Stell doch bitte mal dich und deine Band vor. Die ganze S&S-Geschichte also.
Basti: Also die Bandmitglieder haben sich untereinander alle bereits gekannt, das ist in so einem Dörfchen wie Ibbenbüren als Hardcore/Punk-Interessierter fast normal. Die erste Show als Storm & Stress war im Frühjahr 2007, damals noch zu fünft, mit zwei Gitarren. Das hat sich dann im März 2008 geändert…Jetzt sind Storm & Stress also Daniel lässt die Becken spritzen, Georg spielt die Gitarre, Niko führt den Bass spazieren und ich singe.
Wie kommt es, dass ihr jetzt nur noch zu viert seid? Gibt es Überlegungen, wieder zu einem Quintett anzuwachsen?
Basti: Also es war so, dass Henning, unser zweiter Gitarrist, nebenbei noch eine Art Electro-Pop-Projekt am Start hatte bzw. hat. Das Projekt war für ihn immer wichtiger als Storm & Stress, das war für uns alle in der Band gar kein Problem soweit. Nur irgendwann war es dann so, dass wir mit Storm & Stress mehr Planungssicherheit brauchten, was zukünftige Shows und Touren usw. angeht. Das hat sich mit Hennings Zeitplanung leider nicht mehr gedeckt, und so mussten wir uns dann dazu entscheiden, getrennte Wege zu gehen… das war für alle Beteiligte irgendwie das Beste.
Glaubt ihr, dass euch das Force Of Change-Erbe ein wenig hilft, euch bekannter zu machen?
Niko: Also, wir wurden schon ab und an drauf angesprochen, aber wirklich was gehört von wegen „Ex-Force Of Change“ habe ich persönlich nie. Wir erwähnen es schon hier und da mal, aber das auch eher, um nicht zu kurze Pressetexte zu haben. ;-) Persönlich wurden wir schon von der Band beeinflusst, aber um Storm & Stress bekannter zu machen ist die Auflösung dann doch zu lange her, und unsere Zielgruppe im Hardcore ist dann doch ein wenig anders – auch wenn die musikalischen Unterschiede jetzt auch nicht allzu groß sind.
Wie kam die Verbindung zu Let It Burn und Burning Flag zustande, und wie liefen die Aufnahmen mit Phillip Meyer? Konntet ihr von seinen Erfahrungen bei WATERDOWN profitieren?
Niko: Die Verbindung zu Chris und Let It Burn kam ursprünglich von meiner Seite, da Chris und ich aufgrund unserer Labelaktivitäten oft in Kontakt standen. Unsere Arbeitsweise war immer ähnlich, und somit hat er natürlich immer Sympathiepunkte bei mir sammeln können. Für mich stand fest: Ich WILL das Release auf Let It Burn haben. Der Rest der Band sah das relativ schnell ähnlich. Kaum mit Chris in Kontakt, hat er uns die ersten eigenen Inseln versprochen und alles war geritzt.
Phil Meyer (Burning Flag Musicproduction) ist ja – wie du schon erwähntest – Drummer bei Waterdown, die teils auch aus Ibbenbüren stammen. Demnach kennen wir ihn auch schon seit geraumer Zeit. Außerdem hatte Daniel – unser Drummer – auch eine Zeit bei Phil Schlagzeugunterricht. Phil schien unsere Musik zu gefallen, und dann hat er uns angeboten mit uns zu produzieren, als eine der ersten Bands. Das konnte für uns kaum besser laufen.
Phil ist nicht nur ein wahnsinnig guter Musiker, sondern auch ein super Produzent. Da spielen nicht nur die Waterdown-Erfahrungen in’s Spiel, sondern auch sein hohes Alter und seine dementsprechende Weisheit. Er hat oft für das letzte kleine Etwas bei den Songs gesorgt, und das nicht nur mit elementarer Kritik am Songwriting, sondern auch mit guter Unterstützung bei Entscheidungsfragen. Man ist als Band doch sehr sehr schnell naiv und blind. Da ist ein guter Freund als außenstehender Betrachter sehr wertvoll. Wenn er dann noch so ein Wissen mitbringt, wird er automatisch Gott. Fazit: Wir lieben Phil Meyer. Chris ist aber auch okay.
Wie kommt es, dass ihr zwei EPs nacheinander und nicht erstmal ein Album gemacht habt? War ein neuer Release wichtig, aber noch nicht genügend Songs für ein Full-Length vorhanden?
