Geschrieben von Samstag, 21 November 2009 16:03

Miseration - Interview mit Gitarrist Marcus zu "The Mirroring Shadow"



MISERATION kommen aus Schweden und frönen dem herzhaften Gebolze namens Deathmetal. Mit "The Mirroring Shadow" bringen sie gerade ihr zweites Album via Lifeforce Records unter die Leute und haben damit einen Leckerbissen für alle Liebhaber der modernen Variante dieser Musikrichtung aufgenommen. Da uns eine auditive Vollbedienung nicht ausgereicht hat, baten wir Klampfer Marcus um ein paar Antworten.

Bitte stell dich und deine Band unseren Lesern vor.

Ich bin Marcus Bertilsson und ich spiele Gitarre bei Miseration. Die anderen Bandmitglieder sind Christian Älvestam - Vocals, Jani Stefanovic - Gitarre, Johan Ylenstrand - Bass, Rolf Pilve - Drums. Wir haben grade unser zweites Album aufgenommen ("Th eMirroring Shadow"), welches Ende des Jahres bei Lifeforce Records veröffentlicht wird und Anfang nächsten Jahres auch in den USA erscheint. Go and check it out!

Erzähl uns doch mal die ganze MISERATION-Story!

Es hat als Studioprojekt zwischen Jani und Christian angefangen. Jani war hungrig darauf, mal wieder etwas Deathmetal zu machen, nachdem seine alte Band SINS OF OMISSION sich aufgelöst hatte, in der er die Drums gespielt hat. Also hat er ein paar Songs geschrieben und angefangen, die Aufnahmen zu planen. Durch einen Freund wurde er Christian Älvestam vorgestellt und fragte ihn, ob er bei dem Projekt singen würde, welches sie MISERATION nannten. Sie haben dann das aufgenommen, was man heute als "Your Demons, Their Angels" kennt und hatten dabei so viel Spaß, dass sie eine richtige Band aus diesem Projekt machen wollten.
Also fragten sie Drummer Rolf Pilve, der schon mit Jani in Essence of Sorrow gespielt hat, ob er mit ihnen beiden zusammen spielen möchte, was auch so war.
Danach war Jani bei einer Show im schwedischen Halmstad, wo unter anderem die Band INEVITABLE END gespielt hat, in der Johan Ylenstrand und Marcus Bertilsson dabei waren. Und Jani war so beeindruckt von der Performance, dass er hinterher Johan und Marcus fragte, ob sie einsteigen wollen. Nach einer Bedenkzeit waren wir dann eine vollständige Band, und wie durch ein Wunder boten uns Lifeforce Records einen Plattenvertrag an, welchen wir bei unserem allerersten Zusammenkommen unterschrieben, beim Fotoshooting für "Your Angels, Their Demons". Und im November 08 haben wir unsere ersten Shows und Proben gehabt. Im May 09 haben wir dann die erste Europatour gespielt und sind jetzt grade dabei, unser zweites Album zu veröffentlichen. Und wir sind hungrig!

An manchen Stellen klingt euer Album sehr modern, wenn ihr diese Art "Beinahe-Moshparts" benutzt. Habt ihr euch bewusst dafür entscheiden, solche moderne Einflüsse in euren Sound zu nehmen, oder seid ihr eher traditionell herangegangen?

Nein, wir mussten da nichts entscheiden. Es kam ziemlich natürlich zustande. Wir fühlten, dass es die Richtung war, in die wir gehen wollten und haben einfach diese Songs geschrieben und uns dann auf den Rücken geklopft und empfanden unsere Arbeit als ziemlich befriedigend.

Kannst du uns etwas zum Titel und dem Artwork erzählen?

Der Titel kommt von Christian, er kann dutzende Dinge bedeuten. Wir möchten, dass der Hörer es für sich interpretiert, deshalb wirst du jetzt keine Tipps von mir bekommen :-). Das Artwork wurde von Pär Olofsson gemacht, der unter anderem Sachen für SPAWN OF POSSESSION, IMMORTAL und unsere Freunde AS YOU DROWN gemacht hat.

Wie seht ihr selbst den Weg, den ihr von „Your Demnons, Their Angels" zu „The Mirroring Shadow" gegangen seid?

Wir haben uns einfach wesentlich mehr selber gefunden. Also glaube ich, dass unser Weg immer wieder noch mehr Klarheit bringen wird...

