Ihr wart ja auf der Hell On Earth-Tour mit As I Lay Dying, Evergreen Terrace, etc. unterwegs. Wie seid ihr daran gekommen?
Es hatte sich wohl einfach so ergeben, dass alle Bands im gleichen Zeitraum durch Europa touren wollten, und es wäre blöd gewesen, sich gegenseitig die Zuschauer wegzuschnappen. Deswegen wurden die kleinen Touren zu einer größeren zusammengelegt. Das war wohl der Gedanke hinter der Tour.
Wie hat euch das Line-Up und die ganze Tour an und für sich gefallen?
Man kann mit Sicherheit sagen, dass es genau die richtige Zusammenstellung war. Das hat sich ja auch in den Besucherzahlen widergespiegelt: viele Shows waren ausverkauft und ausnahmslos alle Shows waren wirklich sehr gut besucht. Das Beste für uns als beteiligte Band war allerdings die Tatsache, dass sich alle Bands untereinander wirklich respektiert haben und sehr freundschaftlich miteinander umgegangen sind. Das hat man bei einem Line-Up von 6 Bands sicherlich eher selten.
War die Reihenfolge der Bands immer die gleiche?
Bis auf 2 Konzerte haben die letzten 3 Bands, also Evergreen Terrace, HSB und AILD, immer in der gleichen Reihenfolge gespielt. Bei den ersten 3 Bands, also Neaera, Agents Of Man und End Of Days, gab es Rotation, so dass jeder mal als Erster ran musste bzw. als Dritter auf die Bühne durfte. Ich fand die Lösung auch sehr gut so.
Ich habe gelesen, dass ihr relativ bewusst nicht den Versuch unternehmt, Musik als Vollzeitjob zu machen, sondern lieber am Wochenende Konzerte gebt. Wie stark ist die Belastung für die Band, wenn unter der Woche der Beruf und am Wochenende die Band auf dem Plan steht? Wie habt ihr jetzt diese Tour gemanagt unter diesen Voraussetzungen?
Na ja, wir spielen ja auch nicht jedes Wochenende, sondern im Schnitt vielleicht 2 Mal im Monat, insofern sind die Auftritte also kein großes Problem. Es muss eben nur immer alles gut durchorganisiert sein. Unser Sänger beispielsweise arbeitet als Krankenpfleger und muss oft an den Wochenenden arbeiten; schon alleine deswegen spielen wir nicht so oft. Wie gesagt, die Band ist unser Hobby und deshalb spielen wir auch nur dann, wenn wir Zeit haben und sagen nicht irgendwelche Shows zu, bei denen es zeitlich eng werden könnte. Außerdem steht der Spaß bei uns im Vordergrund. Der würde nun mal flöten gehen, wenn wir ständig spielen und die Shows irgendwann als eine Belastung ansehen würden.
Wir leben ja auch nicht von der Band und somit können wir auch machen, was wir wollen. Das ist ein „Luxus“, den wir uns ganz bewusst gönnen. Wir sind nun mal keine Band, die das ganze Jahr auf Achse sein kann. Daran würden wir wahrscheinlich zerbrechen. Wir wissen natürlich nicht, was die Zukunft bringt und wie sich unsere Einstellung diesbezüglich vielleicht doch noch mal ändert, aber momentan sieht es so aus, dass uns die Band als Hobby mehr Spaß macht, als sie es tun würde, wenn es ein Job wäre. Jetzt bei der Tour haben ein paar von uns ihren Jahresurlaub genommen oder die Semesterferien an der Uni um eine Woche verlängert.
Und welche Jobs habt ihr neben der Band?
Eric arbeitet als Ergotherapeut, Marcus ist Krankenpfleger, Maik studiert Jura und ist bald fertig, unser neuer Gitarrist Alex arbeitet in dem Studio, in dem wir auch immer aufnehmen (http://www.rapeofharmonies.de) und ich studiere Wirtschaft.
Was wird nach der Tour kommen und wann dürfen die Fans mit einer neuen Platte rechnen?
Wir arbeiten momentan mit Hochdruck an neuem Material und die Platte wird wohl im Mai 2006 kommen.
Da Metalcore ja in aller Munde ist, gehen mittlerweile einige Bands auf Distanz, um nicht mit Hype-Vorwürfen konfrontiert zu werden (was bei euch nun wirklich Schwachsinn wäre). Wie geht ihr damit um? In welche Richtung werden sich HSB entwickeln?
Uns interessiert eigentlich nicht, was andere Bands machen und was gerade Trend ist oder als „Hype“ angesehen wird. Insofern kümmern wir uns einfach nicht um solche Sachen und machen weiter unser Ding. Die Leute, die uns nicht hören, weil es gerade einen „Metalcore-Hype“ gibt, können uns sowieso gestohlen bleiben. Das ist halt das Schöne, wenn man die Band als Hobby hat und nicht davon leben muss: Viele Bands haben einfach die Hosen voll, dass sie nach dem großen Hype niemanden mehr interessieren und vielleicht verkaufstechnisch wegbrechen. An deren Stelle würde ich wahrscheinlich auch versuchen, mit dem Hype auf Distanz zu gehen…hahahaha… nicht wirklich, aber ich weiß schon, warum da manche etwas Angst haben, dass sie untergehen. Aber ehrlich gesagt tun mir Bands leid, die in Interviews nicht viel mehr zu sagen haben, als dass sie NICHT Metalcore sind. Uns ist es eigentlich egal, in welche Schublade wir gesteckt werden. Wir wissen selbst, wo wir herkommen und haben auch so viel Selbstbewusstsein, dass uns das gleich ist. Wir spielen nun mal den Sound, der momentan als „Metalcore“ verkauft wird… warum sollten wir uns also dagegen wehren?
