Geschrieben von XmarcusX Mittwoch, 26 April 2006 16:05
The Agony Scene - Interview mit Schlagzeuger Brent Masters
Obwohl ich das letzte Album „The Darkest Red" im Vergleich mit dem Vorgänger „The Agony Scene" ein bisschen schwach fand, ist die Band THE AGONY SCENE aus Tulsa, Oklahoma, immer noch einer meiner All-Time-Favorites. Hier in Europa vermutlich immer noch als Geheimtipp zu sehen, spielt die Band eine Hammer-Tour nach der anderen in den Staaten. Nach ihrer ersten Europa-Tour im Januar waren sie Anfang April bereits das zweite Mal auf Tour durch Deutschland. Grund genug für BurnYourEars.de, sich Drummer Brent mal zur Brust zu nehmen und über Ihr Label, ihre Musik und über die Pläne von THE AGONY SCENE auszufragen.
BurnYourEars.de: Das letzte Jahr muss fantastisch für Euch gewesen sein. Ihr habt bei Roadrunner Records gesignt, eine Menge Shows gespielt und jetzt seid Ihr schon das zweite Mal hier in Europa innerhalb von nur drei Monaten. Wie ist das alles für Euch?Brent: Sehr gut. Wir haben uns sehr weiterentwickelt seit dem letzten Jahr. Zum Beispiel arbeiten wir nicht mehr mit Roadrunner Records zusammen und haben uns von ihnen getrennt. Das letzte Album kam zwar über sie heraus, was mich sehr gefreut hat, aber ab jetzt werden wir mit einem neuen Labels und neuen Leuten zusammenarbeiten und auf jeden Fall eine Menge Shows spielen. Es kann nur besser werden!
Warum habt Ihr Euch von Roadrunner getrennt?Na ja, sie mögen uns nicht, und wir mögen sie nicht. Vielleicht mögen sie uns, darüber bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich mag sie nicht. Ich mag es nicht, mit ihnen zu arbeiten.
Warum?Sie sind einfach „Big Industry"! Verstehst Du? Es muss nicht überall so sein, aber von meinem Standpunkt aus, was ich in den Staaten mitbekommen hab, arbeiten sie nicht unbedingt für die Musik. Sie sind einfach nicht nett zu einem. Vielleicht sind einige von Ihnen nett, aber als Unternehmen sind sie nur dahinter her, Geld zu verdienen und Bands groß zu machen, und das ist etwas, wo ich drauf scheiße.
Ja, es hat mich damals auch gewundert, dass Ihr erst bei Solid State ward und dann zu Roadrunner gewechselt seid.Ja, das war schon was anderes. Bisher, wenn wir mit einem Label gearbeitet haben, haben wir entweder sehr gut oder schlecht mit ihnen zusammen gearbeitet und uns von ihnen getrennt. Roadrunner ist das zweite Label, von dem wir uns trennen. Wir schauen jetzt nach vorne und hoffen auf bessere Zeiten und besseren Support hinter uns. Aber ich denke, dass es sich gut entwickeln wird.
Habt Ihr Euch schon nach einem neuen Label umgesehen?Klar. Zwar gibt es zurzeit noch nichts, was ich verkünden könnte, aber momentan gibt es da durchaus ein paar Optionen, die wir uns anschauen. Momentan „daten" wir Labels, sozusagen. Wir wollen mit jemanden zusammen arbeiten, der uns komplett den Rücken frei hält und hinter uns steht. Jemand, der uns hilft und unterstützt, und das nicht nur, wenn wir groß werden. Wir möchten jemanden, der uns unterstützt, egal was da kommt.
