Geschrieben von Dienstag, 22 November 2011 00:00

Evanescence - Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

evanescence-dsseldorf

18.11.2011 - Mehr als vier Jahre ist es her, dass EVANESCENCE auf Tour in Europa waren. Mit ihrem selbstbetitelten neuen Album im Gepäck sind Amy Lee und ihre vier Jungs dankenswerterweise für vier Deutschland-Dates über den großen Teich geschippert. Entgegen der Erwartungen war das Publikum in der sehr gut gefüllte Mitsubishi Electric Halle ziemlich bunt gemischt: 14-jährige Mädels standen neben Altrockern, absolute Normalos neben Gothic-Ladies.


Als erste Anheizer durften um halb acht KELLERMENSCH auf die Bühne. Was der Haufen da genau veranstaltete, lässt sich am ehesten mit dem Wort "interessant" beschreiben. Ein Bassist, der sein Instrument bis zum Hals hochgeschnallt hatte, ein Gitarrist, der munter zwischen Sechssaiter und Kontrabass hin und her wechselte, ein Geiger und ein völlig aus sich heraus gehendes Sängerduo sorgten für Action auf der Bühne. Die Musik war progressiv, abgedreht und irgendwie... ähm, interessant, passte aber rein gar nicht zum Sound der Hauptband.

Nach einer ungewöhnlich langen Umbaupause durften THE PRETTY RECKLESS ran. Klarer Blickfang war Sängerin Taylor Momsen mit ihrem Minikleid und Stiefeln bis zu den Oberschenkeln. Noch viel wichtiger als ihr tolles Aussehen waren aber die Vocals der blonden Dame. Was für eine Stimme - wooooooow (denkt an Scott Pilgrim)! Ihr Gesang erinnerte an eine richtig geile Mischung aus P!NK und Lacey Sturm (FLYLEAF). Auch musikalisch machte der weit besser zu EVANESCENCE passende Alternative Rock mächtig Laune, für eine Vorband wurden THE PRETTY RECKLESS richtig gut abgefeiert. Höhepunkt war das knackige Cover der in der Originalversion unhörbaren WHITE STRIPES-Hymne "Seven Nation Army". Sehr cooler Auftritt!

EVANESCENCE starteten ohne Umschweife mit dem aktuellen Album-Opener "What You Want". Als Amy Lee die Bühne betrat, gingen so einige "Amy!"-Schreie durch die Halle. Während des gesamten Konzerts sang die Frontfrau so leidenschaftlich und fantastisch, dass einem richtig warm ums Herz wurde, und leistete sich höchstens zwei, drei Wackler. Die restlichen Bandmitglieder waren ebenfalls sehr tight und eingespielt am Werke, vor allem Drummer Will Hunt versteht sein Handwerk extrem gut. Die Verstärkung an der zweiten Gitarre mit Troy McLawhorn tut dem Klang hörbar gut. Überhaupt war der Sound einer der besten, den ich jemals live genießen durfte. Gesang und Instrumente waren gut gemixt, die Laustärke nicht ohrenbetäubend, es gab ordentlich Wumms im Bassbereich - im Grunde war es der perfekte Liveklang.

Mit gleich neun Songs von "Evanescence" machten die Amerikaner schnell klar, dass sie ihr neues Album ausführlich live vorstellen wollten. Songs wie "Made Of Stone", "The Other Side", die Gänsehaut-Ballade "Lost In Paradise" und "My Heart Is Broken" fügten sich sehr gut ein neben Klassiker wie "Call Me When You're Sober", "Lithium", "Imaginary", "Going Under" und natürlich "Bring Me To Life" (ohne Rap-Part, so klingt die Nummer noch besser). Die effektive Lightshow und das schöne Bühnenbild passten zur Intensität des Auftritts, bei dem eine stilvoll gekleidete Amy Lee nur wenig mit den Zuschauern sprach und lieber die Songs für sich sprechen ließ. Als letzte Zugabe ertönte eine wundervolle Version von "My Immortal", dann war nach 17 Songs Schluss.

Vielleicht mag der ein oder andere noch ein paar "Fallen"- und "The Open Door"-Songs vermisst haben, aber schließlich war es die Tour zum neuen Album, und die wichtigsten Hits waren vertreten. Einziger Kritikpunkt war die kurze Spielzeit von nur 70 Minuten. Zwei, drei Songs mehr hätten es ruhig sein dürfen, an gutem Material mangelt es EVANESCENCE definitiv nicht. Ansonsten war es schön, dass sich Amy und ihre Jungs mal wieder in Deutschland blicken ließen und ein fantastisches Konzert mit tollen Songs, einer noch besseren Gesangsleistung und grandiosem Sound ablieferten.

evanescence.com
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...