Auf einem eurer T-Shirts steht "East Germay" drauf. In wie weit ist es euch wichtig, dass dies wahrgenommen wird? Seht ihr euch in irgendeiner Form als typische "Ost-Band", falls es so etwas gibt? Was habt ihr bei den verbalen Entgleisungen von Stoiber gedacht?
Ich denke, dass es da innerhalb der Band unterschiedliche Auffassungen gibt. Deswegen kann ich hier nur über meine eigene sprechen.
Grundsätzlich ist es mir egal, wo ich herkomme oder wo jemand anderes herkommt. Die Herkunft sagt ja meist nicht besonders viel über den Menschen aus. Sicher haben wir eine etwas andere Biographie als beispielsweise Gleichaltrige aus dem Westen Deutschlands. Das merkt man eben, wenn man sich unterhält und einiges erklären muss, was die einfach nicht wissen können. Im Gegenzug haben wir, die im Osten aufgewachsen sind, viele Sachen aus dem Westen übernommen und bei uns besteht, was die „alte“ Bundesrepublik angeht, sicherlich nicht so viel Auflärungsbedarf, wie sie Leute aus dem Westen gegenüber der DDR haben. Ich denke, dass dieses „East Germany“ eigentlich ohne große Hintergedanken auf den Shirts gelandet ist. Das Shirt hat eben ein „College-Design“ und da musste ’ne Location mit drauf. Wir wohnen mittlerweile nun mal alle in unterschiedlichen Städten und es wäre doof gewesen, wenn wir „HSB – Weimar, Erfurt, Saalfeld, Jena, Unterwellenborn“ drauf geschrieben hätten und „HSB – Thuringia“ hätte sich leider auch gleich wieder so nach rechtsradikalem Black Metal angehört. Das wollten wir dann auch nicht… hehe.
Wir haben aber „den Osten“ auch schon in ein paar Texten thematisiert. „Bleeding To Death“ ist da ein gutes Beispiel. Da geht es ganz einfach darum, wie die Region auf Grund der ökonomischen Situation langsam ausblutet und viele junge Leute keine Perspektive mehr sehen. Tja, über Stoiber braucht man eigentlich kaum noch Worte zu verlieren. Seine Entgleisungen im Wahlkampf sind ja noch vergleichsweise harmlos, wenn man bedenkt, was er beispielsweise loslässt, wenn er beim Treffen des Bundes der Vertriebenen spricht. Da fallen dann schon mal Wörter wie „Volksschande“ und so weiter. Stoiber ist nun mal ein rechtes Arschloch, das für die Polit-Karriere etwas Kreide gefressen hat. Der einzig „Frustrierte“ bei der ganzen Debatte im letzten Sommer war Stoiber selbst. Er kann es halt immer noch nicht verwinden, dass er 2002 kein Kanzler geworden ist.
In Deutschland seid ihr ja in Metal- und Hardcorekreisen ziemlich bekannt. Wie sieht eure Reputation im Ausland aus?
Wir können uns auch dort nicht beklagen. Klar, es läuft in Deutschland für uns schon am besten. Wir sind ja hier auch eigentlich immer präsent und spielen relativ oft vor vielen Leuten. In den Staaten verkaufen wir zwar viel mehr als hier in Deutschland, aber gemessen an dem Markt dort sind wir dort sicher noch nicht so bekannt. Wir waren dort auch noch nie auf Tour, arbeiten aber daran. Sonst haben wir aber schon viel im Ausland gespielt. In Europa war das schon Großbritannien, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Schweden, Norwegen, Tschechische Republik, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Holland, Belgien, Dänemark, Polen und die Slowakei. Wir waren mittlerweile auch schon in Island, Brasilien, Chile und Japan. Man kommt also gut rum und die Reaktionen waren auch überall absolut euphorisch.
Wie kam es zur eurer Neubesetzung an der Gitarre und wie viel Zeit hatte euer neuer Gitarist, sich auf so eine große Tour wie Hell On Earth vorzubereiten?
Unser alter Gitarrist Patrick hatte einfach nicht mehr die Zeit, die HSB benötigt. Er wollte sich halt lieber auf andere Sachen konzentrieren und von daher war der Wechsel unausweichlich. So traurig das nach über 7 gemeinsamen Jahren auch ist.
