Hi Andrew! Kannst du zunächst einmal bitte die Band vorstellen und unseren Lesern einen kleinen Abriss über die Entstehungsgeschichte von Comeback Kid geben? Warum habt ihr diese Gruppe gegründet?
Comeback Kid starte vor vier Jahren ursprünglich als Side-Project. Jeremy (Hiebert; Gitarre) und ich hatten eine andere Band namens Figure Four am laufen, wo ich als Sänger aktiv war. Eigentlich wollte ich aber auch Gitarre in einer Band spielen. Wir kamen mit Kyle (Proffeta; Schlagzeug) und Scott (Wade; Gesang) zusammen, gute Freunde von uns, und so entstand Comeback Kid. Wir übten gemeinsam einige Male und es klappte auf Anhieb sehr gut. Nach und nach wurde Comeback Kid zu unserer Priorität. Nachdem wir die Jahre über nach einem festen Bassisten gesucht hatten, wurden wir mit Kevin Call fündig. Wir sind inzwischen eine feste Einheit geworden. Die letzten zwei Jahre verbrachten wir schließlich permanent auf Tour. Gerade ist unser zweites Album „Wake The Dead" erschienen.
In manchen Artikeln werdet ihr als "die Retter des Hardcore" bezeichnet. Was stimmt denn mit Hardcore heutzutage nicht? Und was ist dann euer Anteil, um die ursprüngliche Idee des Hardcore zu wahren?
Ich würde uns nicht als "Retter des Hardcore" bezeichnen. Wir spielen einfach die Musik, die wir lieben, und ziehen unser Ding durch. Aber eine Menge stimmt mit dem Hardcore dieser Tage nicht. Attitüden, der Popularitätswettstreit, Gewalt, Dummegelaber usw. Manche dieser Dinge wird es immer geben. Wir hingegen wollen echt und ehrlich sein. Was wir versuchen, ist, den Menschen um uns herum Respekt zu zeigen. So unterstützen wir zum Beispiel andere Bands, Labels, Promoters und natürlich die Kids. Wir lieben diese Community, der wir angehören, viel zu sehr, um sie gegen irgendetwas in der Welt einzutauschen.
Was denkt ihr über die schwer angesagten Hardcore-Subgenres: Metalcore bzw. Emocore? Sind die dazugehörigen Bands „false Hardcore" oder geben sie der Szene eher eine neue Frische?
Musik muss sich entwickeln und interessant bleiben. Lassen wir die Bands einfach machen. Ich kann es mir nicht rausnehmen, zu beurteilen, was Hardcore ist und was nicht. Hardcore hat schlicht für jeden eine andere Bedeutung. Außerdem höre ich und lasse mich auch von Bands beeinflussen, die ich nicht unbedingt Hardcore nennen würde. Gleichzeitig ziehe ich auch viel Inspiration von älteren Hardcore-Acts. Egal wie man es sieht, heutzutage kommt viel üble Musik raus, haha. Einerseits gibt es einige unglaublich coole Bands, die die Entwicklung stark nach vorne treiben und neue Einflüsse in ihre Musik bringen, was ich sehr begrüße. Andererseits gibt es auch aktuelle neue Bands, die so klingen, als wären sie aus den Achtzigern und dennoch gehörig Arsch treten. Die Leute sollten sich also keine Gedanken über Etiketten und Schubladen machen. Leben und leben lassen!
Ich kenne leider keinen einzigen Ton von eurem Debütalbum „Turn It Around". Beschreib doch mal die Unterschiede zwischen eurer ersten und zweiten Platte „Wake The Dead".
Ich denke, das neue Album bringt Comeback Kid auf ein höheres Level. Das Songwriting ist um Längen besser als auf dem Debüt und auch die Produktion klingt viel fetter. Diesmal haben wir uns richtig viel Zeit für die Aufnahmen genommen und auf jedes noch so kleine Detail geachtet bis wir wirklich zufrieden waren. Die Songs auf der neuen CD sind zudem auch ein wenig melodischer geworden, gleichzeitig haben wir uns aber auch einen kleinen Punk-Schub verpasst, was in meinen Ohren großartig klingt.
Comeback Kid vereint verschiedene Spielweisen zu einem harten, schnellen Mix. Ihr benutzt Sing-a-longs genauso wie fette Moshparts und nach vorne gehenden Punk. Wer hat euch am meisten musikalisch beeinflusst, heute und damals?
Wir beziehen unsere Inspiration aus vielen verschiedenen Dingen. Bands die uns am meisten beeinflusst haben waren Chain Of Strength, Madball, Lifetime, Propagandhi, Good Riddance, Sick Of It All, etc.
Auf "Wake The Dead" ist wirklich jeder einzelne Song ein supergeiler Smasher. No filler, just killer! Mir fällt es da schwer, einen Song herauszupicken. Welcher Track ist dein Favorit und warum?
