Geschrieben von Freitag, 04 Januar 2008 17:12

Excrementory Grindfuckers - Interview mit Sänger H!M


Review


Link: http://www.grindfuckers.de/
http://www.myspace.com/theexcrementorygrindfuckers
Ich persönlich habe die EGF auf einer Party kennen gelernt – also mehr die Musik als die Musiker. Da wurden spontan von Freunden von mir bekannte Schlagermelodien angestimmt, die mit sehr seltsamen Texten versehen worden waren und sich anscheinend um das Thema „GrindCore“ drehten. Zusätzlich wurde versucht, möglichst böse zu klingen. Selten so was Lustiges aber auch gleichzeitig Bescheuertes gehört.
Ein paar Jahre später lag dann die „Bitte nicht vor den Gästen“ in meinem Briefkasten, und auch ich war endlich EGF-Fan geworden. Die Mischung aus Schlager, GrindCore, debil/genialen Texten und der absoluten Unverfrorenheit, vor nichts und niemandem halt zu machen, ist einfach beeindruckend. An der Kritikerfront hagelte es dann auch einen ganzen Arsch voll guter Kritiken und das ganze mündet jetzt sogar in der Wiederveröffentlichung ihrer ersten Platte „Guts, Gore & Grind“, auf der die ersten Gehversuche von 2001 und 2002 festgehalten sind (natürlich neu gemischt und gemastered und mit vielen Bonustracks). Und anlässlich des Wiedereinstiges ihres alten Sängers, einer Coverversion von einem WIR SIND HELDEN-Song auf ihrer MySpace-Seite und eben jener Neu/Alt-Veröffentlichung bot sich ein Interview einfach an. Und dabei zeigen sie dann auch gleich, dass sie nicht nur auf Platte sympathisch sind (auch wenn sie mich bei meiner angedeuteten Legasthenie erwischt haben).

Wie lief es mit eurer „Bitte nicht vor den Gästen“-Platte? Was hat sich für euch Neues ergeben? Spontan sag ich: Wacken. Das ist schon ein Knaller. Ob das direkt mit der BNVDG zu tun hat, weiß ich allerdings gar nicht. Ansonsten: Ich habe das Gefühl, die meisten Hörer der Scheibe haben mit der BNVDG den Grindfuckers ein klein wenig musikalisches Potenzial zugestanden – was ich durchaus als kleine Befriedigung empfunden habe, da wirklich viel Energie drinsteckt – auch wenn wir es zeitweise mit allerlei Unfug zu verdecken versucht haben... Die BNVDG ist einfach porduktionstechnisch die ausgereifteste und mit voller Absicht fetteste – und das heißt nicht, dass die nächsten Scheiben genauso bleiben. :) Wie oft werdet ihr auf eure geistige Gesundheit angesprochen?
Nach der BNVDG hat es sich doch sehr gebessert mit solchen Fragen, da jetzt auch der durchschnittlich beschulte Redakteur begriffen hatte, dass auf der CD ein wenig mehr als doofe Standup-ProSieben-Comedy drauf ist. Wie kommt es, dass Du (als alter Sänger) wieder mit an Bord bist?

