Geschrieben von Deniz Donnerstag, 13 November 2003 22:49
Spineshank - Interview zum Album „Self Destructive Pattern" mit Bassist Rob Garcia
Spineshank wurden Mitte der 90iger von Fear Factory-Klampfer Dino Cazares entdeckt und zum Plattendeal geführt. 1998 gaben die fünf Kalifornier ihren Einstand mit dem noch etwas wackelig wirkendem Album „Strictly Diesel". Etwa fünf Jahre und drei Alben später sind Spineshank ein nahezu perfekter Hybrid aus metallischer Rohheit, technoider Zerstörungskraft und homogener Catchiness. Wie man sich in seiner momentanen Situation, mit neuer Platte „Self Destructive Pattern" und auf Welttournee, so fühlt, durfte ich vor dem Roadrage-Konzert in Wiesbaden Spineshank-Tieftöner Rob Garcia persönlich fragen.
Als erstes möchte ich natürlich wissen, wie denn die Roadrage Tour bis jetzt verlaufen ist?
Es läuft super bis jetzt. Das Package ist großartig, jede Show war bisher ausverkauft und die Kids gehen gut ab. Man kann sich keine bessere Tour wünschen.
Und wie kommt das neue Material von „Self Destructive Pattern" beim Publikum an? Habt ihr schon erste Eindrücke von den Reaktionen?
Die Reaktionen sind überwältigend! Die Leute singen die Texte jetzt schon alle mit, obwohl das Album noch nicht so lange raus ist. Wir können uns also nicht beschweren. Das Feedback ist mehr als positiv.
Ihr habt aber ganze 16 Monate gebraucht, um „Self Destructive Pattern" fertig zu stellen. Warum hat es so dermaßen lange gedauert? Gab es während der Aufnahmen irgendwelche Probleme oder seid ihr einfach nur relaxte Menschen, die sich trotz des Drucks gerne etwas mehr Zeit lassen?
Nee, gar nicht. Wir waren davor zwei Jahre am Stück auf Tour, was ganz schön geschlaucht hat. Wir waren sozusagen ausgebrannt für den Moment. Für den Songwriting-Prozess mussten wir erst mal wieder Kraft sammeln, um überhaupt ins Studio gehen zu können. Außerdem wollten wir sicher gehen, dass wir kein „The Height Of Caloussness Pt. 2" aufnehmen. Deshalb waren wir besonders vorsichtig, als wir ans Songschreiben rangegangen sind. Das kostet natürlich viel Zeit. Außerdem haben wir etwa 30 Songs aufgenommen, wovon wir natürlich die Hälfte wieder verworfen haben. Aber auch so ging's im Studio sehr chaotisch ab. Geräte und Computer sind abgestürzt, wichtige Leute sind zwischendurch krank geworden und all so'n Kram halt. Aber wir haben, finde ich, das Beste draus gemacht. Der Hauptgrund war aber wirklich, dass wir absolut sicher gehen wollten, dass am Ende das rauskommt, was wir uns vorgestellt hatten.
Du hast es ja bereits angesprochen, ihr wolltet auf keinen Fall eine Kopie eures letzten Albums machen. Ich denke, dass ist euch absolut gelungen. Eure neue Platte klingt, als hättet ihr euch enorm weiterentwickelt seit „The Height Of Caloussness". Ihr seid um einiges vielseitiger geworden, die Melodien und überhaupt die Songstrukturen klingen besser als jemals zuvor. Zudem habt ihr neue Elemente einfließen lassen, wie die Eingängigkeit und der pure, fast schon punkige Rock Style in Songs wie z.B. „Forgotten". Glaubst du Spineshank ist ein nie endender Prozess oder habt ihr jetzt euren eigenen endgültigen Sound gefunden?
Ich glaube schon, dass wir endlich unseren Sound gefunden haben. Wir sind besser als jemals zuvor, aber es ist sogar noch Potential zu noch mehr Leistung da. Wir haben uns definitiv stark weiterentwickelt als Band genauso wie auch als Musiker. Aber solange noch Potential vorhanden ist, werden wir sicher nicht stehen bleiben.
„Self Destructive Pattern" hat dementsprechend auch durchgängig positives Feedback von der Presse bekommen. Der 89. Platz in den US Billboard Charts ist auch ziemlich respektabel. Aber hättet ihr euch vielleicht nicht doch einen größeren Erfolg mit der Scheibe gewünscht, oder interessieren euch die Verkaufszahlen gar nicht?
Ach, gute Verkäufe helfen immer. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde „I'm gonna keep it real" oder so. Das ist unsere Band, unsere Kariere, das, worauf es aufbaut. Keine Band würde sich darüber beschweren, mehr zu verkaufen oder mehr Geld zu verdienen, aber wir können letztendlich tun, was wir wollen. Hätte mir vor zehn Jahren jemand gesagt, dass ich mal in den Billboard Charts landen und ein drittes Album aufnehmen würde, ich hätte ihn wahrscheinlich gefragt, was für Drogen er nimmt - ich will auch welche davon! Ich könnte jetzt auch genauso gut in einer Lagerhalle oder so arbeiten. Ich bin also sehr zufrieden mit meiner oder unserer Situation.
Aber wie sieht es mit Metal generell in den USA aus? Es scheint, als ob die Popularität des typischen Nu Metal Sounds so langsam abnimmt, während immer mehr Bands sich eher an traditionellerem Thrash Metal orientieren. Ich denke da an Bands wie Killswitch Engage, Chimaira oder Shadows Fall. Könnte das der Anfang vom Ende des Nu Metal sein?
