Geschrieben von Mittwoch, 15 November 2006 17:21

Taking Back Sunday - Interview zu "Louder Now" mit Sänger Adam



Genau wie im letzten Jahr kam die TASTE OF CHAOS-Tour nach Deutschland. Und da TAKING BACK SUNDAY sowohl vor Ort waren, als auch ein ordentliches Album (nämlich „Louder Now“) im Gepäck hatten, war uns relativ schnell klar, dass wir und die Jungs aus New Jersey nicht entgehen lassen konnten. Da wir vom Groezrock her bereits wussten, wie gut TBS live waren, gab es keinerlei Halten mehr. 

Also noch zwei Kumpels in den Wagen gepackt und ab nach Köln, um sowohl die TOC-Show zu sehen als auch das TAKING BACK SUNDAY-Interview zu machen. (Da einer der beiden Mitfahrer für das Vainstream-Netzine schreibt und beim Inti mitgemacht hat, wird dieses Interview auch auf beiden Seiten veröffentlicht.) Zu dritt saßen wir dann auch bald mit TBS-Sänger Adam Lazzara im Backstage des Kölner E-Werks und stellten ihm einige Fragen, die er höflich und freundlich aber auch relativ abgeklärt beantwortete. Aber wenn ich so viele Interviews geben müsste, wäre ich da auch nicht mehr so gespannt. 

Hallo! Erst einmal Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album!

Vielen Dank!

Zunächst einmal zu genau diesem neuen Album. Wieso der Titel „Louder Now“? Könntest du das erklären?


Also, wir haben uns für diesen Titel entschieden, weil wir dachten, dass es zu unserem neuen Album passt. Es ist, als würdest du die Marshalls von 7 auf 11 drehen.

Warum habt ihr beim neuen Album „weniger“ ausgetüftelte zweistimmige Passagen, also die Stellen wo eure Lyrics ineinander übergreifen? Viele Fans sind der Ansicht, dass es gerade das ist, was euch ausmacht?


Wir haben uns beim neuen Album mehr darum gekümmert, was wir wollten. Wir wollten eine zeitlose Platte machen – das soll jetzt nicht arrogant klingen – aber die Platte soll nicht in zehn Jahren den Eindruck erwecken, „Ach ja, das klingt so nach 2005 oder 2006“. Vielmehr sollten wir in zwanzig Jahren die Platte hören und unseren Familien zeigen und darauf stolz sein können, dass wir etwas so Gutes mal geschrieben haben. Der Fokus des Albums liegt auch mehr auf dem Songwriting. Wir wollten mehr Harmonie in die Songs bringen und das war nur möglich, indem wir die Vocals noch genauer aufeinander abstimmen. Zudem waren die Vocals auf den alten Platten live sehr schwierig umzusetzen. Du hast da ja nicht immer jemanden, der eine Harmonie in deine Stimme hinein singen kann. Außerdem sind ja trotzdem noch sehr viele zweistimmige Passagen zu hören, und ich hoffe, unsere Fans wachsen mit uns (zwinkert).

Ihr existiert nun ja noch nicht so lange, gemessen an eurem Erfolg, und habt jetzt eure dritte Platte herausgebracht. Wie kommt ihr mit dem Erfolg zurecht, der - wie man ja zugeben muss - doch relativ plötzlich kam?


Es ist für uns kaum möglich, das alles mal in Ruhe und von außen zu betrachten, weil wir so knietief in der Musik und dem Leben auf Tour stecken, dass wir gar nicht großartig die Möglichkeit haben, dass mal von außen betrachten zu können. Es ist einfach der Wahnsinn, dass wir sowas erreichen durften. Im Grunde spielt das auch keine Rolle, weil wir unser Ding durchziehen, egal wie erfolgreich wir damit sind.

Hat eure Bekanntheit auch Auswirkungen auf euer Privatleben?


Eigentlich nur positive! Die Familie veräppelt einen mittlerweile nicht mehr und sieht, wie ernst uns die Musik ist und dass wir es geschafft haben, damit weit zu kommen. Also kein „Aha, du spielst also in einer Baaaand…“ mehr (lacht).

Wie sieht's mit Nebenprojekten der Bandmitglieder aus?


Klar hat jeder so seine kleinen Projekte nebenher laufen, und jeder schreibt für sich eigene Songs, die wir bei TAKING BACK SUNDAY nicht oder nur schlecht umsetzen könnten. Gerade Fred macht viel in anderen Richtungen nebenher. Und er hat auch die komplettesten Songs von uns allen.

Fred hat ja auch Jazz studiert, inwiefern wirkt sich das auf euer Songwriting aus?


Fred hat einen immensen Einfluss auf unser Songwriting, er ist wohl auch der beste Musiker, der mir je begegnet ist. Bei der Art, wie Fred und Matt (der übrigens auch Jazz studiert hat) über Musik reden, lernt jeder in der Band noch dazu. Die beiden haben einen ganz eigenen Weg, über Songs zu sprechen und daran zu arbeiten. Sie brauchen teilweise gar nicht darüber reden. Sie spielen es sich einfach vor und verstehen sich gegenseitig. Davon profitieren wir natürlich alle.

Wie schreibt ihr eigentlich eure Lyrics?


Im Grunde kommt das alles von selbst. Manchmal „klicken“ die Lyrics einfach so in deinen Kopf und man muss nichts anderes machen, als zuzuhören, und manchmal muss man halt härter arbeiten, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.

Wo wir bei den Lyrics sind:
Wieviele Frauen müssen dich eigentlich schon verlassen haben?

Ha (lacht). Es ist ein Geben und Nehmen und man lernt über die Zeit viel dazu

Zu einem Thema das schon etwas weiter zurückliegt - warum seid ihr von Victory zu Warner gewechselt? Inwiefern hat das eure Arbeit beeinflusst?


In erster Linie hatten wir gemerkt, dass wir mit unseren Songs in der Lage waren, die Leute mitzureißen und zu berühren. Musik an sich hat mir das Leben gerettet, und deshalb wollte ich soviel zurückgeben wie nur irgendwie möglich und versuchen, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Das war ab einem gewissen Zeitpunkt über Victory nicht mehr möglich, daher der Wechsel. Es ist so, als wenn du von der Grundschule auf die weiterführende Schule wechselst. Man lernt dazu, und dementsprechend sollte sich auch das Umfeld anpassen.

Zum Abschluss noch eine nicht ganz ernstgemeinte Frage. Wenn man sich eure Shows anschaut, fragt man sich unweigerlich: Wie oft ist dir das Mikro schon gegen den Kopf gehauen?


(lacht) Schon einige Male. Einmal ist mir das Mikro gegen den Kopf geknallt und hat mich regelrecht ausgeknockt für einige Sekunden. Ich bin auf der Bühne aufgewacht und wusste im ersten Moment nicht mehr, wo ich war. Das war auch ganz witzig, weil die Situation nur einen ganz kurzen Moment gedauert hat und die anderen gar nicht mitbekommen haben, wie sehr und warum ich verwirrt war. Sowas passiert einfach!

Vielen Dank für deine Zeit, Adam.

Kai