Geschrieben von Chris Freitag, 22 Januar 2010 17:09
Kruger - Interview mit Sänger Reno zum Album "For Death, Glory And The End Of The World"
Mit ihrem Album „For Death, Glory And The End Of The World" stehen KRUGER spielerisch und songwriterisch auf Augenhöhe mit Genregrößen wie NEUROSIS und MASTODON. Uns erzählten die sympathischen Schweizer Post-Coreler, dass sie mit der neuen Platte wie "echte Metalheads" rüberkommen wollen und machten deutlich: Bei KRUGER geht's um Spaß an der Musik, alles andere ist zweitrangig!
Beginnen wir boshafter weise mit einer Frage, die Euch laut eigenem Blog-Eintrag gewaltig auf den Zeiger geht: Warum heißt Ihr KRUGER?
Würdest Du Dich trauen, Lars Ulrich zu fragen, warum er seine verkackte Band „Metallica“ genannt hat? (Buuuuh, haha - als wenn das ein Geheimnis wäre… Anm.d.Red.)
Spaß beiseite, bitte stell Deine Band kurz vor – ich vermute, dass unsere Leser noch nicht so viel von Euch gehört haben.
Wir kommen aus Lausanne, Schweiz, und einige von uns sind alt, einige noch jung. Wir machen seit nunmehr fast zehn Jahren unseren Kram – wow! – und haben vier Alben, ein paar Europa-Touren, zahllose Hangover und eine Menge Spaß hinter uns.
Welche Bedeutung hat der jüngste Albumtitel „For Death, Glory And The End Of The World“? Gibt es dahinter eine Geschichte, die sich auch in den Texten widerspiegelt?
Wir versuchen diesbezüglich, wie eine Metalband rüberzukommen. Normalerweise flüchten wir vor solchen Metal-Standards, aber auf der anderen Seite – wenn ENTOMBED das machen, warum nicht auch wir? Wir haben zum ersten Mal ein ziemlich dunkles Cover und einen entsprechenden Titel gewählt – in der Vergangenheit haben wir uns schon oft darüber lustig gemacht, und die meisten Leute, die uns kennen, haben kapiert, dass wir absolut nichts ernst nehmen, also können wir ausnahmsweise mal so tun, als wären wir eine Metalband!
Auf dem Cover ist das Bild "Die Erschaffung der Welt (Schöpfung)“ des niederländischen Malers Hieronymus Bosch zu sehen, der darauf die Welt als Scheibe unter einer Art Käseglocke dargestellt hat – typisch mittelalterlich. Wie kamt Ihr darauf?
Gleiche Antwort wie bei der vorherigen Frage. Wir wollten etwas Mittelalterliches für das Album. Manchmal tun wir so, als müsste man sich vor uns gruseln, nur weil wir sehen wollen, ob‘s funktioniert – und es sieht ganz so aus, als hätte es das! Unsere Texte, unser Merch, alles rund um KRUGER nimmt diese normalen Metal-/Hardcore-Klischees auf die Schippe; wir erlauben und von Zeit zu Zeit, das ein wenig auszureizen, ein großartiges Vergnügen!
Ihr habt an Eurem Songwriting gefeilt und klingt somit noch intensiver und wütender als auf dem letzten Album. Ich hätte mir nur ein paar mehr dieser wunderbaren, leisen und sehr melodischen Momente gewünscht, wie sie Songs wie „Duke Of Nothing" oder „Villains" auszeichnen. Wie siehst Du das neue Album im Vergleich zu
Danke für die süßen Worte! Wir haben wirklich keine Ahnung, wie bei jedem Album können wir das im Rückblick gar nicht beurteilen. Sicher wissen wir nur, dass wir viel mehr an den Arrangements und an den Aufnahmen gearbeitet haben. Ich bin mir gar nicht sicher, ob sich die Songs stark von dem unterscheiden, was wir vorher gemacht haben – tun sie das? Ich persönlich bin froh, dass wir nicht mehr viele „atmosphärische“ Parts haben. ISIS, PELICAN, CULT OF LUNA… im Grunde langweiliger Kram, oder? Ich bevorzuge es roh.
Roh ist ein gutes Stichwort: Beim Song „Muscle“ bekommt ihr Unterstützung von GOJIRA-Sänger Jo. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Wir kennen Jo seit einigen Jahren, fragten ihn, er sagte „ja“ und dann ging‘s los. Es ist schön, diesen Typen auf dem Album zu haben, wir respektieren seine Arbeit sehr.