Das ist schwer zu entscheiden, da ich verschiedene Songs zu unterschiedlichen Stimmungen bevorzuge. Neben unserem Titeltrack ist wohl „Our Distance" mein Favorit. Bei dem Track hat uns Russ von Good Riddance/Only Crime bei den Vocals ausgeholfen. Die Lyrics zu „Our Distance" bedeuten mir viel und ich liebe es, den Song auf der Gitarre zu spielen, da er viele verschiedene Parts bereithält, die einfach irsinnig viel Spaß machen.
Seid ihr eigentlich zufrieden mit dem Frontcover der CD? Meiner Meinung ist es viel zu dunkel und blass geraten und besticht nicht gerade als Augenfänger...
Ja, wir sind alle sogar sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es hat eine düsteres Sarg-Thema. Das Inside-Layout geht mit dem Cover Hand in Hand. Es ist sehr interessant geworden.
Euer neues Album wirkt sehr spontan. Wie lange habt ihr für die Aufnahmen gebraucht? Wie geht ihr beim Songwriting überhaupt vor?
Wir haben das Album in einer Zeitspanne von etwa einem halben Jahr geschrieben. Einige Riffs waren sogar schon ein Jahr vorher fertig, aber wir wollten wirklich nur das nehmen, was frisch klang. Im Studio haben wir gerade mal zwei Wochen verbracht. Es war zwar hektisch, aber wir konnten es so managen, dass nichts schief ging.
Wie war es mit Produzent Bill Stevenson (u.a. Descendents, Black Flag) zu arbeiten?
Es war großartig! Bill Stevenson und Jason Livermore haben zusammen unser Album im Blasting Room Studio in Chicago produziert. Beide sind wahre Genies. Die haben unsere Perfomance bis ans Limit getrieben und noch einige coole Ideen vermittelt. Wir sind glücklich, dass wir mit ihnen arbeiten konnten.
Die Lyrics auf "Wake The Dead" sind sehr energiegeladen und geben trotzdem Hoffnung zwischen den Zeilen. Welche Botschaft wollt ihr als Band vermitteln?
Ich weiß nicht, ob es eine Botschaft ist, die wir vermitteln wollen. Wir wollen einfach zeigen, dass es Hoffnung im Leben gibt. Dein Leben gehört dir und du kannst damit tun, was du willst. Sei du selbst, ehrlich und respektvoll. Hab keine Angst gegen den Strom zu schwimmen.
Euer erstes Album erschien noch auf dem Indie-Label Facedown Records. Inzwischen seid ihr bei Victory Records unter Vertrag - einem der größten und noch immer aufstrebenden Hardcore-Labels der Gegenwart. Was bedeutet das für euch?
Es ist toll. Wir bekommen viel Unterstützung von den Victory-Leuten. Jeder von denen ist sehr cool zu uns. Seit wir bei ihnen unterschrieben haben, promoten und pushen sie uns sehr stark. Es ist einfach ein schönes Gefühl, mit Leuten zusammenzuarbeiten, auf die man sich verlassen kann, wenn man mal Hilfe braucht.
Was erwartet ihr euch von "Wake The Dead"? Wir groß kann Comeback Kid noch werden und wie viel Popularität ertragt ihr übehaupt? Gibt es für euch eine Grenze zwischen Underground und Mainstream?
Der Mainstream beängstigt mich schon ein wenig. In jüngster Zeit hat das Interesse des Mainstreams an Hardcore stark zugenommen, was ich mit gemischten Gefühlen beobachte. Ich kann nicht genau sagen, wohin uns „Wake The Dead" bringen wird. Wir nehmen das Leben einfach Tag für Tag. Touren mit Bands, die wir mögen, verschiedene Länder der Welt sehen, mit Freunden abhängen und unsere Lieblingsmusik spielen. Das ist es und das reicht uns.
Was sind eure Pläne für die Zukunft? Werdet ihr einen Abstecher nach Europa machen?
Nach der Tour zusammen mit Bane werden wir in Kanada und den USA mit Terror, Modern Life Is War und Sinai Beach Konzerte geben. Mit einer Europa-Tour rechnen wir im Sommer oder Herbst. Es ist zwar noch nichts bestätigt aber wir werden es bald erfahren. Haltet eure Augen offen und checkt ab und zuwww.comeback-kid.com aus.
Geschrieben von Deniz Montag, 18 April 2005 21:55
Comeback Kid - Interview mit Gitarrist Andrew Neufeld
Link: www.comeback-kid.com
Lange hat Hardcore nicht mehr so frisch, zündend und hymnenartig geklungen wie auf „Wake The Dead", dem zweiten Album von Comeback Kid. Das Hammerding, das gleich zu unserem Redaktions-Burner avancierte, bietet elf geile Hits zum abgehen, mitsingen und Fäuste recken. Also Grund genug, die jungen Kanadier ein wenig näher kennen zu lernen. BurnYourEars führte ein gepflegtes Email-Interview mit Gitarrist Andrew.
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