Geschrieben von Thorsten Dienstag, 06 Oktober 2009 22:48
Trouble - Interview mit Gründungsmitglied Rick Wartell

Mitte der 80er galten die chicagoer Doom-Hippies TROUBLE als die Speerspitze der neuen Doom-Generation. Besonders ihre ersten beiden Alben „Psalm 9“ und „The Skull“ wurden als Meilensteige gefeiert. Der kommerzielle Durchbruch gelang dennoch nie, und die Band wurde durch Besetzungswechsel immer wieder durchgerüttelt.
Gitarrist Rick Wartell sprach mit uns über den aktuellen Wechsel am Mikrofon, das neue Album und die Zukunftspläne der Jungs aus der Windy City.
TROUBLE war immer eine Band, die von Fans und Medien gleichermaßen geschätzt wurde. Oft werdet ihr sogar als eine der einflussreichsten Bands eures Genres genannt, trotzdem ist der kommerzielle Durchbruch nie wirklich gelungen. Was ist da schief gegangen?
Das ist schwer zu sagen. Die ganze Musikszene hat sich sehr verändert, als wir gerade dabei waren, durchzustarten. Grunge war gerade dabei, das Ruder zu übernehmen, und wir waren nicht wirklich Grunge, nicht wirklich Metal, sondern irgendwo dazwischen. War wohl einfach schlechtes Timing. Wie sagt man so schön: „Timing ist alles in der Musik.“ Vielleicht geht es dabei auch hauptsächlich darum.
Ihr hattet auch einige Probleme mit der Musik-Industrie.
Nein. Wie gesagt, es hat sich einfach weiter entwickelt und verändert. Einige Szenen bestehen weiter, wie die Doom-Szene, andere überleben nicht. Es ist halt schwierig. Es gibt nur wenige Bands aus dem Heavy Metal Sektor, die TV Präsenz oder Radio-Airplay bekommen. Aber immerhin beginnt sich das jetzt zu ändern.
Aber ihr hattet in der Vergangenheit Probleme mit euren Plattenfirmen.
Ach, unsere Plattenfirmen…ja, das ist eine ganz andere Geschichte. Aber welche Band hat das nicht? Also…ja.
Ok, dann mal zur jüngeren Vergangenheit. „Simple Mind Condition“ war eurer erstes Album innerhalb von 12 Jahren und wurde, wie so oft, von Fans und Kritikern wohlwollend aufgenommen. Kurz darauf erklärte Sänger Eric Wagner seinen Ausstieg. Was ist passiert?
Na ja… ich denke, wir haben alle zusammen entschieden, dass es in Erics eigenen Interesse war, den Schnitt zu machen. Er wollte zuhause bleiben, nicht mehr auf Tour gehen und an seinen eigenen Projekten arbeiten. Und wir dachten, es wäre für uns das Beste, Korey Clarke (Ex-WARRIOR SOUL) zu holen. Das war auch alles gar keine Streitfrage. Alle waren sich dabei einig.
Wie kam Korey ins Spiel?
Ich habe Korey schon vorher mit WARRIOR SOUL und DIRTY RIGG spielen und auftreten sehen, und Bruce hatte ihn schon gesehen, und als wir uns Gedanken über einen neuen Sänger gemacht haben, war er der Erste, an den wir gedacht haben. Uns beiden gefiel sein Stil, seine Art und seine Vorstellung auf der Bühne und wir dachten, er wäre der ideale Kandidat für TROUBLE.
Korey hat eine vollkommen andere Stimme als Wagner.
Daran ist ja auch nichts falsch.
Der Gesang wirkt jetzt deutlich rauer und härter.
Ja, aber das ist ok. Ich denke, es passt immer noch zu unserem Stil. Nur weil Eric all die Jahre in der Band gesungen hat, heißt das ja nicht, dass er auch über die ganze Zeit die perfekte Stimme für diese spezielle Art der Musik war. Wir hätten auch für andere Alben mit anderen Sängern arbeiten können und genau so gute, wenn nicht bessere, Ergebnisse erzielen können. Da ist eben die Frage, was man persönlich bevorzugt. Bruce und mir gefällt Korey sehr, und wir sind sehr glücklich mit der Richtung, in die sich die Band jetzt entwickelt.
Wann und wie seid ihr auf die Idee gekommen, den neuen Sänger am besten mit einem Live-Album vorzustellen?
