Geschrieben von Freitag, 03 Dezember 2010 16:53

Taste Of Chaos Tour 2010 – Hamburg, Sporthalle


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Die Rockstar Energy Drink Taste Of Chaos Club Tournee ist bereits seit 2005 fester Bestandteil meines herbstlichen Terminkalenders. Dieses Jahr musste ich allerdings zwei Mal überlegen, ob ich der Taste Of Chaos wieder einen Besuch abstatte, denn das Line-Up beinhaltet nicht mehr nur Bands des Metal- und Post-Hardcore Genres, sondern wurde durch Mainstream Rockbands wie PAPA ROACH, HALESTORM und BUCKCHERRY ergänzt. Die einzig härtere Band des diesjährigen Line-Ups ist DISTURBED, welche ich bereits etliche Male live erlebt habe und nicht jedes Mal überzeugend fand. Trotzdem freue ich mich, dass die Taste Of Chaos nicht wie in den Staaten gänzlich durch die Rockstar Energy Uproar Festival Tour ersetzt wurde, sondern auch dieses Jahr wieder durch unsere Gefilde zieht. Außerdem sind PAPA ROACH eine meiner Lieblingsbands aus meiner Jugendzeit und live eigentlich immer eine Macht.

Da für meinen Kollegen und mich bereits um 16:30 Uhr ein Interview mit PAPA ROACH Drummer Tony Palermo angesetzt ist, müssen wir vor dem Einlass noch eine gute Stunde bei gefühlten -20° draußen in der Kälte stehen, bis wir um 18:20 Uhr endlich in die Sporthalle gelassen werden. Allerdings ist diese zu diesem frühen Zeitpunkt leider nur spärlich besetzt - und es dauert eine Ewigkeit, bis die große Halle, die bei Konzerten um die 8.000 Leute fasst, sich endlich etwas erwärmt.

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Nach einem kurzen Check der Merchandisepreise, die sogar bei den Tast Of Chaos Tour Shirts bei unverschämten 30 € liegen (Hoodies kosten sogar 50 €), legen um 18:40 Uhr bereits HALESTORM aus Red Lion, Pennsylvania los. Im Mittelpunkt der Show der vier Amerikaner stehen von Anfang an die beiden Gründungsmitglieder und Geschwister Lzzy und Arejay Hale. Sängerin Lzzy eröffnet die Show im Alleingang mit dem Chorus des Songs „It’s Not You“ und ihrem unglaublich kraftvollen Organ, der die wenigen Fans in der Halle sofort fesselt. Außer der zierlichen Sängerin fällt sofort ihr kleiner Bruder und Drummer Arejay auf, der zu Beginn der Show eine Skelettmaske trägt und dessen Drumkit extra erhöht und beleuchtet aufgebaut ist.

Doch hinter dieser Inszenierung steckt auch eindeutig technisches Können, denn Arejay trommelt durchweg präzise und auf den Punkt – egal, ob zwischenzeitlich die Drumsticks in die Luft fliegen oder durch überdimensional große Sticks ersetzt werden. Des Weiteren springt der Jungspund immer wieder von seinem Platz auf und schafft es dadurch, die Menge permanent mitzureißen. Hierzu trägt aber auch seine große Schwester Lzzy ihren Teil bei, denn nach dem dritten Song kleidet sie sich  – sicherlich zur Freude der männlichen Besucher – erstmal etwas luftiger und steht von da an nur noch in einer knappen Corsage und einem extrem kurzen Minirock auf der Bühne.

Die Ballade „Familiar Taste Of Poison“ performt die Rockröhre ganz cool mit Rotweinflasche in der einen und Rotweinglas in der anderen Hand. Danach folgen ein beeindruckendes Drumsolo von Arejay und eine Drumsession der kompletten Band, was die wenigen Besucher des Festivals durchaus begeistert. Ein paar Deutschkenntnisse werden auch noch zum Besten gegebe,n bis nach 20 Minuten mit „I Get Off“ bereits der letzte Song des Opening Acts angekündigt wird. Die Zeit ist durch die mitreißende Performance wirklich megaschnell vergangen, allerdings haben mich HALESTORM musikalisch nicht so richtig umgehauen.

