Geschrieben von Freitag, 31 Juli 2009 21:57

Gorod – Interview mit Gitarrist Mathieu




In Zeiten des Wettbewerbs im Sinne von "schneller-härter-komplizierter" sind GOROD ein kleines bisschen anders. Ihr neues Album „Process Of A New Decline" kann meines Erachtens locker in der oberen Liga des technischen Death Metal mitspielen, bringt aber trotzdem eine Eingängigkeit auf den Plattenteller, zu der man gut abrocken kann, weshalb wir den Franzosen einmal auf den Zahn gefühlt haben.
GORODs Gitarrist Mathieu nahm sich die Zeit, ein bisschen zu plaudern. Und so erfährt man hier, was Aliens wirklich vorhaben, dass Death Metal eigentlich ganz einfach ist und stinkender Käse sehr lecker schmeckt.

Hallo zusammen. Ich möchte euch erst mal zu eurem neuen großartigen Album gratulieren! Wie geht es euch im Moment?

Sehr gut, danke! Gut, wir haben grade die Mini-Tour mit IMMOLATION hinter uns, und wir sind richtig müde, aber es freut uns, dass wir ein bisschen über uns und das neue Album sprechen können.

Kannst du kurz erzählen, wie sich eure Truppe zusammengefunden hat und warum ihr euch dazu entschieden habt, Death Metal zu spielen?

Sandrine (ex-Drummerin), Ben (Bass) und ich machen jetzt schon seit gut zehn Jahren Musik zusammen. In den Anfangszeiten spielten wir Thrash Metal, der sich anhörte wie unsere Einflüsse von CORONER, CARCASS, LOUDBLAST etc. Als dann Guillaume bei uns das Mikro übernahm, orientierten wir uns mehr in Richtung Death Metal. Wir suchten einen zweiten Gitarristen und fanden nach vielen Versuchen schließlich Arno, mit dem wir 2004 unser Debüt-Album „Neurotripsicks" und zwei Jahre später „Leading Vision" aufnahmen. Mitte 2008 verließ uns Sandrine aufgrund ihres Vollzeitjobs, da sie nicht mehr regelmäßig bei Proben und Gigs dabei sein konnte. So kam Sam nach einigen Monaten dazu und wir konnten unsere aktuelle Scheibe "Process Of A New Decline" aufnehmen.

Ihr kombiniert in eurer Musik Brutalität, schöne Melodien und tanzbare Rhythmen. Wie entstehen bei euch die Songs?

Für mich ist das ganz natürlich. Riffs und Klangbilder sind für mich wie das Atmen. Wenn du genauer auf mein Gitarrenspiel schaust, erkennst du, es ist nicht besonders schwierig oder total verrückt. Ich habe einen oder zwei Tricks, die ich gebrauche und missbrauche - eigentlich ganz simpel, aber eben in sehr hohem Tempo.
Normalerweise schreibe ich die gesamte Struktur des Songs (die Drums und die Gitarren). Das mache ich mit Computer-Drums und einem Amp-Simulator, um viele Möglichkeiten zu testen und auszuprobieren, von denen ich dann ein paar speichere. Wenn alle damit einverstanden sind, geht es weiter. Wenn nicht, versuchen wir die Struktur zu verbessern, fügen Parts hinzu oder lassen welche weg usw. Dann kommt Benoit mit seinen Bassparts, die wir zusammen fertig stellen. Die Lyrics und der Gesang werden üblicherweise erst während der Studio-Sessions eingebaut.

Wie du gesagt hast, versuche ich Brutalität, Melodien und Groove zu mixen. Da wir Death Metal spielen, muss es aggressiv und kraftvoll sein, brutal eben. Melodien und Groove sind dazu da, die Musik ein bisschen zu vereinfachen, dass man sie besser versteht und ihr folgen kann. Ich möchte nicht zu viele assymmetrische Takte oder bedrückende Harmonien auf den Hörer loslassen; ich mag es lieber, wenn die Leute während der Songs die ganze Zeit headbangen!

Ich habe irgendwo gelesen, dass in euren Songtexten das Konzept einer Story steckt. Was ist das für ein Konzept bei "Process Of A New Decline"?

Wir haben uns eine Sciencefiction-Story ausgedacht, die seit dem zweiten Album („Leading Vision") verarbeitet wird, auf dem aktuellen Album weitergeht und auf der nächsten Platte enden wird!
Es ist eine klassische SF-Zukunftsvisionen-Geschichte über die Entwicklung der Menschheit und eine außerirdische Spezies, die in unserer Gesellschaft parallel eine eigene geheime Gesellschaft namens „Obsequim Minaris" aufbaut. Als die Menschheit durch ihre Selbstzerstörung zugrunde geht, wird diese geheime Gesellschaft mit Hilfe der wenigen Überlebenden eine neue Welt aufbauen. Dies geschieht mit einem neuen Führer, der Adam heißt, mit den klügsten Menschen und der besten Technologie. Aber in Wirklichkeit ist das Ganze ein Betrug, der den Rest der Menschheit in die Sklaverei verbannt...
Unsere Texte behandeln dann diese Geschichte in ihren verschiedenen Aspekten und Sichtweisen. Auf „POAND" befassen wir uns mit dem Teil, in dem der Untergang passiert, als die Leute die Betrügerei bemerken und rebellieren und die Maschine/der Gott Adam selbst zerbröckelt.

