Geschrieben von Samstag, 12 März 2005 20:53

Bleeding Through - Interview mit Marta


Review

 

 

 


Link:www.bleedingthrough.com
www.bleedingthrough.de

 
Bleeding Through sind in Deutschland ein wenig in der letzten Metalcore-Welle untergangen - trotz eines über Roadrunner hierzulande veröffentlichten Highlight-Albums namens „This Is Love, This Is Murderous". Das eigentlich schon dritte Werk der sechs Kalifornier bietet nicht einfach nur derben Stoff für Mosh-Fanatiker, sondern schafft die Kunst, auch Metalheads mit einem wahren Sturm an fiesen Death- und Black-Metal-Riffs sowie düsteren Keyboards an die Wand zu blasen.Die gerade gelaufene Europatour und das im Herbst erscheinende vierte Album könnten den Popularitätsabstand zu den Szene-Größen wieder Wett machen. Wir fragten vor dem Auftritt in Bochum die Schöne Lady an den Tasten, Marta, wie sie die Lage einschätzt.

Hi Marta, kannst du unseren Lesern bitte einen kurzen Abriss über die Entstehungsgeschichte von Bleeding Through geben?


Yeah! Es hat angefangen mit Brandan (Schieppati; Gesang), der zu der Zeit noch in Eighteen Visions war. Bleeding Through sollte erst ein Sideproject werden. Scott (Danough; Gitarre) war glaub ich auch von Anfang an dabei, der Rest der Mannschaft wechselte noch einige Male. Gitarristen, Drumer und auch Bassisten kamen und gingen bevor Brian (Gitarre; Leppke), Ryan (Wombacher; Bass) und Derek (Youngsma; Schlagzeug) fest einstiegen, und ich bin auch schon die zweite Keyboarderin. Ich bin quasi die Neueste und seit ca. 1½ Jahren an Bord. Jetzt haben wir aber eine beständige Besetzung. Und die Band hat auch schon über vier Jahre Live-Erfahrung. 

Du warst schon bei der ersten und letztmaligen Tour durch Europa dabei, wo ihr im Vorprogramm von Sick Of It All gespielt habt. Was hat sich seitdem für euch in Europa verändert? Merkt ihr einen Sprung, was die Reaktionen des Publikums angeht?

Als wir hier gespielt haben, war unser Album „This Is Love..." in Europa noch gar nicht erschienen. Ich glaub, die CD wurde erst letzten Oktober über Roadrunner hier veröffentlicht. Die Leute konnten also höchstens über Importwege an unsere Musik gelangen. Bei dieser Tour haben wir nun natürlich eine viel bessere Ausgangslage, viele Kids kennen uns gut und ich hoffe, dass viele wegen Bleeding Through zu den Konzerten kommen. Wir haben auf dieser Europatour bis jetzt erst drei Shows gespielt, deshalb ist es noch zu früh für ein Resümee, aber in Hamburg lief es zum Beispiel supergut. Es kommt langsam ins Rollen, die Clubs sind zwar noch klein, aber richtig gut Besucht und die Fans moshen schon anständig. Wir kriegen viel positives Feedback, einige Fans können sogar unsere Texte komplett auswendig! Wir haben keine großen Erwartungen, insofern ist jeder Abend eine schöne Erfahrung.  

Trotz der positiven Kritiken in den meisten Magazinen ist Bleeding Through noch immer ein Geheimtipp in Deutschland. Werdet ihr in Zukunft Europa öfter besuchen? Wie schaut's aus mit Festivals?

Ja, definitiv kommen wir öfter hierher! Wenn im September unser neues Album erschienen ist, starten wir nach einer US-Tour bald wieder eine Europareise. Festivals sind noch keine gebucht. Unsere Gedanken kreisen erst einmal um das neue Album, was den ganzen Sommer beanspruchen wird und somit wenig Zeit übrig lässt.

Bleeding Through sind eine ganze Ecke härter als die populären Metalcore-Bands. Fühlt ihr euch trotzdem als Teil dieser Bewegung?

Danke erstmal für das Kompliment. Ja, wir fühlen uns als Teil dieser Bewegung. Hardcore ist schließlich, wo wir herkommen, unser Zuhause. Aber wir lassen uns nicht auf ein Genre limitieren. Wir versuchen stets, andere und neue Stile zu integrieren und einen breiten Sound zu fahren. Gleichwohl bleiben wir stets eine Hardcore-Band. 

Wenn man in Europa von der US-Metalcore-Szene hört, wird auch oft der Staat Massachusetts erwähnt, wo Abräumer wie Unearth oder eben Killswitch Engage herkommen und von einer tollen Szene erzählen. Ihr seid in der kalifornischen Orange-County-Szene verwurzelt. Was macht eure Heimat denn so aus? Worin bestehen die Unterschiede zur Ostküste?

