:58
Velvet Stab - Interview mit Zoli, Viktor und Ajtony
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