Auf Eurem letzten Album „The Darkest Red" habt Ihr Euren Stil ein wenig geändert. Ihr habt auf einmal mit cleanen Vocals gearbeitet und ward nicht mehr ganz so aggressiv. Wie ist es dazu gekommen?Das war eine natürliche Entwicklung unserer Musik und unserem Spiel. Als unser Spiel und unser Songwriting sich weiterentwickelt hatten, ging die Musik mehr und mehr in diese Richtung. Ich könnte nicht sagen, wo sie sich als nächstes hinentwickelt, aber sie wird sich auf jeden Fall wieder in eine andere Richtung bewegen. Wir schauen nicht darauf, ob wir jetzt mehr singen oder schreien, wir spielen einfach das, was wir möchten und was sich für uns gut anfühlt. Es kümmert uns auch nicht, ob irgendjemand überhaupt unsere Musik mag. Wir schreiben Musik, weil wir es mögen, Musik zu schreiben. Deshalb weiß ich auch nicht, ob die nächste Platte mehr Gesang oder weniger Gesang, mehr Geschrei oder Spoken Words oder was auch immer haben wird. Wie ich schon gesagt hab, kam die Entwicklung ganz natürlich für uns als Musiker und Songwriter. Also werden wir auch so weiter machen wie bisher.
Eure Musik wird ja oft in die Kategorie „New Wave Of American Heavy Metal" gesteckt. Wie denkst Du darüber?Ich verstehe, wie sie darauf kommen. Wir spielen einen Style, eine Mixtur oder besser gesagt einen Hybrid aus Metal, den viele Leute so nicht spielen würden, und wir verwenden auch einen Songwriting-Style, den nicht viele Leute verwenden. Ich verstehe also, warum sie das sagen. Für mich ist die Musik einfach aggressiv und kraftvoll. Anders kann ich sie selber nicht beschreiben.
Wann und warum hast Du angefangen, Schlagzeug zu spielen?Ich habe vor zwölf Jahren angefangen, Schlagzeug zu spielen und hab aus verschiedenen Gründen angefangen zu spielen. Ein Grund war das Buch „The Little Drummer-Boy", das vor einer langen Zeit mal sehr populär war. Es ist über einen Jungen, der eine Trommel spielt und dann folgen ihm alle möglichen Tiere. Ich dachte, das wäre ziemlich interessant und hat mich inspiriert Schlagzeug zu spielen (lacht). Ein anderer Grund war, dass ein paar Leute in meiner Familie ebenfalls Musikinstrumente gespielt haben, was mich ebenfalls inspiriert hat, ein Instrument zu lernen.
Was für Equipment benutzt Du?Ich benutze ein Yamaha Maple Custom Absolute Drum Set. Momentan spiele ich eins in „Blue Sparkle". Und ich benutze Yamaha Old Custom Snare Drums, Zildjian Becken und Vic Firth Sticks.
Wirst Du denn endorsed?Yep!
Wie ist das, endorsed zu werden?Oh, es ist super. Du bekommst Dein Equipment entweder umsonst oder für sehr wenig Geld. Das ist einfach super, Support von diesen Firmen zu bekommen, weil ich es definitiv auch brauche. Wenn Du jeden Tag spielst, brauchst Du eine Menge Equipment. Da ist ein Endorsement sehr hilfreich.
Wer sind Deine größten Einflüsse beim Schlagzeug spielen?Einer meiner Einflüsse ist mein Cousin Brian Viglione, er spielt für die Band THE DRESDEN DOLLS. Als Kinder haben wir uns nicht sehr oft gesehen, aber er hat mich sehr inspiriert, Schlagzeug zu spielen. Er hat mir Drum-DVDs und so ein Zeug geschickt. Außerdem ein Schlagzeuger Namens Dave Weckl. Er hat mal für CHICK KOREA gespielt und sein Stil hat mich sehr beeinflusst. Ebenfalls beeinflusst hat mich Mike Mangini, er hat für Steve Vai und für EXTREME gespielt.