Eure Bandgeschichte ist noch nicht so lang. In welcher Hinsicht kannst du eine Entwicklung oder große Veränderungen von den alten Tagen bis heute ausmachen?

Natürlich kann ich das! Als wir unser erstes Album auf einem kleinen französischen Label veröffentlichten, gab es die Band schon fünf Jahre. Zu dieser Zeit planten wir noch nicht groß in die Zukunft hinaus, wir spielten nur aus Spaß an der Freude, hatten ein paar kleine lokale Gigs und waren damit zufrieden.
Der Deal mit „Willowtrip" hat einige Veränderungen mit sich gebracht. Wir hatten plötzlich die Möglichkeit, unsere Musik weltweit zu verbreiten, was wir uns früher nicht vorstellen konnten. Jetzt, mit dem Vertrag mit Listenable Records, können wir dieselbe Qualität von Promotion in Europa oder Nord Amerika haben. Auch das war eine Neuerung für uns, da wir bisher selbst im eigenen Land unbekannt waren, und Touren oder Shows zu spielen war nicht gerade einfach. Seit Pascal, unser neuer Manager, dabei ist, haben wir heute neue Ziele und wir können enorm von seiner Erfahrung und seinem großen Adressbuch profitieren! So erwarten wir große Dinge und hoffen, dass wir immer größer werden.

Mögt ihr das Touren wie z. B. die letzte Tour mit IMMOLATION, oder ist es eher stressig für euch?

Ehrlich gesagt war das unsere erste richtige Tour. Und es hat uns wirklich Spaß gemacht. Die Typen von IMMOLATION sind echt cool und wir hatten riesiges Vergnügen an der Sache.
Unsere Musik zielt darauf ab, live gespielt zu werden - wir gehen immer vollkommen in unserer Musik auf wenn wir performen, und wir versuchen, das dem Publikum mitzugeben. Auch wenn sich der Sound so anhört, als ob er nicht leicht wiederzugeben wäre, können wir währenddessen verrückte Sachen machen - damit die Leute das bekommen, wofür sie gekommen sind. Natürlich gibt es auch nicht so gute Umstände, schlechter Sound, schlechte Organisation oder bewegungslose Leute, und das ist es, was mich stresst. Aber meistens ging alles gut und ich hoffe, wir können in Zukunft größere Touren absolvieren.

Erinnerst du dich an eine erzählenswerte, verrückte Tour-Story?

Vor ein paar Jahren hatten wir drei Gigs in Portugal. Bei dem zweiten Auftritt verbrachte Ben, unser Bassist, den Nachmittag mit ein paar Freunden vor Ort und viel Vinho Verde (portugiesischer Wein). Als wir schließlich am Veranstaltungsort ankamen, konnte Ben nicht mehr auf den Füßen stehen, geschweige denn gehen. Fünf Minuten vor dem Startschuss der Show lag er Backstage schlafend auf dem Boden und wir fragten uns, ob er den Gig wirklich spielen kann. Plötzlich wachte er auf, nahm den Bass, machte ein paar Dehn- und Aufwärmübungen und sprang auf die Bühne. Ich habe keine Ahnung, wie er es geschafft hat, zu spielen, oder was er wirklich gespielt hat, aber laut seiner Aussage war das die bisher beste Show! Rock 'n' Roll!

Ich war bisher nur im Urlaub in Frankreich. Was machst du im Urlaub? Oder hast du keine Freizeit?

Tourismus-Frage! Okay! Letzte Woche war ich auf Korsika, das ist eine französische Insel im Süd-Osten. (Dafür hätten meine Geographie-Kenntnisse auch noch gereicht, Anm. d. Verf.) Es war eine schöne Reise! Wunderbare Landschaften, ergiebigen Meeresgrund, offenherzige Menschen... Ich weiß nicht, wo du in Frankreich bisher im Urlaub warst, aber es gibt hier wirklich tolle Gegenden zum Relaxen: die Süd-West-Küste mit ihren schönen Stränden, das Baskenland. Oder wenn du Trekking magst, empfehle ich dir eine Wanderung durch die Pyrenäen!

Und jetzt noch zu etwas Essentiellem: Essen. Würdest du ein Baguette, Wein und Käse bevorzugen oder lieber einen amerikanischen Burger?

Essens-Frage! Sehr gut! Ich liebe Baguettes, stinkenden Käse, fette französische Delikatessen, UND natürlich mag ich manchmal auch amerikanische Burger. Französische Weine sind nur was für Touristen, speziell die roten Weine... So was mag ich nicht! Hahaha... ich sollte mich schämen - da ich ja in Bordeaux lebe!

Können wir Konzerte in Deutschland erwarten, oder was wird sonst so in den nächsten Monaten passieren?

Na, ich hoffe es mal. Wir haben einige Shows für den Oktober geplant, aber es ist noch nichts fest bestätigt. Deshalb kann ich gerade nichts Genaues sagen, aber wir lassen es euch wissen!

Herzlichen Dank für das Interview! Wenn es noch etwas Wichtiges gibt, schrei es heraus!

Vielen Dank für den Support! Ich hoffe, wir touren bald durch Europa, dann werden wir nach Deutschland kommen. Leute, habt keine Angst, zu unseren Konzerten zu kommen! Unsere Shows sind heftig und energiereich. Wir lieben es, live Tech Death zu spielen, und wir sind nicht auf unsere Hände fixiert oder stehen nur langweilig rum. Bucht uns!

 

http://www.myspace.com/gorod
Manuel

"Größtenteils harmlos."