Mit „Black Rock“ haben sich die aus dem Ruhrpott stammenden ZERO MENTALITY ziemlich weit nach vorne getraut. Eine Mischung aus Hardcore, Metal und Dicke-Eier-Rock, die zwar gerne mal das ein oder andere Klischee mitnimmt, aber dennoch (oder vielleicht auch grade deswegen) extrem mitreißend ist. Und wer im modernen Hardcore soviel Individualität zeigt, darf sich auch gerne mal bei BurnYourEars zu Wort melden. Wir sprachen mit Sänger Ben.
Könntest du bitte Dich und deine Band unseren Lesern vorstellen?
Hey Kai, mein Name ist Ben Fink, und ich habe vor etwa sieben Jahren zusammen mit Marcel und ein paar anderen Chaoten die Zero Mentality ins Leben gerufen. Nach etlichen Umbesetzungen gehören heute noch Thorsten, Alan und unser neustes Familienmitglied Nils zur Band. Das kann sich aber schnell wieder ändern, da nicht jeder mit dem strengen Regiment klarkommt, das bei ZM geführt wird. Unpünktlichkeit, Verspieler, schmutzige Fingernägel und ähnliche Liederlichkeiten führen bei uns zum sofortigen und unwiderruflichen Rauswurf. Unser früherer Gittarist Chris hatte beispielsweise einen unansehnlichen Holznagel und kann sich damit jetzt höchstens noch bei Black Friday oder Born from Pain bewerben.
Wie kam es zu der großen Wandlung, die ihr mit "Black Rock" vollzogen habt?
Wenn man Black Rock mit unserem Demo vergleicht, haben wir uns natürlich extrem verändert. Guckt man sich aber an, was wir dazwischen gemacht haben, stellt man fest, dass es eine total natürliche und fließende Entwicklung ist. Auf jeder Veröffentlichung kann man Lieder entdecken, die als Vorboten für die kommenden Aufnahmen angesehen werden können. Wir haben allerdings niemals bewusst geplant, dass eine Platte nach New York Hardcore, Metalcore, Rock oder sonstwas klingen soll. Wir verschließen uns einfach nicht vor neuen Einflüssen, folgen unserem Instinkt und schreiben Songs, die wir selbst gerne hören würden.
Hat euere Freundschaft zu Hearbreak Motel auch etwas mit der starken Rockschiene bei euch zu tun?
Natürlich wird eine Band immer durch ihr Umfeld geprägt, und seit Heartbreak-Gittarist Alan bei uns Bass spielt, könnte man meinen, die Jungs versuchen uns heimlich zu infiltrieren. Aber ich glaube ehrlich gesagt, dass die Bands sich musikalisch nur bedingt beeinflussen. Wir haben mit Heartbreakmotel zwar so eine Art Seelenverwandtschaft - die Jungs sind genauso bescheuert wie wir, haben einen ähnlichen Humor, geben auch einen Scheißdreck auf Trends und Verhaltensregeln, lieben es alles kurz und klein zu hauen und machen alles, was sie tun, mit Herz und Seele, egal was die Szenepolizei dazu sagt - aber dass wir uns ohne Heartbreakmotel soundtechnisch besonders anders entwickelt hätten, glaub ich nicht so wirklich. Schon auf "InviteYour Soul" haben wir viele rockige Elemente in unseren Songs und mit "Loser in Love" oder "Vanish with a Rose" Stücke, die ohne Probleme auch auf Black Rock funktionieren könnten. Und als wir die geschrieben haben, kannten wir die Jungs aus Recklinghausen nur vom Sehen.
Habt ihr auch überlegt, mal mit einem anderen Produzenten zusammenzuarbeiten, und wird euch Jacob Bredahl wohl mit jedem Sound begleiten?
Jacob hat einen ähnlich breit gefächerten Musikgeschmack wie wir, das sieht man ja schon an seinen eigenen Projekten: Hatesphere, Last Mile, Allhellluja, The Kandidate, usw. - alles coole, aber total unterschiedliche Bands. Als Produzent hat er es bislang immer geschafft, sich perfekt auf unsere Bedürfnisse einzustellen, sowohl musikalisch als auch sexuell. Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass wir auch fürs nächste Album nach Dänemark düsen werden.
