Geschrieben von Mittwoch, 08 Dezember 2010 00:00

Alexisonfire, Samiam, The Casting Out & Escapado - Dortmund / FZW

Samiam / Band

31.10. Westend Indoor Festival / Dortmund - Wow, was für ein Lineup. SAMIAM sind mal wieder zu Besuch, und das sogar einigermaßen in meiner Nähe. Und wenn dann noch die grandiosen ESCAPADO und ALEXISONFIRE dabei sind, gibt es keine Ausreden, dort nicht hinzugehen. Zwar fand ich die ebenfalls aufspielenden THE CASTING OUT eigentlich ganz gut, allerdings scheint die Band um Frontman Nathan immer mehr in Richtung Belanglosigkeit abzudriften. Aber egal, denn unpassend waren sie an dem Abend schließlich auch nicht.


Leider musste ich feststellen, dass Autobahn-Baustellen und Eingangsschlangen einem ganz schön die Abendplanung verhageln können, und so konnte ich von ESCAPADO nur noch die letzten beiden Songs mitbekommen. Da es sich aber um den jeweils besten Song der letzten beiden Platten handelte, stimmte dies doch einigermaßen versöhnlich. Und siehe da, der neue Sänger Felix macht sowohl stimmlich als auch von der Präsenz ganz schon was her. Die komplett in schwarz gekleidete Band spielte sich sehr leidenschaftlich durch „Viola del Poteus Maximus" und „Coldblackdeathbloodmurderhatemachine" und zeigte, dass man Hardcore eben auch mit sehr viel Atmosphäre spielen kann. Vor allem das abschließende „Coldblack..." entlockte dem Publikum ordentlich Reaktion und man merkte, dass die Neuerfindung der Band (immerhin mit 50% neuen Bandmitgliedern) vollkommen gelungen ist. Ich hoffe allerdings, dass ich nochmal die Gelegenheit bekommen werde, ein ganzes Set der Flensburger zu sehen.

Mit THE CASTING OUT kamen starke Sympathieträger auf die Bühne, und Ex-BOYSETSFIRE-Sänger Nathan hatte das Publikum ziemlich schnell in der Hand. Aber hey, er ist auch einfach ein angenehmes Frontschwein. Aber wie oben bereits erwähnt, teile ich ihre musikalischen Ansätze mittlerweile nur noch bedingt. Und so zeichnete sich eine leichte Zweiteilung im Publikum ab – wobei allerdings die große Mehrzahl schon auf den poppigen Standard-Punkrock der Band abging. Es wurden auch jede Menge neue Songs gespielt, die in meinen Augen nochmal ein kleines Stück belangloser sind, als die Sachen auf „Go Crazy..." oder der ersten EP. Aber die Band, bzw. die Begleitmusiker um Nathan ließen sich nichts anmerken und versprühten gute Laune. Und ja, zwischendurch gab es auch immer wieder ziemlich geile Momente.

Jetzt kamen SAMIAM. Zuletzt hatte ich sie vor ein paar Jahren in Münster gesehen und gar nicht mehr damit gerechnet, dies noch mal wiederholen zu können. Aber da waren sie: ein wenig älter geworden, aber immer noch so verdammt gut. Gitarrist Sean Kennerly sah mit seiner Wuschelmähne und der Mega-Popelbremse original aus wie ein 70iger Jahre Porno-Star und machte bereits durch seinen Anblick gute Laune. Weitere Glückshormone wurden bei mir und vielen anderen allerdings dadurch ausgeschüttet, dass die Band aus Berkley beinahe die komplette „Astray"-Platte aus dem Jahr 2000 spielte. Wer die Platte kennt, weiß, wie viele Hits da drauf sind (bei „Dull" gab es dann auch einfach kein Halten mehr!). Angereichert durch Songs wie "Burn The House Down" oder „She Found You" war das Set für mich persönlich der Höhepunkt des gesamten Abends. Es ist auch einfach unglaublich, wie gut die Band ist – ohne dabei sonderlich viel Show zu machen. Teilweise wirkten die Emocore-Helden um Sänger Jason Beebout eher zurückhaltend bis schüchtern. Aber egal, denn der bebrillte Sänger hat einfach ein Gefühl in der Stimme, um das ihn Legionen von Nachahmern beneiden werden. Und so schrubbte sich die Band durch ihr Set, ohne dabei bühnentechnisch großartig auf die Kacke zu hauen – und steckte die Konkurrenz trotzdem locker in die Tasche. Hach, wie schön...

Dass gerade Halloween war, bekam man eigentlich nicht wirklich mit. Obwohl, stimmt, der Typ, den ich da gesehen hatte – das war gar keine echte Wunde! Und ich hab schon gedacht, hier hätte es eine kleine Schlägerei gegeben. Aber ALEXISONFIRE haben diesen Gimmick einfach mal ganz locker gesteigert, da sie vom Wesen des amerikanischen Feiertages beseelt komplett in Frauenkleidern auf die Bühne kamen – und damit meine ich Kleider, die bereits in den 70igern als „alt" gegolten hätten. Und so zeigen die Kanadier mal wieder, dass sie eben auch etwas Selbstironie beherrschen. Apropos beherrschen: Das Publikum fraß ihnen aus der Hand! Aber kein Wunder, da der Fünfer so dermaßen gut eingespielt war, dass ich und diverse Musikerkollegen kurz vor Pippi in den Augen waren. Die Stimme von Dallas Green ist einfach unglaublich, und überhaupt ist die Aufteilung des Gesanges auf drei Stimmen absolut genial gelöst bei AOF. Dazu kommt, dass sie einfach absolut tight spielen und das Hin und Her zwischen Laut und Leise einfach bis zum Letzen hin können.
Gespickt mit vielen Hits wie „von „Watch Out" bis zur neuen Platte lieferten ALEXISONFIRE ein grandioses Set ab, welches sowohl durch die einzelnen Leistungen als eben auch durch das große Ganze punkten konnte. Und dadurch, dass es sich hier ganz klar um Rampensäue handelt, die diesem Wort auch gerecht wurden, war ihnen die Headliner-Position auch ohne Probleme zuzugestehen. Die Band war intensiv, nahbar und eben eine richtige Band, die nicht nur ihre Songs runter spielt, sondern eine Show zu etwas mehr macht. Was Für ein Abend! Ach ja, einen neuen Song von der neuen "Dogs Blood" EP gab es auch schon – sehr geil! Schade nur, dass die EP noch nicht am Merchstand zu erwerben war.

Alesisonfire @ MySpace
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