Link: www.maroonhate.com
Nach einem langen Tag quetschte ich mich an dem Nightliner vorbei in den Hintereingang des Veranstaltungsortes. Ich nahm zusammen mit Andre Moraweck, dem Sänger der Band MAROON, in einer gemütlichen Sitzecke Platz, und der sympathische, schwarz gekleidete Herr gab ausführlich Auskunft.
Vielen Dank für die Zeit erstmal. Zur ersten Frage: Wohin zieht es denn euch persönlich? Habt ihr für die Zukunft exotische Ausflüge für Konzerte nach Asien, Südamerika, Afrika oder den nahen Osten geplant?
Wir touren halt allgemein immer und überall. Eine Tour ist auf jeden Fall wieder in Südamerika bestätigt, dieses Mal aber nicht nur Brasilien und Argentinien, wie das letzte Mal, sondern sie fängt wohl an in Costa Rica, Ecuador geht dann über Venezuela und Brasilien... also diesmal der ganze südamerikanische Kontinent. Die geht dann vier Wochen und es wird auch bald auf "Liberation-Records" die Annonce rausgehen für die ganze Tour.
Natürlich wollen wir wieder nach Japan, denn dort hat es uns super gefallen. Alles in Allem wollen wir uns 2007 ein bisschen aus Europa zurückziehen, zwar nicht komplett rar machen, aber wir haben dieses Jahr hundert, hundertzwanzig Shows in Europa gespielt, und jeden Tag in Europa zu spielen ist halt nicht ganz so einfach, da es natürlich territorial begrenzt ist. Deswegen wollen wir außerhalb ein wenig mehr machen - müssen wir auch, ganz klar. Eine Amerika-Tour wird es wohl immer noch nicht geben, glaube ich, weil wir einfach noch nicht so eine Lust haben und wir uns einfach zu schade sind, uns verheizen zu lassen.
Zum Besipiel als Vorgruppe für eine Größe wie HATEBREED?
Okay, das wäre super. Aber solche Angebote gibt's auch. Jedenfalls wollen wir nicht einfach so als Headliner rüber gehen um dann mit so einer super gelobten amerikanischen Band zu touren, und nichts passiert. Und bevor ich jeden Abend vor zwanzig Leuten in einer Garage spiele, spiele ich lieber in Europa oder in Japan.
Die Situation ist ansonsten noch ausbaufähig. Es gibt Gespräche mit Australien und Südafrika, und das wäre natürlich super, wenn man das alles verbinden könnte, sodass man auf den Kontinent jettet, dann nach Hause kommt, einen Monat Pause macht und dann ab auf den nächsten. Aber da wir eine Firma sind und wir alle davon leben - es ist ein Job für uns mittlerweile - muss man einfach auch sehen, dass das finanziell funktioniert, ganz einfach. Da kann man nicht ohne Geld zu verdienen nach Südamerika oder Afrika fliegen und dort Urlaub machen für Nichts.
Was haltet ihr von der Angst und dem Gerede, dass der ursprüngliche Geist der Musik von den metallischen Einflüssen angeblich „vergiftet" wird? Letzten Endes ist vielen die Fusion der Musikstile immer noch unheimlich...
Ich finde das super unproblematisch. Ich weiß auch nicht, wovor die Leute Angst haben, ob das der lyrische oder der musikalische Ansatz ist. Beim musikalischen Ansatz muss man sich aber auch keine Sorgen machen, denn wir waren schon immer Metal, wir hatten auch schon immer Metal-Einflüsse. Die waren mal mehr, mal weniger - wie wir gerade lustig sind und wie wir gerade drauf sind. Das ist ja auch das Wichtigste an einem Künstler, dass der sich gerade ausdrückt.
Das, wovor sie richtig Angst haben, ist ja wohl eher beim Lyrischen und vor Allem beim Ethischen zu suchen.
Genau. Wenn man aber unsere Platten vergleicht, dann ist es nicht weniger geworden, unsere Message - im Gegenteil. Wir greifen die Themen anders auf, immer wieder eine "Antagonist"-Platte mit solchen Texten zu schreiben wäre dumm, einfallslos und mein Bruder und ich hätten uns als Textschreiber auch nicht befriedigt. Es gibt immer noch die gleiche Message, die ist nur anders verpackt, und wir geben halt neue Ansatzpunkte zum Nachdenken. Wenn man gerade "When Worlds Collide" und "Endorsed By Hate" nimmt und da guckt, dann gibt es nicht mal einen Ansatz, den wir als Kritik gelten lassen könnten, weil es einfach nicht so ist. Natürlich gibt es auch andere Themen auf der Platte, und wenn wir die Themen aufgreifen, die uns wichtig sind - man kann es ja sagen: Tierrechte - dann greifen wir die immer noch mit so einer harschen, provokanten Art auf, wie man es sonst auch kennt.
