Geschrieben von Dirk Montag, 14 Februar 2011 10:08
Thin Lizzy & Supersuckers - Köln / Live Music Hall

13.02.2011 - Der Todestag von THIN LIZZY Mastermind Phil Lynott jährte sich im Januar diesen Jahres zum 25. Mal. Grund genug für Scott Gorham, die Truppe mal wieder neu zu formieren und die Hallen Europas zu rocken. Mit Brian Downey, dem einzigen echten THIN LIZZY Drummer, und Darren Wharton, der die erfolgreichsten Alben mit seinen Keyboardklängen veredelte, hat er zwei Ex- THIN LIZZY Musiker, die auch noch mit Phil zusammen spielten, für die Sache begeistern können. Für John Sykes, der über Jahre hinweg einen genialen Frontmann abgab, aber leider seinen Hut genommen hatte, wurde kurzerhand Ex- THE ALMIGHTY Fronter Ricky Warwick in die Band geholt. Zusätzlich durfte sich auch DEF LEPPARD Klampfer Vivian Campbell über eine Einladung freuen. Bassist Marco Mendoza ist ja eigentlich immer mal dabei gewesen, also kein richiger Neuling. Fertig sind THIN LIZZY 2011. Klar, dass ich mir dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollte und die Reise über den Rhein nach Köln zur Live Music Hall antrat.
Zum Auftakt hatten sich die SUPERSUCKERS, die sich selbst als die größte Rock'n Roll Band der Welt anpreisen und pünktlich wie die Maurer um 20:00h die Bühne enterten, vorgenommen, die Live Music Hall in Schutt und Asche zu rocken. Das schafften sie zwar nicht ganz, aber die Mannen um Bassist und Sänger Eddie Spaghetti schafften es locker, das zuerst ziemlich zurückhaltende Publikum in der fast ausverkauften Halle mit Songs wie „Rock'n Roll Records", „Rock Your Ass", „Pushing Through", „Coattail Rider" oder auch „Something About You" zumindest ansatzweise zu begeistern. Es ist bestimmt nicht einfach, vor einem Publikum zu spielen, das wohl zu 100 Prozent nur auf den Headliner wartet, aber die SUPERSUCKERS machten ihren Job als Anheizer wirklich ordentlich, hielten sich nicht mit langen Reden auf, sondern spielten Song auf Song. Und da die Titel nicht sonderlich lang waren, schafften sie es in den 40 Minuten und bei sehr gutem Sound, locker zwölf oder dreizehn Songs unterzubringen und sich zum Schluss noch ordentlich Applaus abzuholen.
Da es sich aber offensichtlich noch nicht bis nach Washington rumgesprochen hat, hier ein kleiner Tipp für euch, Jungens: Die größte Rock'n Roll Band dieser Welt heißt MOTÖRHEAD, und um die vom Thron zu stoßen, müsst ihr noch ein paar Schippen drauflegen.
Nach einer angenehm kurzen Umbaupause ging um 21:00 zum zweiten Mal an diesem Abend das Licht aus, und die „neuen" THIN LIZZY kamen auf die Bühne. Offensichtlich bestens gelaunt legten sie mit „Are You Ready" los, und es wurde schnell klar, dass dieses Line Up wesentlich heavier zur Sachen gehen würde als noch zu John Sykes Zeiten. Grund dafür war nicht nur die wesentlich rauere Stimme von Ricky Warwick, sondern auch die Tatsache, dass man mit drei Gitarristen agierte. An dieser Stelle direkt mal ein Kompliment an den Mann hinter dem Mischpult, denn der Sound war sehr klar und akzentuiert und man konnte die Gitarren jederzeit einzeln heraushören.
„Waiting For An Alibi" folgte, und vor allem Bassist Marco Mendoza war neben Ricky Warwick der zu erwartende Aktivposten auf der Bühne, wohingegen sich Vivian Campbell und Scott Gorham mit Showeinlagen etwas zurückhielten. „Jailbreak" und „Do Anything You Want To" folgten, zu dessen Intro die komplette Gitarrenfraktion mit Standtoms ausgestattet wurde, und es war schon schön zu sehen, wie vorne auf der Bühne die Post abging und Brian Downey völlig ruhig und entspannt hinter dem Drumkit mit offensichtlich jeder Menge Spaß punktgenau sein Ding spielte. Manche Dinge ändern sich eben nie. Mittlerweile war auch das Publikum mit dem neuen Line Up warm geworden und feierte die Band nach jedem Song lautstark ab.
