Geschrieben von Freitag, 16 Dezember 2011 00:00

Skindred, Deaf Havana & Tenside - Hamburg / Knust

skindred 21

SKINDRED kommen aus London nach Hamburg angereist, um am teils verregneten, teils verschneiten Nikolaus mit den Besuchern des Knust zu feiern. Die vier Waliser stellen in musikalischer Hinsicht ein kleines Phänomen dar: Ihre Musik ist ebenso schwer zu beschreiben wie die Stimmung, die sie live erzeugen. Wenn man hier unbedingt Genres benennen wollte, wäre ein Crossover aus Metal und Reggae wohl am geeignetsten – aber am besten ist, man erlebt es einfach selbst.

Schon beim ersten Supportact TENSIDE war das Knust besser gefüllt, als erwartet. Mit dem, was die Jungs da auf der Bühne geboten haben, konnte ich mich aber allerdings zuerst nur begrenzt anfreunden, später bei etwas genauerer Betrachtung schon ein wenig mehr. Der Sänger ging in die Richtung Hardcore bis Metalcore, während sich der übrige Teil der Band mehr nach Punkrock anhörte. Das war irgendwie noch keine so ganz runde Sache, darüber war ich mir auch mit einem Freund einig. Gefallen hat es trotzdem bis zu einem gewissen Grad, weil die Saiten- und Drumfellquäler in Person von Tobias Leitner an der Gitarre, Moritz Kohrs am Bass und Peter Voigtmann an den Drums, ihr Handwerk ganz gut zu beherrschen schienen. Irgendwie passte für meine Ohren das, was TENSIDE da trieben, nur nicht so ganz mit der Frontstimme von Daniel Kuhlemann zusammen.

Tenside

Der zweite Supportact waren DEAF HAVANA. Es ist schon häufiger passiert, dass mich Bands live überzeugt und aus der Konserve dann eher weniger begeistert haben, bei ihnen war es dann mal umgekehrt. Wobei der Begriff "überzeugt" in diesem Fall auch übertrieben ist: Das ist solider Alternative Rock aus den UK, den man sich ganz gut anhören kann, der jetzt aber bei mir zu keinen Begeisterungsstürmen oder langfristigen Platzierungen in den Playlists führt. Live spielte sich das ganze leider noch ein wenig unspektakulärer ab, die Stimme war wesentlich dünner, als bei den zum Beispiel auf MySpace gehörten Aufnahmen, und irgendwie klang das alles etwas lieblos und routiniert. Dass ich das nicht als Einziger so sah, konnte man schon daran erkennen, dass sich der Raum inzwischen doch ziemlich deutlich geleert hatte. Vielleicht wird es hier nochmal eine zweite Chance geben, ich habe auch schon von mir sehr hoch geschätzte Bands mal mit einem, sagen wir mal, unspektakulären Auftritt gesehen.

Schließlich waren die Bierholer, Toilettengänger und Raucher wieder da, und nach einer auffällig langen Pause fingen dann endlich SKINDRED an. Mit dieser explosiven Mischung aus Metal und Reggae (vermischt mit den Crossover-Eindrücken, mit denen ich selber aufgewachsen bin) kann man live nicht mehr ruhig auf der Stelle stehen, schon gar nicht sitzen.
Mit "Stand For Something" geht es gleich in die erste Runde – die Menge nimmt diesen Opener nur zu gerne hin und stellt das Knust auf den Kopf. Es folgt der nächste Klassiker in Form von "Rat Race" und somit wird den dankbaren Gästen vor der Bühne gar nicht erst Zeit zum Luft holen gelassen. 
Ihr viertes Album "Union Black" ist weder weniger abwechslungsreich, noch weniger energiegeladen als die Vorgänger, im Gegenteil. Live wird hier zum Beispiel die zweite Single "Cut Dem" ausgiebig von Frontmann Benji Webbe abgefeiert, der es immer wieder schafft, eine Schippe draufzulegen und die Leute immer noch ein bisschen mehr zum Tanzen und Springen animiert. Gerne wird sich bei aktuelleren Titeln auch ein paar Samples von THE PRODIGY bedient, was sehr gut passt und im Gesamtbild auch gerne mal Parallelen zulässt. Natürlich werden auch Klassiker wie "Pressure" oder "Nobody" nicht ausgelassen und ebenso euphorisch abgefeiert.

Skindread

Bei der Eastpak Antidote Tour 2008 habe ich SKINDRED das erste Mal gesehen, und wie deutlich zu merken war, haben sie sich seitdem ihre beeindruckenden Livepräsenz erhalten, sie eher noch gesteigert. Das hat mal wieder richtig Spaß gemacht!



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