Geschrieben von Dienstag, 24 April 2012 21:04

Nightwish, Battle Beast & Eklipse - Düsseldorf / ISS Dome

nightwish düsseldorf

14.04.2012 - NIGHTWISH sind erfolgreicher und angesagter denn je, das lässt sich schon an den gebuchten Hallen der "Imaginaerum World Tour" ablesen. Der ISS Dome in Düsseldorf ist an diesem Abend sehr gut gefüllt, die Vorfreude auf eine tolle Show riesengroß.


Als erster Anheizer stehen EKLIPSE auf der Bühne. Man nehme vier Frauen Anfang 20 mit massig Sexappeal, zwei Violinen, eine Bratsche, ein Cello und eine Handvoll bekannter Hits wie "Paparazzi", "In The End" oder "Wonderful Life" – schon stellt sich der erste Wow-Effekt ein. Die knapp bekleideten Damen beherrschen ihre Instrumente und lassen die Zuschauer mit intensiven, instrumentalen Coverversionen in Tagträumen versinken. Mehr als Höflichkeitsapplaus können EKLIPSE zwar nicht einstreichen, nicht nur wegen ihrer optisch leckeren Erscheinung werden die Ladies dem ein oder anderen Zuschauer aber bestimmt in Erinnerung bleiben.

Nach einer angenehm kurzen Pause bringen die finnischen Metal-Hopefuls BATTLE BEAST dann ein komplettes Kontrastprogramm auf die Bühne. Von der ersten Sekunde des geilen Einstiegs "Justice And Metal" an bis zu den letzten Takten von "Show Me How To Die" gibt das wild posierende Sextett sein Bestes, um die Zuschauer mitzureißen. Das klappt anfangs noch nicht ganz, mit Hilfe von Mitsingspielchen hinterher aber immer besser. Sängerin Nitte beeindruckt mit absolut sicherer Stimme, Gitarrist Anton Kabanen steuert auch live die Dirkschneider-meets-Boltendahl-Vocals bei, und überhaupt zeigen sich BATTLE BEAST während ihres Sets sehr spielfreudig und hungrig. Ein toller Auftritt einer Newcomer-Band, die es sichtlich genießt, für NIGHTWISH eröffnen zu dürfen und diesen Slot mehr als verdient hat!

Um viertel vor neun beginnt unter tosendem Jubel der Hauptact mit seinem Auftritt. Nicht nur bei "Taikatalvi", das Marco auf einem Schaukelstuhl singt, auch während der ersten Hälfte von "Storytime" verdeckt ein Vorhang die Bühne, bevor er fallen gelassen wird und den Blick auf NIGHTWISH freigibt. Über Tuomas mit Zylinder und Frack, Marco mit noch längerem Bart, Anette im eleganten Kleid und mit schwarzen Haaren sowie Blondschopf Emppu thront Jukka auf einem hohen Drumpodest. Ein schmaler, breiter Videoscreen, eine stimmungsvolle Lightshow und massig Effekte wie Flammensäulen, Rauch und rotfarbenes Feuer, das sogar aus den Orgelpfeifen von Tuomas' Keyboard empor schlägt, bieten eine spektakuläre Show fürs Auge. Mit "Wish I Had An Angel" und "Amaranth" ziehen die Finnen Düsseldorf schnell auf ihre Seite, bevor Anette in "Scaretale" so sehr überzeugt, dass wohl auch der letzte Hardcore-Fan mit einem breit grinsenden "Who the fuck is Tarja?" die Halle verlassen wird. Die breite Pallette an Gefühlen und Stimmungen, die der düstere Song auf CD verbreitet, beherrscht die Sängerin auch auf der Bühne scheinbar mühelos. Das erotisch knisternde "Slow, Love, Slow", in der Anette sehr überzeugend die Verführerin spielt, singt sie nicht weniger fantastisch.

Für "I Want My Tears Back" und die folgenden Nummern steht der irische Musiker Troy Donockley auf der Bühne, der die Band die gesamte Tour über begleitet. Durch seine Uilleann Pipes (irischer Dudelsack) sorgt er live nicht nur bei dem eifrig mitgeklatschten Instrumental "Last Of The Wilds" und "The Islander", bei dem die Zuschauer für ein wunderschönes Lichtermeer sorgen, sondern auch bei dem überraschend ins Set gerutschten "Come Cover Me" für Folk-Feeling. Nicht nur die "Wishmaster"-Nummer, auch die erstmals seit 2005 live gespielten "Planet Hell" und "Over The Hills And Far Away", die sorgsam für Anettes und Marcos Stimme umarrangiert wurden, sowie "Dead To The World" beweisen einmal mehr, dass Anette ehemalige Tarja-Standards auf ihre ganz eigene Weise singen kann. Zwischendurch dürfen sich die Zuschauer über eine träumerische Akustikversion von "Nemo", die aktuelle Single "The Crow, The Owl And The Dove" und das bedrohliche "Ghost River" freuen, bevor das erhabene Instrumental "Finlandia" von Jean Sibelius den Zugabenblock einleitet. Der macht erneut klar, dass NIGHTWISH voll auf ihr aktuelles Album setzen. Auch die beiden Zugaben "Song Of Myself" (um den Spoken Words-Part "Love" gekürzt, dessen Zitate stattdessen auf der Leinwand erscheinen) und das wunderbar passende "Last Ride Of The Day" mit Feuerwerk stammen von der neuen Scheibe; den orchestralen Titelsong als Outro mitgezählt, kommen rund zehn neue Songs zum Zuge. Die funktionieren live übrigens sehr gut, auch wenn die "Dark Passion Play"-Songs und ältere Nummern natürlich am meisten abgefeiert werden.

Der Sound ist mir gegen Ende zwar etwas zu laut, ansonsten aber ziemlich gut. Der herumwirbelnde Emppu, der zu Späßen aufgelegte Marco, Jukka und Tuomas, der an seinem Keyboard immer wieder zur Flasche Wein greift, bieten einen sehr überzeugenden Auftritt und wirken mit einer dauergrinsenden, tanzenden und fantastisch singenden Anette viel homogener und mehr wie eine Band als zu der Zeit mit Tarja. Der Spaß ist den Musikern auf der Bühne jedenfalls deutlich anzusehen, Donockleys Einsätze machen den NIGHTWISH-Sound noch facettenreicher und spannender.

Bitte, NIGHTWISH: Besucht uns noch einmal für ein paar Auftritte – die Spielfreude, eine gelungene Setlist und die opulente Show sind es definitiv Wert, mehr als nur ein Mal angesehen zu werden!

Setliste:

Taikatalvi
Storytime
Wish I Had an Angel
Amaranth
Scaretale
Slow, Love, Slow
I Want My Tears Back (with Troy Donockley)
Come Cover Me (with Troy Donockley)
The Crow, the Owl and the Dove (with Troy Donockley)
The Islander (with Troy Donockley)
Nemo (with Troy Donockley) (Acoustic)
Last of the Wilds (with Troy Donockley)
Planet Hell
Ghost River
Dead to the World
Over the Hills and Far Away (with Troy Donockley)

Zugaben
Finlandia (with Troy Donockley)
Song of Myself
Last Ride of the Day
Imaginaerum (Outro)

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