Hmm, ich denke egal, ob Nu Metal oder nicht, Metal ist Metal. So ist halt die Musik, stets in Bewegung. Dinge kommen und gehen und manche Bands bleiben einfach. Betrachtest du mal all die Gruppen von vor paar Jahren, wirst du sehen, dass es die meisten noch gibt. Egal ob Nu Metal oder was die Presse derzeit als „New Wave Of American Heavy Metal" nennt, wir sind alles Metal Bands. Die Tour beweist es ja. Als unser erstes Album erschienen ist, tat man uns auch als Nu Metal Band ab, aber wir sind immer noch da, also müssen wir wohl was richtig gemacht haben, oder?
Aber wo seht ihr eure Position in der Szene zwischen all diesen Bands?
Mit uns steht's gut, was soll man sagen? Ich meine, wir können uns gegen jede Band behaupten. Genauso wie bei dieser Tour, drei verschieden Heavy Bands und jede von ihnen liefert einem die Vollbedienung. Wir sind schon seit zehn Jahren auf der Bildfläche, und auch wenn uns neuere Bands Konkurrenz machen, es ist schwer gegen uns anzustinken, denn wir bringen es immer noch!
Nun gut, dann mal zurück zu euren Anfängen. Die Jungs von Fear Factory waren es, die euch damals quasi entdeckt und auch in der Startphase am meisten unterstützt haben. Gibt es von eurer Seite aus Bands, die ihr gerne empfehlen und supporten würdet, so wie sie es damals mit euch getan haben?
Wenn mich irgendwer fragt, dann kann ich Chimaira nur wärmstens empfehlen. Checkt Chimaira aus! Spineshank und Chimaira sind wie eine Familie geworden, und ich muss sagen, sie sind eine verdammt geile Band. Leider hör ich momentan eher Beach Boys oder Beatles als neue, harte Sachen, aber wenn ich wen empfehlen kann, dann diese Jungs. Geht einfach raus und zieht euch Chimaira rein.
Wo wir gerade bei Chimaira sind, bevorzugst du es mit Labelmates wie Chimaira auf Tour zu gehen oder ist es dir wurscht mit welcher Band du unterwegs bist?
Wir sind eigentlich mit jeder Band, mit der wir auf Tour waren, gute Freunde geworden, egal ob Disturbed oder sonst wer. Das gleiche zählt natürlich auch für die Roadrage-Tour. Solange niemand irgendwie schlechte Absichten hat, ist es kein Problem für uns, mit anderen Bands auf Achse zu sein. Insofern ist es egal, ob vom selben Label oder nicht.
OK, zurück zu eurer Musik. Welches sind deine Lieblingstracks auf dem neuem Album?
Ich mag „Slavery" und „Violent Mood Swings" besonders. Weißt du, diese explodierenden, in die Fresse hauenden Sachen, darauf steh ich.
Eure erste Single heißt „Smothered", für das ihr auch ein Video gedreht habt. Werden noch weitere Singles erscheinen, vielleicht auch wieder zusammen mit einem Video?
Ich glaube „Beginning Of The End" ist als Single in Planung, weil es auch schon auf dem „Freddy vs. Jason Soundtrack" enthalten ist. Deshalb wird der Song wahrscheinlich als zweite Single ausgekoppelt. Oder wenn wir noch die Nerven und die Zeit dafür finden, werden wir hoffentlich noch ein Live-Video für „Violent Mood Swings" drehen. Mal schauen...
Du sprichst den Freddy vs. Jason Soundtrack an. Magst du Horror-Filme?
Ich liebe das ganze alte Zeug wie „Frankenstein". Solche Sachen find ich sehr cool.
Wo wir schon mal bei Filmen sind, was meinst du, zu welchem Film würde eure Musik als Soundtrack passen?
Uh, schwere Frage, vielleicht würde unsere Musik zu irgendeinem Tarantino Film oder zu Produktionen von Robert Rodriguez passen, „Desperado" zum Beispiel. Es muss in jeder Hinsicht irgendwie abgefahren sein. Irgendwas in der Richtung halt.
Hast du den neuesten Tarantino Film „Kill Bill Vol.1" schon gesehen?
Ja, ich war drin. Der Film ist sehr gut, Tarantino hat's einfach drauf.
Wir haben bereits über eure Vergangenheit und die gegenwärtige Situation gesprochen. Wie sieht's mit der Zukunft aus? Was steht noch an für Spineshank?
Für uns steht noch über ein Jahr touren an. Und geht es wohl weiter mit den Arbeiten zum nächsten Album. Hauptsache wir bleiben in Bewegung. Und das tun wir ja, wie du siehst.
Was kann man heut Abend von eurer Show erwarten?
Ne Menge kontrolliertes Chaos. Wir werden mehr als präsent sein und das Publikum in unsere Show miteinbeziehen. Solange sie abrocken, tun wir's auch. Es wird natürlich viel rumgesprungen, viel Scheiße getrieben und so weiter. So sieht's bei uns aus.
Kennst du irgendwelche coolen deutschen Rock- oder Metalbands?
Scorpions und Rammstein! Das war's aber auch schon. Das sind halt so die Bands, die man in Amerika kennt.
Abschließend meine letzte Frage: Kannst du dir ein Leben ohne Musik oder ohne Spineshank vorstellen?
Nein, das wäre sehr langweilig. Keine schöne Vorstellung, haha!
Danke für das Interview!
Alle Artikel zu