Niko: Nachdem Henning die Band verlassen hatte, gab es zunächst Unstimmigkeiten wie alles weitergehen sollte. Das hat einiges an Zeit gebraucht. Als dann fest stand, dass ein Quartett die Zukunft der Band ist, mussten sämtliche bis dahin aufgenommenen Songs umgeschrieben werden. Darauf folgte dann schon die nächste Tour und wir waren nicht sicher, wann wir ein Album hätten fertig produzieren können. Da die neuen Songs besonders mit einer Gitarre schon sehr anders klangen als die der ersten EP, hatten wir dann noch einen Anstoß, eine Art „Neuanfang“ zu starten. Zu viert, frischer Wind, neues Release, neues Label, neue Motivation. Wir wollten zudem keinen Druck bei dem Songwriting von einem Album und waren aber auch nicht bereit mit der alten EP, welche nicht mehr repräsentativ ist, noch weiter zu touren.
In welcher Tradition seht ihr euch?
Basti: Mit Tradition meinst du jetzt, in welche musikalischen Schublade, welche „Schule“ wir uns einordnen würden, richtig? Also da wage ich ehrlich gesagt gar keine Einschätzung. Wir sind zwar alle grob im Hardcore/Punk/Metal-Bereich musikalisch sozialisiert worden, wie erwähnt ist Ibbenbüren ein Dorf, wo es für alternative Musik nur einen Anlaufpunkt gibt. Eben an diesem Anlaufpunkt haben sich die Wege gekreuzt. Grob gesehen haben wir also alle dasselbe in der Jugend gesehen. Aber es ist trotzdem so, dass jeder in der Band da in anderen Nischen seine persönliche Erfüllung im Bereich Musik gefunden hat. Niko ist beispielsweise eher dem modernen oder dunkleren Hardcore zugeneigt, während Daniel ja beispielsweise eher im Oldschool beheimatet ist.
Also ist bei uns alles irgendwie bunt gemischt, wobei es nicht so ist, dass jemand die andere Hardcore-Ecke verabscheut. Also grade deshalb ist es für mich persönlich ziemlich schwierig, eine Tradition unserer Musik zu definieren. Ich glaube wir machen einfach das, worauf wir Bock haben. Klar, das sagt schon irgendwie jede Band, aber ich wüsste jetzt wirklich nicht, welche traditionelle Schule ich bei uns als Referenz nennen sollte, außer Rock.
Wie kommt es, dass sich die Vocals so krass geändert haben, wenn man die beiden EPs vergleicht? Im ersten Augenblick habe ich sogar an einen Sängerwechsel gedacht.
Basti: Das ist interessant. Ich habe das jetzt schon öfter gelesen bzw. gehört. Ich wundere mich da selber etwas drüber, auch wenn ich natürlich weiß, dass sich da was geändert hat. Also eigentlich war es so, dass ich mit Storm & Stress das allererste Mal in einer Band gesungen habe, die versucht hat zu touren, eine Platte zu veröffentlichen usw. Ich hatte vorher schon mal was in der Richtung gemacht, aber nie so richtig ernsthaft. Also war die alte EP das erste mal, dass ich vor so einem Mikrofon stand und da meine Songs rein gebrüllt habe. Ich habe ja nie Gesangsunterricht oder irgendwas in der Richtung genossen. Also war das alle noch sehr roh und ungewohnt für mich.
Innerhalb der ersten Touren und mehrerer Liveshows und Proben hab ich dann natürlich mehr über meinen Gesang herausgefunden, herumexperimentiert und einfach besser kapiert, was da so mit meiner Stimme passiert. Bei den Aufnahmen zur „SIN EP“ hatte ich dann noch zusätzlich Hilfe von einem Profi an der Hand: Phil hat mir sehr viele Tipps und Hinweise gegeben. Ich bin dadurch auch irgendwie selbstsicherer geworden was meine Stimmleistung angeht, und so hat sich das dann zu der Stimme entwickelt, die jetzt auf der „SIN EP“ zu hören ist. Ob das in Zukunft genau so bleibt, wage ich zu bezweifeln, da wir uns ja musikalisch in jeder Richtung weiterentwickeln wollen und auch neue Sachen ausprobieren wollen. Also ist für die Zukunft auch Gesang oder Gegrunze möglich, keine Ahnung, was da passieren kann…
In wie weit wart ihr in die Entstehung des Intros „Sin“ einbezogen?
Niko: Phil und ich waren die einzigen, die bei dem kompletten Prozess der „SIN EP“ anwesend waren. Es war eine spontane Idee, der EP ein orchestrales Intro zu verpassen. Also haben Phil und ich einige Nächte voller alkoholfreiem Weizen, Energy Drinks, Kaffee und Zigaretten in seiner verqualmten ehemaligen Bude verbracht und nach und nach das Intro geschrieben. Letztendlich hat Phil alles gemacht und ich habe nur beschrieben was wir wollten. Phil hat das so umsetzen können und dann bei Cubase rumgeklickt und ich war raus. Irgendwann war’s geil, wir haben noch mehr Regen drunter gemischt und ein paar schiefe Akkorde. Dann haben wir es vor die anderen Lieder auf eine CD gebrannt. Peng, peng!
