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Die Agents Of Man kommen aus New Jersey und haben seit kurzem ihr erstes Full-Length-Album „Count Your Blessings“ auf Century Media herausgebracht. Hier vereinen sie typische New York-Hardcorestyles mit einigen Metaleinflüssen und einer großen Portion Melodie, welche sich meist im Gesang von George niederschlägt, der eindrucksvoll immer wieder zwischen Shouten und cleanem Gesang wechselt. Im Zuge der Hell On Earth Tour waren sie jetzt zusammen mit As I Lay Dying, Heaven Shall Burn, Evergreen Terrace, Neaera und End Of Days auf ihrer ersten Tour durch Europa. Direkt nach ihrer ersten Show in der alten Welt habe ich mir Mike, ihren Bassisten (der u.a. schon bei Sworn Enemy oder Merauder gespielt hat) geschnappt, um ihm einige Fragen zu stellen. Der Rest der Band sollte sich im Laufe des Gespräches nach und nach auch noch einfinden. Und nach kurzem Kennenlernen und Herumalbern ging es dann auch schon los:
Habt ihr mit so vielen Leuten bei der Show gerechnet? Auf jeden Fall. Wir wussten, dass das hier ein großartiges Ding wird, bei so einem guten LineUp. Dafür, dass es unser erstes Mal hier bei euch ist, sind wir sehr stolz in diesem Package dabei zu sein und total aufgeregt.
Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass ihr Probleme mit dem Vertrieb in den USA hattet. Was war da los? Es ist so, dass nicht alle Läden die Platte hatten oder sie in die Regale gestellt haben. Deswegen möchten wir auch jeden, der die Platte haben möchte, dazu aufrufen, bei den Läden nach ihr zu fragen und sie zu bitten, sie in die Regale zu stellen. Es braucht halt etwas Zeit, aber je mehr Kids nachfragen und je mehr wir gespielt werden, umso besser wird es. In den ersten paar Monaten rufen wir genau wie die Kids bei jedem einzelnen Laden an und fragen, ob sie die haben und wie viele Exemplare „ich und meine Freude da kaufen können“ und schicken die Informationen dann zurück nach Century Media – ein alter Trick (lacht).
Habt ihr denn bereits mit so vielen Zuschauern bei Euer Show gerechnet? Es wurde ja noch durchaus voller, als ihr dran wart. Was glaubst du, wieviele Menschen euch hier bereits kennen? Ich hab keine wirkliche Ahnung, wieviele Leute Agents Of Man hier kennen. Wir sind halt eine neue Band und der Markt ist ja ziemlich voll zur Zeit, da im Moment soviel passiert und es so viele Bands gibt. Wir haben auch keine Wunschvorstellungen in der Art, dass wir hier total der Burner wären. Wir sind einfach eine neue Band und lieben was wir machen. Entweder lieben oder hassen uns die Leute. Und je öfter wir rausgehen und live spielen, umso mehr Möglichkeiten gibt es, dass sich Menschen auf uns einlassen. Und wir versuchen dann unsere Musik, unsere Message und unseren Vibe rüberzubringen.
Ich habe übrigens vergessen, euch erstmal zu eurer Show zu beglückwünschen. Um ehrlich zu sein hat mich eure CD nicht so wirklich umgehauen, ich fand den Sound etwas poppig. Aber live war das eine ganz andere Geschichte. Eine ganze Ecke härter und die Moshparts knallten auch wesentlich besser. Ich hätte auch nicht gedacht, dass euer Sänger die Wechsel zwischen Shouten und Singen so überzeugend hinkriegt. Danke vielmals! Wir sind eh der Meinung, dass eine Band live besser als auf Platte sein sollte. Wenn du auf CD gut klingst, es aber live nicht bringst, bist du nicht wirklich gut, oder? Wir hatten auch nicht soo viel Zeit bei der CD, aber wir sind mit ihr zufrieden und versuchen nun immer besser zu werden. Am wohlsten fühlen wir uns sowieso live. Und ich bin froh, dass es dir gefallen hat, ich fand uns nämlich nicht so klasse (lacht).
Auf wen freust du dich heute Abend am meisten? Eigentlich auf alle. AILD sind Freunde von mir und ich habe sie seit der neuen Platte nicht mehr live gesehen. HSB habe ich auch schon einige Male gesehen, als ich z.B mit Merauder in Europa war. Die Jungs hatten auf dem Pressure Festival den größten MoshPitt, den ich je gesehen habe. Das war irre! Der ganze Platz war ein CirclePitt. Krank!!!
