Geschrieben von Freitag, 01 Mai 2020 13:50

Burden Of Life im Interview zu „The Makeshift Conqueror“

Verrückte Zeiten sind es momentan auf der Welt, Corona bestimmt das Leben. Mitten in dieses Chaos hinein veröffentlichen BURDEN OF LIFE ihr neues Werk „The Makeshift Conqueror“. Da dieses Jahr die Osterfeierlichkeiten ausfallen und man die Zeit neben der Entschleunigung versucht, sinnvoll zu nutzen, haben wir uns mit Sänger Kötti über ihr neues Album ausgetauscht.

Frohe Ostern! Ich hoffe es geht euch Vieren gut und ihr seid gesund?

Danke, ebenfalls! Wir sind alle gesund soweit, danke der Nachfrage! Ich habe zwischendurch mal ein wenig gekränkelt, weiß aber nicht, ob ich „es“ hatte. Ich war etwas erkältet, war dann aber gar nicht beim Arzt, sondern hab mich einfach prophylaktisch 14 Tage daheim eingesperrt.

Sehr vorbildlich. Euer neues Werk "The Makeshift Conqueror" kommt ja zu einem etwas unpassenden Zeitpunkt auf den Markt. Wie nehmt ihr da das Momentum mit?

Ja, leider. Wir versuchen, unsere Zuhörer mit dem bei der Stange zu halten, was wir so zur Verfügung haben. Im Moment sind das hauptsächlich Reviews und Interviews zur neuen Platte. Wir haben aber schon ein paar Überlegungen angestellt, was wir noch so von daheim aus machen könnten. Stay tuned!

Was macht man als Band in Zeiten von Corona und der Kontaktsperre? Wie nutzt ihr die momentane Zeit sowohl als Band, als auch persönlich?

Jeder übt daheim wie ein Irrer und wenn wir wieder zusammen proben und spielen dürfen, sind wir zehnmal tighter und besser als vorher! Das ist zumindest der Plan ...
Nebenbei sammle ich immer schon ein paar Ideen für neue Songs, verwalte den ganzen Social-Media-Kram und unser Drummer Matthias kümmert sich zum Beispiel um die Bestellungen im Shop. Ansonsten feilt jeder eben an seinen instrumentalen Fertigkeiten und wenn man sonst irgendwelche Ideen oder Pläne hat, werden die im Bandchat besprochen.

Abseits der Band verbringt jeder seine Zeit mit verschiedensten Dingen. Wir können alle noch einigermaßen regulär in unseren Jobs arbeiten und ansonsten nutzen wir das schöne Wetter für Spaziergänge oder dazu, im Garten zu liegen. Soweit ich das mitbekommen habe, wird in unserer Band momentan auch viel gepuzzlet! Ich persönlich habe jetzt wieder mehr Zeit für Videospiele als sonst, lese Comics, durchforste meinen Disney+-Account und hänge mit meinen beiden Katzen rum.

Konzerte gehen ja leider im Moment nicht. Wenn die Corona-Krise vorbei ist, was steht dann an? Tourpläne, Festivals?

Es ist noch viel zu früh, um da wirklich konkret drüber nachzudenken. Wir würden natürlich gerne, sobald es wieder möglich ist, so viel wie möglich mit der neuen Platte touren. Aber dazu können wir vermutlich frühestens gegen Jahresende irgendwelche verbindlichen Aussagen treffen, denke ich persönlich zumindest.

Beschäftigen wir uns jetzt mit eurer neuen Platte "The Makeshift Conqueror". Wie sind die ersten Reaktionen auf euer neues Werk ausgefallen?

Überwältigend positiv. Besser als bei jeder vorherigen Veröffentlichung. Wir sind wirklich sehr dankbar für das Feedback und freuen uns, dass das Album so vielen Leuten so gut gefällt. Die ersten Hörer sind natürlich immer das direkte Umfeld: Lebensgefährtinnen, Eltern, enge Freunde. Dann bekommt man natürlich vom Label zu hören, was die davon so halten und danach dann die ersten Pressestimmen. Es gab aus jeder Quelle fast ausschließlich Positives zu vermelden.

Wie geht ihr mit den positiven Reaktionen um?

Wir freuen uns natürlich darüber! Auch wenn es in erster Linie sicherlich nicht unsere Absicht ist, irgendjemanden außer uns selbst zufrieden zu stellen, ist es selbstverständlich schön zu sehen, wenn auch andere Leute daran Freude haben. Das validiert den Aufwand schon nochmal auf einem anderen Level.

