"Finnentrop? Wo zur Hölle ist Finnentrop?" So oder ähnlich haben bei Bekanntgabe der SALTATIO MORTIS-Konzertdaten für Herbst 2011 vermutlich einige Fans gedacht. Finnentrop liegt im wunderschönen Sauerland und war zumindest für meine Wenigkeit eine dankbare Konzertlocation, da nur wenige Kilometer vom Heimatdörfchen entfernt gelegen. Die Gelegenheit, eine solch bekannte Band ganz in der Nähe sehen zu können, musste also definitiv wahrgenommen werden.
Die Finnentroper Festhalle füllte sich selbst kurz vor Beginn der Vorband nur spärlich, das Konzert hatte allerdings mit einem Schützenfest im Nachbarort und einer Veranstaltung namens Olpe olé (mit furchtbaren Schlagerstars und Mallorca-Musik) zu kämpfen – und verlor, so weh es mir tut, das zu schreiben. Denn auch später war die "Menge" an Konzertbesuchern überschaubar. Sehr schade, wollen wir hoffen, dass den Veranstaltern trotzdem noch die Möglichkeit bleibt, in Zukunft solche Bands ins Sauerland zu holen.
Den Anfang machten TRAUMTAENZER, eine Band, von der ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Lediglich aus einem Gitarristen, einer Violinistin, dem Sänger und einer entrückt tanzenden Sängerin bestehend (alles andere kam vom Band), machte die Truppe ein wenig den Eindruck von UNHEILIG light. Stellenweise klang die Verflechtung von tanzbaren Beats, Geigenklängen, monotonen Riffs, der Grabesstimme des Sängers und dem glockenhellen Gesang der Frontdame interessant, aber genau o schnell, wie TRAUMTAENZER überhaupt aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder aus den Gehörgängen. Den passenden Satz zur Sängerin lieferte meine Freundin: "Das muss man leben, um so zu tanzen."
Nach kurzer Umbaupause und Soundcheck erklang das Intro zu SALTATIO MORTIS, die trotz des überschaubaren Publikums von der ersten bis zur letzten Sekunde nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wurden und alles, aber auch wirklich alles gaben. Besonders Sänger Alea tat sein Bestes, um die Zuschauer immer wieder zu motivieren und zum Mitsingen und Mitklatschen anzutreiben – Song für Song, teilweise Minute für Minute. Ich habe – egal, wie groß oder klein es war – bisher noch kein Konzert erlebt, bei dem die Band ihre Fans, die ihrerseits alles dafür taten, die Energie an die Musiker zurückzugeben, so dermaßen zum Mitmachen animierte wie SALTATIO MORTIS. So war es in der Festhalle bereits nach kurzer Zeit durch viel Bewegung ganz schön heiß. Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein marschierte mit einem Dauergrinsen über die Bühne, auch Alea freute sich sichtlich, dass selbst bei neuen Songs die Fans textsicher waren.
Die bunt gemischte Setlist konzentrierte sich auf die rockigeren Songs, die verdammt wuchtig aus den Boxen tönten. Neben Klassikern und neueren Stücken wie "Prometheus", "Das kalte Herz", "Koma", dem kräftig mitgesungenen "Spielmannschwur", "Falsche Freunde" (bei seinem Crowdsurfing-Ritual kam Alea allerdings nicht über die ersten sieben, acht Reihen hinweg, dahinter hätte ihn wohl keiner mehr tragen können...), "Tritt ein", "Wir säen den Wind" und dem wunderschönen "Letzte Worte" kamen mit dem fröhlichen "Eulenspiegel", dem fantastischen "Habgier und Tod", dem harten "Hochzeitstanz", "Sündenfall" und der "Ode an die Feindschaft" (mit einem zünftigen "Fickt euch!" allen Feinden der Band gewidmet) auch mehrere Songs des neuen Albums "Sturm aufs Paradies" zum Zuge – die beiden letztgenannten sogar als Livepremieren. Sänger Alea bedankte sich ganz herzlich bei den Fans, die die CD aus dem Stand auf Platz drei in die deutschen Media Control Charts gehievt hatten.
SALTATIO MORTIS gaben zwei Stunden lang auf der Bühne Vollgas und hatten sichtlich Spaß bei ihrem letzten Konzert mit altem Songmaterial, bevor laut Band einige der gespielten Nummern für längere Zeit nicht mehr live gebracht werden sollen. Im Anschluss an den fantastischen Gig gesellte sich die Band zu den Fans, gab bereitwillig Autogramme, ließ Fotos schießen und hielt Smalltalk mit den zumeist weiblichen Fans, die vor allem an Alea und Neumitglied Luzi klebten.
An dieser Stelle vielen, vielen Dank an die Veranstalter, die ein solches Konzert im Sauerland veranstaltet haben, und eine tiefe Verbeugung vor den gutaussehenden, wohlriechenden Spielleuten von SALTATIO MORTIS – ihr wart verflucht geil!
saltatio-mortis.com
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Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
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