Geschrieben von Mittwoch, 12 Juli 2006 18:22

Fire In The Attic - Interview mit Sänger Ole


Review
FIRE IN THE ATTIC gehören zu Deutschlands bekanntesten Bands in Sachen Emo/Screamo. Ihr Debut-Album „Crush/Rebuild“ schlug 2005 sowohl bei Fans des Genres als auch bei den Kritikern ein, und die Bonner Band legte seitdem über 40.000 km für über 100 Shows zurück. So waren sie z.B. mit BILLY TALENT, BOYSETSFIRE, WATERDOWN, COHEED AND CAMBRIA und HOT WATER MUSIC unterwegs. Im Jahr 2006 kam nun (wieder via REDFIELD) das Nachfolgewerk „I`ll Beat You, City!“ heraus. Grund genug also, den Herren (in diesem Falle Sänger Ole) ein paar Fragen zu stellen.


Und da uns das Chaos am Einlass des Vainstream-Festivals in Münster leider nicht dazu hat kommen lassen, haben wir das einige Tage später per ICQ nachgeholt.


Erstmal die Personalien. Könntest du dich und deine Band unseren Lesern einmal vorstellen?


Kann ich: Mein Name ist Ole und ich bin neben mit meinen Mitstreitern Plotzki, Richard, Dennis und Crebelli ein Teil von Fire in the Attic. Wir kommen aus Bonn und machen seit Oktober 2003 Deutschlands Straßen unsicher.

Das ist direkt die Verbindung zu meiner Frage: Gibt es eigentlich so etwas wie eine "Szene" in Bonn?


Es ist schwer zu sagen, ob Bonn so etwas wie eine HC/EMO/PUNK-Szene hat. Wenn, dann ist sie sehr verschmolzen mit der großen Kölner-Szene, wo auch bedeutend mehr passiert in Puncto Konzerte und Aktion. Eine Subkultur als Solche hat Bonn jedoch auf jeden Fall, und die Selbige hat auch eine lange Tradition.

Ich hatte vor euch "Bonn" nicht so auf der Karte, muss ich sagen.


Muss man auch nicht zwingend... Bonn ist schön, aber nicht bedeutend.

Verstehe ich das richtig, dass euer neues Album ein Konzeptalbum ist?


Mag sein... Auf jeden Fall raten wir allen Leuten, die daran interessiert sind, bei den Texten und auch dem Artwork mal genauer hinzusehen, ob sich nicht vielleicht ein roter Faden finden und verfolgen lässt...

Ich persönliche sehe das wie einen Film:
Da scheint jemand krankhaft von einer (wahllos ausgesuchten) Liebe besessen zu sein, entführt sie und versteckt sich mit ihr vor der Polizei und der „Großstadt“. Wie ist diese Interpretation so?

Erschreckend gut...

Juhu, ich bin sonst so schlecht bei solchen Interpretationen.


Dann waren wir zu leicht zu durchschauen?

Nein, aber das „Bild“ war sehr gut "gemalt" und auch das Artwork passt zu der Stimmung. Wie seid ihr auf die Thematik gekommen, und ist die doppelte Nummerierung der Tracks sozusagen die Reihenfolge des "Drehbuches"?


Dennis und ich sind bei uns für die Texte zuständig, und wir haben uns eben am Anfang überlegt, dass es cool wäre, eine Storyvorlage zu haben, nach der wir die Texte zusammensetzten können. Sozusagen eine kleine Herausforderung für uns. Und dann haben wir uns eben die Geschichte ausgedacht und die Platte schon vorher in verschiedene Kapitel unterteilt, so dass wir beim Texte schreiben immer eine neue Aufgabe umzusetzen hatten... Das Artwork hat Richard dann später an die Stimmung angepasst

Habt ihr das musikalisch eingeteilt?


Nein... Das wollten wir ganz bewusst nicht.

Also war euch nicht klar, welche Songs für welchen Teil der Story sein werden, bevor die Texte dazu da waren?