Jetzt gerade zum Beispiel auch bei "24 Hour Hate".
Ja, genau. Als Opener auch extra angesetzt für die Platte, um gleich von vorneherein zu sagen: "Okay Jungs, ich hoffe, das reicht euch als Statement".
Wie steht es um HEAVEN SHALL BURN, baut man nach den Tourneen automatisch eine Freundschaft auf? Wie habt ihr denn die Zusammenarbeit mit dem "Rape Of Harmonies"-Studio erlebt?
Wir kennen HEAVEN SHALL BURN seit Anbeginn der Zeit. Die waren noch eineinhalb, zwei Jahre voraus, und wir waren auf den ersten Shows von ihnen, als wir noch nicht einmal eine Band hatten, und da ging es gerade bei uns los, erinnere ich mich. Wir haben dann die Demos getauscht und solche Sachen und wir kennen uns halt, weil wir aus der gleichen Gegend kommen, ganz einfach.
Daraus wurde ein kleiner Kreis - das waren dann wir, CALIBAN und NARZISS, die kamen dann schon - und daraus bildet sich natürlich eine Bindung, zumal wir gerade hundert, hundertfünfzig Kilometer auseinander wohnen, was ja nun wirklich ein Katzensprung ist. So entstand auch ganz schnell eine ganz dicke Freundschaft, und wir sind sehr stark miteinander verbunden. Wenn bei uns jemand ausfällt, hilft uns jemand von HEAVEN SHALL BURN aus, und wenn bei denen jemand ausfällt, helfen wir aus. Wenn es eben geht, touren wir mit denen, nur sind die faule Säue und machen halt nicht viele Touren, weil sie andere Sachen erledigen müssen und wollen. Sie setzen ihre Prioritäten eben anders, das ist deren Sache, aber Loyalitäts-Probleme gibt es nicht. Es ist unsere Band und wir sind die dicksten Kumpels, deswegen ist es noch ein kleines Geheimnis, aber wir werden die neue Platte wahrscheinlich auch wieder im "Rape Of Harmonies" machen. Zu Teilen zwar auch wieder zu Jakob Hansen gehen, aber zu anderen Teilen eben auch im "Rape Of Harmonies" machen. Du bist der Erste, der diese Information kriegt - noch vor "Metal Hammer" und "Rock Hard" (lacht). Das sind aber so die Pläne, weil es uns Spaß macht mit Alexander, dem neuen Gitarristen von HEAVEN SHALL BURN, der ja bei "Rape Of Harmonies" arbeitet. Das wird schon gut.
Ist es ein Problem für euch, dass viele eurer Fans nichts von Straight Edge - als Szene und nicht als Einstellung oder Enthaltsamkeit allgemein - und der damit oftmals verbunden Intoleranz und dem Elitebewusstsein halten? Darauf einfach nicht klar kommen, die dann aber sagen: "Straight Edge ist nicht mein Ding, aber ich mag MAROON trotzdem, weil sie anders als der Einheitsbrei klingen"?
Das muss man bei uns aber auch noch mal ein bisschen differenzieren. Ich weiß, wir geben uns auch immer als Vegan-Straight Edge-Band, aber es ist ein alt geschundener Text und ein alt geschundenes Wort: Es ist eine persönliche Sache. Wir haben kaum, um genau zu sein einen, Straight Edge-Text, und das ist halt "Still Believe", in dem wir einfach nur klar stellen wollen, dass wir beides sind. Es war aber niemals so gedacht, dass wir Leute wegen ihres Nicht-Straight-Edge-Seins nicht mögen oder anders behandeln. Es ist eine persönliche Einstellung, damit muss jeder für sich klarkommen, und es ist uns nicht wichtig, wenn jemand säuft und raucht. Das ist uns wirklich völlig egal, was jeder mit sich selbst macht. Das muss jeder selber wissen, ob er Bock hat auf Lungenkrebs und Leberzirrhose. (lacht)
Aber es ist uns wichtig, das Thema Veganismus und Vegetarismus in die Köpfe zu bringen, solche Sachen wie sich um das Wohl der Tiere zu kümmern.
Ganz einfach, weil das denjenigen nicht selbst betrifft, sondern...