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Um 19:25 Uhr leitet James Browns „Sex Machine“ die Performance der Hard- /Glammetal Rocker BUCKCHERRY aus Jamestown, New York ein, auf die ich mich an diesem Abend am meisten freue, da sie in Europa aufgrund des leider nur mäßigen Erfolges eher selten gesehene Gäste sind und ich sie bis dato leider auch noch nicht live erleben durfte. Blickfang der fünfköpfigen Band ist ab der ersten Sekunde der hagere, äußerst attraktive Sänger Josh Todd, dessen kratzige Stimme einen hohen Wiedererkennungswert besitzt.

Als nach den ersten zwei Songs „Tired Of You“ und „Rescue Me“ der Funke spürbar noch nicht wirklich aufs Publikum übergespringt, zieht der Fronter spontan seine Weste aus und präsentiert uns seinen drahtigen, komplett mit Tattoos überzogenen Körper. Leider hebt das die Stimmung nicht wirklich, was daran liegen könnte, dass Josh trotz der vorhandenen Bühnenpräsenz und unentwegten Tanzeinlagen sehr selbstverliebt und arrogant wirkt. Auch Ansagen des Sängers der Marke „Somebody Told Me My Generation Is Fucking Dead – Hamburg, I Want Revenge“ wirken anscheinend für die meisten Anwesenden etwas zu aufgesetzt.

Ich persönlich hingegen fühle mich bestens unterhalten, der Sound ist ebenfalls super. Am Ende des viel zu kurzen Set gibt’s noch den Hinweis, dass die Band nach dem PAPA ROACH Gig Autogramme am Merchandise Stand geben wird („If You Wanna Hit Some Fucking Glass, Come To The Merch Stand after the PAPA ROACH Gig“) und nach dem Überhit „Crazy Bitch“ werden wir dann um 20 Uhr und dem Spruch „Don’t Stop Fucking Me Hamburg – We Love You Guys“ den beiden Hauptacts der diesjährigen Taste Of Chaos Tour überlassen.

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Bereits 20 Minuten später wird der Anfang des Limp Bizkit Songs „Hot Dog“ angespielt, und es gibt ein elektronisches Intro vom Band, bei dem die Bühne komplett in blau beleuchteten Nebel gehüllt wird. Im Hintergrund prangt ein riesiges PAPA ROACH Backdrop, und kurz darauf stürmen die vier Kalifornier angeführt von Drummer Tony Palermo auch schon die Bühne der Alsterdorfer Sporthalle und eröffnen ihr Set mit dem neuen Song „Kick In The Teeth“. Shouter Jacoby entert sofort einen der aufgebauten Podeste am Bühnenrand und legt gewohnt energisch mit dirigierenden Armbewegungen los. Leider ist der Gute am heutigen Tag etwas heiser, was die Stimmung der begeisterten Fans allerdings wenig trüben kann, zumal wirklich ein Hit auf den anderen folgt. Außerdem unterstützen Bassist Tobin und Gitarrist Jerry Jacoby gesangstechnisch des Öfteren und rotieren permanent auf der Bühne.

Bereits beim dritten Song „One Track Mind“ sucht Jacoby dann den direkten Publikumskontakt und klettert über die Konzertfotografen hinweg auf das Absperrungsgitter vor der ersten Reihe. Auch die Sprüche des Fronters wie „Turn The Fucking Lights Out – Let Me See The Crowd“ wirken bei PAPA ROACH wesentlich ehrlicher, als bei ihren neuen Labelkollegen BUCKCHERRY. Der Aufforderung nach Crowdsurfing oder Circlepits folgen die Leute in der Halle dann allerdings nur ansatzweise.

