Geschrieben von Jana Dienstag, 02 März 2010 21:18
Adept - Interview mit Sänger Robert Ljung zu 'Another Year Of Disaster'
ADEPT kommen aus dem kleinen Trosa in Schweden und haben sich dort 2004 gegründet. Nach drei EPs ist 2009 endlich ihr Debütalbum "Another Year Of Disaster" erschienen, welches frischen Wind in die hiesige Post-Hardcore / Screamo Szene bringt. Aber nicht nur auf CD wissen die fünf jungen Schweden zu überzeugen - auch live sind sie absolut mitreißend und spielen locker einige ihrer Genrekollegen an die Wand. Grund genug für uns, Sänger Robert Ljung mal mit einigen Fragen zu löchern!
Hallo Robert! Könntest Du ADEPT als erstes kurz unseren Lesern vorstellen und uns etwas über die Philosophie hinter der Band verraten?
Na, klar! Wir sind eine fünfköpfige, schwedische Post-Hardcore Band, die daraus entstanden ist, dass sich fünf Freunde getroffen haben, um Spaß zu haben. Eigentlich haben wir die Band gegründet, um etwas in unserer Freizeit zu tun zu haben, und das hat letztendlich zur Gründung von ADEPT geführt. Wir feiern heutzutage immer noch gerne die Nächte durch, aber mit der Zeit haben wir gemerkt, dass es wichtiger ist, den Hauptteil unserer Energie in die Musik zu stecken.
Wie seid Ihr auf Euren Bandnamen ADEPT gekommen?
Anfangs nannten wir die Band ADEPT, ohne irgendeinen Grund dafür zu haben. Ich wünschte, es gäbe eine spannendere Geschichte zur Wahl unseres Bandnamens, aber die gibt es leider nicht. Es war uns nur wichtig, nicht einen dieser typischen Drei-Worte-Namen zu nehmen wie beispielsweise ”HEARTS BLEED RED” oder sowas in der Art. In Schweden bedeutet ADEPT übrigens, ein Schüler von jemandem zu sein – also im Prinzip ist das jemand, der lernt.
Welche anderen Bands haben Euren Stil beeinflusst, als Ihr ADEPT gegründet habt?
Hmm - bei dieser Frage kann ich nur für mich sprechen und nicht für alle aus der Band. Ich persönlich war absolut vernarrt in Bands wie GLASSJAW, FINCH und FUNERAL FOR A FRIEND, und das bin ich auch heute noch. Ich erinnere mich noch, dass wir immer genauso geniale Gitarrenriffs schreiben wollten wie FUNERAL FOR A FRIEND. Diese Band haut mich auch heute noch absolut um!
Ihr kommt ja aus einer sehr kleinen Stadt in Schweden – denkst Du, es war dadurch für Euch anfangs schwieriger, Aufmerksamkeit zu erhalten und entdeckt zu werden?
Ja, auf jeden Fall! Was unsere Heimatstadt angeht, so gibt es dort überhaupt keine Musikszene oder Ähnliches. Wir haben übrigens immer noch kein einziges Konzert in unserer Heimatstadt gegeben, aber das holen wir in ein paar Wochen nach. Jedenfalls ist es meistens so, dass man versucht von der nächst größeren Stadt aus musikalisch durchzustarten und sich von dort aus einen Namen zu machen, wenn man aus so einer Kleinstadt kommt wie wir, und genau so haben wir das auch gemacht. Mit der Zeit wurden wir dann größer und größer, es kamen immer mehr Leute zu unseren Shows. Die Musikszene in Schweden ist generell sehr gut – jeden Tag schießen etliche neue Bands wie aus dem Nichts hervor.
Wie habt Ihr Euren ersten Plattendeal ergattert?