Wie geht ihr im Gegenzug mit negativer Kritik um?

Mich persönlich lässt es jetzt nicht vollkommen kalt, aber ich hinterfrage deswegen nicht unsere komplette Herangehensweise oder frage mich, ob wir irgendwas hätten anders machen können oder sollen. Wenn es dann auch noch so wenig negative Kritik gibt wie aktuell, ist das erst recht zu verschmerzen.

Wie zufrieden seid ihr selbst mit eurem neuen Werk?

Äußerst zufrieden! Aktuell gibt es nichts, was ich an der Platte ändern würde. Aber frag mich das vielleicht in einem Jahr nochmal, haha ...

Werfen wir jetzt mal einen Blick zurück: Ihr habt am Anfang eurer Bandgeschichte eher „stumpfen“ Melo Death Metal gespielt, habt euch aber mittlerweile in eine eher progressivere Death-Metal-Richtung entwickelt. Was meinst du, hat dazu geführt?

Also, ich muss ein bisschen widersprechen. Unter „stumpfem“ Death Metal versteh' ich jetzt etwas anderes, als unsere ersten Gehversuche, auch wenn du es in Anführungszeichen gesetzt hast. Souverän war das, was wir zu Beginn fabriziert haben, mit Sicherheit nicht, aber wir haben schon immer sehr viel Wert auf die Melodien, die Abwechslung und manchmal vielleicht auch auf das Theatralische in unserer Musik gelegt. Deshalb finde ich auch, dass diese ganze Entwicklung gar nicht so überraschend ist.

Es gab da bei uns schon immer diesen Drang nach Weiterentwicklung. Selbst auf unserem Debut, dem relativ „klassischen“ Melo-Death-Album (was auch immer das genau ist) „Ashes Of Existence“ gibt es mit „The Endless March“ einen progressiv angehauchten Song zu hören, der sich in seiner Machart doch sehr vom Rest der Platte abhebt. Und so findet man dann immer wieder diese „stepping stones“, die dann Anstöße für die musikalischen Veränderungen waren. So finde ich unsere Entwicklung in Retrospektive eigentlich sehr logisch.

Was war eure damaliger größter Wunsch, neben der Gründung einer eigenen Band?

Als wir 2004 oder 2005 angefangen haben, wollten wir unbedingt einen Plattenvertrag unterschreiben und auf dem Wacken Open Air spielen. Zumindest eins von beidem ist dann ein paar Jahre später in Erfüllung gegangen.

Welche Bands waren und sind für euch Vorbilder?

Als wir angefangen haben, haben wir uns sehr stark an den Melo-Death-Größen der Jahrtausendwende orientiert. Heute würde ich sagen, es sind eher Künstler, die sich nicht scheuen, über den Tellerrand zu schauen. Dazu gehören einerseits Metal Acts wie BETWEEN THE BURIED AND ME, OPETH oder DEVIN TOWNSEND, aber auch Sachen wie QUEEN, PINK FLOYD oder STEVEN WILSON. Und so ein paar Klassiker wie IRON MAIDEN oder METALLICA haben natürlich auch für immer ihre Spuren bei uns hinterlassen.

Mit welchen davon habt ihr schon die Bühne geteilt?

Leider noch nicht mit allzu vielen. Von den oben genannten sogar mit niemandem. Aber wir durften schon mit vielen anderen Größen Shows und Festivals bespielen, zum Beispiel SOILWORK, AMON AMARTH, BLIND GUARDIAN, SODOM und vielen anderen.

Mit wem wollt ihr noch unbedingt einmal die Bühne teilen?

Jemanden wie DEVIN TOWNSEND oder BETWEEN THE BURIED AND ME zu supporten, wäre schon ein absoluter Traum.

Was ist mittlerweile euer größter Wunsch?

Als Band? Dass es uns weiterhin so viel Spaß macht, zusammen Musik zu machen und wir das noch lange machen können. Wenn dabei noch ein paar geile Alben und fette Shows rumkommen, umso besser!

Im Hinblick auf beinahe 16 Jahre Bandbestehen – würdet ihr irgendetwas anders oder ungeschehen machen?

Ach, ich finde solche Überlegungen immer sehr müßig. Wir hatten manchmal schon unglaubliches Pech, manchmal auch riesiges Glück, haben tolle Erfolge verbuchen können und auch hier und da mal richtig ins Klo gegriffen. Letzten Endes hat es uns zu der Band und sicherlich auch zu den Leuten gemacht, die wir jetzt sind. Und da wir mit unseren Beziehungen untereinander und der Musik, die wir gemeinsam erschaffen, sehr zufrieden sind, würde ich sagen, wir lassen alles, wie es ist.