Ein absolutes Highlight des Gigs ist für mich der groovige Song „Forever“ mit dem unvergesslich, hymnenartigen Refrain „Because Days Come And Go, But My Feelings For You Are Forver“, welcher mich bereits beim letzten Hamburgkonzert komplett umgehauen hat. Als absolute Krönung gibt es dann noch meinen Lieblingssong „Between Angels & Insects“ und natürlich „Last Resort“. Trotzdem muss ich abschließend sagen, dass ich PAPA ROACH schon etliche Male besser erlebt habe. Sie sind für mich eigentlich immer ein Livegarant, doch diesmal wollte bis zum Ende der Show der Funke nicht so richtig überspringen.
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Setlist Papa Roach:
Kick In The Teeth
Lifeline
One Track Mind
Scars
The Enemy
Getting Away With Murder
Hey Ho, Lets Go (nur angespielt)
Wanna Be Loved
Forever
Burn
Hollywood Whore
Between Angels & Insects
Last Resort

DISTURBED haben mich bei ihrer letzten Hamburgshow nicht wirklich begeistern können, doch ich lasse mich ja gerne eines Besseren belehren. Um 21:50 Uhr fällt mit einem lauten Donnerschlag der schwarze Vorhang vor der Bühne und eröffnet uns eine riesige Videoleinwand. Zum verstörenden Intro „Remnants” läuft auf dieser Leinwand eine Art Kurzfilm, in dem Sänger David Draiman von Pseudo-Ärzten in einen Krankenwagen verfrachtet wird, aus dem er gegen Ende des Films dann aber fliehen kann und daraufhin auf die Bühne gerannt kommt.
Der Sound bei DISTURBED ist von Anfang an unfassbar gut, und sowohl der Gesang als auch die Instrumente sind den kompletten Gig über auf den Punkt. Teilweise ist der Sound direkt vor der Bühne sogar so laut und drückend, dass ich gegen Mitte des Konzertes etwas in die Mitte der Halle ausweichen muss.

Auch das Publikum ist von diesem schmetternden, beatbetonten Sound absolut weggeblasen und groovt begeistert mit der Band um die Wette. Einfach nur fett! Die Kalifornier arbeiten zwar häufiger mit Hall, Effekten und anderen elektronischen Spielereien, aber das macht die Show nur noch besser. Es ist unglaublich, was DISTURBED für ein Gemeinschaftsgefühl vermitteln, obwohl mir Sprüche wie „My Brothers, My Sisters – My Pride“ mit riesiger Deutschlandflagge auf der Videoleinwand im Hintergrund etwas übel aufstoßen. Aber die Stimmung in der Halle ist einfach unfassbar gut und David Draimans Stimme einfach weltklasse.

Besonders gut kommen für mich die Songs „Prayer“, „Stupify“ und das akustisch eingeleitete „Ten Thousand Fists“. Die Show vergeht ebenfalls wie im Flug, und um 22:45 Uhr leitet das von Kriegsbildern auf der Videoleinwand begleitete „Indestructible“ bereits zur Pause ein. Natürlich gibt es aber dann als Zugabe noch „Down With The Sickness“ und ein kleines Geburtstagsständchen für das Nesthäkchen John am Bass: „Hamburg, Please Sing Happy Birthday For Our Baby Boy John“.
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Setlist Disturbed:
Remnants
Asylum
The Game
Prayer
Land Of Confusion
The Animal
Inside The Fire
Stricken
Another Way To Die
Stupify
Ten Thousand Fist
Indestructible
-----------------------
Down With The Sickness


Die Rockstar Energy Drink Taste Of Chaos Tour 2010 war absolut großartig, und ich fand es sehr erschreckend, dass die Alsterdorfer Sporthalle nur zu knapp ¾ gefüllt war. Vielleicht wurden Viele durch die eher mainstreamige, neue Ausrichtung der Tour abgeschreckt – ich persönlich bin jedoch mehr als froh, auch dieses Jahr einen Geschmack vom Chaos mitbekommen zu haben!

All Photos © Levent Demirhan / The Abi TV! Ganz lieben Dank nochmal für die Unterstützung!