Geschrieben von Dienstag, 03 Oktober 2006 22:10

36 Crazyfists - Interview mit Gitarrist Steve Holt


Review

 

 
36 Crazyfists - die Band, die alles zu bieten hat. Die Band, die ein Arbeitethos vorlegt, das andere Bands aus ihrem Genre wie mädchenhafte Whimps aussehen lässt. Die Band, der der große Durchbruch in die Hall Of Fame der angesagten Core-Szene bisher dennoch verwehrt blieb. Aber wer in Alaska aufgewachsen ist, weiß auch heiter-bis-wolkig zu schätzen. BurnYourEars im Gespräch mit Gitarrist Steve Holt.

Hi, Steve, erst mal Glückwunsch zu einer rundum arschtretenden Show!

Cool, dank dir!

Ihr habt schon einige Male in Köln gespielt. Es scheint, als hättet ihr eine starke Verbindung zu dieser Stadt. Was waren die coolsten Momente hier?

Wow, da gibt es so einige! Was mir spontan einfällt, ist die Headliner-Show, die wir mit Twelve Tribes in der Live Music Hall gespielt hatten. Es war das letzte Konzert der ganzen Tour, deshalb waren alle Leute, sowohl die Bands als auch die Crew, bestens aufgelegt. Ich erinnere mich, dass wir verkleidet waren und sogar eine türkische Folkloreband aus der Umgebung auf die Bühne kam und mit uns gespielt hat. Das war echt ein cooler Tag.

Und wie verlief diese Tour bis jetzt?

Es läuft super. Wir haben in Australien angefangen, wo wir eine Woche lange getourt sind. Danach ging es weiter nach Holland und eben nach Deutschland, wo wir bisher zwei Shows gespielt haben. Die Jungs von Atreyu sind sehr nett, 3 ist auch eine sympathische Band, die wir zu schätzen gelernt haben. Wir sind bisher sehr glücklich mit der Tour.

Euer neues Album „Rest Inside The Flames" ist nun auch schon seit einigen Wochen draußen. Kannst du zusammenfassen, was so in der Zwischenzeit so alles passiert ist?

Wir haben sofort angefangen, zu touren. Wir haben das Download-Festival in England bestritten. Wir waren in Deutschland auf den Festivals Rock Am Ring und Rock Im Park, haben in den Tagen danach ein paar Shows zusammen mit Trivium gespielt. Graspop war auch dabei. Wir haben insgesamt vor so vielen Leuten gespielt, so dass das echte eine tolle Zeit für uns war. Wir haben auch viele Bands kennen gelernt. In den USA haben wir auch noch eine Headlinertour gespielt. In diesen Tagen hat unser Schlagzeuger Thomas Noonan geheiratet.

Ihr scheint vor allem in Europa erfolgreicher zu sein als in eurem Heimatland. Was meinst du, woran könnte das liegen?

Ich glaube, es liegt hauptsächlich daran, dass die Leute hierzulande etwas offener sind. In den Staaten ist es anscheinend nicht cool, mehre Genres zu mögen, während es hier nicht ungewöhnlich ist, dass jemand Cradle Of Filth hört UND uns mag. In den Staaten wäre das absurd.

Kann es sein, dass die Kids in den Staaten sich mehr an Klischees orientieren anstatt die Musik für sich sprechen zu lassen?

Ja, genau! Du musst dort die „Band des Monats" sein. Wir sind eine Band, die viele unterschiedliche Stile vermischt. Wir passen in keine Schublade.

Welches Verhältnis habt ihr zu eurer Plattenfirma Roadrunner Records, die sehr verkaufsorientiert ist?

Die internationalen Büros sind großartig. Wir verstehen uns mit den Leuten aus Deutschland oder England wie Freunde. Wir haben gerade zum ersten Mal die Label-Mitarbeiter des australischen Büros kennen gelernt. Roadrunner ist wirklich ein tolles, weltweites Label.

Ich frage deshalb, weil dieses Label in letzter Zeit einige Bands wie ehemalige Roadrunner-Hoffnungen wie Chimaira und Ill Nino rausgeschmissen hat. Habt ihr keine Angst, dass das gleiche mit euch passieren könnte?

Nicht wirklich. Aber ehrlich gesagt passen wir auch nicht zum Roadrunner-Label in Amerika. Deren letzten Signings waren Sachen wie Black Label Society, Megadeth oder Shadows Falls. Also alles Bands, die schon längst etabliert sind. Früher war sie eher darauf bedacht, Bands vor ihrem Durchbruch zu pushen. Deshalb wäre ich nicht überrascht, wenn...

An dieser Stelle kommt zum dritten Mal ein Fan auf Steve zu, um ihm entweder die Hand zu schütteln oder ein Foto zu machen. Jedenfalls geht der Rest der Antwort komplett unter.

Euer Sound beinhaltet Einflüsse aus Screamo, Metalcore, Thrash Metal und Alternative Rock. Ist das euer Vorteil oder sitzt ihr mit dieser Herangehensweise eher zwischen allen Stühlen.
Sowohl als auch. Es ist cool, seine Freiheiten in der Band ausleben zu können und das zu spielen, worauf man Bock hat, anstatt einem Trend hinterher zurennen. Andererseits ist es schwieriger für die Leute, uns als Band zu mögen, weil wir eben sowohl voll auf die Fresse sind als auch gefühlvolle Songs schreiben. Aber ich bin lieber in so einer Band als in einer kopierenden Trend-Kapelle.

Ihr habt auch bei „Rest Inside The Flames" wieder mit Andy Sneap (Arch Enemy, Machine Head, Nevermore) zusammen gearbeitet. Was macht ihn so besonders? Und was sind deine Lieblingsalben, an denen er beteiligt war?

Da gibt es eine ganze Menge. Testament natürlich. Ich bin ein riesiger Testament-Fan! Killswitch Engage's „The End Of Heartache" ist super, Arch Enemy nicht zu vergessen. Das Gute an Andy ist, dass er ein wahrer Freund geworden ist. Wir laden also keinen Fremden in unser Studio ein, der uns nicht kennt und nicht weiß, wo wir hin wollen. Es ist kein Geschäft mit ihm.

Am Anfang eurer Kariere seit ihr aus Alaska nach Portland gezogen. Warum ausgerechnet Portland und nicht wenigstens Seattle, das doch für eine ruhmreiche Musikszene bekannt ist?

In Wahrheit sind wir sogar als erstes nach Seattle gezogen. Das war gerade am Ende der Grunge-Ära. Es gab da noch so immens viele Bands, das es kaum möglich war, Aufmerksamkeit zu erregen, geschweige denn Shows zu Buchen. Deshalb dachten wir uns, das wir uns etwas südlicher absetzen könnten. Und so sind wir dort hängen geblieben. Jetzt ist es auch egal, ob wir in Portland leben oder in L.A., den Sprung haben wir ja schon geschafft.

Was hat dich schließlich dazu gebracht, Musiker zu werden?

Warum ich mit Gitarre spielen angefangen habe, war James Hetfield. Led Zeppelin und Black Sabbath waren auch ein großer Einfluss auf mich. Mein Vater hat viel guten Rock gehört als ich ein Kid war.

Letzte Worte: Warum sollte man „Rest Inside The Flames" kaufen und hören?

Weil wenn sie es nicht tun, komme ich und bringe sie um. Haha, nein, Quatsch. Wenn sie etwas neues, frisches Suchen, sollten sie es mal auschecken.

Danke, Steve, für dieses Interview.  


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