Moin Frédéric! Schön, dass du ein bisschen Zeit für uns gefunden hast. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Release des neuen AMAHIRU-Albums! Eine kleine Überraschung und eine sehr gelungene dazu – bist du zufrieden mit dem neuen Album?
Vielen Dank und ja, ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem Album! Tatsächlich sind wir das alle – der gesamte Prozess war wirklich gut, vom Songwriting über die Pre-Production in Japan bis hin zum Mixing in Schweden. Das Album klingt genau so, wie ich das wollte – was gut ist, wenn man bedenkt, dass ich die Scheibe auch produziert habe. (lacht)
AMAHIRU ist dein neuestes Projekt, während du gleichzeitig auch noch bei KREATOR und SINSAENUM aktiv bis. Wie kam es dazu, dass SAKI und du AMAHIRU gegründet haben?
SAKI und ich sind uns erstmals 2015 begegnet und seitdem befreundet. Für mich ist wichtig, dass ich Musik mit Leuten spielen kann, mit denen ich auch auf menschlicher Ebene kann. Bedeutet, dass es nicht nur darum geht, gemeinsam Musik zu machen, sondern dass man auch ähnliche Interessen hat und außerhalb der Band befreundet ist. Und da SAKI und ich mehr gemeinsam haben als nur Musik – wir mögen die gleichen Filme und teilen ähnliche Ansichten bezüglich bestimmter Dinge –, kam die Idee, gemeinsam Musik zu machen, ganz natürlich.
Zudem liebe ich die asiatische Kultur und somit war das für mich auch eine Chance, diesen Aspekt musikalisch zu entdecken. Wir hatten beide die gleiche Vision bezüglich der Musik und ich dachte, es wäre ganz interessant, den Fakt zu nutzen, dass sie aus Japan und ich aus Frankreich/Europa kommt, und zu versuchen, das in unsere Musik einzubinden. Und so haben wir das einfach gemacht!
Habt ihr euch irgendein größeres Konzept für die Scheibe überlegt oder eine besondere Botschaft in die Texte gepackt?
Wir wollten einfach Musik schreiben, die wir beide lieben. Irgendwas mit Groove und Energie. Ich persönlich wollte vor allem melodische Musik schreiben, fernab von den Limitierungen oder Grenzen eines bestimmten Stils. Damals war ich noch Teil von DRAGONFORCE und offensichtlich musst du, wenn du Musik für DRAGONFORCE schreibst, Kompromisse eingehen und gewisse Konventionen des Genres respektieren. Und ich will nicht sagen, dass das schlecht ist, aber ich brauchte einfach etwas, wo ich mich selbst ohne Kompromisse ausdrücken konnte. Und das ist mit AMAHIRU passiert.
Es ist das erste Album und entsprechend erwartet niemand irgendwas von dir. Da ist dieses Gefühl von absoluter Freiheit und das ist wirklich ... erfrischend. Hoffentlich nehmen die Leute das auch so wahr, dass es erfrischend ist.
Was die Texte anbelangt, glaube ich, dass die ziemlich selbsterklärend sind. Auch hier gab es keinerlei Limitierung, über was geschrieben wurde; da gibt einen Song über Samurai, einen über Liebe und Beziehung und einen über betrunken in Shibuya sein. Wir wollten uns nicht auf einen bestimmten Lyric-Stil festlegen.
Inzwischen finden immer mehr japanische Bands auch in Europa ein Publikum, wie zum Beispiel BABYMETAL, LOVEBITES oder ONE OK ROCK. Wie stehst du zur japanischen Rock-/Metalszene?
Wie schon gesagt, interessiere ich mich sehr für die japanische Kultur und entsprechend auch für die Musik. Ich liebe Bands wie YMO, MALICE MIZER, ONMYO-ZA, ZIGGY und natürlich BABYMETAL und MARY’S BLOOD ... wobei letztere Freunde sind, von daher ist das was anderes. (lacht) Aber ich bin froh, dass Europa inzwischen auch japanische Bands annimmt, schließlich haben die einen großartigen Sinn für Melodie und allgemein viel musikalisches Können.
Du hast „Amahiru“ Sean Reinert gewidmet, welcher kurz vor seinem tragischen Tod auch noch die Drums für „Bringing Me Down“ beigetragen hat. Erzähl uns ein bisschen über deine Beziehung zu ihm und wie er AMAHIRU beeinflusst hat.
Sean hätte eigentlich das gesamte Album einspielen sollen. Wir sind uns 2007 begegnet und wollten eigentlich schon immer Musik zusammen machen. Wir haben jahrelang darüber geredet, eine Jazz-Fusion-Band zu gründen, irgendwas Nicht-Metallisches, aber haben es nie geschafft, es wirklich umzusetzen. Wie auch immer, als es Zeit war, über die Besetzung von AMAHIRU nachzudenken, habe ich sofort an Sean gedacht – und er war total begeistert davon. Das war definitiv etwas, das seine Fans stilistisch nicht von ihm erwartet hätten.
Also haben wir angefangen, am Album zu arbeiten und er hat einen Song aufgenommen; auch als Test für Jens Bogren, um sicherzustellen, dass der Sound passt. Eigentlich hatten wir einen ganz anderen Zeitplan, aber die Dinge änderten sich und Sean war plötzlich inmitten seines Umzugs, was auch das Ab- und Wiederaufbauen seines Heimstudios bedeutete. Unglücklicherweise war es ihm entsprechend nicht mehr möglich, weiter an AMAHIRU zu arbeiten, was uns beiden leid tat, aber wir stimmten dennoch überein, dass wir diesen einen Song zumindest als Bonus Track verwenden sollten.
Daraufhin habe ich unseren gemeinsamen Freund Mike Heller kontaktiert, der sofort einspringen konnte und nicht nur einen tollen Job gemacht, sondern auch noch seine eigene Note zu unserer Musik hinzugefügt hat. Und dann ist Sean Anfang des Jahres leider gestorben und ich hatte das Gefühl, dass der Bonustrack allein unserer Kollaboration nicht gerecht werden würde. Und nachdem ich seinen Ehemann kontaktiert hatte, um seinen Segen zu bekommen, haben wir entschieden, Seans Version von „Bringing Me Down“ auf das Album zu packen – ebenso wie Mikes, da die Produktion bei beiden Versionen unterschiedlich ist – und ihm das Album zu widmen.
Was sind eure Zukunftspläne mit AMAHIRU?
Tourneen sind das große Fragezeichen für Bands momentan, aber klar würden wir gerne Konzerte geben und Leute treffen. Aber AMAHIRU wird auf jeden Fall auf Dauer bestehen bleiben und wir haben auch schon Ideen für ein zweites Album. Aber erst einmal das erste veröffentlichen und schauen, wie es den Leuten gefällt. (lacht)