„Don't Believe A Word" haben THIN LIZZY etwas verpeilt, weil der Song für meinen Geschmack etwas zu schnell gespielt wurde und ihm damit sein ursprünglicher Groove abhanden kam.
„Dancin' In The Moonlight", „Massacre" und „Angel Of Death" waren dann speedtechnisch wieder im grünen Bereich , und je länger das Konzert dauerte, umso mehr begeisterte mich dieses Line Up. Dem Publikum ging es wohl ähnlich, denn jetzt gab es auch während der Songs lautstarke Reaktionen, und wenn zu Beginn des Gigs nur vereinzelte Arme gen Hallendecke gereckt wurden, konnte man jetzt die Hände bis in die letzte Reihe der Live Music Hall sehen.
Bei „Still In Love With You" teilten sich Rick und Keyboarder Darren Wharton die Leadvocals, was den Song durch die krassen Unterschiede der beiden Stimmen noch stimmungsvoller rüberkommen ließ. Ebenfalls in Teilerlaune war wohl Scott Gorham, der Vivian Campbell den ersten Teil des begnateten Solo überließ.
„Whiskey In The Jar" und „Emerald" bedürfen eigentlich keiner weiteren Worte mehr, denn die Songs gingen ab wie Raketen. „Wild One" habe ich auch schon lange nicht mehr live gehört. Warum eigentlich nicht, der Song ist der Hammer!? Bei „Shala La La" hatte Drummer Brian Downey seinen großen Solo-Einsatz, und es war erneut schön zu sehen, wie viel Spaß der Mann dabei hatte.
Der „Cowboy Song", der mal wieder für eine Gänsehaut bei mir sorgte, wurde kurz unterbrochen, weil Ricky Warwick das Coyotengeheul aus dem Publikum nicht laut genug war, bevor die Band sich mit einem genialen „The Boys Are Back in Town" das erste Mal verabschiedete.
Logisch, dass sie nochmal raus kamen, denn die Fans forderten lautstark nach Zugaben. „Killer On The Loose" war tatsächlich ein Killer, der Refrain wurde bis auf Brian Downey von der kompletten Band gesungen. „Rosalie" ist immer ein must play, egal in welchem Line Up die Band auf der Bühne steht. Ricky nutzte die Gelegenheit, um Phil Lynott zu würdigen, was natürlich laut bejubelt wurde.
Die letzte Zugabe widmete die Band dann dem kürzlich verstorben GARY MOORE, womit „Black Rose" für mich einmal mehr zu einer sehr emotionalen Geschichte wurde.
Fazit: Eine tolle Vorgruppe mit den SUPERSUCKERS, die ordentlich für Stimmung sorgten, und ein THIN LIZZY Line Up, das mich völlig überraschte, da ich es niemals so stark erwartet hätte. Die dritte Gitarre gab vielen Songs nochmal einen extra Push, und der tolle Sound und die gute Stimmung in der Live Music Hall sorgten für ihr Übriges.
Und na klar, mir haben ohne Ende Songs gefehlt, denn natürlich hätte ich gerne auch „Bad Reputation", „Cold Sweat", „Running Back", „China Town" oder „The Rocker" – die Liste könnte ich noch viel weiter führen - gehört, und insgeheim hatte ich auch gehofft, gerade wegen des Todes von Gary Moore vielleicht „Out In The Fields" zu hören.
Aber erstens kann ein THIN LIZZY Konzert ja keine drei oder vier Stunden dauern, und zweitens bin ich ja eigentlich schon zufrieden und dankbar, dass Scott Gorham die Band überhaupt am Leben hält und regelmäßig die Hallen Europas unsicher macht. Wer die Tour verpasst hat, sollte sich das ein oder andere Festival, zu dem sich die Band in diesem Sommer angesagt hat, auf keinen Fall entgehen lassen.
Setlist THIN LIZZY:
Are You Ready
Waiting For An Alibi
Jailbreak
Do Anything You Want To
Don't Believe A Word
Dancing In The Moonlight
Massacre
Angel Of Death
Still In Love With You
Whiskey In The Jar
Emerald
Wild One
Sha la la
Cowboy Song
The Boys Are Back In Town
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Killer On The Loose
Rosalie
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Black
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