Unseren ersten Plattenvertrag bekamen wir bei einem kleinen, schwedischen Outdoor Festival. Da kam ein Typ zu uns, der meinte, dass er uns ”signen” möchte. Wir haben dann sofort zugesagt, ohne eigentlich zu wissen, was das für ein Deal ist. Für uns zählte nur, dass wir einen Plattenvertrag hatten, um damit vor unseren Freunden anzugeben. Mittlerweile haben wir allerdings einen Deal mit dem Management Panic And Action, und den haben wir uns hart erarbeitet – naja, ein bisschen Glück haben wir auch gehabt, denke ich.
Letztes Jahr gab es einen Wechsel im Line-Up der Band, Euer ehemaliger Bassist Tobias Ottoson wurde durch Andrew Charmer ersetzt. Was hat letztendlich zur der Entscheidung geführt, Tobias gehen zu lassen?
Das war absolut keine einfache Entscheidung für uns, aber wir sind irgendwann an einen Punkt gelangt, an dem wir uns fragen mußten, ob Musik etwas ist, was wir wirklich machen wollen. Und da waren sich alle einig – außer Tobias. Wir hatten einfach das Gefühl, dass er zu wenig beigesteuert hat und nicht mit seinem Herzen bei der Sache war. Daher mussten wir ihn leider gehen lassen.
Textlich wirken einige Songs auf ”Another Year Of Disaster” wie ”Sound The Alarm” oder ”At Least Give Me My Dreams Back, You Negligent Whore” ziemlich frauenfeindlich, denn ihr bezeichnet sie als ”Cunts” oder ”Whores”. Basieren diese Texte auf perönlichen, negativen Erfahrungen mit Frauen?
Also – ”At Least Give Me My Dreams Back” wurde beispielsweise bereits 2006 geschrieben, und zu der Zeit habe ich halt Dinge durchlebt, die mich zu diesen Lyrics veranlasst haben. Heutzutage finde ich diese Texte selbst etwas kindisch, aber zu der Zeit, als sie entstanden sind, wollte ich halt genau das aussagen. Außerdem war der Song sehr beliebt bei unseren Fans, daher haben wir uns entschieden, ihn auch auf das Album zu nehmen. ”Sound The Alarm” handelt von Leuten, die sich nicht fürs Kämpfen entscheiden, sondern den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Er handelt nicht zwingend von Untreue, aber das muss jeder Hörer selbst entscheiden.
Auf der einen Seite handeln Eure Lyrics von ernsten Themen wie Verrat und Untreue, aber auf der anderen Seite schreibt Ihr auch viel übers Feiern...
Wir sind immer für eine gute Party zu haben! In einer Band zu spielen und dadurch so viele umwerfende Städte und Menschen kennenzulernen, ist einfach der Hammer! Wir versuchen, diese Möglichkeit einfach auszukosten und zu genießen und überall und mit jedem zu feiern und Spaß zu haben. Ich denke, dass einige unserer Lyrics das widerspiegeln - ich meine hey, wir werden das nicht ewig machen, also lasst uns die Zeit genießen, in der wir als Band unterwegs sind!
Ist es für Euch wichtig, wie die Fans Eure Lyrics interpretieren?
Auf jeden Fall! Jeder Song basiert auf einer Geschichte und ich denke, wenn die Leute diese Geschichte verstehen, sind sie in der Lage, die einzelnen Songs umso mehr zu genießen. Aber natürlich sind einige der Texte sehr persönlich, was es für die Fans schwieriger macht, die Songs zu interpretieren. Für mich sind die Lyrics und die Musik gleichermaßen wichtig. Beides muss einfach zusammenpassen.
In Eurem Song ”Grow Up, Peter Pan” gibt es die folgende Aussage in den Lyrics: ”She’s So Fashion!” Was denkst Du persönlich über Mode, da der Kleidungsstil für einige Eurer Fans sehr wichtig zu sein scheint, um in der Metal / Screamo Szene anerkannt zu werden?