Ich mag das Lied ehrlich gesagt nicht besonders… für mich klingt es nach einem 0815-CONVERGE Song, wie gewollt auf Brachialität gebürstet.
Echt? Ich liebe den Song, und ich liebe die Gesangparts. Gerade weil Jo ihn singt, fühlt es sich für uns komisch aber toll an!
Hattet Ihr Spaß beim Entstehungsprozess des Albums oder war es eher mühsam?
Die anderen Jungs schreiben gerne Songs – ich hasse das. Ich mag’s nur, wenn es fertig ist… meiner Ansicht nach ist Schreiben und Aufnehmen harte Arbeit, die Belohnung sind die Live-Shows. Ich würde keine Alben machen, wenn es nicht dazu dienen würde, meinen Hintern in einen Bus zu befördern und stundenlang irgendwohin zu fahren, um für eine unverschämte Gage live zu spielen. Das ist der wahre Lohn. Aufhören, Alben aufzunehmen? Kein Problem. Aufhören zu touren? Auf keinen Fall!
Habt Ihr schon ein paar der neuen Songs live gespielt und Feedback bekommen?
Nein! Weil wir beim Songwriting die langsamste Band der Welt sind, mussten wir uns ein ganzes Jahr lang von der Bühne verabschieden, um uns aufs Proben und Aufnehmen zu konzentrieren – insofern sind all diese Songs „live-jungfäulich“.
Von welchen Bands lasst Ihr Euch musikalisch beeinflussen? Man kann durchaus Vergleiche zu Bands wie NEUROSIS, MASTODON, ENTOMBED oder CONVERGE ziehen, wenn man Euch hört …
Früher waren wir vorsichtig und haben darauf geachtet, dass ein Song nicht zu sehr nach Band X oder Y klingt. Nach zehn Jahren interessiert uns das aber nicht mehr die Bohne… Die Bands, die Du nennst – BREACH hast Du vergessen, die beste Band auf dieser Welt – haben uns alle offensichtlich beeinflusst, aber letztlich hoffen wir, dass wir uns ein wenig von jeder unterscheiden. Mir ist egal, wenn wir nach allen diesen Bands zusammen klingen, ich will nur nicht, dass wir wie eine einzige von ihnen klingen!
Ist die Band bereits auf dem Weg zum Vollzeitjob für Euch? Ist das überhaupt Euer Ziel?
Haha, Vollzeitjob, machst Du Witze? Wir warten nach wie vor auf den Tag, an dem wir unseren ersten Euro mit der Band verdienen! Jemand nannte uns mal „respektierte aber kleine Band“ – das ist unser Ziel! Spielen so viel wir können, anständige Alben veröffentlichen und ein Maximum an Kilometern abreißen – wenn die Leute mitziehen, umso besser! Aber das war nie ein Kriterium.
Die Schweiz hat viele gute Bands: CATARACT, GURD, KROKUS, GOTTHARD, SAMAEL… um nur ein paar zu nennen, die mir spontan einfallen. Welche Bands sollte man denn noch so kennen, hast Du ein paar Tipps?
Ich würde KNUT empfehlen, SLUDGE, VENTURA, UNHOLD, CELTIC FROST (hem) für den heavy Bereich, dann THE YOUNG GODS (re-hem), VELMA, THE EVPATORIA REPORT, MONKEY III… Da gibt’s einige.
Welche Alben hast Du dir in letzter Zeit zugelegt?
Eigentlich verfolge ich schon, was im harten Musiksektor so abgeht, aber ich kaufe eine Menge unmetallisches Zeug. Meine Lieblingsalben 2009 waren die neue CONVERGE (eine Bombe!), QUEST FOR FIRE (so eine Art „psychedelischer Stoner-Pop“), HELL’s KITCHEN (dreckiger Schweiz-Blues) oder SEBASTIEN GRAINGER (der Typ von „Death From Above 1979“).
Wann kommt Ihr nach Deutschland?
Ich wünschte, wir könnten! Vielleicht diesen Herbst. Wir waren nur einmal bei Euch, 2007 als Support für unsere geliebten UNSANE.
Danke für das Interview, das letzte Wort gehört Dir:
Kauft unseren Kram, damit unser Label nicht bankrott geht!
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Homepage: http://www.kruger.ch
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Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!