SLOPE gibt es ja schon etwas länger – jetzt kam nach der EP "Losin' Grip" endlich "Street Heat" heraus. Vor diesem Hintergrund habe ich mich gefragt, inwiefern euch dabei Corona und die Tatsache beeinflusst haben, dass dies euer erster Longplayer ist?
Auf den Aufnahmeprozess hatte Corona eigentlich keinen Einfluss. Wir hatten ja sehr viel Zeit zwischen der letzten Platte "Losin' Grip" und "Street Heat". Das waren ungefähr vier Jahre und daher hatten wir vor Corona genug Zeit, um zu schreiben. Während der Aufnahmen hatten wir ab und zu davon gehört, aber als es dann richtig mit Corona losging, hatten wir bereits alles im Kasten. Also beeinflusste die Pandemie nicht wirklich den Entstehungsprozess.
Und zu der anderen Sache: Wir hatten einfach Bock, unser Debüt-Album zu schreiben. Natürlich ist das eine größere Ansammlung von Songs und man achtet schon mal darauf, dass da auch ein roter Faden vorhanden ist und es für sich schön ist, aber gar nicht mit dem Druck, "Oh, jetzt ist das der Longplayer, das Debüt-Album". Wir haben unsere Songs geschrieben, wie wir es immer gemacht haben. Dabei haben wir das Beste zusammengegeben und uns gedacht, "Yo so is dat geil, so ordnen wir dat an und so haben wir Bock, das rauszuhauen".
Kannst du euren Stil in drei Worten beschreiben, um Leser:innen, die euch noch nicht kennen, eine Vorstellung von eurem Sound zu bieten?
Man könnte jetzt Sagen "groovy, funky Hardcore" oder "Hardcore meets Funk, meets Metal oder so", aber das könnte ich nicht mit drei Worten beantworten. Das wäre für mich irgendwie unzureichend. Und ich glaube, es ist auch nice, wenn man das als Band nicht so in Stein meißelt. Wenn man das Album hört, hat jeder ein eigenes Feeling und seine eigenen drei Worte oder einen Eindruck davon. Und die Freiheit sollte man einfach behalten.
Ja, die Musik spricht auch für sich selbst und löst etwas in Menschen aus.
Freut mich, dass das so rüberkommt ... dass das, was man gefühlt und gedacht hat, auch ankommt und die Leute das annehmen und verstehen können.
Euer Stil ist sehr speziell und sticht aus der Masse des Hardcore hervor. Eure musikalische Entwicklung als Band, war das ein natürlicher Prozess oder gab es einen Moment, als ihr dachtet, "Das ist es, so müssen wir klingen"?
Für mich war das eine spontane und intuitive Sache, auch wie wir zusammengekommen sind. Als wir mit SLOPE anfingen, hatten wir zwei Gitarristen, aber keinen Bassisten. (lacht) So hat eigentlich alles angefangen. Flo kam dann dazu, als sich seine alte Band aufgelöst hatte und wir einen Bassisten suchten. Unser aktueller Drummer Paddy war damals gerade mal 16. Den haben wir auf unserer Release-Show zu "Helix" kennengelernt. Das hat sich einfach so entwickelt und ich glaube, dass man auf den Platten auch die Entwicklung sieht. Von "Helix" zu "Losin Grip" und auch jetzt zu "Street Heat".
Wir sind fünf Eigenköpfe und schreiben unsere Songs immer zusammen. Klar bringt mal wer eine Idee mit ein, zum Beispiel ein Riff, aber grundsätzlich schreiben wir die Songs immer zusammen. Paddy kommt zum Beispiel aus dem Metal und dem härteren Bereich. Fabio war schon immer im Hip-Hop unterwegs. Eine kleine Anekdote: Den kenne ich schon, seit er sechs ist und auch Simon schon seit der ersten Klasse. Wir drei haben auch schon in einer WG gewohnt und sind zusammen in der Hardcore-Szene großgeworden.
"Jeder hat seinen Teil zum Sound der Band beigetragen und dann wurde es einfach nur vermixt."
Wir wollten, dass jeder seinen Teil mit einbringen kann und dabei nichts verloren geht. Also haben wir gesagt: "Das machst du, das machst du" und haben versucht, das einfach möglichst geil zusammenzubringen, so wie wir meinen, dass es sich cool anhört. Und scheinbar ist dabei doch etwas entstanden, das sich etwas innovativer anhört.
Das ist auf jeden Fall gelungen. Es hört sich echt cool an, das mit Freunden teilen zu können und vielleicht ist es gerade auch deswegen gelungen.
Ich glaube, der Faktor spielt auch mit rein. Das kam einfach zusammen und ich kann mir die Sachen selbst noch anhören und bin nach wie vor zufrieden damit. Und das spricht, glaube ich, auch für sich. Es konnte einfach jeder sein Bestes geben und sich mit einbringen und es mussten keine Abstriche gemacht werden und man ist wirklich cool damit, was man da zusammen geschaffen hat.
Das ist auch, was wir immer verfolgt haben – einfach drauf zu scheißen und zu machen, worauf wir Lust haben. Es ist ja auch unsere Musik und dafür gründet man schließlich auch eine Band.
Kannst du Einflüsse nennen, die euch besonders geprägt haben?
Ich glaube, die hört man schon ganz gut heraus, wenn man unsere Musik hört. Wir haben auf Spotify auch Playlists von jedem einzelnen Member hochgeladen und wenn man die hört, sieht man glaube ich auch ganz gut, wo die einzelnen Einflüsse herkommen.
