DAILY RIOT aus Saarbrücken gibt es mittlerweile seit mehr als 15 Jahren. Angesiedelt im oldschooligen Hardcore, brachten sie vor kurzem die Platte „Fight Everything" unter die Leute. Neben der Affinität zu nahezu unkommerziellen Sparten des Hardcores beeindruckt auch die DIY-Attitüde der Band. Wir nahmen uns die Herren mal für ein Interview zur Brust...
Stell doch bitte mal dich und deine Band unseren Lesern vor.
Daily Riot wurde 1993 in Saarbrücken gegründet und setzt sich klassisch aus 5 Mann (Schlagzeug, 2 Gitarren, Bassgitarre und Gesang) zusammen. Unsere musikalischen Wurzeln finden sich im Oldschool-Hardcore, sowie im Hardcore der frühen Neunziger. Selbst nach mittlerweile über 15 Jahren Bandgeschichte, mehreren Besetzungswechseln, unzähligen Konzerten, einem Demo-Tape, einer 7" und 2 CDs, ist es uns doch ganz gut gelungen, uns selbst treu zu bleiben und immer noch mit Herz und Seele dabei zu sein.
Euer Album heißt „Fight Everything" . Was macht euch denn so wütend?
Hass, Gewalt, Rassismus, Korruption, Intoleranz, Heuchlerei, Armut, Ungerechtigkeit und und und... egal ob in der Politik oder im privaten Umfeld - all das ist es wert, bekämpft zu werden, und manchmal ist es sogar nötig, gegen sich selbst zu kämpfen. Das heißt jetzt aber natürlich nicht, dass wir total „verbitterte" Menschen sind und überall und in allem nur Schlechtes sehen. Doch wenn wir alles akzeptieren wie es ist, und zu feige und zu bequem sind, um was zu tun, wird es auch keine Änderung/Verbesserung geben - daher der Aufruf "Fight Everything"".
Ihr nutzt in euren Texten viele Bezugspunkte wie Unity etc. Was bedeutet für euch Hardcore?
Als wir mit Hardcore angefangen haben stand "Unity" auch noch mehr im Vordergrund. Der Zusammenhalt in der Szene spielte damals eine größere Rolle als heute. Die Gemeinschaft war deutlich spürbar, so dass auch für Local-Bands bis zu 400 Leuten auf Konzerten aufgetaucht sind. Trotzdem hatte alles irgendwie noch einen familiären Rahmen. Es ging mehr darum, mit Freunden und Fremden eine geile Zeit zu haben, oder sich auch mal Luft zu machen, um den Frust der Woche abzubauen und sich nicht in irgendwelche Klischees zwingen zu lassen. Das ist heute leider nicht mehr so.
Heute zählen eher andere Ideale wie „ein geil und teuer produziertes Album" zu verkaufen, eine fette Bühnenshow abzuliefern oder sich auf und vor der Bühne mit "Toughness" zu profilieren. Hardcore bedeutet für uns auch unabhängig zu sein und uns keinen kommerziellen Trends anzupassen und zu unterwerfen. Daher ist uns auch der D.I.Y. Gedanke besonders wichtig. Leider gerät auch dieser Aspekt immer mehr in den Hintergrund. Wir wehren uns nicht unbedingt gegen die Weiterentwicklung der Szene, werden aber an unseren "alten Werten" festhalten.
Ihr macht sehr oldschooligen Hardcore mit einer Früh-90iger-Kante. War es euch wichtig, nicht zu modern zu klingen?
Wir haben nicht bewusst versucht "nicht modern zu klingen". Wahrscheinlich liegt es eher daran, dass wir unsere Wurzeln in den frühen 90ern haben und wir auch heute noch die Musik dieser Zeit hören und lieben! Natürlich nimmt auch die Musik "moderner" HC-Bands Einfluss auf unsere Musik. Sicherlich sind wir auch durch andere Musikgenres wie Metal oder PunkRock beeinflusst. Wir probieren eben aus, und was uns gefällt, landet dann letztlich in den Songs.
Es gibt euch bereits seit 1993, aber ihr habt bisher erst zwei Alben herausgebracht. Wie kommt`s?
Früher war es sehr teuer, komplette CDs aufzunehmen. Wir fingen daher wie fast alle anderen Bands mit Tape-Samplern an. Mehr als 4 Songs aufzunehmen war damals budgetmäßig einfach oft nicht drin. Unser erstes 4-Song-Demo-Tape "Disappointed" haben wir 1994 im Tonstudio aufgenommen. 1997 haben wir es dann geschafft, innerhalb von 2 Tagen im Studio 10 Songs einzuspielen. Im Nachhinein hätten wir daraus vielleicht eine richtige CD machen sollen, aber wir wollten unbedingt eine Vinyl 7' "Contrast" mit 4 Songs machen. Die restlichen Songs wurden dann leider nie veröffentlicht.
