Geschrieben von Freitag, 25 Juni 2004 00:05

Ektomorf - Interview mit Sänger Zoltan


Review


Link: http://www.ektomorf.com

Thrashcore aus gutem Herzen

Ektomorf sind zur Zeit Ungarns heißester Export in Sachen Hartwurst. Aber nicht allein der Exoten-Bonus macht diese feurige Band zum Geheimtipp, sondern auch der fette Thrashcore-Sound, der unmissverständlich nach Soulfly klingt, dabei aber keinen Deut schlechter knallt. Mit ihrer fünften Walze "Destroy" haben Ektomorf weit und breit viel Respekt geerntet. Das wurde spätestens bei ihrem Auftritt im Talent Forum bei Rock Am Ring klar, als eine erstaunlich große Fanschar die Band um die Gebrüder Farkas ordentlich abfeierte. Für Sänger/Gitarrist Zoltan ging damit ein kleiner Traum in Erfüllung wie er burnyourears.de mit gebrochenem Englisch verriet.

Hallo Zoltan, stell doch bitte dich und deine Band mal vor.
Hallo Metalheads, ich bin Zoltan von Ektomorf. Uns gibt es seit Mitte der 90er, wir sind eine fünf-Mann-Band und haben gerade einen coolen Auftritt bei Rock Am Ring hingelegt.

Auf der Bühne sagtest du, dies sei eure erste Festival-Show. Wie hast du eure Premiere empfunden?
Eigentlich war es nicht wirklich unser erster Festival-Auftritt, aber unser erster auf einem so großen. Wir haben in Ungarn mal auf dem Island-Festival gespielt. Das ist zwar auch nicht gerade klein, aber da geht es nicht so sehr um Metal- und Rockmusik. So gesehen ist Rock Am Ring unser erster Festival-Gig vor einem richtigen Metalpublikum.

Und wie hat es dir gefallen?
I love it, man!

Ihr ward kürzlich als Support von Pro Pain auf Europatour. Was fällt dir dazu spontan ein?
Es war großartig! Die Jungs von Pro Pain waren richtig cool, es war toll sie mal zu treffen. Insgesamt haben wir 29 Gigs am Stück gespielt, also jede Nacht ohne Pause. Das war echt hart, aber auch sehr lehrreich. Wir haben wichtige Erfahrungen gesammelt. Unsere erste Europatour und gleich so geil!

Seid ihr zufrieden mit den Reaktionen bezüglich eurer neuen Platte "Destroy"?
Ja, auf jeden Fall. Die Kritiken sind besser als ich es erwartet hatte. Wow.

Seht ihr es noch als Kompliment oder seid ihr mittlerweile genervt, wenn euch die Presse ständig mit Soulfly vergleicht?
Das nehme ich niemandem übel. Weißt du, Max Cavalera ist zwar nur eine Person auf der Welt, aber er ist verdammt genial. Wenn die Leute sagen, Ektomorf sei ne Scheißkopie, dann wäre das natürlich schade. Es wird behauptet, wir klingen wie Soulfly und/oder Sepultura, aber ich finde nicht, dass wir eine bloße Kopie sind. Wir klauen keine Riffs oder so, wir verfolgen einfach nur den gleichen Weg. Vielleicht haben wir die gleiche Power wie diese Bands oder so. That's it. Viele Kids behaupten, Max Cavalera sei ihr Lieblingsmusiker, das sage ich auch, ohne mich dafür schämen zu müssen. Aber ich find zum Beispiel auch Machine Head geil. Ich hab sie gestern zum ersten Mal gesehen. Wow! Soulfly habe ich bis jetzt zwei Mal live ausgecheckt; in Stuttgart und Wien.

Den Medien zum Trotz, wie würdest du eure Musik beschreiben?
Thrashcore. Echt jetzt, ich denke, das ist der beste Ausdruck dafuer. Wir mögen Thrash Metal, aber auch Hardcore und Punksachen. Thrashcore oder Thrash-Punk-Core trifft's gut.

Wen zählt ihr außer Sepultura und Soulfly noch zu euren Einflüssen?
Machine Head natürlich. Und die alten Metallica. Als ich nämlich jung war, haben mich Metallica zum Heavy Metal gebracht. Nach dem ersten Hören von "Master Of Puppets" bin ich wochenlang durchgedreht. Aber auch Slayer oder Anthrax gehören dazu, halt die ganzen alten Thrash Metal Bands.