Wir feiern ALICE IN CHAINS, Simon und ich auch ältere Bands wie PINK FLOYD und im Hardcore war TRAPPED UNDER ICE immer das Non-plus-Ultra. Ansonsten gäbe es noch LUCY BROWN. Simon hat die Platte bestellt und wir haben die uns auf nem Parkplatz im Auto reingeballert und übelst abgefeiert, ultimativ geil! Ansonsten LIVING COLOUR oder die eine oder andere grundlegende Funk-Band.
Fabio kommt ja aus dem Rap und feiert auch Biggie und Tupac, daher hört man auch ab und zu "BEASTIE BOYS-Vibes" ... es ist ja nicht alles abgescreamt bei uns. Es gibt bei uns schon eine gewisse Aggression, aber man hört im Gesang die Hip-Hop-Elemente und den Einfluss aus dem gesamten Bereich heraus.
Woher bezieht ihr die Inspiration für eure Musikvideos? Im Behind the Scenes zu "Purple Me" sieht man euch Hand anlegen und allgemein wirken eure Videos immer sehr DIY und gleichzeitig professionell. Inwiefern seid ihr im kreativen Prozess involviert? Und ist das eine Entscheidung, die von euch ausgeht oder hängt das eher von den Leuten ab, mit denen ihr zusammenarbeitet?
"Tatsächlich sind wir in allen Videos immer involviert. Das ist auch eine Sache, die wir nicht abgeben wollen, weil wir als Band wissen, was wir da fühlen und wie der Look für uns selbst sein soll. Wir fühlen auch, wie wir unsere Musik visualisieren wollen."
Auf das Video zu "Goodby Mr Dandy" hatte das Video zu "True Men Don't Kill Coyotes" von den RED HOT CHILI PEPPERS einen großen Eifluss. Bei "9/5" gaben wir das Ganze zum ersten Mal aus der Hand, aber das war doch etwas zu rough. Dann dachte ich: "Scheiß drauf, ich will, dass das geil ist und ich will meine Gedanken teilen und was Getaktetes auf die Musik". Also hab' ich eine GoPro genommen und alles Mögliche in der WG aufgenommen. Simon, Fabio und ich haben damals zusammen gewohnt.
Danach hab' ich mich drei Tage lang mit einem Bekannten hingesetzt und das Video geschnitten, weil ich nicht cutten kann. Dabei hab' ich ihm immer meine Ideen mitgeteilt.
Simon und ich waren immer diejenigen, die sich über die Musikvideos und über die Visualisierung Gedanken gemacht haben und die Jungs vertrauen uns da auch. Wir sammeln meistens Ideen und arbeiten an Scripts, die wir dann Toni, unserem Label-Papi geben. Der gibt dem Ganzen dann filmtechnisch und insgesamt den letzten Schliff.
Den Raum in "Purple Me" haben wir zuerst in meinem leeren Zimmer aufgebaut, als ich aus der WG ausgezogen bin, um zu schauen, wie das aussieht. Die Wände im Video selbst waren dann sieben Meter lang und dreieinhalb Meter hoch. Dann haben wir alles vor Ort zusammengebaut und drei, vier Tage lang 13 bis 16 Stunden gefilmt und Ideen ausgetauscht, bis es uns den Hals heraushing. (lacht)
Bei "Trainsurfing" haben wir tatsächlich mit einem normalen Scanner ein bisschen Gehirndunst rausgelassen und alles erfasst, was uns so einfiel.
Welche Wünsche und Ziele habt ihr für die Zukunft? Gibt es Bands, mit denen ihr besonders gerne touren würdet?
Das ist ein bisschen so wie mit den drei Worten. Es gibt richtig viele Bands, mit denen man gerne touren würde. Einerseits gibt's extrem viele riesige Bands, mit denen wir gerne mal touren würden, aber ich würde auch gerne mit befreundeten Musiker:innen spielen, die ungefähr auf unserem Level sind.
"Die ganz kleinen Konzerte sind genau so wertzuschätzen, wie große Festivals."
Wir haben auch Lust, auf Festivals aufzutreten und die Erfahrung mitzunehmen, um zu wissen, wie das ist und auch mal mehr Menschen zu erreichen, weil die Reichweite einfach größer ist. Aber genau so vermisse ich auch, wo das Ganze für uns entstanden ist. Die ersten Shows kamen für uns mit 14, 15. Es tut schon weh, dass das aktuell nicht geht, allein mit Bands abzuhängen, auf die ganzen neuen Leute zu treffen und sich zu unterhalten. Das vermisse ich wirklich, diese kleinen Sachen.
Das bringt uns schon zum Ende des Interviews. Gibt es etwas, das du euren Fans und Supportern sagen möchtest?
(Lacht und atmet schwer aus) Ich muss sagen, mit solchen Fragen tue ich mir extrem schwer. Ich kann da nicht einfach so etwas raushauen.
Auf jeden Fall erstmal durchhalten. (lacht) Man kann sich auf jeden Fall freuen. Wir haben geile Ideen für unsere Release-Shows. Die werden wir auf jeden Fall nacholen. Und dann einfach mal darauf freuen, dass wir uns wiedersehen können, gemeinsam abhängen, ein Bierchen trinken. Einfach mal wieder die Hütte abreißen mit dem neuen Album und Shows spielen, bis man umfällt und mit allen zusammen einfach feiern.
Gnadenlos DIY und extrem sympathisch
Jizzy wirkt ähnlich entspannt und sympathisch wie die Musik von SLOPE. Die Jungs machen kompromisslos ihr eigenes Ding und schreiben die Musik, die sie mögen, was sich auch im Endprodukt zeigt. "Street Heat" ist ein Werk für sich und wer es bisher noch nicht gehört hat, sollte es nachholen. Man kann sich auf die Zukunft der Band und insbesondere ihre Live-Shows mit dem neuen Album freuen. Bis dahin ist die aktuelle Scheibe ein Muss.