Ihr kommt aus Regensburg, seid aber bei einem „mittelgroßen“ Label aus Bielefeld gelandet. Wie ist es dazu gekommen?

Das lief, soweit ich mich erinnern kann, ganz regulär über das Anschreiben von verschiedenen Labels. Denen haben wir damals unser fertig produziertes Album „In Cycles“ präsentiert und nach einem Partner gesucht, der das mit uns auf die Menschheit loslassen will. Wir haben positives Feedback von ein paar Labels bekommen und uns dann für das beste Angebot entschieden. Das waren die lieben Leute von Noizgate Records und wir haben es keinen Tag bereut. Die geografische Distanz ist ja besonders heutzutage wahrlich kein großes Hindernis mehr.

Was soll der Titel „The Makeshift Conqueror“ bedeuten?

Ein „Makeshift Conqueror“ ist eine Person, die sich nicht um das Lösen von Problemen und das Überwinden von Hindernissen in ihrem Leben schert. Es wird davon ausgegangen, dass sich alles immer irgendwie von selbst regelt, dass das Schicksal es schon irgendwie macht. Das funktioniert aber auch nicht immer. In solchen Situationen gibt es dann eben keinen richtigen Plan und man muss sich den eigenen Dämonen mit Hilfe von irgendwelchen Provisorien stellen und sie so überwinden und besiegen. Das klappt dann aber natürlich nicht ohne Rückschläge und Niederlagen, die mit etwas mehr Nachdenken und Vorausschauen eben nicht notwendig gewesen wären.

Worum geht es in den Texten der einzelnen Songs auf dem Album?

Auf jeden Text jetzt im Track-By-Track-Verfahren einzugehen, würde vielleicht den Rahmen sprengen. Aber so viel sei gesagt: Die meisten der Songs beschäftigen sich in irgendeiner Form mit persönlichem Wachstum, der eigenen Entwicklung und auch dem Umgang mit dem eigenen Umfeld.

So gibt es Songs darüber, wie man sich selbst als ein kreativ arbeitender Mensch wahrnimmt und das „Sich-messen-müssen“ mit der eigenen künstlerischen Vergangenheit. Andere Songs handeln von zwischenmenschlichen Beziehungen konstruktiver und destruktiver Natur. Ein paar Ausreißer gibt es auch, so zum ersten Mal auch einen Song, den man im allerweitesten Sinne als sozialkritisch bezeichnen könnte.

Durch die gesamte Aufmachung der Digipak-Version und der nahtlos aufeinander abgestimmten Songs werde ich das Gefühl nicht los, dass es sich um ein Konzeptalbum handeln könnte. Trifft das zu? Falls ja, welches Konzept wird thematisiert?

Nennen wir es latent konzeptionell angehaucht. Es gibt schon ein paar Songs, die untereinander verknüpft sind, so zum Beispiel die beiden Teile des Titeltacks oder auch „Goddess Of The River“ und „Regression (Goddess‘ Return)". „Geistesblitz“ und „Trust My Own Heart“ behandeln grob denselben Themenkomplex. Aber andere Songs, zum Beispiel „Anthem Of The Unbeloved“ oder „Sealing Our Fate“ stehen jeweils komplett für sich.

„Geistesblitz“ sticht mit seinem deutschen Titel heraus, warum hat der Song nicht auch einen deutschen Text?

Unsere Songs haben in der Entstehungsphase meistens irgendwelche absurden Arbeitstitel. Diese überleben die Albumproduktion in 99 Prozent der Fälle nicht. „Geistesblitz“ bekam seinen Arbeitstitel, weil er genau das war: Ich habe den ersten Entwurf in einer sehr produktiven Nachtschicht auf etwa sieben oder acht Stunden von vorne bis hinten durchkomponiert. Als ich also das File abgespeichert habe, habe ich einen Namen gebraucht und „Geistesblitz“ erschien mir logisch.

Beim Texte schreiben habe ich dann gemerkt, dass der Ausdruck „Geistesblitz“ sich toll für einen Songtext eignen würde. Es gibt meines Erachtens keine englische Entsprechung, die so schön klingt und so haben wir den Titel einfach behalten. Ich habe kurz überlegt, ob ich den Text dann auch auf Deutsch machen soll, habe mich aber dann dagegen entschieden, weil mir der Bruch doch zu krass gewesen wäre.