Ihr kommt ja bekanntlich aus Ungarn. Gibt es dort eine echte Metalszene?
Es gibt schon eine ernstzunehmende Metalszene, aber weißt du, das Land ist echt klein und die Möglichkeiten sind sehr begrenzt. Wir haben wirklich Glück gehabt, haben aber auch viel dafür gekämpft, um in Europa Fuß zu fassen und an den Nuclear Blast Deal zu kommen. Insgesamt gibt es in Ungarn von True Metal bis Nu Metal ne Menge Bands.

Reflektieren deine Lyrics die Probleme in deinem Heimatland?
Ja, natürlich. Aber es geht auch viel um mein persönliches Leben. Ich schreibe viel, über das, was um mich herum passiert, sei es in Ungarn oder Vorgänge in mir drin. Es geht um mein Leben und meine Emotionen, kein Fantasy oder so was. Die Texte können dabei von Liebe aber auch von Wut und Schmerz handeln.

Was habt ihr mit Ektomorf in den nächsten Monaten noch vor?
Morgen spielen wir bei Rock Im Park und danach noch ein paar weitere Festivals. Das Nuclear Blast Festival wird sicherlich richtig cool. Wir warten gerade auf die Dates für die Fear Factory Tour, da wir mit denen zusammen spielen werden. Geil, ich liebe diese Band. Dazwischen spielen wir noch auf dem With Full Force, in Ungarn noch mal auf dem Island Festival und im Dezember geht's dann wieder ins Studio. Wir haben schon viele neue Songs geschrieben. Auch auf der Pro Pain Tour entstanden zwei neue Stücke; mittlerweile haben wir sechs. A propos Pro Pain, ihr Sänger Gary hat mich angerufen, vielleicht werden wir im September noch mal 25 Gigs zusammen mit ihnen spielen. Auf der letzten Tour waren wir in Deutschland, Österreich, Holland und so, diesmal wollen die Jungs in Länder wie England, Spanien, Italien und nach Skandinavien reisen. So sieht's aus.

Kannst du schon was über die neuen Songs sagen? Gibt es Neuerungen oder wird es wieder Ektomorf-In-Your-Face sein?
Ja, es wird in-your-face sein, aber Ektomorf ist auch jedes Mal anders. Wenn du dir "I scream up to the Sky" anhörst und es mit "Destroy vergleichst, ist zwar beides auf's Maul, aber in unterschiedlicher Weise. Ein neuer Song heißt "Instinct". Er wird vielleicht der Titeltrack des neuen Albums werden. Dieses Wort hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Die neuen Tracks sind richtige Hüpf-Granaten, aber es wird auch Moshparts und klassische Thrash-Metal-Riffs geben. Die Platte wird aber definitiv einen anderen Hauch haben.

Gibt es etwas Bestimmtes, was du mit Ektomorf erreichen möchtest?
Das was ich haben wollte, habe ich heute schon bekommen. Als ich damals das Lied "A.E.A." schrieb, wünschte ich mir, dass die Fans den Refrain mitsingen - "they cannot stop me, they cannot take my life!" - und das Publikum macht da richtig gut mit; heute hat mich das echt umgehauen. Natürlich würde ich gerne von meiner Musik leben koennen. Das wäre der Hammer. Momentan ist es hart, da sich die Musik finanziell noch nicht ausgezahlt hat. Viele Leute sagen, "ich mache die Musik nicht für das Geld", aber das stimmt nicht. Niemand möchte neben der Musik noch arbeiten oder etwas freiwillig tun. Du brauchst das Geld zum leben. Diesen Status müssen wir noch erreichen. Ich hab in den letzten Monaten meine Freundin in Ungarn vielleicht drei Wochen gesehen. Meine Familie besuch ich auch manchmal, um "Hallo" zu sagen und was Vernünftiges zu essen. Richtige Jobs haben wir in Ungarn aber nicht mehr. Wenn man sich für die Musik entscheidet kann man nebenbei keine reguläre Arbeit ausüben. Was willst du deinem Chef sagen? Ich bin mal weg fuer zwei Monate, tschüss und danke? Ich hab mich vor vier Jahren für die Musik entschieden. Es ist nicht einfach, aber wir schaffen es irgendwie.

Noch etwas, was du deinen Fans und unseren Lesern sagen möchtest?
Ich möchte den Leuten sagen, glaubt an euch und lasst euch von nichts und niemanden erniedrigen. Bleibt stark und folgt eurem Herzen. Das ist für jeden da draußen!

Danke, Zoltan, für das Interview!