Was sind für Dich die Vor- und Nachteile in einer Band zu sein?Die positiven Aspekte sind eindeutig, dass ich lauter Sachen, wie zum Beispiel mein Equipment, Essen und so weiter, für umsonst bekomme. Außerdem kann ich die ganze Zeit rumhängen, neue, interessante Leute kennen lernen, Interviews mit Leuten wie Dir machen, die daran interessiert sind und sich darum kümmern was wir machen. Die Vorteile sind eigentlich eine endlose Liste. Die Nachteile... davon gibt es auch ein paar. Du bist zum Beispiel die ganze Zeit auf Tour. Ich bin jetzt für 16 Monate ohne Unterbrechung auf Tour. Vor zwei Jahren hab ich mir zum Beispiel ein Haus gekauft, bezahle seit zwei Jahren dafür und hab vielleicht sechs Monate drin gelebt. Das ist nicht sehr cool! (lacht) Außerdem sehe ich meine Familie nicht sehr oft, und ich habe meine Freundin wegen der Band verloren. Du verlierst eine Menge Privilegien, die andere Leute haben, nur weil sie zu Hause wohnen und ein normales Leben führen können und die ich nicht habe, weil ich halt nie zu Hause bin. In einer Band zu sein bedeutet konstante Arbeit, die ganze Zeit. Auf Tour zu sein, Alben zu schreiben und so weiter nimmt Deine komplette Freizeit ein. Du hast einfach absolut keine Freizeit mehr. Jede Woche, jeder Monat ist komplett durchgeplant mit Songs schreiben, üben, spielen oder reisen. In einer Band wie THE AGONY SCENE, ich meine wir sind nicht besonders groß oder so, aber wir sind jetzt schon auf einem Level, wo wir uns es eigentlich nicht mehr aussuchen können, was wir machen wollen, weil wir so viel mit der Band zu tun haben.
Wenn Du dann doch mal ein wenig Freizeit hast, was machst Du da gerne?Ich liebe es, zu lesen und zu schreiben. Ich mag es, zu trainieren und mit meinem Fahrrad durch die Gegend zu fahren. Ich liebe es Wein zu trinken (lacht). Und obwohl ich es eigentlich die ganze Zeit mache, mag ich es auch in meiner Freizeit Schlagzeug zu spielen. Ich liebe einfach die Musik.
Was für Bücher liest Du denn so?All möglichen Bücher. Momentan lese ich ein Buch über „das Kind in Dir". Es wurde von einem buddhistischen Mönch geschrieben und handelt über buddhistische Übungen. Ich habe gerade erst „Die Chroniken von Narnja" und ein Vampir-Buch, von dem ich jetzt grade den Titel vergessen hab, zu Ende gelesen. Hauptsächlich lese ich Fantasy-Bücher und Bücher über Spiritualität.
Was für Musik hörst Du gerade?Momentan höre ich ein Album von einem Typen Namens Ryan Adams. Es heißt „29" und ist einfach unglaublich. Sehr düstere, Country angehauchte Musik, fast so wie Johnny Cash, aber eine ganze Ecke dunkler. Außerdem höre ich grad AIR, die sind wirklich gut. Und das neue DECAPITATED-Album, das höre ich momentan wirklich die ganze Zeit.
Welchen Song von THE AGONY SCENE magst Du am liebsten?Mein Lieblingssong ist „Suffer" vom neuen Album. Ich mag ihn, weil er sehr schnell ist, und der Refrain hat sehr viel Groove und Bewegung.
Wie sieht die Nahe Zukunft für THE AGONY SCENE aus?Nach dieser Tour mit CALIBAN fliegen wir zurück in die Staaten, dann hab ich erst mal fünf Tage frei. Danach geht es gleich weiter mit einer Tour mit KITTIE und CALICO SYSTEM. Die Tour wird ungefähr einen Monat dauern. Anschließend werden wir wieder nach Hause fahren und ein neues Album schreiben. Dafür werden wir uns für Songwriting und die Aufnahmen ungefähr sechs bis neun Monate Zeit nehmen. Außerdem werden wir dann unser neues Label vorstellen. Und Anfang 2007, mit der Veröffentlichung des neuen Albums, werden wir wieder anfangen zu touren. Es wird ein vollkommen neuer Anfang für die Band und ich bin voller Vorfreude deswegen. Wir haben schon ein paar richtige gute Touren für das nächste Jahr geplant. Das wird auf jeden Fall eine Menge Spaß.
Super, danke. Das wars schon.Kein Problem, danke für das Interview. Ich hoffe, Du kannst trotz des Lärms alles verstehen. (lacht)
Interview: Marcus Zachäus
Schwarz-Weiß-Fotos: Manuel Welsky
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