Wie schafft ihr es, richtige Songs zu schreiben und nicht zwischen all den Riffs und dem Speed in euren Songs verloren zu gehen?

Wir versuchen die Songs so zu schreiben, dass man sich an sie erinnern kann, so dass sie melodische Parts in den Gitarrenlinien haben, so dass jeder Song für sich selber stehen kann – sogar beim ersten Hören.

Ihr habt verschiedene Länder in Europa betourt. Wo seht ihr Gemeinsames und Unterschiede?

Das Gemeinsame ist, dass es überall gute Leute gibt. Gute Typen, die Metal mögen. Ich denke, es ist ziemlich geil und überwältigend, Leute zum ersten Mal zu treffen, die aus einem ganz anderem Teil der Erde kommen und herauszufinden, dass wir Brüder in unseren Herzen sind. Die Musik verbindet uns. Das ist wunderschön und ziemlich einzigartig!
Die Unterschiede sind natürlich ziemlich offensichtlich, wie z.B. Sprachbarrieren und dass man Geld tauschen muss, das Essen und die Kultur anders sind. Aber ich denke, dass es mein Leben bereichert, und das weiß ich sehr zu schätzen. Das Leben ist ein ewiger Fluss des Lernens.

Habt ihr auch irgendwas auf Tour gesehen oder erlebt, was ihr nicht so wirklich verstanden habt, aber was für das Publikum ganz normal gewesen zu sein schien?

Ja, was das Spielen angeht. Hier in Schweden tendieren die Bands eher dazu, kurze Sets zu spielen, aber in einigen anderen Ländern haben vollkommen unbekannte Bands über eine Stunde und länger gespielt. Aber das schien sowohl für die Promoter als auch das Publikum vollkommen normal zu sein.

Ihr spielt Deathmetal – und zwar ziemlich fiesen. Auf einem eurer Fotos habe ich euch beim Besichtigen von Kirchen gesehen. Was interessiert euch an diesen Orten? Hat man euch gar schief angesehen, als ihr da reingingt?

Wir haben einige Fotos in der Kirche von Kutna Hora gemacht. Es ist eine Kirche, die mit Knochen und Schädeln von Hunderten von Menschen dekoriert ist, die während der Pest gestorben sind, soweit ich weiß. Das war ganz schön cool. In Antwerpen war eine große Karthedrale neben dem Club, und in Prag gab es mehrere coole Kirchen und andere alte Gebäude. Ich halte Kirchen für cool, weil sie meist schon seit hunderten von Jahren da stehen. Es ist sehr historisch und hat eine wahnsinnige Architektur. Denk nur daran, wie sie die damals gebaut haben mögen!
Und ich kümmere mich auch nicht darum, was Menschen über mich und mein Aussehen denken, also ist es mir auch egal, wenn sie mich seltsam ansehen. In der Kutna Hora-Kirchea habe ich einigen Arbeitern ein paar INEVITABLE END-Buttons mit Totenköpfen drauf geschenkt – ich glaube, die fanden das lustig.

Ich habe auch ein MUNICIPAL WASTE-Shirt auf einem eurer Fotos gesehen. Was für Bands mögt ihr denn noch so, die nicht in die Deathmetal-Ecke passen?

Wir sind sehr tollerant gegenüber allen Arten von Musik. Sei es Punk, Jazz oder Klassik. Einige meiner Favoriten sind Gogol Bordello, Miles Davis, Frank Zappa, Igor Stravinsky, Dropkick Murphy's, Garmarna, Hoven Droven, Dillinger Escape Plan, Pink Floyd, King Crimson und so weiter.
Ich teile auch ein starkes Interesse an obskurer Musik aus den 70igern mit Rolf und Christian. Miseration ist eine Zusammenführung von Musikliebhabern, und wir kümmern uns nicht um Genres. Einige von uns spielen auch in Bands, die gar nichts mit Metal zu tun haben..

Was macht ihr, wenn ihr nicht auf Tour seid?

Vermutlich zocken wir ziemlich viel mit unseren anderen Bands, hören viel Musik, machen Party und arbeiten. Wir tendieren auch dazu zu atmen, essen, trinken und viel zu schlafen.

Famous last Words?

Sei du selbst und kümmer dich nicht darum, was andere über dich denken. Und kauf all unsere Platten und Shirts und besuche all unsere Konzerte. Und vergiss nicht, dich mit deinen Nachbarn zu prügeln!
Kai