Ja, stimmt, es bestehen Unterschiede zwischen Ostküste und Westküste. Orange County ist die wahrscheinlich wahre Hardcore-Hochburg. Hier spenden verdammt viele Kids jede Sekunde diesem Genre. Die Ostküste ist wahrscheinlich noch mehr old school angehaucht, Orange County ist dagegen stark vom Metal beeinflusst und hat mehr Crossover-Potential. Jedes Konzert, egal von welchem Act, ist in Orange County ein Erfolg. Dieses Zusammenwachsen der verschiedenen Szenen - Punk, Hardcore, Metal - kam in den USA wahrscheinlich früher zustande als in Europa. Die Leute sind sehr engagiert, jeder wird mit einbezogen, es ist einfach unglaublich, was da abgeht. Marta & Deniz

Man hört in eurer Musik einen dicken Batzen an Death und sogar Black Metal heraus. Welche Bands haben euch beeinflusst?

Das kommt auf jedes Mitglied drauf an. Jeder hört anderes Zeug. Unser Gitarrist hört viel Black und Death Metal (ich weiß leider nicht mehr, ob sie auf Scott oder Brian gedeutet hat; Anm. d. Verf.), ich steh sehr auf Gothic, Ryan hört auch mal Rockabilly oder Country. Jeder bringt seinen eigen Style ein, darum klingen wir so wie wir klingen. Die Leute nennen uns Hardcore, Metalcore oder Metal - wir sind einfach eine Kombination aus allem (lacht).

Ihr seid zuletzt in den Staaten mit Cradle Of Filth zusammen getourt. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Konntet ihr noch was von Dani und Co. lernen?

(lacht) Ja, einiges. Wir alle lieben diese Band und es war toll mit ihnen zu touren. Sie sind eine meiner Haupteinflüsse und ich konnte wirklich ein paar Sachen von ihnen lernen. Die Jungs waren cooler drauf als wir dachten, so sind wir jetzt mit Cradle Of Filth gut befreundet.

OK, jetzt kommen wir zu einem wichtigen Punkt: das nächste Album. Was kannst du mir für Infos nennen?

Wir arbeiten mit Rob Caggiano zusammen, der schon Anthrax und Cradle Of Filth produziert hat. Im Januar haben wir fünf Songs geschrieben, die echt gut knallen. Es ist übrigens das erste Mal, dass ich beim Songwriting involviert bin, bei „This Is Love..." hat noch meine Vorgängerin mitgewirkt. Die harten Parts sind teilweise noch härter als zuvor, aber wenn wir mal melodisch werden, dann ist es richtig catchy. Klar haben wir noch keinen der Tracks aufgenommen, abgemischt und so weiter, aber bis jetzt sind wir alle sehr glücklich. Heute Abend werden wir auch ein paar Sachen live spielen!Als Release-Datum peilen wir den Zeitraum im September an. Ich hoffe, das es auch in Europa zeitgleich erscheint, aber ich denke, auf Roadrunner ist verlass.

Hast du an den Keyboard etwas anders gemacht als deine Vorgängerin?

Nicht unbedingt anders, ich habe nur mehr von meinem Instrument eingebracht. Diese typischen, Düstersounds eben. Erwartet von mir keine Solos (lacht)!

Ich habe eure letzte CD rezensiert. Zum Abschluss habe ich geschrieben: „Zusammen mit den Intro-Samples aus dem Film „Der Blutige Pfad Gottes", den vielen textlichen Symbolen aus der Bibel und dem durchgehend schwarzen Styling wirken Bleeding Through wie das Killerkommando Gottes". Erstens, wie wichtig ist euch euer Image? Zweitens, ist Bleeding Through auf irgendeine Art und Weise eine religiöse Band?

(umgeht die erste Frage; Anm. d. Verf.)Nein, Bleeding Through ist keine religiöse Gruppe. Wir haben alle unterschiedliche Meinungen und Ansichten. Die biblischen Wörter stehen nur in einem symbolischen Kontext. Jeder ist ein Individuum und (kommt ins Stocken und bricht die Antwort ab; Anm. d. Verf.)

Aha... Einige von Brandans Lyrics drehen sich um Beziehungen zu Frauen und sind teilweise recht aggressiv. Was hältst du als einzige Frau um Brandan herum von seinen Texten? Kannst du seine Wut nachvollziehen?

Haha, ja, es geht echt viel um Frauen! Ich kann mich sogar ein Stück weit mit seinen Texten identifizieren. Sie sind keineswegs sexistisch, oder so, dass nur Männer die Probleme nachvollziehen könnten. Es geht um Herzschmerz im Allgemeinen; auch Frust, Hass und Demut. Er schreibt die Lyrics alleine, aber wir stehen alle dahinter.  

Danke für das Interview!