Geschrieben von Dirk Montag, 26 März 2012 20:45
Steel Panther & The Treatment - Köln / Live Music Hall
20.03.2012 - Als Fan, der die Glam Rock Ära Ende der Achtziger voll mitgenommen hat, und der sich auch heute noch nicht schämt, Alben von POISON, RATT, MÖTLEY CRÜE, CINDERELLA oder WARRANT gut zu finden, ist ein Gig von STEEL PANTHER quasi eine Pflichtveranstaltung. Bei den Jungens aus Los Angeles gibt es bekanntlich neben richtig guten Songs auch immer viel zu lachen, weil sie gerne alle Klischees dieser Szene übertrieben zelebrieren. STEEL PANTHER haben aber neben allem Klamauk besonders mit ihrem aktuellen Album „Ball's Out" auch musikalisch ein fettes Ausrufezeichen gesetzt. Also ab nach Köln in die schon seit Wochen ausverkaufte Live Music Hall!
Lustig finde ich schon, dass auf der Eintrittskarte anstelle des üblichen „Rock Hard präsentiert" oder „Metal Hammer präsentiert" die Konzertpräsentation vom Happy Weekend übernommen wird. Passt auch irgendwie besser. Vor der Halle angekommen, geht die Show eigentlich schon auf der Straße los, wenn man sieht, wie sich die meisten Fans aufgebretzelt haben. Hier sind im Vorfeld mit Sicherheit etliche Haarsprayflaschen und Kajalstifte zum Einsatz gekommen. Auch die Spandex- und Latexhosen, die vor 20 Jahren vielleicht noch gepasst haben, sorgen bereits am Eingang für enorme Stimmung und Spaß in den Backen.
Bevor es aber zum sehnlichst erwarteten Hauptact kommt, müssen THE TREATMENT aus dem UK ran, und die machen ihren Job sehr ordentlich. Mit ihrem Debütalbum „This Might Hurt" haben Sänger Matt Jones und Co. ja sehr ordentliche Kritiken eingefahren, und diesen Eindruck bestätigen sie auch live. Zum Teil leicht AIRBOURNE-lastig, können „I Fear Nothing" und „The Doctor" bei mir am meisten punkten, ebenso wie die Tatsache, dass die Band sich voll reinhängt, obwohl man merkt, dass wirklich alle eigentlich nur auf STEEL PANTHER warten. Mit dem Song „Drink, F**ck, Fight" nähert man sich zumindest textlich schon etwas an den Headliner an. Der Applaus der Fans in der bereits jetzt schon aufgeheizten Live Music Hall ist daher absolut verdient und nicht nur reiner Höflichkeit geschuldet.
Gegen 21h ist es dann aber endlich soweit, das Licht geht aus und das Intro „In The Future" ertönt aus den Boxen. Als Sänger Michael Starr, Gitarrist Satchel, Drummer Stix Zadinia und Bassistin (kleiner Joke) Lexxi Foxx zu „Supersonic Sex Machine" die Bühne entern, bricht lauter Jubel los, was die Oberposer offensichtlich sehr freut. Was dann folgt, ist eigentlich eher eine Comedy Sex Show mit Live Music, als ein „normales" Konzert.
Nicht jeder Song von STEEL PANTHER ist auch eine musikalische Offenbarung, aber es kommt eben auch immer darauf an, wie man die Songs präsentiert. Und die Fähigkeit ist der Band in wahrscheinlich hunderten Konzerten auf dem Strip in Los Angeles förmlich ins Blut übergegangen. Außerdem leben die musikalisch eher mittelmäßigeren Tracks wie „Gold-Diggigng Whore" oder „Community Property" von ihren geilen Lyrics und machen manches wieder wett.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass STEEL PANTHER im Vergleich zur letzten Tour jetzt mit „Ball's Out" ein Album am Start haben, das durchaus die musikalischen Qualitäten der Band hervorhebt. „Tomorrow Night", "Just Like Tiger Woods" und "17 Girls in Row" treten live wirklich extrem in den Hintern und sorgen für Treibhausatmosphäre in der Live Music Hall.
Super-genial ist in der Mitte des Sets das Solo von Gitarrist Satchel, in dem unzählige Metal-Klassiker (u.a. „Smoke On The Water", „Creeping Death" oder „Rock You Like A Hurricane") angespielt werden, und bei dem kein Auge trocken bleibt. Bassist Lexxi Foxx ist ständig damit beschäftigt, seine Frisur und sein Make Up in einem Schminkspiegel zu checken, und Sänger Michael Starr wird nicht müde, wie ein Großer zu posen. Für die Jüngeren unter euch: So war das damals wirklich, nur dass sich die Bands Ende der Achtziger dabei todernst genommen haben.
Zum Ende hin kommen auch wie erwartet noch ein paar nette Mädels auf die Bühne, die sich nochmal richtig ins Zeug legen und nicht nur unseren vier Sexbestien nochmal Spaß machen. Nach den beiden Zugaben und zwei Stunden wundere ich mir nur noch, wie schnell die Zeit vergangen ist. STEEL PANTHER haben alles gegeben, ebenso wie die Fans in der Halle, womit man den Abend für alle Beteiligten als vollen Erfolg werten kann.
Fazit: STEEL PANTHER spielen nicht nur eine Show, sie SIND die Show, und man muss die Band wirklich einmal live erlebt haben. Hier ist einfach Party angesagt, bei der es nebenbei auch ordentlich was zu Lachen gibt, was ich für eine mehr als gute Abwechslung in der manchmal doch zu ernsten Metalszene halte. Es muss ja nicht immer nur um den Weltuntergang gehen.
Zumindest haben es STEEL PANTHER geschafft, die Leute mit einem Lächeln im Gesicht, nass geschwitzt und zufrieden nach Hause zu schicken. Wer „nur" Musik hören will, sollte sich ein Konzert der Band eher klemmen, denn wenn man die Anzahl der Songs in Verbindung mit der mehr als anderthalbstündigen Spielzeit sieht, kann man sich ausrechnen, wie viele Jokes zwischendurch ins Publikum geschleudert wurden...
Setlist (ohne Gewähr):
Intro: In The Future
Supersonic Sex Machine
Tomorrow Night
Fat Girl (Thar She Blows)
Asian Hooker
Just Like Tiger Woods
Gold-Digging Whore
Guitar Solo
It Won't Suck Itself
Community Property
Eyes Of A Panther
Girl From Oklahoma
Party All Day (Fuck All Night)
Turn Out The Lights
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Eatin' Ain't Cheatin'
17 Girls In A Row
THE TREATMENT HOMEPAGE (MySpace)
STEEL PANTHER HOMEPAGE
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