Habt ihr vom diesjährigen Pressure-Festival gehört? Dort ist dieses Jahr jemand gestorben. Ja stimmt, ich glaube davon habe ich gehört. Das muss der Tag gewesen sein, bevor wir dort waren. Wir haben davon gehört, nachdem wir wieder gefahren sind. Sowas ist scheiße! Das ist echtes Unglück, du gehst zu einer Show, du denkst es ist sicher, aber das ist es halt nie. Darum dreht sich auch irgendwie unsere Platte und darum heißt sie auch „Count Your Blessings“: Pass auf dich auf, es könnte noch viel schlimmer kommen.
Was hältst du denn von diesem Gemosche. Ich verstehe nicht so ganz, warum die sich da so zurichten müssen. Von der Bühne aus gesehen liebe ich es, wenn die Kids steil gehen! Ich stehe auch d'rauf, wenn sie abgehen können und dabei ihr Geschick zeigen. Das hat schließlich bei uns zu Hause in New York alles angefangen. Aber auf der anderen Seite musst du auch Respekt für die anderen haben. Das ist die Grundlage von allem. Da sind zwar einige, die den „Tough-Guy“ spielen wollen, aber darum geht es nicht. Es geht um den Spaß, darum, Frustrationen los zu werden. Man darf da nicht einfach drauflos Schlagen. Das geht nicht! Und du musst erstmal Platz für so was schaffen und nicht einfach jeden umknocken.
Ok, ich möchte mit der nächsten Frage niemanden anmachen oder beleidigen… Wirst du nicht. Sei ehrlich. Ich weiß, ihr Deutschen seid immer ehrlich! Ich bin übrigens halb Deutscher. Meine Gute Seite sozusagen (lacht).
… ich habe in eurem Booklet gelesen, dass Religion für euch als Personen sehr wichtig ist. Denkst du, dass euer Glaube auch als Band reflektiert wird? Definitiv! Wir versuchen allerdings niemandem zu predigen. Jeder soll an das glauben, was er für richtig hält. Das Thema ist aber definitiv wichtig für uns. Genauso wie eine positive Message zu haben. Und auch grade da, wo wir herkommen, sind die Leute oft total verwöhnt. Sie halten einfach alles für selbstverständlich und kümmern sich einen Scheiß um irgendwas. Es ist traurig, aber manchmal muss du erst etwas verlieren, um es wertschätzen zu können. Und für mich ist Gott mein Leben. Jedesmal wenn es mir schlecht ging und etwas schief gegangen ist, hat es mich da durch gebracht. Allerdings schreiben wir niemandem etwas vor. Ich meine, Gott ist Gott. Du weißt, was du tun musst, wenn du ein guter Mensch sein willst und du weißt, was du tun kannst, wenn du ein Arschloch sein willst. Und genau darum geht`s. Ich meine Jesus, Allah, Buddah - das waren alles gute Menschen. Sie habe alle versucht, den Menschen von Gott zu berichten. Wir sind zwar keine politische oder religiöse Band, aber wir sind alle sehr spirituell.
Wie kommt es, dass es so viele Hardcorebands gibt, die sich so öffentlich zur Religion bekennen? Ist das eine Art Trend zur Zeit? Wenn sie damit hausieren gehen, ist es wahrscheinlich nicht mal in ihren Herzen. Naja, im Metal ging es ja mehr um Hölle und Teufel (lacht). Da ging es wohl eher um das Rebellieren. Aber ich denke, so was gibt es wirklich. Es gibt eine Menge kranke Sachen da draußen, die einem echt Angst machen können. Und deswegen versuchst du halt, dich an das Gute zu klammern. Und im Hardcore ging es ja immer darum, deinen Geist und den der anderen zu öffnen, um positiv zu sein und über der Scheiße zu stehen. Vielleicht kommt zur Zeit der religiöse Aspekt hoch, weil man damit den Menschen etwas geben kann, woran sie glauben können. Ich denke, dass es da eine Menge Bands gibt, die wirklich daran glauben und auch eben welche, die es machen, um angesagt zu sein. Aber es geht auch nicht darum, die Bibel wörtlich zu nehmen. Es gibt alle diese Regeln und Gesetze in der Bibel, aber Jesus hat zwei Sätze gesagt: Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen und liebe deinen Nachbarn. Und das ist eigentlich schon alles, worum es geht! Du brauchst nur zu versuchen, ein guter Mensch zu sein. Wahrscheinlich haben die Arschlöcher in dieser Welt einfach alle nur zu wenig Liebe und Zuneigung als Kinder bekommen, auch wenn wir uns normalerweise über so etwas eher lustig machen.