... andere, genau. Du lebst auf Kosten anderer, und das finde ich völlig unsozial und völlig unfair. Das sind Kreaturen, die sich selber nicht äußern oder wehren können und von daher ist das eine superfeige Sache, so zu leben. Dort setzen wir uns ein, ja, aber dieses Straight Edge-Ding ist für mich persönlich wichtig und für den Rest der Band, hingegen habe ich eine Freundin, die ist nicht Mal Straight Edge. Die trinkt dann auch ihren Wein abends, und das ist mir völlig egal. Deswegen würde ich meine Entscheidungen aber nie verlegen oder sonst etwas.
Deine Freundin?
Meine Freundin, ja. Wir haben super viele Freunde aus der Gothic-, Punk-, und Metal-Szene, aus allen Szenen eigentlich, wenn man das so will, und die wenigsten davon sind Straight Edge. Wir kommen mit denen supergut klar, und solange die uns akzeptieren und uns nicht doof kommen, wie: "Jetzt sauft doch mal ein Bier" oder so...
... leben und leben lassen...
... dann lasse ich die auch in Ruhe und sage nicht "Alter, steck' die Kippe jetzt weg!". ARCH ENEMY ist auch so ein Ding, die sind auf keinen Fall eine Straight Edge-Band, aber heute Abend, wie auf all ihren Konzerten, ist immer Rauchverbot. Das ist von der Band durchgesetzt, weil die das einfach nicht mögen, wenn auf den Shows geraucht wird. Das finde ich ziemlich schön.
Etwas brisant vielleicht, aber: Wart ihr über den Bericht von RTL (*) seiner Zeit wütend oder habt ihr die Medienaufmerksamkeit insgesamt als angenehm empfunden, weil auf die Thematik aufmerksam gemacht wurde? Wie kam es denn zu dieser... unheimlichen Zusammenarbeit?
Es ist halt ein ziemlich zweischneidiges Schwert und die Frage der Interviews zur Zeit, ganz ehrlich. Ich habe darüber schon viel gesagt, aber es ist halt richtig wichtig, im großen Medium, im Massenmedium Fernsehen, über Themen wie Veganismus und Straight Edge zu sprechen. Dieses Straight Edge kann man raus lassen, aber über Veganismus und Vegetarismus zu sprechen ist mir wichtig, oder auch ganz einfach Werbung für meine Band zu machen. Für meinen Beruf und für meine Firma. Welcher Firmenchef würde so ein Medium, wo eine Millionen Leute zugucken, nicht ganz simpel zum Werben für seine neue Platte oder nur für Aufmerksamkeit um den Bandnamen nutzen? Selbst wenn von diesen eine Millionen auch nur zehntausend im Internet unsere Texte durchlesen, sogar losgehen und eine Platte kaufen oder auf ein Konzert von uns kommen, und dann noch in den Texten etwas finden! Wir haben auch ganz viele Leserbriefe, Fanpost oder auch nur E-Mails bekommen, von Familienmüttern, die das gesehen haben, und die selber gesagt haben: "Ich bin Vegetarier und eure Musik ist scheußlich, aber ich finde eure Einstellung super und meine Tochter findet euch jetzt auch gut..."
Ich meine, das sind ganz normale Leute. Viele werden jetzt sicher die Nase rümpfen, gerade die Szene-Polizisten, die immer sagen: "Wir sind doch eine kleine, eingeschworene Szene, was wollen wir denn mit der Hausfrau von nebenan?". Dennoch sage ich immer, es ist mir wichtig, so viele Leute wie möglich zu erreichen. Weil die, die vegan oder vegetarisch leben sind schon auf der guten Seite. Es geht jetzt darum, Leute zu erreichen mit der Band, mit der Message und den Texten, die wir schreiben. Das schreibe ich ja für die Leute, die es noch nicht sind. Um denen zu sagen: "Jungs, es geht auch anders. Strengt mal ein bisschen euer Hirn an." - und das funktioniert auch.
Die Chance war da, und zum Schluss war es ein Bericht, der... okay war - mehr aber auch nicht.
Es wurden aber thematisch viele Fehler gemacht...
Ja, genau, aber die hatten halt klare Anweisungen von uns. Wir haben denen gesagt: "Das bedeutet das, das bedeutet das... Straight Edge bedeutet nicht Veganismus, Veganismus bedeutet nicht Straight Edge, wir sind keine Fighter für Straight Edge", was die auch dachten. Die glaubten, wir seien eine Gang, die Zigarettenautomaten von der Wand reißt und anzündet. Das liegt uns fern... wenn wir überhaupt für irgendwas kämpfen, dann für Tierrechte oder jeder für sich selbst noch.