Wir fanden es ganz lustig, dass die "brutalsten" Texte eben dann auch zufällig auf die softesten Songs fallen können... Und wir wollten eben kein Musical schreiben, sondern vordergründig erstmal zwölf für sich stehende Songs.

Wo seht ihr neben diesem Aspekt die größten Unterschiede zwischen „Crush/Rebuild“ und der neuen Platte?


Ich denke, musikalisch sind wir mit der aktuellen Platte weitaus unberechenbarer geworden... Wir haben viele Genre-typische Bausteine weggelassen und versucht, so offen wie möglich mit den bestehenden Erwartungen zu arbeiten. Sprich: Wir wollten den Leuten nicht absichtlich vor den Kopf stoßen, aber eben auch nicht genau das Futter verabreichen, das alle erwarten. Eine zweite Platte wie „Crush/Rebuild“ zu schreiben hätte unserem Anspruch an uns selber nicht genügt... Die Strukturen sind aufgebrochener und die Stilistik zurück zu unseren Punkrock-Wurzeln gewandert.

Ihr tragt ja auch nicht alle Scheitel mit Piercing in der Unterlippe, das passt dann auch.


Eben...

Gab es Momente nach „Crush/Rebuild“, bei denen ihr in Erwägung gezogen habt, mit einem anderen, größeren Label zusammen zu arbeiten?


Nein, nicht wirklich.

Gab es denn Angebote?


Es gab viele Gespräche letztes Jahr und auch das ein oder andere Angebot war dabei, aber uns war immer klar, und das haben wir auch allen unserer Gesprächspartner so vermittelt, dass wir erst unseren Vertrag bei Redfield erfüllen werden, bevor wir uns neu umsehen.

Kanntet ihr das Label bereits vor dem Vertrag?


Das Label kannte ich recht gut, da Summer's Last Regret (eine der FITA-Vorgängerbands) bereits mit einer EP da unter Vertrag standen. Daher war der Kontakt recht einfach herzustellen und Refield hat damals auch nicht lange gefackelt.

Der Metal Hammer schrieb, ihr macht einen internationalen Sound - "international gut". Wie sieht denn eure Resonanz im Ausland aus, bei den Konzertbesuchern und den anderen Bands?


Wir haben uns bisher noch nicht sooo stark im Ausland blicken lassen, daher ist das etwas schwer zu sagen. Von den Verkäufen her ist auf jeden Fall alles recht prima gelaufen bisher. Auf der Herbsttour wollen wir erstmals auch über die Grenze von Deutschland und Schweiz hinaus schauen, was so geht, aber im Moment kann ich wenig dazu sagen...

Wie sieht euer Leben neben der Band aus? Studium? Jobs? Und bis zu welchem Punkt kann man beides kombinieren?


Studierende haben wir ein paar dabei, die sich im Moment aber auch zum Glück in einer eher unstressigen Phase befinden. Grundsätzlich wird es immer schwerer, die Band mit dem "normalen Leben" unter einen Hut zu bekommen, aber da sind wir ziemlich flexibel und auch gerne zu Opfern bereit.

Wieviel Zeit geht den bei euch für Tätigkeiten drauf, die nichts mit dem Musizieren an und für sich zu tun haben - also für Interviews. etc. ?


Buisness-Baby... Ne ganze Menge, da wir versuchen, so viel wie möglich in unseren Händen zu behalten. Ich denke, während der Promo-Zeiten oder auch vor Touren ect. entspricht der Zeitaufwand in etwa der eines Vollzeitjobs... Aber das gilt natürlich nicht für's ganze Jahr... Obwohl: Wenn ich so recht überlege, ist es schon ne Weile her, dass ich mal so richtig Urlaub hatte...

Ihr wart ja auch auf dem Vainstream-Festival in Münster. Habt ihr was von dem Chaos am Eingang mitbekommen?


Ja ja... Wir haben es erzählt bekommen... Sowas ist natürlich ärgerlich, aber ich denke, das noch recht junge Veranstaltungsteam wird daraus lernen.  Grundsätzlich haben die nämlich eigentlich einen sehr guten Job gemacht und ein echt gutes Line-Up zum fairen Preis angeboten, wie ich finde. Nur waren die anscheinend mit der Menge der Leute überfordert... Da wächst man hoffentlich dran und macht's nächstes Jahr besser.