Warum schreibt ihr generell nicht mal Songs mit deutschen Texten?

Ich würde nicht sagen, dass das grundsätzlich ausgeschlossen ist, immerhin gehen wir ja schon ein bisschen damit hausieren, dass wir gerne neue Sachen ausprobieren. Bis jetzt hat es sich aber einfach nicht richtig angefühlt. Aber wer weiß? Sag niemals nie!

Außerdem habt ihr den Song „Geistesblitz“ mit einem Video versehen. Warum gerade den?

Wir hatten das Gefühl, dass er am repräsentativsten für das Album ist. Wenn mich jemand fragen würde, wie BURDEN OF LIFE 2020 klingen, würde ich diesen Song auflegen.

Ihr habt einige Gastauftritte bei euren Songs (Klavier, Flöte, Chor ...). Mit wem habt ihr zusammengearbeitet, was haben die Personen beigetragen und wie sind die Zusammenarbeiten entstanden?

Luisa Funkenstein hat das Piano und die Co-Lead-Vocals in „Trust My Own Heart“ übernommen. Sie ist eine langjährige Freundin und ich mache hin und wieder Musik mit ihr. Es war also eine sehr naheliegende Entscheidung. Das Flötensolo in „Anthem Of The Unbeloved“ hat Anna Guggenberger gespielt, mit der ich Musik studiert habe. Für sie war es das erste Mal in einem Tonstudio. Sie kommt eigentlich eher aus der traditionellen Volksmusik.

Der Chor, der in fast allen Songs zu hören ist, setzt sich neben unserem Bassisten Karl aus sieben Leuten zusammen, die wir aus verschiedensten Lebensbereichen kennen. Wichtig war nur, dass sie singen können. In „The Makeshift Conqueror Pt. II“ gibt es noch einen Auftritt von Michael Hofmann und Moriz Damjantschitsch, die die Marschtrommeln von unserem Schlagzeuger Matthias gedoppelt haben. Beide sind Freunde von uns und Schlagzeuger aus befreundeten Bands.

Wie sieht bei euch das Songwriting aus? Jammed ihr noch richtig in einem Proberaum oder schickt ihr euch nur noch die Musikdateien hin und her?

Eher zweiteres. Die Songs werden schon zu Hause von jedem einzeln vorbereitet, so dass wir dann im Proberaum eher am Arrangement feilen und Detailarbeit machen können. Ab und zu spielen wir einfach spontan ein bisschen rum, dabei kommt aber in den allerseltensten Fällen etwas Brauchbares heraus.

Angenommen, wir besuchen euch spontan zu Hause (im Tourbus geht ja momentan nicht), was läuft in eurem Musikplayer?

Das würde bei jedem von uns ein bisschen anders aussehen. Du findest natürlich bei jedem eine Menge Metal und Rock in allen Farben und Formen im Schrank. Aber jeder hat dann auch noch so seine ganz eigenen Präferenzen, die er nicht unbedingt mit allen anderen teilt. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von den CARDIGANS und ADELE!

Was könnt ihr, außer euren aktuellen Scheibe, unseren Lesern als musikalische Tipps mit auf den Weg geben?

Also, da kann ich jetzt nur für mich sprechen, aber ich nenne jetzt einfach mal fünf Alben, die ich momentan viel anhöre – und um es etwas spannender zu machen, nehme ich nur Non-Metal-Sachen:

LOLA MARSH – "Somewhere Tomorrow Maybe"
PINK FLOYD – "The Wall"
CREEPER – "Eternity, In Your Arms"
SUMMERY MIND – "Color"
TREVOR RABIN – "Armageddon Soundtrack"

Die letzten berühmten Worte gehören euch.

Liebe BurnYourEars-Leser! Danke fürs Lesen und das Interesse! Wenn ihr neugierig geworden seid, dann besucht uns doch einfach auf all unseren Kanälen im guten alten Internet. Auf Facebook und Instagram bleibt ihr up-to-date, bei Spotify und YouTube könnt ihr in unsere Songs reinhören und schauen. Und wenn euch gefällt was ihr hört, dann schaut doch auf unserer Bandcamp-Seite vorbei und packt euch eine CD oder ein Shirt ein. Ich denke, das kriegt ihr alles erfolgreich gegoogelt, haha ...

Wir (Christian Kötterl - Gesang, Gitarre / Michael Schafberger - Gitarre / Karl-Arnold Bodarwé - Bass / Matthias Babl - Drums) würden uns freuen!