Ich finde, euer "Electric Lips" klingt wie eine Song von HIM, nur in gut. Könnt ihr mit so einem Vergleich etwas anfangen?
Der Vergleich ist in meinen Augen ganz gut und du bist nicht der Erste, der das sagt. Naja, ich fasse das einfach als Kompliment auf, zumal es auf dem Album mein absoluter Lieblingssong ist. Ich weiß auch gar nicht, was die Leute gegen HIM haben. Ich mag sie sehr gerne.Ville Valo ist übrigens ein großer ZM Fan und schreibt uns ab und zu bei MySpace.
Ihr seid seit 2002 dabei. Was hat sich in all den Jahren geändert, sowohl innerhalb der Band als auch in der Szene um euch herum?
Nunja, wir haben - wie oben beschrieben - ne ganze Menge Musiker verbraucht, im Schnitt jedes Jahr einen. Das ist vielleicht auch der Grund, warum wir uns noch nicht aufgelöst haben, durch die Neuen kommt immer wieder Schwung in die Bude und es wird nie langweilig. Ansonsten hat sich nicht viel verändert, die Szene erlebt immer noch ein ständiges Auf und Ab, und Bands, die gestern auf den Hardcoreolymp gehyped wurden, werden heute schon wieder fallengelassen wie heiße Kartoffeln - und morgen lösen die sich dann auf. Ist also alles beim Alten, nur Twitter ist neu.
Ihr vereint verschiedene Stile in eurer Musik. Welche Bands haben euch geprägt, und habt ihr so etwas wie Vorbilder?
Egal, welche Bands ich jetzt aufzählen würde, ich könnte niemals ein representatives Bild vom Musikgeschmack der Bandmitglieder zeichnen. Unsere musikalischen Einflüsse kann ich daher nur schwer auf eine Liste von Namen reduzieren. Ich glaube, die einzige Band, die wir in unserer Jugend alle gehört haben, ist Guns n Roses, wobei ich ehrlich gesagt sogar eher ein Queen-Man war. Ich war echt ein riesiger Freddy Mercury Fan, aber nachdem ich gesehen habe, was mit ihm passiert ist, habe ich mir keine neuen Helden mehr gesucht. Da waren dann nur noch Johnny Cash und mein Opa übrig, aber die sind jetzt auch tot... Ich kann also mit Fug und Recht behaupten: All my heroes are dead.
Mit der dicken Hose, die ihr auf dem neuen Album tragt, könntet ihr eigentlich ganz gut bei den Amis ankommen. Gibt es irgendwelche Pläne, mal den großen Teich zu überqueren?
Hätte ich nichts gegen, aber konkrete Pläne gibt es nicht. Überhaupt sind wir ziemlich schlecht im Planen. Wir sind eher die Band, die alles auf sich zukommen lässt.
Ihr habt bereits zwei Split-CDs gemacht (mit THE SETUP und THE HEARTBREAK MOTEL). Mit wem würdet ihr euch noch gerne mal einen Silberling teilen?
Mit Black Friday oder Born From Pain.
Wie seht ihr euer altes Material, jetzt kurz nachdem "Black Rock" fertig ist?
Ich mag die alten Sachen nach wie vor, und dem Rest der Bande geht's genauso. Deshalb werden wir live auch weiterhin früheres Material spielen - wobei man als Band natürlich immer heiß darauf ist, den neusten Shizzle zu präsentieren. Ich denke mal, ne gute Mischung macht alle froh.
Schreibt ihr eigentlich exakt die Menge an Songs, die aufs Album kommen, oder wird im Studio noch aussortiert?
Wir sortieren meistens schon in der Vorproduktion aus. Für "Black Rock" hat Thorsten bestimmt 60 bis 70 Songs geschrieben, es war gar nicht so leicht, da den Überblick zu behalten und die Perlen raus zu picken. Zum Glück hat er die Songs und Riffs immer direkt aufgenommen, da ist nämlich noch genug gutes Material für die nächsten drei Alben dabei.
Famous Last Words?
Vielen Dank für das Interview. Glück Auf!
Alle Artikel zu