Das klingt vielleicht seltsam, aber ich denke, es war eine natürliche Entwicklung. Um vor allem die Live-Performance der Grindfuckers weiter zu entwickeln und den komplexeren Tracks der BNVDG live gerecht zu werden (die ja zum Teil mit mehreren Sängern in unterschiedlichsten Stimmlagen recordet worden waren), dachten wir schon länger über Line-Up-Zuwachs nach. Auch ich war als „Mann im Hintergrund“ in diese Überlegungen involviert. Es ging dabei aber meist vorrangig um eine zweite Gitarre. Als Rob mich dann fragte, ob nicht eigentlich ich wieder Lust hätte, hab ich ein paar Tage überlegt und dann zugesagt. Gibt schließlich Schlimmeres als ein Sängerposten bei den Grindfuckers. Zahlt ihr eigentlich Gema-Gebühren für die ganzen Coversongs? Ja, natürlich. Wie kam es zu dem WIR SIND HELDEN-Cover?
Rob ist zufällig auf deren Myspace-Contest gestoßen – und hey, das war mal eine schöne Idee. Der Preis (eine Veröffentlichung des Gewinnertitels auf einer Helden-Singleauskopplung) ist natürlich Quatsch, aber die Gelegenheit, unseren Sound einer völlig genrefremden Hörerschaft zugänglich zu machen, war schon mal reizvoll. Waren schon mal Leute so richtig böse, weil sie sich von euch (zurecht) verarscht fühlen?
Ja, haha! Schöne Frage. Vor ein paar Jahren haben wir mal interessante Reaktionen aus einem Limp-Bizkit-Fanforum erhalten, da haben ein paar Emo-Spacknasen den Text zu unserem „Grindin‘“ sehr ernst genommen und sich köstlich darüber echauffiert. Aber gut, die waren offenbar auch noch jenseits der Geschlechtsreife. Wann kommt ein Best Off und wann eine Weihnachtsplatte? Jetzt wo ihr bereits eure frühen Werke wiederveröffentlicht…
„Best Off“? Schöner Titelvorschlag für eine Best Of, danke. Ansonsten: Nee nee, wir bringen erst mal schön weiter Alben raus. Nur dürften die nicht unbedingt das werden, was sich die doofen Redakteure nach jeder Scheibe so ausmalen, wie’s weitergehen wird. Bisher haben die meisten schön daneben gelegen mit ihren Einschätzungen: „Der Gag wird sich spätestens mit der nächsten Scheibe totlaufen!“, „die können nur noch kommerziell werden!“, „die nächste Scheibe wird der absolute Durchbruch!“ – alles Bullshit. :) Warum arbeitet ihr mit keinem Label zusammen?
H!m:
Wir bemühen uns in keiner Weise darum, haben auch noch nie ne Promo an irgendein Label verschickt. Zu welchem Zweck auch? Wir hätten mehr Bürokratie am Hacken, vertragliche Verpflichtungen – das würde den Spaßfaktor unangenehm dämpfen. Da machen wir lieber ein paar Sachen selbst, können uns mit CDs & Merch unsere Pressungen und Mietwagen finanzieren, mehr wollen wir doch gar nicht. Geld verdient man nicht mit Musik. Lernt was Anständiges, liebe Kinder!
Rob:
So ist es! Einige scheinen die Illusion zu haben, dass wir von der Musik ein Zubrot erhalten oder gar davon leben können. Jeder von uns hat nen stinknormalen Job. Musik ist und bleibt unser Hobby - weshalb sollten wir dieses verträglichen Zwängen unterwerfen. Unsere Unabhängigkeit ist da einfach zu kostbar, da müsste ein Label uns schon verdammt viel Freiheiten und Support bieten... und welches Label ist dazu schon bereit? Wie schafft ihr es, bei den Proben nicht so weit in Gelächter auszubrechen, dass ihr das ganze Ding überhaupt noch über die Bühne bringt? Man mag es ja kaum glauben, aber auch EGF-Proben sind harte Arbeit. Natürlich wird auch viel gelacht, aber um eine gute und lustige Show für die Fans hinzukriegen, müssen die musikalischen Parts einfach sitzen, dann ist auch Platz für Spaß. Und sowas will geprobt werden. Ansonsten hilft auch manchmal ein Blick auf die Waage, da vergeht einem das Lachen schnell. Was sind die Drogen, die zum Leben bei den Grindfuckers dazu gehören?
H!m:
Unterschiedlich. H!m: Schoki.
Rob:
Spaß haben - das hat mit Drogen nicht wirklich was zu tun. Man trinkt zwar schon mal ein paar Gläschen, aber ich bezweifle, dass wir einen höheren
Alkoholpegel haben als 80 Prozent unserer Konzertbesucher. Wie wären die Grindfuckers, wenn sie ein ganz normale 0815-Schützenfest-Coverband wären? Vermutlich 50 Jahre länger im Geschäft und bei Nuclear Blast unter Vertrag. Gibt es Stücke, an die ihr euch nicht rantraut? Sicher. Aber die verraten wir nicht, damit man uns nicht für Muschis hält. :) Habt ihr manchmal Vorstellungsgespräche? Wenn ja, habt ihr Angst, der Personalchef könnte euren Namen googeln und dabei auf die EGF stoßen? Berechtigte Frage. Aber dafür sind wir ja Rufus, Rob, Pempas, Christus und H!m. Unsere vollen Namen sind in Verbindung mit den Grindfuckers nicht zu finden. Das ist auch nur gut so – ich jedenfalls wollte nicht, dass die Eltern, die bei uns zur Familientherapie kommen, in dem Pädagogen, der ihr Kind täglich betreut, nur noch den durchgeknallten Satansrocker sehen, hehe... Wie feiern Grindfuckers Weihnachten?
Die einen zuhause bei Mama und mit selbstgebautem Vogelhäuschen. Andere in der Kneipe. Was hört ihr privat, ohne euch direkt Gedanken um Covermöglichkeiten zu machen?
Das scheint wirklich viele zu interessieren. Dabei unterscheiden wir uns da in keinster Weise von anderen subjektiven Geschmäckern. Während ich raus war, hat man sich intern wohl auf Iron Maiden als gemeinsamen Nenner geeinigt. Ich privat höre irgendwas zwischen Katatonia, Janus, Richthofen, EAV und K.I.Z. Weitere aktuelle Faves sind übrigens auf unserer Website nachzulesen.
Famous Last Words?
Vegane Revolution jetzt! Hurra!

Vielen Dank für die Antworten und eure Zeit und viel Glück mit „Bitte nicht vor den Gästen“ und dem neuen/alten Release!