Wann kann man denn mal mit einem Full-Length-Album rechnen (und wie werden die Vocals dann klingen)?
Niko: Wir schreiben dran. Ehrlich jetzt. Läuft! Also… Der Plan für das Album steht und es ist auch terminiert, aber da wir uns und die Zeitplanung zweier Bandmitglieder gut kennen, verspreche ich hier noch nichts. Wir lassen euch aber, denke ich, noch ein Jahr oder so warten. 2009, soviel sei gesagt.
Basti: Was die Vocals angeht, hab ich ja bereits vollmundig was angekündigt. Ich werde noch singen, also werden die Vocals ähnlich sein wie bei der „SIN EP“, aber wir wollen nichts ausschließen und eine Menge ausprobieren. Schließlich haben wir Einflüsse, die von Coldplay über Jimmy Eat World zu Rammstein, Slipknot und den Ärzten reichen… also wir sind da selbst noch gespannt, was passiert.
Wie viel Zeit beansprucht die Band in eurem Leben und was für Jobs macht ihr?
Basti: Vorab: Wir sind alle Studenten, manche mehr, manche weniger erfolgreich. Also beruflich macht die Band keiner von uns. Dementsprechend ist Zeit ein schwieriger Faktor, vor allem was Organisation und Planung innerhalb der Band angeht. Niko ist der Organisator, ich der Helfer, die anderen zwei die Bremsen. ;-) Natürlich frisst die Band viel Zeit, und so einige universitäre sowie private Sachen werden da häufig hinten angestellt, aber die Zeit, die man mit der Band zusammen verbringt, macht das natürlich wieder wett… auch wenn einige unserer Bandmitglieder gerade dabei sind, ihre Zukunft zu vernichten. ;-)
Was hat es mit dem Leuchtturm-Cover auf sich?
Basti: Ja der Leuchtturm. Der ist ganz schön, ne? Fanden wir auch. Wir sehen uns selbst als Band halt als „Licht in der Dunkelheit“, als letztes Zeichen… als Anker, als Fixpunkt für die verlorenen Seelen… was ein Leuchtturm halt so symbolisiert. Und da grade im Hardcore soviel nebulöser Scheiß verbreitet wird, sehen wir uns da als Erleuchter…
Niko: Ehm, fast. Also wir wollten Wasser. Viel Wasser. Unser Cover mochte der Chris nicht, denn die EP sollte sich ja auch verkaufen. Also hat so ein Designer uns ein wunderschönes Cover gezeichnet – und ein Leuchtturm hat ja oft was mit Wasser zu tun.
Wo kommt euer Name eigentlich her?
Basti: Also der Begriff bedeutet ja übersetzt „Sturm und Drang“, Epoche und so. Werde ich jetzt nicht haarklein erklären, weil ich das selber gar nicht so genau weiß. Es war aber so, dass wir uns gedacht haben, dass der Ausdruck des Sturm und Drang irgendwie was Ruheloses, Unkonventionelles und Aufbrausendes in sich hat, was die Klugen in der Band zu diesem Vorschlag motivierte. Ich finde, das bringt ganz gut die Stimmung der Musik und der einzelnen Persönlichkeiten in der Band rüber, auch wenn viele Leute bei dem Namen schnell denken könnten, dass wir eine bebrillte Studentenband sind, die gerne diese „Bücher“ liest. Ist aber Quatsch. Wir sind einfach rastlos, unzufrieden und irgendwie durcheinander.
Wo siehst du euch in fünf Jahren?
Niko: Georg in Berlin, Daniel in Nürnberg, Bastian in der Gosse und mich irgendwo wo Roboter stehen, die darauf warten, programmiert zu werden. Ehm… Wenn wir uns jedoch NICHT dumm anstellen und aus der Band was machen, dann irgendwo auf dem Stadtfest in Buxtehude. Nein, mal im Ernst… Wer weiß das schon? Am liebsten als Headliner für Rammstein, aber fünf Jahre kann leider keiner planen bei solch wackeligen Existenzen. Klar wären wir gerne eine Band, die bis dahin gewachsen ist und alles erreicht, was sie erreichen will, aber sowas kann man in der heutigen Musikszene einfach nicht selbst kontrollieren. Sollten wir von einem Major prostituiert werden, wären wir dabei. Wenn wir so klein bleiben wie jetzt, ist das auch geil.
Famous last Words?
Alles ist egal, alles ist erlaubt, alles ist geil.
http://www.myspace.com/stormandstresshardcore