Ich denke, das kannst Du in zwei Kategorien teilen – es zählt nicht nur der Klamottenstil, sondern hauptsächlich das Verhalten der Leute. Über das Styling der Leute kannst Du sagen, was Du willst – wenn es denjenigen glücklich macht, soll er sich so anziehen. Schlimm finde ich allerdings, wie viele der Kids den Bands und sich selber etwas vormachen. Viele Leute hören plötzlich auf, eine Band zu hören, nur weil diese größer geworden ist oder die Musik zu sehr in Richtung Mainstream geht – die jeweilige Band hat dann für diese Leute ihre Streetcredibility verloren. Das ist einfach lächerlich. Oder sie diskutieren eher darüber, ob eine Band Screamo, Metal oder Post-Hardcore macht, als zu entscheiden, ob sie die Band mögen oder nicht. Außerdem ist es traurig, dass viele Bands sich mehr über ihren Look definieren, als über ihre Musik - und Fans nehmen sich dieses Verhaltens an. Sie gehen hauptsächlich zu einem Konzert, um sich eine Band anzusehen, und nicht, um sich ihre Musik tatsächlich anzuhören.
Ich liebe die Abwechslung zwischen den melodischen Parts und den gescreamten Parts auf ”Another Year Of Disaster”. Auf welches dieser Elemente werdet Ihr voraussichtlich auf Eurem nächsten Album den Schwerpunkt setzen – die gescreamten oder die melodischen Parts?
Wir werden uns definitiv mehr auf die melodischen Parts konzentrieren als auf dem aktuellen Album, aber gleichzeitig werden wir die gleiche Energie investieren, um den neuen Songs mehr Druck und Härte zu verleihen. Wir wollen alle Elemente beibehalten und sie jeweils größer und besser machen. Wir werden uns auf keinen Fall auf nur ein Genre fixieren, sondern noch mehr experimentieren.
Arbeitet Ihr bereits an neuen Songs?
Ja, wir sind bereits dabei! Wir hoffen, im September ins Studio gehen zu können.
Ihr wart letztes Jahr das erste Mal auf Deutschlandtournee mit A SKYLIT DRIVE und DANCE GAVIN DANCE. Was mögt Ihr an Deutschland, und wo siehst Du die Unterschiede zwischen den deutschen und den skandinavischen Fans?
Wir lieben die deutschen Fans total! Sie lassen sich live sehr schnell begeistern und mitreißen, sie haben auch keine Angst auf die Bühne zu kommen und mitzusingen. Die skandinavischen Fans muss man mehr bitten, die deutschen machen einfach – ich denke, das ist der einzige Unterschied.
Mal abgesehen von Deutschland, wie ist denn das internationale Interesse an ADEPT?
Wir haben glücklicherweise mittlerweile sowohl in Europa als auch in Amerika einige Fans. Den Grundstein haben wir mit ”Another Year Of Disaster” gelegt, mit unserem nächsten Release werden wir dann hoffentlich alle umhauen!
Habt Ihr neben der Band noch andere Jobs?
Ja – wir haben alle noch andere Jobs neben der Musik. Mittlerweile geben wir immer mehr Konzerte und können immer häufiger nicht arbeiten gehen. Ich hoffe, dass wir uns in Zukunft hundertprozentig auf die Musik konzentrieren können, aber im Moment verdienen wir noch kein Geld mit ADEPT.
Welche Ziele möchtet Ihr gerne mit ADEPT erreichen? Gibt es da eventuell ein Festival, auf dem Ihr gerne mal spielen würdet oder einen Künstler, mit dem Ihr gerne zusammen arbeiten möchtet?
Wir wollten schon immer mal in Amerika oder Australien touren. Festivals wie die Vans Warped Tour in Amerika oder Big Day Out in Australien wären schon ein Traum!
Danke für Deine Zeit, Robert! Möchtest Du Euren deutschen Fans noch etwas mitteilen?
Vielen Dank für all Euren Support bei den letzten beiden Europatourneen! Ich hoffe, ich werde Euch bei unseren Shows mit UNDEROATH und ARCHITECTS diesen Monat wiedersehen. Vielleicht haben wir da sogar schon einige neue Songs im Gepäck – get ready to be rocked out!
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