Diese Show war ein absoluter Pflichttermin, denn auch ich gehörte in den 1990er Jahren zu den zahllosen Kids und habe seitdem den Werdegang der Band verfolgt. Auch wenn die anderen Shows schon frühzeitig ausverkauft waren und Hannover dafür etwas länger brauchte, war auch dieses Konzert am Ende restlos ausgebucht. Knapp 2.000 Leute wollten die alten Punkheroen noch einmal sehen. Dabei war das Durchschnittsalter überraschend hoch, auch wenn die Band später feststellte, dass sie immer älter wird und das Publikum immer jünger.
Den Auftakt machten ETERNAL TANGO aus Luxemburg, die dem Vernehmen nach ganz ordentlich gewesen sein sollen mit ihrem melodischen Punkrock. Allerdings kamen wir etwas zu spät ins Capitol, die Band hatte gerade ihr Set beendet. Dann dauerte es noch einmal gute 30 Minuten, bis um Punkt 21.10 Uhr BAD RELIGION die Bühne betraten, auf der das große Banner mit dem gebannten Kreuz prangte.
Wie immer in Europa ohne Gitarrist Brett Gurewitz, legten die Amis sofort los - wie die Feuerwehr. Ein Song jagte den nächsten. Pausen gab es nicht viele und wenn, dann erzählte Greg Gaffin von den letzten Jahren, dass die Band nicht mehr ewig weitermachen will und Vieles mehr. Die Lacher auf seiner Seite hatte der Sänger, als er den Glaskasten im ersten Stock des Capitols, der nun als Raucherlounge dient und in den Konzertraum hineinreicht, als Traumwelt bezeichnete und mit Wasserflaschen bewarf.
Musikalisch gaben BAD RELIGION wohl 28 Songs zum Besten, gefühlt waren es aber mehr. Jeder Song zündete und das begeisterte Publikum steigerte sich von Song zu Song in seinen Reaktionen. Kein Wunder, dass sich das Capitol in kurzer Zeit in eine Sauna verwandelte. Die Band aber wirkte sehr fit und hatte sichtlich Spaß an der Show und den ausrastenden Massen. Es ist mittlerweile sicher auch beinahe fünf Jahre her, dass BAD RELIGION zum letzten Mal in Hannover spielten. Die Setlist ging quer durch alle Alben, einen neuen Song vom im September erscheinenden neuen Album „The Dissent Of Man“ gab es auch schon zu hören. Ansonsten war die Songauswahl einer 30 Jahre Geburtstagstour mehr als würdig und erinnerte an eine perfekte Best Of Show. So wurden unter anderem "Recipe for hate", “Generator”, “Atomic Garden”, "A walk", "Suffer", "I want to conquer the world",” No Direction”, "Los Angeles is burning", "Along the way" oder "American Jesus" gespielt. Als Zugabe kamen dann noch die beiden Überhits „Punk Rock Song“ und „21 Century Digital Boy“ zum Tragen, die laut Aussage der umstehenden Konzertbesucher jeder zu oft gehört hat. Dennoch wurde natürlich laut mitgegröhlt, genau wie beim dritten Zusatzsong, dem fantastischen „Sorrow“.
Nach 90 Minuten ging eine großartige Show zu Ende. Das Publikum strömte nassgeschwitzt, müde aber überglücklich in die Nacht. Schließlich hatten die Zuschauer sicher eines der Konzerte des Jahres gesehen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Band auch in Zukunft noch solche Shows spielen wird.
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