Wie haben noch nie ein richtiges Live-Album veröffentlicht, also dachten wir uns, dass wir anstatt in allen Clubs in allen Städten aufzutreten, was Jahre gedauert hätte, auch einfach ein Live-Album mit Korey aufnehmen. Das ist der einfachste Weg für die Leute zu sehen, was wir mit diesem neuen Typen auf die Beine stellen.
Einige Fans waren etwas irritiert, dass die Setlist auf „Live In Los Angeles“ überwiegend aus schnelleren Metal-Songs besteht und kaum wirklich doomige, melancholische Nummern zu hören sind.
Das war schon in den letzten Jahren so. Wir haben den wirklichen doomigen Kram schon in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren kaum noch gespielt. Wir versuchen, von allem etwas einzubringen, aber das ist echt schwer, wenn du eine Stunde oder 75 Minuten hast und Stoff von sieben Alben. Da ist es fast unmöglich, es jedem recht zu machen. Also haben wir versucht Songs auszusuchen, die Korey am besten liegen, sowohl von den Texten als auch von den Gesangslinien. So sieht es eben im Moment aus.
Ist das auch schon ein Vorgeschmack darauf, wie das neue Album klingen wird?
Alles, was ich bisher sagen kann, ist, dass das neue Album ultra-heavy wird. Es ist sehr viel heavier als die letzten zwei oder drei Alben, vielleicht sogar die letzten drei oder vier. Es hat wirklich Power und Korey macht genau das, was wir uns von ihm erhofft haben. Er bringt sich mit ein und seine Fähigkeiten als Sänger. Er ist darauf eingestellt, diese wirklich harten Doom-Songs zu singen.
Wie wird das Album klingen?
Also, wenn ich mir das neue Material anhöre, denke ich zuerst an BLACK SABBATHs „Masters Of Reality“. Ich weiß nicht genau warum, aber die Gitarren sind schwer und düster und der Gesang… na ja, er ist natürlich nicht wirklich ähnlich, aber er ist sehr „farbig“, er erschafft Bilder vor deinen Augen. Es spricht die Fantasie sehr viel stärker an als einige unserer früheren Alben.
Aber es wird schneller und metal-lastiger sein als eure bisherigen Alben?
Nein, nicht unbedingt. Doom ist ja nicht unbedingt schnell. Wir schreiben im Moment ziemlich schwere und harte Riffs. Manche sind schneller, manche langsam… es ist von allem etwas dabei.
Werden sich die Texte verändern? In der Vergangenheit wart ihr für teilweise sehr spirituelle Texte bekannt, die euch zeitweise sogar das Prädikat „White Metal“ eingebracht haben.
Ja, richtig. Aber ich denke, dass sich die Art der Texte bei uns schon geändert hat, auch schon als Eric noch in der Band war. Er hat schon seit vier Alben eigentlich keine spirituellen Texte mehr verfasst. Das war also eher in unseren Anfangstagen. Ich denke also nicht, dass sich die Texte drastisch von dem unterscheiden werden, was wir auf den letzten vier Platten gemacht haben, außer dass Korey mehr von seinen politischen Ansichten einfließen lässt.
Korey ist ja durchaus dafür bekannt, sehr offensiv mit seinen politischen Ansichten umzugehen.
Ja, und das ist gut. Wir brauchen ab und zu einen kleinen Tritt in den Arsch. Bei TROUBLE geht es um sehr viel mehr, als man bis jetzt gehört hat. Wir sind viel mehr als Eric, der psychodelische Texte singt. Du kannst mir glauben, es gibt da draußen sehr viel mehr, über das man singen kann.
Was sind eure Zukunftspläne? Wann wird das Album erscheinen?
Wir gehen ins Studio... (an Bassist Chuck Robinson) Wann gehen wir noch mal ins Studio?
Robinson: November, und die Veröffentlichung Anfang...
Veröffentlichung März 2010, und dann touren, touren, touren.
Irgendwelche letzten Worte an unsere Leser?
Danke, dass ihr uns so lange die Treue gehalten habt. Und wir hoffen, euch da draußen irgendwann mal zu sehen, weil wir weiterhin versuchen werden, euch zu bedienen. Kommt weiter zu den Shows und rockt mit uns.
Vielen Dank für das Gespräch.
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