Alex war schon länger ein guter Freund von uns und somit auch die erste Wahl. Er hatte bis zu unserer Anfrage noch nie Metal auf der Gitarre gespielt und musste sich erst in das Riffing und Picking reinfinden. Wir hätten mit Sicherheit auch jemanden finden können, der unser Zeug in 3 Tagen gelernt hätte und nur Ersatzweise für die Tour mitgekommen wäre, aber das wollten wir nicht. Es war also auch schon ein kleines Risiko, es mit Alex zu versuchen, aber es hat sich am Ende gelohnt, diesen Weg zu gehen. Alex hatte nur 20 Tage Zeit, um sich 14 Songs draufzupacken und vor allem die Spieltechnik komplett neu zu lernen. Er hat es auf alle Fälle ausgezeichnet hinbekommen und ist jetzt auch definitiv fest bei HSB dabei.
Ist Heaven Shall Burn die einzige Band oder beteiligen sich manche von eich noch an anderen Bands?
Bis auf Alex hat keiner bei HSB was nebenher. Alex singt und spielt noch Gitarre bei VALVE, die früher mal Honeytoast hießen. Das ist aber eher so ruhigere Musik in Richtung Smashing Pumpkins oder Foo Fighters.
Was für Musik läuft bei euch im Tourbus? Und womit vertreibt ihr euch die Zeit zwischen den Shows?
Musik ist eigentlich die ganze Zeit nur recht selten gelaufen. Ich kann mich jetzt spontan nur an die Promo-CD von der neuen Bolt Thrower erinnern, die recht häufig lief, nachdem wir sie erhalten hatten. Hammer Scheibe übrigens! Zwischen den Shows und im Bus ist eigentlich fast nur Herumhängen angesagt. Das ist auch das, was uns am Tourleben nervt. Ich weiß nicht, ob man anders damit umgeht, wenn man wirklich permanent auf Tour ist und ob man sich dann etwas anders damit arrangiert, aber es ist schon ziemlich öde. Gut, man kann DVD gucken, lesen, Musik hören oder Playstation zocken, aber im Grunde genommen ist das auch nichts wirklich Erbauliches. Letztes Jahr waren wir aber mit’m Van auf Tour und da ist man doch flexibler als mit’m Nightliner. Da konnte man dann auch mal schnell zur Schwimmhalle fahren oder mal hier und mal dort hin. Aber insgesamt ist es doch jeden Tag wieder das Gleiche. Die Shows sind wirklich immer das, worauf man sich freut, aber das ganze Drumherum kann schon etwas nerven.
Welche Frage würdet ihr gerne beantworten, die euch in Interviews noch nie gestellt wurde?
Hmmm, keine Ahnung… eigentlich wurde fast alles schon mal gefragt. Bei manchen Sachen ist man auch froh, wenn man nicht danach gefragt wird… hehe.
Manchmal braucht man Abstand, um sein eigenes Werk zu beurteilen. Wie seht ihr "Antigone" heute? Hört ihr euch eigentlich eure eigenen Platten an? Einige Künstler haben damit ja Probleme.
Nö, da haben wir keine Probleme damit. Ich höre mir unsere Sachen auch ab und zu mal an. Was „Antigone“ betrifft, so sind wir immer noch recht zufrieden mit der Scheibe. Vor allem die Produktion ist sehr gelungen, wie ich finde. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch, dass wir auf „Antigone“ nicht unsere stärksten Songs hatten. „Whatever It May Take“ hatte zum Beispiel die besseren Songs. Da sind wir uns auch innerhalb der Band alle einig. Auf „Antigone“ war manches schon zu einfach gestrickt und vorhersehbar. Die 2 neuen Songs jetzt auf der Split mit Caliban gehen aber schon wieder in die richtige Richtung, denke ich. Diese „Einsicht“ hat aber mit Sicherheit keine Auswirkung auf die neue Platte. Wir schreiben die Songs nun mal so, wie wir uns gerade fühlen und konzipieren das nicht vorher am Reißbrett. Kann also sein, dass wir nach der nächsten Platte wieder an einem Punkt sind, wo wir zurückblickend sagen, dass die Songs nicht die besten sind. Das weiß man aber eben erst mit etwas Abstand.
Woher kommt der Name "Heaven Shall Burn"?
Den haben wir uns damals von der Marduk-Platte „Heaven Shall Burn…When We’re Gathered“ ausgeliehen.
Famous last words?
Danke auf alle Fälle für das Interview und die Möglichkeit, was über HSB zu sagen. Am besten immer mal http://www.heavenshallburn.com checken und ab Mai 2006 Ausschau nach der neuen Platte halten! Danke!
Geschrieben von Kai Dienstag, 25 Oktober 2005 17:02
Heaven Shall Burn - Interview mit Drummer Matthias Voigt zur Band
Heaven Shall Burn hier jetzt vorzustellen wird wohl überflüssig sein. Spätestens seit der Hell on Earth-Tour (mit As I Lay Dying, Evergreen Terrace, Neaera, End Of Days und den Agents of Man) dürfte die Band in aller Munde sein. Leider war der Streß am ersten Tag der Tour wohl etwas groß, sodass ein Interview vor Ort leider nicht zustande kam. Da die Jungs aber trotzdem noch einige Worte für BurnYourEars übrig hatten, einigten wir uns auf ein Mailinterview. Hier die Antworten des Drummers Matthias Voigt.
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