Geschrieben von Freitag, 16 April 2010 15:05

Reece, Cooper Inc & .damaged - Köln / Krebelshof

reece-01-4BYE-10-04-2010 
Schon die ganze Woche habe ich mich auf Samstag gefreut, denn für die hier eher unterversorgten Anhänger der rockigen Töne ist Fütterungszeit! Im ruhigen Worringen bei Köln lockt der zur Eventlocation umfunktionierte ehemalige Bauernhof mit dem Thema „Rockin` the Cowshed“. Wo im Sommer der Innenhof für gut besuchte Open Airs bekannt ist, muss diesmal der Kuhstall herhalten. Immerhin stehen REECE, COOPER INC. und die noch jungen .DAMAGED auf dem Programm.
Die Location ist sehr übersichtlich und hat einen provisorischen Charme. Böse Ahnungen gehen mir durch den Kopf, was Licht- und Tontechnik betrifft, die „Bühne“ ist mehr eine Ecke. Auch die Besucherzahl ist bisher sehr überschaubar, besetzt durch Metal- und Rockfans aller Altersklassen; 250-300 sollen aber hineinpassen. An einem der Stehtische steht ein etwas kleinerer, verloren wirkender Herr mit sehr kurzen, blonden Haaren. Gehofft hatte ich es, aber nicht wirklich damit gerechnet, und so nutze ich die Gelegenheit, U.D.O. selbst mal kennenzulernen. Ein sehr sympathischer Mensch! Ohne Camouflage-Outfit im halbdunklen Raum wirkt er nicht so präsent wie sonst auf der Bühne. Wegen seines Sohnes, der bei .DAMAGED an den Drums sitzt, ist er da; die Frage nach einem eventuellen „Metal Heart“ in der Setlist, gemeinsam mit  David, verneint er. Wir plaudern eine Weile, und ich muss doch innerlich ein wenig grinsen als ich erfahre, dass die harten Metaller sich Backstage darüber austauschen, was die Kinder so machen und wie der Garten aussieht. Sex, Drugs, Rock n`Roll - alles nicht wahr? Eine vor nicht allzu langer Zeit gelaufene TV-Werbung schießt mir durch den Kopf , anstelle des eigentlichen Rocker-Darstellers Udo im Bühnenoutfit, Rasen mähend im Vorgarten...

Bevor der „Mastercutor“ mehr meiner geliebten Illusionen zerstört, verlasse ich den Tisch, da auch seine Verabredungen hinzukommen. 20:00 Uhr sollte doch Konzertbeginn sein. Mittlerweile ist der Raum gut gefüllt, aber durchdrängeln nicht nötig. Vorne an der ebenerdigen Bühne vertreibt mir ein Bekannter die Zeit, oder ich auch ihm, da sich aus unbekannten Gründen der Beginn verzögert. Eine geschätzte Stunde später geht es dann endlich los! .DAMAGED spielen eine Mischung aus Rock, Punk, Alternative und gefallen dem Publikum im „Ich-wird-bald-18-oder-bin-es-gerade-Alter“. Ich höre mit geschlossenen Augen Ähnlichkeiten zu GREEN DAY, mein Bekannter sieht mit offenen welche bei den HANSONS. Auch eine Art von Crossover.
Das Set ist schnell vorüber, .DAMAGED von der „Bühne“, die Location knapp um die Hälfte leerer. Autsch, irgendetwas läuft hier falsch. Wurde zu wenig Werbung im Vorfeld gemacht? Hey, letztes Jahr waren REECE doch beim Wacken! Und COOPER INC. haben TOTO supportet. Ich möchte nicht weiter denken und lenke mich ab durch die kümmerliche Lichtanlage, denn ich brauche auch gute Fotos. Das vorhandene Equipment erinnert mich an Teestube und Jugendheim.

Zeit wird’s nun für COOPER INC. Meine Stimmung hellt sich wieder auf; mit „The Flow“ von Christian Tolles CTP Projekt beginnt das Set, gefolgt von „Rain“. Der Regen hört aber schnell wieder auf, da die Tonanlage streikt. Ist der Wurm aus dem Gebälk des Stalles in die Kabel umgezogen? Die Ursache bleibt unbekannt, und nach einer kleinen Pause beginnt das Set nochmals mit „Rain“. Professionell wird die Panne mit guter Laune vergessen gemacht. Dass mit Leidenschaft gespielt wird, bringt auch Frontmann John Cuijpers durch Gesang und Mimik wunderbar zum Ausdruck. Bis auf „All Of You“ gibt es alles vom „Pulling The Trigger“-Album, ergänzt durch „Enemy“ und „The Real Thing“; beides CTP Projekt Tracks.
VAN HALEN als Einfluss ist definitiv nichts Negatives, doch klingt „Never Let You Go“ in der Live-Version viel besser als auf der CD … Meine Ahnungen werden bestätigt, denn Licht und Ton werden der guten Performance einfach nicht gerecht.

Nach kurzer Umbaupause kommt gegen Mitternacht ein gut gelaunter David Reece auf die Bühne. Mit dabei Andy Super-/Susemihl, Hans in‘t Zandt von COOPER INC. für die Drums und ein mir Unbekannter am Bass, der nicht Jochen Fünders ist. Wo ist Stefan Schwarzmann? Nicht nur der Verlauf des Abends wirft Fragen auf.
Kraftvoll geht es los mit „Yellow“, gefolgt von „Flying To Close ..“, „I`ll Remember You“ und „The River“. Dann eine Überraschung: „Power Tripping“ als neuer Track vom nächsten „Bangalore Choir“ Album! „David, ich möchte ein Interview!“, schießt es mir durch den Kopf. Weiter geht es mit „Rescue Me“, dem wunderbaren „Queen Of My Dreams“, bevor er Andy die Ecke überlässt. Mit „Vril 7“ und „Pirates“ erweitert er routiniert das Set.
Um die Ecke guckend sehe ich David im Gang neben der Bühnenecke. Halb aufgestützt auf einem Stehtisch, dann unterwegs im Durchgang zur Garderobe. Einzelne Fans aus dem verbleibenden Publikum gehen wortlos an ihm vorbei. Müde ist er bestimmt nicht. Auch wenn die höheren Töne live nicht mehr ganz gelingen, soviel Stimme und Energie sollten manche jüngeren Künstler erstmal haben! „Hey David, your doing great!“ Die Melancholie im Gesicht weicht für ein Lächeln. Nach „Pirates“ geht sein Part weiter.
„Before I Die“, „All The Way“, Flesh `N` Blood“, „We Were Alive“ (und das glaubt man, wenn man ihn sieht), bringen das Set Richtung Ende. „Chasing The Shadows“, nicht nur für mich das vielleicht beste Stück des Albums, und auch die Zugabe „Burrnn“, mit dabei John Cuijpers, klingen in den mittlerweile frühen Morgen rein.

Es wird Zeit, zu gehen. Fest steht für mich eins: another time but definetly another place! You Guys from Cooper Inc. and specially David, you deserve better, bigger stages than this!
Fotos (c) BurnYourEars / Oliver Heling