Ich würde es wieder machen, immer und immer wieder versuchen, durch solche großen Massenmedien ganz vielen Leuten in die Suppe zu pinkeln. Den Leuten, die das gucken, und die sich darüber aufregen, dass wir das überhaupt machen, die eben schon angesprochenen Szene-Polizisten.
Man kann ja schon teilweise von Szene-Faschisten sprechen...
Ja, die dann sagen: "Das kann man doch nicht machen!". Auf die scheiße ich sowieso. Ich würde das immer wieder versuchen, das Ding so weit wie möglich in die Öffentlichkeit zu ziehen. Nicht meine Musik, und mir liegt fern, meine Person in die Öffentlichkeit zu ziehen, ich will nicht sagen: "Wir sind eine super Rockstar-Band und wir wollen zehn Millionen Platten verkaufen", nein. Mir geht es darum, dass der Nachbar von nebenan eben erfährt, dass es so was gibt. Viele wissen nicht einmal, was Vegetarismus oder Veganismus bedeutet, was Tierrechte beinhalten und wie es denen überhaupt geht; und wenn sich dann, wie gesagt, auch nur eine Hand voll darüber informiert und auf die andere Seite wechselt, wäre das super.
Kann man vielleicht davon ausgehen, dass ihr eure URL von www.xmaroonx.com zu www.maroonhate.com geändert habt, weil ihr euch von dem Straight Edge-Szenefaschismus entfernen wolltet?
Ich halte von so Ausdrücken wie "Szenefaschismus" überhaupt nichts. Dann musst du auch sagen, dass diese ganzen Anti-Szenen und diese Ausläufer genauso Faschisten sind, die uns von außen oder von innen angreifen. Mir ist das sowieso ein viel zu wüstes Durcheinander, jeder möchte immer seine kleine Pisser-Szene aus seiner Straße oder seiner Stadt so klein wie möglich halten, nach dem Motto "Wir sind alle Kumpels, wir sind alle eine Gang oder eine Crew" oder so ein Mist. Das liegt mir völlig fern, die sollen mal ein bisschen universell denken, einfach mal aus ihrem Schatten heraustreten und ihren Kopf ein bisschen frei machen. Denn es geht nicht immer alles um vegan, und es geht nicht immer alles um Straight Edge, es gibt noch andere Themen und es gibt noch andere Punkte im Leben. Ich verstehe die Leute nicht mehr.
Natürlich muss man ganz klipp und klar seine Meinung sagen, man muss hart dazu stehen, was man sagt, und das auch nicht verraten, aber man muss auch mal lächelnd durch das Leben gehen können und nicht an jeder Ecke einen Raucher vom Bordstein schubsen. (lacht) Was war noch mal genau die Frage?
Wie das zu der URL-Änderung kam...
Die alte Domain ist einfach ausgelaufen. So schnell konnten wir gar nicht gucken, und www.xmaroonx.com war weg von solchen Domain-Käufern, die die uns dann für Unmengen Geld angeboten haben.
Einfache Lösung...
Ja, dann meinten wir nur: "Spinnt ihr?", und da dann gerade die "Endorsed By Hate" raus war, haben wir eben www.maroonhate.com gemacht und .com war noch frei. Das war meine Idee, innerhalb von einer Minute am Telefon. "Eure Domain ist jetzt weg, was machen wir? Eure Website können wir nicht mehr hochfahren". Darauf meinte ich dann: "...scheißegal, dann nehmen wir MAROON... sechs sechs sechs" - "Gibt's schon..." - "Ist ja auch doof, bei Maroonxxx haben wir dann ein anderes Problem, dann eben www.maroonhate.com" - "Die ist noch frei" - "Gut, dann nehmen wir die!"...
Das war die einfachste Variante. Dass wir die Schrift geändert haben von "xMarroonx" zu MAROON war auch einfach wieder der Punkt, warum wir uns als Band von vorneherein selber limitieren sollten.
So abstempeln?
So abstempeln. Es kommt ein Metaller, der uns voll gut findet, aber niemals unsere Platte kaufen würde, weil halt zwei X dran sind. Wir haben ganz, ganz viele Metaller gefunden, die gesagt haben: "Ne, ich kann euch doch nicht hören, ihr seid doch eine Straight Edge-Band, ihr raucht doch nicht und wollt doch solche Leute wie mich nicht haben", und darauf meinten wir dann: "Scheiß doch drauf, kauf jetzt die Platte und wenn sie dir gefällt, dann lies dir die Texte durch, und dann kannst du selber entscheiden ob du etwas ändern willst oder nicht!" Auf keinen Fall wollten wir so einem Schubladendenken verfallen, das mag ich überhaupt nicht. Dieses Schubladenbauen, bevor überhaupt irgendjemand angefangen hat zu sprechen oder sich zu äußern...
