Grant, erzähl doch mal, wie sich deine innige Beziehung zu AC/DC entwickelt hat.
Grant: Anfang der 80er war ich 13 und lebte mit meiner Familie in der Nähe von London. Als ich AC/DC erstmals im Radio hörte, war ich wie paralysiert. Ich meine, hör' dir „Back In Black” an, da ist kein einziger Filler drauf und es ist nicht ohne Grund das zweitmeistverkaufte Album der Welt (Red.: Mit mehr als 50 Millionen verkauften Tonträgern, nach Michael Jacksons “Thriller”).
1982 habe ich AC/DC dann erstmals live gesehen, im Hammersmith Odeon in London. Seitdem habe ich 86 AC/DC-Konzerte erlebt und irgendwann gemerkt, dass ich mit meiner Stimme diesen Höllenlärm machen kann, ähnlich wie Brian Johnson. Ich war drei Mal verheiratet – aber AC/DC haben alle meine Frauen „überlebt“. (lacht) AC/DC sind der Soundtrack meines Lebens!
Kili, du bist der Jüngste in der Band. Wie kamst du zu deinem Job als Angus?
Kili: Die Begeisterung für AC/DC habe ich von meinem Vater. Schon als Kind habe ich vor einer Spiegelwand in unserem Keller den Duckwalk von Angus Young geübt. Später habe ich unter anderem in AC/DC-Cover-Bands gespielt und wurde auf eine Empfehlung hin zum Vorspielen bei WE SALUTE YOU eingeladen. Zunächst habe ich den Part des Malcolm an der Rhythmus-Gitarre übernommen und bin vor ein paar Jahren auf die Angus-Position gewechselt, was sich für mich absolut stimmig anfühlte. In vielen Tribute-Bands hast du oft auch ein paar Leute, die du mitziehen musst, aber hier ist absolut jeder auf den Punkt. Bei WE SALUTE YOU spielen zu dürfen, ist für mich auch kein Job, sondern absolute Leidenschaft, eine 10 von 10!
Dafür musst du auf der Bühne aber auch deine Schuljungen-Hosen runterlassen.
Kili: Viele Leute wissen heutzutage gar nicht mehr, dass Angus dieses Bad-Boy-Image hatte, weil er früher bei jedem Konzert der Menge seinen Allerwertesten gezeigt hat. Und genau diese Phase wollen wir darstellen. Mittlerweile gibt’s Bilder von mir im Internet, auf denen weit mehr als nur mein nackter Hintern zu erkennen ist.
Welche Idee steckt konkret hinter WE SALUTE YOU, und was macht das Besondere an eurer Band aus?
Grant: Es geht bei uns darum, die wahre Essenz, das Gefühl und die Energie von AC/DC in eine Tribute-Show zu packen. Es gibt eine Menge AC/DC-Tribute-Bands in Deutschland, wahrscheinlich sogar mehr als in jedem anderen Land. Und viele haben vielleicht die Energie, den Look oder den Sound, aber all das zu vereinen, ist uns das Wichtigste. Wir versuchen, die bestmögliche Show auf die Beine zu stellen, die AC/DC, wie sie Anfang der 2000er-Jahre waren, am nächsten kommt. Und wenn man das versucht, muss man groß auftreten, denn AC/DC haben nie irgendetwas Kleines gemacht!
Kili: Wenn es die Hallengröße zulässt, haben wir einen 12-Meter-Laufsteg und einen Aufbau mit einer Treppe über dem Schlagzeug, so wie AC/DC zu Beginn der 2000er. Oder die ganzen Kanonen, die hinten automatisch hochfahren und dann losballern. Wir haben die gleichen alten Verstärker und verwenden die gleichen alten Gitarren wie AC/DC. Da steckt so viel Detailverliebtheit drin, die andere Bands vielleicht auch finanziell gar nicht stemmen können. Jeder von uns hier ist ein Nerd in dem, was er macht, auch unsere Crew. Und ich glaube, das kann man auf der Bühne sehen und hören.
Grant: Wir haben eine Besetzung, bei der jeder weit mehr ist als ein Fan, eher ein Liebhaber, ein „AC/DC-Aficionado“. Es gibt einen großen Unterschied zwischen einer Cover-Band und einer Tribute-Band. Und für das, was Bands wie wir machen, müsste man eigentlich einen weiteren Begriff erfinden, denn das ist nochmal ein ganz eigenes Level.
Kili hat sich zu 100 Prozent damit befasst, wie Angus spielt, wie er sich bewegt. Kili lebt es. Und jeder Kerl in unserer Band ist so. Auch unsere Roadcrew. Ich sage immer, die Roadcrew ist genauso wichtig wie die Band, denn ohne sie könnten wir Musiker so eine Show nicht auf die Beine stellen, sondern würden den ganzen Tag nur in der Nase bohren und Cola trinken.