Ähnlich beim nächsten Studiobesuch: wir hatten wieder einiges aufgenommen, aber dann kam die Trennung mit unserem ehemaligen Sänger dazwischen, so dass auch diese Songs letztendlich in der Tonne landeten. Erst mit Zimmel am Gesang und den neuen verbesserten Möglichkeiten des DIY-Recordings haben wir es dann 2005 endlich geschafft, mit "For Life" die erste eigenproduzierte CD zu veröffentlichen.
Euer Cover sieht nahezu sozialistisch aus. Steckt da Absicht hinter, und was für Einstellungen propagiert ihr selber so?
Daily Riot. Ist natürlich nicht unpolitisch, aber als "Propaganda-Band" sehen wir uns natürlich auch nicht. Es ist vielmehr so, dass die persönlichen Meinungen jedes einzelnen Bandmitglieds in die Songs einfließen. Wichtig sind uns Werte wie "Unity", Zusammenhalt, soziale Gerechtigkeit u.s.w. Andererseits ist es uns auch wichtig, unsere Ablehnung gegen Krieg, Gewalt, Diskriminierung, Ungerechtigkeit und selbstverständlich gegen Rechts zum Ausdruck zu bringen.
Ihr habt großteils englische Texte, aber eben auch ein paar deutsche Songs. Wie kam es dazu, und wird es in Zukunft vermehrt deutsche Texte bei euch geben?
Klar haben wir, wie fast alle HC Bands, erstmal auf Englisch angefangen. Hardcore war früher nun mal "Englisch". Den endgültigen Anstoß, es auch mal mit deutschen Texten zu versuchen, gaben uns 47 MILLION DOLLARS aus Darmstadt. Ihre Songs waren der hörbare Beweis, dass HC mit deutschsprachigen Texten verdammt gut sein kann! Außerdem fühlt es sich viel "echter" und "ehrlicher" an, wenn man in der eigenen Sprache singt. Es wird auf jeden Fall in Zukunft noch mehr deutschsprachige Songs von uns geben, aber mit Sicherheit auch nach wie vor in englischer Sprache. Eine Herausforderung wäre es noch, Songs auf Französisch und Spanisch zu machen, aber dafür reichen die Sprachkenntnisse leider nicht....
Euer Album ist von Euch selber im Proberaum aufgenommen worden. Wie habt ihr das gemacht? Wer hat an den Reglern gesessen und wie habt ihr Entscheidungen getroffen?
Wir haben uns eine Recording Software für den PC und ein paar Mikros zum Abnehmen der Drums usw. zugelegt. Dann ging es einfach los, mit learning by doing. An den Reglern saßen wir selbst und haben im Internet versucht, etwas über das richtige Aufnehmen und Mixen zu lernen. Erfahrungen im DIY-Recording hatten wir ja bereits durch die Aufnahme der ersten CD.
Das Mischen und Mastern habt ihr aber machen lasen. Gäbe es da Initiativen, auch diese Techniken selber zu lernen, um noch mehr DIY arbeiten zu können?
Unsere erste CD "For Life" haben wir ja noch selbst gemixt. Man kann das durchaus selbst lernen, und obwohl wir die erste CD fast völlig ohne fundiertes Wissen über die richtige Technik gemixt haben, kann man sie sich durchaus gut anhören. Allerdings ist es schon ein deutlicher Unterschied zur neuen CD, die auf gleiche Art und Weise aufgenommen, aber dann von einem Profi wie Christian Schmid gemixt wurde. Einfach unglaublich, was jemand mit Erfahrung aus dem Rohmaterial noch herausholen kann.
Wie viel Zeit geht bei euch für die Band drauf und was macht ihr, um Geld zu verdienen?
Inzwischen ist jeder von uns beruflich tätig, was die Zeit, die für die Band zur Verfügung steht, natürlich deutlich einschränkt. Beruflich sind wir auch „querbeet" unterwegs (Wissenschaftler, Kaufmänner, Eventveranstalter, IT-Fachmann) und der ein oder andere arbeitet auch an Wochenenden, so dass jeder Konzerttermin immer gut geplant sein muss. Unser Drummer arbeitet z. B. in Frankfurt und führt zu jeder Probe extra nach Saarbrücken. Mehr als einmal die Woche zu proben ist deswegen leider kaum noch möglich.
Was kommt in diesem Jahr noch so auf euch zu?
Geplant ist auf jeden Fall noch, ein paar Gigs zu spielen (regional und/oder überregional), aber ansonsten wollen wir uns mehr auf das Schreiben von Songs für`s nächste Album konzentrieren.
Famous Last Words?
Wir hoffen natürlich, dass wir es noch einige Jahre hinbekommen, zusammen Musik zu machen und weiterhin Spaß an der Sache haben.
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