Ich hab euch im Vorprogramm von WATERDOWN gesehen und war sehr von eurer Bühnenshow begeistert. Hat sich bei dem ganzen Rumgerenne und Gitarrenrumgeschleudere eigentlich jemand von euch mal ernster verletz? Habt ihr so was wie „abgesprochene“ Bewegungsfelder, so nach dem Motte: Der Gitarrist braucht zwei Quadratmeter auf der Bühne für sich?


Na ja... Es kam in der Vergangenheit schon zu so einigen kleinen und größeren Verletzungen. Das bleibt leider nicht aus und ist ja im Normalfall auch nicht weiter tragisch. Nachdem wir allerdings mal eine Tour abbrechen mussten, da man mich ausgeknockt hatte, sind die Herren mit den schweren Instrumenten etwas vorsichtiger geworden.

Wie ihr mit Sicherheit schon selbst festgestellt habt, wird man als Band immer in irgendeine Schublade gesteckt - und man wird vermutlich auch nie drum herum kommen. Wenn ihr euch eine Schublade aussuchen könntet, welche wäre das? Und jetzt sag nicht die „Fire In The Attic-Schublade".


Schublade: Gut aussehende Typen (Anm.: Hier stand mal ein Smiley) Ne, mal im Ernst: Wir werden uns nicht so leicht in eine Schublade zwingen lassen. Wir machen Musik wie sie uns gefällt und so lange, wie es uns Spaß macht. Ob jetzt mit dem Etikett: Post-Screamo-Past-Emo-HC oder von mir auch Reketen-Rumba ist mir total egal und auch ja eher euer Problem, die ihr darüber schreibt. Kinder macht man üblicherweise nicht, weil man einen schönen Namen gefunden hat, den man gerne zuordnen möchte.

Haha, gut!
Wie sieht denn die eventuelle Zukunft von FITA aus?

Ich bediene ein Mikrofon, keine Kristallkugel ... Ich weiß nicht, was uns die Zukunft bringt. Noch haben wir alle unheimlich Lust auf das, was wir gerade machen und kommen auch untereinander extrem gut miteinander aus. In naher Zukunft freuen wir uns auf die anstehenden Festivals und danach auf die Tour. Dann kommen noch Einzelshows und dann unser traditionelles Weihnachtskonzert. Danach kommen wieder ein paar Shows und schon ist wieder Festival-Saison... aber mehr wissen wir auch noch nicht. So lange, wie es vorwärts geht und wir uns nicht im Kreis drehen, würden wir aber gerne noch Musik machen.

Gibt es noch irgendwelche Bands die ihr auf Tour kennen gelernt habt, die ihr unbedingt empfiehlt?


MONEEN... Menschlich wie auch musikalisch sehr zu empfehlen... Aber natürlich auch all unsere Labelmates, von denen wir ja viele schon länger kennen und sehr mögen, wie zum Beispiel CRASH MY DEVILLE oder auch THE ORDINARY ME, die bald ihre erste Platte auf Redfield rausbringen werden

Ich denke, ich hab dich dann auch lange genug aufgehalten.
Vielen Dank für deine Zeit und das ICQ-Interview.

Kein Problem. Ich danke für deine Unterstützung.

Wenn ihr weiter gute Platten macht - gerne!


Dafür konntest Du aber auch meine unfassbare Schönheit nicht genießen, haha ...

Aber ich hab eure Platte dabei gehört und mich hier angebunden, sonst wäre ich natürlich auch rüber gekommen...


Alles klar...

Ok, Danke und cya!


Bis dann...

(Anm.: Die nicht weiter sinngebenden Smileys in diesem Dialog sind im Sinne der besseren Lesbarkeit ins Outback gepustet worden.)

http://www.fireintheattic.com/
http://www.myspace.com/fireintheattic