Im Gegensatz zu AC/DC müsst ihr euch die Gunst des Publikums immer wieder aufs Neue erspielen.
Grant: Das stimmt! Angus könnte auf die Bühne kommen und das Telefonbuch furzen – und die Menge würde ausrasten, einfach weil er Angus ist! Bei uns warten die Leute erstmal ab, was wir ihnen bieten, und das ist verständlich, sie haben gutes Geld dafür gezahlt und wissen nicht genau, was sie erwartet. Da kommen viele ältere Fans, die ihre Kinder und Enkel mitbringen, um ihnen zu zeigen, was die Faszination eines AC/DC-Konzerts ausmacht. Sie wollen, dass wir AC/DC sind! Es ist Kilis und meine Aufgabe, sie an den Eiern zu packen und mitzuziehen.
Wir müssen dafür hart arbeiten und echt schwitzen. Die Kommunikation ist dabei ganz wichtig. Gleich beim ersten Song nehme ich Augenkontakt auf. Ich zwinkere einer netten Frau zu, und wenn sie zurücklächelt, sage ich, "Jungs, das wird ein guter Abend!“. Es ist ein bisschen wie ein Zug – ein „Rock'n'Roll Train“. Er rollt langsam los, nimmt Fahrt auf und dann wird es immer wilder. Und ehe man sich versieht, ist man am Ende der Strecke angelangt und es hat richtig geknallt! Dann hatten wir alle zusammen zwei Stunden lang Spaß!
Kili: Ich sehe die meiste Zeit gar nicht so viel von den Zuschauern. Weil ich überall von den Scheinwerfern geblendet werde und die ganze Zeit über mit dem Kopf nicke. Aber irgendwann merke ich, dass das Publikum dabei ist. Das Beste ist, wenn man Kinder vor sich hat. Das erinnert mich immer an mich selbst. Als ich 10 oder 11 war, habe ich selbst bei Konzerten vor den Bands gestanden und fand es unglaublich, was die da oben abgezogen haben. Und jetzt kann ich vielleicht selbst ein Vorbild sein.
Grant: Ich habe bei jedem Konzert den allerbesten Platz, mitten auf der Bühne. Ich beobachte die Jungs neben mir und denke einfach nur, „Wow“! Mit Olli, Erwin und Dieter haben wir eine Rhythmusgruppe, nach der du deine Uhr stellen kannst, so gut sind sie. Und wenn Kili dann bei „Let There Be Rock“ im Publikum unterwegs ist, stockt mir fast der Atem. Fantastisch!
Bei AC/DC ging es schon immer um Kraft und Intensität. Und selbst, wenn AC/DC sich irgendwann zur Ruhe setzen, werden die Leute weiter ihre Musik hören wollen. Das ist so ein riesiges Vermächtnis, das sie geschaffen haben!
Dass ihr mit derart viel Einsatz bei der Sache seid, scheint sich auf jeden Fall auszuzahlen. Letztes Jahr habt ihr mit WE SALUTE YOU den altehrwürdigen Circus Krone in München ausverkauft, in dem auch AC/DC während ihrer langen Karriere drei Mal gespielt haben.
Kili: Ich war 10, als AC/DC 2003 ihren Auftritt im Circus Krone angekündigt haben. Mein Vater und ich haben ewig angestanden, aber kurz bevor wir drankamen, waren die Tickets ausverkauft. Ich habe mir später unzählige Male das Video von dieser Show reingezogen. Und dass wir dann diesen Laden selbst ausverkaufen und vor der gleichen Kulisse spielen – das ist einfach unglaublich. Da ist wirklich ein Traum wahrgeworden!
Habt ihr denn eure Idole von AC/DC jemals getroffen?
Grant: Ich hatte sogar das Glück, für sie zu arbeiten. Im Jahr 2000, als ich gerade als AC/DC-Tribute-Sänger angefangen hatte, lernte ich in England Malcolm Youngs Gitarrentechniker kennen. Wir haben uns super verstanden und er bat mich, ihm ab und zu beim Rumräumen in einem ihrer Lagerhäuser zu helfen. Nach und nach habe ich dadurch die ganze Band getroffen.
Sie sind wirklich die allernettesten Kerle, und Brian ist einer der witzigsten Typen überhaupt. Wäre er kein Sänger, hätte er Komiker werden können. Wir haben uns mehrfach gut unterhalten, aber ich habe ihm nie gesagt, was ich mache. Wer bin ich, dass ich zu Brian Johnson sage, “Hey, ich spiele in einer AC/DC-Tribute-Band und versuche auf der Bühne du zu sein”. Und was hätte er darauf auch antworten sollen? – “Klasse, Mann!”? ... Nein, ich hab' es ihm nie erzählt.