Den Anfang machten RADIO HAVANNA aus Berlin, die mit munterem, deutschem Punkrock schon mal die Markthalle vorheizten. Für gewöhnlich bin ich bei der deutschen Abteilung dieser Zunft ausgesprochen skeptisch, aber hier funktionierte es irgendwie. Sänger Fichte feierte auf der Bühne ab, was er konnte, was sich bereits auf die schon gut angewachsene Menge davor übertrug. Überraschend für die erste Band, aber nicht verwunderlich bei dem, was sich da oben abspielte. Aber nicht nur Fichte sorgte hier für Stimmung, die ganze Band wollte hier keine Gefangenen machen. Klar ist man mit Bass oder Gitarre umgeschnallt nicht ganz so mobil, wie nur mit dem Mikro in der Hand, aber dafür machten Olli und Arni ihre Sache recht gut, während Anfy in der zweiten Reihe nach ordentlicher Manier die Drums bearbeitete.
Als dann die letzten Töne von RADIO HAVANNA verklungen waren, betraten nach kurzer Umbaupause KIDS IN GLASS HOUSES die Bühne. Was mir beim Probehören vorher so gar nicht gefallen mochte, entwickelte live doch noch einen erstaunlichen Druck, auch wenn diese Musik zu den anderen beiden Bands nicht unbedingt passte. Was mir zeitweise doch zu sehr in die britische "The-Band"-Richtung ging, ließ sich auch noch gut ertragen, da man auch als Nicht-Liebhaber dieser Musikrichtung die Performance der Band an diesem Abend absolut anerkennen musste.
Mittlerweile hatte die Markthalle wieder ihre Konzerttemperatur mit Luft zum Schneiden erreicht und es hing schon ein einladendes Banner mit südseeartigem ZEBRAHEAD-Motiv hinter der Bühne. Dann betraten ZEBRAHEAD in Hawaii-Hemden die Bühne und es ging mit "Blackout" vom aktuellen Album "Get Nice!" los. Die Menge vor der Bühne, mit einem großzügig geschätzten Altersdurchschnitt von 20, ließ sich nicht lange bitten. Für die Dauer dieses Auftritts existierte das kalte, neblige Hamburg da draußen erstmal nicht, hier gab es Kalifornien bei feinstem Sommer! Auch wenn Matty zeitweise den Eindruck machte, dass er sich beim Singen selbst überholen wollte, klappte das Zusammenspiel mit Rapper Ali doch ohne Weiteres. Das neue Album wurde noch mit "Get Nice!", "Truck Stops And Tail Lights" und "Nudist Priest" ausreichend gewürdigt, aber auch die Klassiker aus den Vorgängeralben wie "Hello Tomorrow" und "Anthem" standen auf dem Programm. Nachdem Ali Tabatabaee die gewohnten Obszönitäten mit der Menge ausgetauscht hatte, wurde es denn auch Zeit für das obligatorische "Playmate Of The Year".
Hier wird wieder von vielen Leuten fehlende "Weiterentwicklung" attestiert, aber warum sollten ZEBRAHEAD dem auch nachgeben? Die fünf Herren aus La Habra, Kalifornien machen auch so noch sehr viel Spaß und solange das so ist, sehe ich keinen Grund dazu. Mal wieder ein sehr spaßiger Abend mit einem gewohnt spielfreudigen Headliner und zwei positiv überraschenden Supportacts.
Webseite Zebrahead
Interview mit Matty und Ali von Zebrahead vor dem Konzert
Webseite Radio Havanna
Webseite Kids In Glass Houses