Spielt ihr eigentlich euren Acoustic Song auf der Bühne? Wir spielen eine Menge unterschiedliche Shows. Und Melodie ist mit Sicherheit eines der zentralen Elemente unserer Musik, aber auf solchen Shows wie heute wollen wir ihn eher nicht spielen. Aber wir haben ihn zweimal bis jetzt schon live gespielt und es gab uns beide Male eine Gänsehaut. Das ist mein Lieblingssong von uns! Und das ging mir jedes Mal nahe, wenn wir ihn gezockt haben. Hoffentlich können wir noch viele Touren spielen, um unseren Namen bekannter zu machen, damit wir ihn auch öfter live spielen können.
Was glaubst du, wo AOM in der Zukunft stehen werden? Wie ich sagte, wir sind 'ne neue Band und versuchen die Leute dazu zu bringen, sich uns anzuhören und mit einem offenen Ohr an unsere Musik heran zu gehen.
Noch eine Frage, die mir meinen Job beim Aufschreiben des Abends einfacher machen wird: Wie nennt ihr eure Musikrichtung eigentlich? Und ich weiß, dass das eigentlich die schlechteste Frage überhaupt ist. Weißt du es ist so, wir hören hier alle seeeehr unterschiedliche Musik. Du würdest nie raten, was für unterschiedliche Bands wir mögen. Für mich gibt es vor allem gute und schlechte Musik. Guck dir die ganzen Metalcorebands an: es gibt gute und schlechte. Oder im Jazz, im R'n'B , Punk oder sonst wo. Es gibt da immer gute und schlechte Bands darunter. Wir mögen halt alles das, was wir für gut befinden. Ich persönlich mag Stevie Wonder!
Zack (Gitarre): Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, dann verhalte ich mich nicht wie ein Irrer, ich lasse meine Aggressionen in der Musik 'raus. Ich schreibe dann einfach harte Riffs. Ich habe als Kid schon immer meine Wut beim Metal 'rausgelassen, damit bin ich aufgewachsen. Wir drücken uns also über die Musik aus und dadurch kommen die Songs von unseren Emotionen. Und das macht es schwierig, zu kategorisieren!
George (Gesang): Und wir sitzen ja auch nicht im Proberaum und überlegen uns: „Dieses Riff hier, das andere Riff da..“ und so was. Es ist halt so, wie es kommt!
Mike (Bass): Wir sind allerdings definitiv durch das Hören von Metal und Hardcore beeinflusst. Das waren immer unsere Möglichkeiten, Aggressionen oder Ängste 'rauszulassen. Aber wir mögen auch noch Vieles mehr. Ich meine, Melodie ist einfach wunderschön. Ich liebe cleanen Gesang in anderer Musik. Es ist wie heute Abend: Ich liebe die Bands, die wir heute sehen werden. Es wird wild und hart. Ich liebe das! Ich könnte auch den halben Tag lang nur Slayer hören. Aber wenn das heute Abend vorbei ist, werden wir uns wohl kaum noch Canibal Corpse auflegen. Dann hab' ich erstmal genug für einen Tag. Ich höre dann erstmal Stevie Wonder (lacht). Wenn wir z.B. auf 'ner 12 Stunden Fahrt im Tourbus sind, hören wir auch mal The Police.
Zack (Gitare): Im Grunde kannst du eh nichts Neues mehr machen. Es ist ja schon alles irgendwo mal gemacht worden. Aber es geht um die Präsentation des Ganzen!
Chris (Drums): Du kannst das Rad nicht neu erfinden, aber du kannst es 'ne ganze Ecke schöner machen und es besser zum Laufen bringen!
Da dies eigentlich ganz schöne Schlussworte waren, haben wir hier so langsam das Interview ausklingen und die Jungs erstmal die erste Show in Europa genießen lassen. Auf jeden Fall waren es sehr angenehme und auskunftsfreudige Gesprächspartner, die überhaupt nicht mit irgendwelchen Rockstarattitüden auf sich aufmerksam machten und die Live auch gut Gas gegeben haben.
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