Geschrieben von Samstag, 24 August 2024 13:00

Anneke van Giersbergen im Interview: "Die Show war zum Verlieben!"

Anneke van Giersbergen Anneke van Giersbergen Foto: Marco Boehm

"Die Show war zum Verlieben", sagt Anneke van Giersbergen über ihren Auftritt in der Wackener Kirche. Ob sie vor kleinem Publikum besonders aufgeregt ist, welches Musikgenre sie gerne noch ausloten würde und welche Gitarren und Effekte sie nutzt, verriet sie uns im Interview.

„The Darkest Skies Are The Brightest“ aus dem Jahre 2021 ist Anneke van Giersbergens aktuelles Album. Obwohl Sie nicht die Mainstream-Musik bedient, sind die Songs melancholisch-kraftvoll, interessant instrumentiert und doch eingängig. In Ihrem Heimatland – die Niederlande – erreichte ihr Album Platz 6 der Album-Charts. Auch in Deutschland stieg sie hoch in die Top 100 ein.

Das liegt an der guten Musik und an der Fanbase, aus allen musikalischen Genres. Nach einigen Konzerten ihrer „Heavy Strings“ Tour in Deutschland warten knapp 40 Theater-Konzerte in den Niederlanden, innerhalb von drei Monaten. Hier spielt sie Interpretationen von Metal-Klassikern und eigene Songs mit großem Orchester. Nach dem Auftritt in der Wackener Kirche hat sich Anneke van Giersbergen für BurnYourEars Zeit genommen.

Eine Bühne, Anneke und eine Gitarre. Bist du besonders aufgeregt vor solchen intimen Konzerten und wie hast du den Auftritt empfunden? 

Die Show in der Wacken-Kirche war zum Verlieben. Wir hatten einen anstrengenden Tag mit einer langen Fahrt aus den Niederlanden hinter uns, aber die Atmosphäre war einfach magisch. Auf einer großen Bühne zu spielen ist großartig, aber auch ein intimer Rahmen, wie die Wacken-Kirche, ist etwas ganz Besonderes. Ich bin vor einer Show nicht wirklich nervös, sondern nur sehr konzentriert – egal, ob der Rahmen groß oder vertraulich ist.

Ein Solo-Akustik-Set bedeutet die Möglichkeit, mit Fingerspitzengefühl auf die Zuschauer einzugehen, spontan Tempi zu ändern oder gar die Setlist zu ignorieren. Magst du die Sicherheit deiner geprobten Abläufe, um dich darin frei zu bewegen, oder hast du es auch gern, dich in völlig unbekannte Situationen zu manövrieren, um zu sehen, was passiert? 

Normalerweise bereite ich vor der Show eine Setlist vor. Der spontane Teil sind die kleinen Gespräche zwischen den Liedern und die Interaktion mit dem Publikum, der in der Wackener Kirche noch persönlicher wurde.

Du bist eine der wenigen erfolgreichen Musikerinnen, die nicht in einem musikalischen Genre bleiben, weil das "gut funktioniert". Ich empfinde es als sehr erfrischend, dass du in unterschiedlichen Projekten und Bands ganz verschiedene Bereiche umsetzt. Schlummert noch ein musikalisches Genre in deiner Brust, das du gerne mit Leben füllen möchtest, aber es noch nicht dazu gekommen ist? Vielleicht Musicals, Klassik, Funk oder Blues? 

Ich schätze, ich habe meine Lieblingsgenres bereits erkundet: Metal, Rock, Klassik und Akustik. Aber ich bin immer offen für neue Herausforderungen. Ich bin per se kein großer Fan von Musicals, aber es gibt ein paar Musicals, die einfach wunderbar sind. Um ehrlich zu sein, würde ich es gerne eines Tages einmal ausprobieren, vor allem, wenn auch ein bisschen Schauspielerei dabei ist.

Auf einer LP ist der zweite Song der beste und der fünfte der wichtigste für den Artist – das ist Nerd-Wissen aus den 1980er Jahren ... Bei „The Darkest Skies Are The Brightest“ ist „Hurricane“ tatsächlich der beste Song, dicht gefolgt von „Agape“. Ja, ich weiß, das ist nur meine Meinung und eigentlich ist der zweitbeste Song (nach Nerd-Wissen) der siebte auf einer LP. (Liebe Streaming-Kids, das ist altes Wissen eurer Vorfahren).
Anneke, obwohl „The Darkest Skies“ in jedem Song eine persönliche, reinigende Kraft ausstrahlt, ist „The Soul Knows“ (5. Song des Albums) dein persönlichstes Lied der Platte – oder stimmt das Nerd-Wissen doch nicht? 

Ich kannte das nicht, obwohl ich weiß, dass Steve Vai [z.B. WHITESNAKE oder SPINAL TAP] den siebten Titel auf jedem seiner Alben als den außergewöhnlichsten Song ansieht. Als ich „The Darkest Skies“ schrieb, passierten eine Menge Dinge in meinem Leben. Und tatsächlich ist „The Soul Knows“ ein Song, der viele der Dinge repräsentiert, die ich damals durchmachte. 

Apropros Nerd-Wissen – mit welchem Equipment trittst du auf? Eine Gibson, vielleicht sogar eine Big-Body für den Druck, damit der Hall nicht im Vordergrund liegt oder doch eine Taylor für den filigran geschneiderten Sound, der den Hall der Kirche im Picking aufgreift? Und wie ist es mit deiner Stimme. Lässt du sie clean klingen und den Rest macht der Raum oder hast du Effekte auf der Stimme? 

Ich besitze ein paar Gibson-Gitarren, die ich liebe, aber meine wichtigsten akustischen Instrumente sind Taylor-Gitarren. Ich verwende auch eine Boss RC-5 Loop Station, hauptsächlich für Rhythmus-Tracks. Das war es schon.

Apropos "das war es schon" – es gibt noch eine letzte Frage, mit der Hoffnung, dass Artists sie besser kennen als die Metalheads vor den Bühnen: Kennst du Helga und was hat sie gesagt, als du sie das letzte Mal getroffen hast?

Haha, sie hat mich gefragt, ob ich etwas Gras suche, aber ich habe ihr gesagt, dass ich aus den Niederlanden komme!

Was, du kennst Helga? Wie sieht sie aus? Wann hast du sie ...

...

Tja, da war Anneke aber bereits aufgestanden und entschwunden.

Marco

Stile: Old-School Hardrock, Seattle-Sound, Funk-Metal / Nu-Metal, Alternative, Stoner, aber auch elektronische und unverstärktere Klänge

Bands: Rage Against The Machine, AC/DC, Motörhead, Metallica, Clawfinger, Soundgarden, Primus, Urban Dance Squad, Extreme, Kaan, Sonic Youth, Korn

Musikinstrumente: Suzuki Omnichord OM-27, Gibson SJ200 (Gallery Edition Majestic), Fender Standard Jazz Bass RW BSB, Bocarina-Nasenflöte, Synthesizer Roland TR-909, Gretsch G6128T-GH, Casio VL-Tone VL-1

Filme: Eat The Rich, Pulp Fiction, Big Lebowski, Lucky # Slevin, Man beißt Hund, Night On Earth, Quadrophenia, Bube, Dame, König, Gras, Risky Business, Der blutige Pfad Gottes