Geschrieben von Sonntag, 12 Februar 2012 19:33

Dream Theater - Düsseldorf / Mitsubishi Electric Halle

dream theater-band

02.02.2012 – Sie sind rar, aber es gibt diese Momente, in denen man die Augen schließen, sich fallen lassen und sagen kann: Hier gehöre ich hin, so muss es sein! Solche Momente, die mir selbst jetzt noch Schauer über den Rücken jagen, schafften DREAM THEATER in Düsseldorf für mich während des Refrains von "Build Me Up, Break Me Down" und dem Beginn von "Surrounded". Es sollten nicht die einzigen Gänsehaut-Momente an einem furchtbar kalten Abend mitten in der Woche bleiben.


Nach einzelnen Abstechern im Sommer 2011 ist die "A Dramatic Tour Of Events" die erste europäische Konzertreise DREAM THEATERs mit Neu-Drummer Mike Mangini. Mit im Gepäck hatten die Großmeister des progressiven Metals die Jungspunde von PERIPHERY, die auf der Bühne in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle eine überraschend gute Figur machten. Das lag weniger an dem Sänger, dessen sanfte Vocals auch zu harten Nummern besser passten als seine Screams, sondern vor allem an den drei Gitarristen, die mit tonnenschweren Riffs und technisch sehr anspruchsvollen, aber locker runtergespielten Soli die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Der technische, harte Progressive Metal mit Death-Einschlag klang in manchen Songs angenehm melodisch und machte Lust darauf, sich die Truppe auf CD mal ausführlicher zu Gemüte zu führen.

Wer den Soundtrack zu Christopher Nolans Film-Meisterwerk "Inception" als Intro benutzt, kann eigentlich nur gewinnen. Und richtig: Mit "Bridges In The Sky" vom neuen Album eröffneten DREAM THEATER einen mehr als zweistündigen Reigen an feinstem Prog und stellten James LaBries Aussage, dass Mangini der Truppe einen kräftigen Arschtritt verpasst hätte, deutlich unter Beweis. Der neue Mann hinter dem (riesigen) Schlagzeug spielte so leidenschaftlich, dass man zu jeder Sekunde sah, wie sehr er die Zeit seines Lebens mit DREAM THEATER genießt. Mit einem eindrucksvollen Drumsolo ließ er den riesigen Schatten seines Vorgängers Mike Portnoy von Sekunde zu Sekunde kleiner werden, bis man sich sicher war: Dieses dauergrinsende, sympathische Tier hinter seinem Drumkit bringt frischen Wind in die Band und ist kein bloßer Ersatz, sondern eine Bereicherung für DREAM THEATER. Die vielen Blickkontakte der restlichen Musiker mit Mangini, kleine Gesten und überhaupt das ganze Zusammenspiel der Band waren so locker und familiär wie lange nicht mehr. Selbst James LaBrie, der gesangstechnisch einen sehr ordentlichen, wenn auch keinen herausragenden Job machte, wirbelte über die Bühne und machte in seinen wenigen Ansagen einen ehrlich gespannten und glücklichen Eindruck.

dream theater düsseldorf 2012

Statt Worten ließ das Quintett also Taten sprechen. Im Vordergrund stand "A Dramatic Turn Of Events", das mit gleich sechs Songs zum Zuge kam. Ergänzt wurde die gelungene Präsentation des neuen Albums mit mindestens einem Song von jedem DREAM THEATER-Album (nur "Black Clouds And Silver Linings" wurde leider ausgeklammert), so dass die Setlist einen schönen Querschnitt durch die Bandhistorie ergab. In einem kleinen Akustikset gaben LaBrie und Rudess eine intensive Version von "Wait For Sleep" zum Besten, danach gesellte sich John Myung für "Far From Heaven" dazu. Der Bassist spielte wie immer in seinem ganz eigenen Universum, Rudess stapfte mit seinem Zen-Riffer über die Bühne und John Petrucci spielte traumwandlerisch Gitarre, während er oft den Kontakt zum Publikum suchte und zum Mitmachen aufforderte.

Mit "Fortune In Lies" kam ein eher selten gehörter Track des Debüts zum Einsatz, "The Spirit Carries On" war wie immer ein Höhepunkt der Show, und mit dem brettharten "As I Am" (was für ein Bass am Anfang) war das Konzert nach etwas mehr als zwei Stunden zu Ende. Wenn man unbedingt meckern wollte, könnte man anführen, dass die Spielzeit in der Vergangenheit noch deutlich länger war und auf Fan-Favoriten wie "Metropolis" oder "Pull Me Under" verzichtet wurde. Mir wäre das abwechselnd auf anderen Konzerten gespielte "The Silent Man" statt "Wait For Sleep" lieber gewesen, auch auf "The Dark Eternal Night" hätte ich verzichten können - aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten.

Im Gegenzug war es schön, so viele neue Nummern und mit "6:00" auch was aus der "Awake"-Zeit serviert zu bekommen und das Doppel "War Inside My Head"/"The Test That Stumped Them All" zu hören. Der Bühnenaufbau bot mit drei Würfel-Screens und einer netten Lightshow was fürs Auge, der Sound fiel ebenfalls positiv auf – ein sonst eher seltenes Merkmal der früheren Philipshalle. Mit ihrer neu entfachten Spielfreude und Leidenschaft haben DREAM THEATER an diesem Abend in Düsseldorf ziemlich viel Spaß gemacht!

Setliste:
Bridges in the Sky
6:00
Build Me Up, Break Me Down
Surrounded
The Dark Eternal Night
Drum Solo
A Fortune in Lies
Outcry
Wait for Sleep
Far from Heaven
On the Backs of Angels
War Inside My Head
The Test that Stumped Them All
The Spirit Carries On
Breaking All Illusions
Encore:
As I Am

Band-Homepage