Sehr sympathisch. Was läuft denn bei euch zuhause für eine Musik hauptsächlich? Oder sagst du jetzt "Ich höre auch schon gerne die Schiene, die ich mache..."
Nein, ich gar nicht.
Gar nicht?
Also ganz selten, wenn dann höre ich meine EARTH CRISIS-Platte, aber eigentlich nicht. Von so harter Musik habe ich ein paar Black Metal-Sachen, die ich ganz gerne mag und die mich auch interessieren, aber das ist auch ganz verschieden bei uns in der Band. Mein Bruder, der Bassist, ist ein Riesen MORISSEY- und THE SMITHS-Fan, ich komme aus der Gothic-Szene und gehe auch in die Richtung. Ich höre viel Dark Wave, New Wave, Neo-Folk und generell viel dunkele und experimentelle Sachen, wie Ambient oder Noise. Bei mir kann man sagen, dass ich außer Hip Hop und Disco-Musik so gut wie alles höre. Diese Metal-Sache mache ich nun jeden zweiten Tag mit meiner eigenen Band,und dann noch nach Hause fahren und auf der Heimfahrt eine SLAYER-Platte? Hm... ist halt nicht mein Ding, muss ich halt ganz ehrlich sagen.
Wenn man bedenkt, dass meine Lieblingsband immer noch DEPECHE MODE ist, schon seit zwanzig Jahren. Ich habe jetzt zwanzigjähriges DEPECHE MODE-Jubiläum, seit dem ich meine erste Sache von denen hatte. Das war mit zwölf, jetzt kann man ja ausrechnen wie alt ich bin (lacht). Das ist auch das Gute in der Band, unser Gitarrist mit den langen Haaren, der Riechtor, der ist so ein richtiger Heavy Metal-Typ der alten Schule. IRON MAIDEN, METALLICA, DIO, HELLOWEEN und so ein Zeug, der zieht sich halt alles rein, Hauptsache es ist nicht älter als Neunzehnhundertfünfundachtzig, sag ich jetzt mal. Unser Sebastian, der Gitarrist mit den kurzen Haaren, der ist unsere Verbindung zur modernen Musik. Der checkt dann immer mal so SHADOWS FALL, HATEBREED oder die neue SLAYER bringt der dann halt mit in den Proberaum. So brauchen wir uns das nicht immer kaufen - würden wir auch so nicht (lacht) - aber so verlieren wir trotzdem den Kontakt nicht. Wenn wir dann irgendwohin fahren meint er: „Ich weiß, es interessiert euch nicht, aber ich habe euch mal die neue ARCH ENEMY mitgebracht!", dann hören wir uns die an und alle sagen: "Hm... cool". So hat jeder so seines. Der Schlagzeuger, der mit mir zusammen wohnt, der ist ein totaler Black Metal-Freak, und der lässt da auch nichts drauf kommen.
In eurem Umkreis habt ihr also wirklich alles?
Außer Hip Hop, ja. Oder eben überflüssiges Disco-Zeug, von dem ich nichtmal sagen würde, dass es Musik ist.
Dann sind wir auch am Ende. Die letzten Worte gebühren dir!
Vielen, vielen Dank. Ich finde es gut, dass solche Themen doch gerade immer wieder angesprochen werden. Daran sieht man, dass wir doch alles richtig machen, die Leute zum Denken anregen, die Leute provozieren und auch ein bisschen aus ihrer Reserve locken, was ganz selten ist heutzutage. Viele gehen zu Konzerten, gucken sich die Bands an, kaufen sich die CD und hören die sich an, machen sich aber keine Gedanken mehr darüber. Das wollen wir wieder zurückbringen, dass sich die Leute eben wieder angepisst fühlen, wenn wir sie anpissen. Wenn Leute sagen, dass sie uns und unsere Texte scheiße finden, denken sie trotzdem drüber nach und hören uns und überlegen sich, was los ist. Man kann nur sagen vielen, vielen Dank, dass es trotzdem noch Leute gibt, die denken. Die sollen einfach zu unseren Konzerten kommen und sehen, dass wir eine gute Liveband sind und dass wir openminded sind!
Dem Ganzen schloss sich noch endlos langes Gespräch an, sodass ich Andre letztlich zufrieden und beeindruckt noch mit einem weißen Blatt Papier losschickte, das er mir später von der ganzen Band gestaltet wiederbrachte.
(*) Der Bericht auf "Youtube": http://youtube.com/watch?v=eqqMkLnOjdE