Geschrieben von Montag, 11 Juni 2012 20:45

Tenacious D & The Bots - London / Brixton Academy

Brixton Academy

5.6. und 6.6.2012 - TENACIOUS D in London: Wir waren an zwei Tagen in der Brixton Academy dabei, sahen Jack Black und Kyle Gass abfeiern und eine begeisterte Menge zu Klassikern und aktuellen Knallern von "Rize Of The Fenix" abgehen!


Früh aufstehen für die Band lohnt sich, denn wer als Erster in der Halle ist, bekommt von Roadie John eine Setlist und ein Gitarrenplec in die Hand gedrückt. Dafür war ich Dienstag zu spät an der Halle und am Mittwoch standen gegen 16 Uhr bereits 10 Leute vor uns, kurze Zeit später bereits 30 weitere hinter uns.

crowdsurfingVon der Atmosphäre her ist die Brixton Academy eine tolle Location, ein großes Theater mit Balkon – für Konzerte aber nicht die beste Wahl. In der großen Halle hallt es ordentlich und im Innenraum stehen Absperrungen, Schilder weisen auf ein Crowdsurfing-Verbot hin. Allmählich füllt sich die Academy und die Fans werden ungeduldig. Da die Meister auf sich warten lassen, singen wir halt selbst. "Classico" und "Beelzeboss" werden angestimmt und von allen lauthals mitgesungen.

Punkt 20 Uhr entern die beiden Brüder von THE BOTS die Bühne. Oh nein, sie lassen Kinder auf die Bühne! Zwei Junge Talente von 14 und 18 Jahren. Kämpfen sie Dienstag noch mit unterirdischem Sound und mächtigen Problemen (ich hätte sie fast als unbrauchbar abgestempelt), stimmt am Mittwoch alles. Mikaiah fegt mit seiner Gitarre über die Bühne wie ein Wirbelwind und sein Bruder an den Trommeln hämmert, was das Zeug hält. Die Jungs rocken und können gut einheizen.

Mikaiah hantiert viel zwischen seinem Synthesizer und diversen Pedals, mir persönlich ein wenig zu viel Spielkram, aber er schlägt sich ganz souverän. Anschließend springt er noch in den Graben, flitzt hin und her, bleibt jedoch mit seinem Kabel vom Mikrofon am Monitor hängen. Schließlich stellt er sich noch vor mich auf die Absperrung und feuert die Meute an.
Die Show am Mittwoch ist ein voller Erfolg für THE BOTS, das Publikum geht auf die Jungs ein und feuert sie ordentlich an, wohingegen am Dienstag die Roadies mehr Applaus erhalten als die Band selbst. Nach einer halben Stunde ist der Spaß auch schon vorbei und THE BOTS machen Platz für THE D. Damit auch möglichst viele Leute vorne Platz haben, kuscheln wir uns zusammen und machen ordentlich Lärm, damit sich die Herren endlich blicken lassen.

21 Uhr, das Licht geht aus und das epische Intro ertönt. Im flauschigen Mantel stiefeln Jack und Kyle auf die Bühne und lassen sich gebührend feiern. Die Gitarren werden umgehängt und mit „Rize Of The Fenix" geht's schließlich los. Die Meute ist sofort Feuer und Flamme und feiert die Herren unerbittlich ab. Es wird geklatscht, gehüpft, getanzt und immer lauthals mitgesungen. London ist textsicher und Jack teilweise überflüssig am Mikrofon. Als dann die Band einsetzt, wird im Hintergrund der Phönix aufgefahren. Erst die Flügel und dann der mächtige Schaft mit pulsierenden Adern. Wer diese herrliche Zweideutigkeit bis heute nicht erkannt hat, sollte sich das unverpixelte Albumcover noch einmal genauer ansehen.

Wir seien hinreißend, lässt Jack uns wissen, aber nicht zu hinreißend, denn das würden er und Kyle nicht mögen. Anschließend feuert Kyle mit los und lässt die Party weitergehen. Mit „Low Hangin' Fruit" und „Senorita" gibt man zwei weitere Hits vom neuen Album "Rize Of The Phenix" zum Besten. Dessen Tracks zünden Live wie die Klassiker.
Zeit für die Moralkeule. "Liebt Ihr euren Planeten? Es läuft so vieles falsch und wir sollten etwas ändern, aber vor allem brauchen wir einen „Deth Starr"!" Das Publikum ist derselben Meinung und geht ordentlich mit. Ein Alien macht die Bühne unsicher, aber Jack fackelt nicht lange, greift zur Spielzeugpistole und schlägt das Alien erfolgreich in die Flucht, noch mal Glück gehabt.

Jack und Kyle hangeln sich von Song zu Song, immer mit kurzen Pausen. Alt sind die Herren geworden, aber immer noch bodenständig. Jack lässt sich von Roadie Patrick sein Wasser geben, den Schweiß abwischen und nach einer kurzen Nackenmassage schubst er ihn wieder von der Bühne, um anschließend „Roadie" anzukündigen. Unter tobendem Applaus verlässt Patrick die Bühne. „The Secret Fuel of Rock 'N Roll", wie Jack anmerkt. Jack ist eins mit dem Song und legt viel Gefühl in „Roadie".

Jack Black

Mit „Throw Down" gibt es den letzten Song vom neuen Album. Mit ernster Miene spielt Kyle den Track an und die Meute hüpft und tanzt ausgelassen. Immer wieder lassen sich Fans von der äußerst zuvorkommenden Security herausziehen. Das liegt zum einen sicher an der durchgehend überkochenden Stimmung, aber überwiegend am Sex-Appeal seitens Jack und Kyle, wie Jack uns erzählt.

Zeit, das Tanzbein zu schwingen: „Bring in the Saxaboom!". Roadie John, vom Publikum liebevoll Gandalf genannt, hängt Jack das Spielzeug um. Mit skeptischem Blick entlock Jack dem Ding die ersten Töne und spielt die wie immer viel zu kurze Nummer „Saxaboom". Kyle tanzt ausgelassen und die Meute ist völlig aus dem Häuschen. Der Mann kann alles spielen.
Nun folgt ein Klassiker nach dem anderen. Es geht um die Wurst, denn „Kielbasa" macht den Anfang und „Kickapoo" folgt. Absoluter Wahnsinn, die gesamte Brixton Academy singt mit.

Doch irgendwas liegt im Argen, Jack und Kyle streiten sich heftigst auf der Bühne. Jack wird vom Publikum ausgebuht und Kyle verkündet, dass er so nicht mehr mit Jack arbeiten möchte und die Band verlassen muss. Wutentbrannt stampft er von der Bühne.
Auch „KG!"-Anfeuerungsrufe seitens der Meute helfen nicht. Das Licht geht aus und der Spot fällt auf Jack. „Dude I Totally Miss You", alle schunkeln mit und Kyle stößt wieder hinzu, sodass Jack den Song nicht allein zu Ende bringen muss. Am Ende gibt es noch eine lange Umarmung und THE D scheinen für immer oder wenigstens bis zur nächsten Show vereint. Passend hierzu folgen „Kyle Quit" und „Friendship".

Die Akustikgitarren werden zur Seite gelegt und die Band drischt mit „The Metal" ordentlich in die Felle. Es wird ausgelassen gemosht und Kyle scheint ohne Gitarre nicht so recht zu wissen, was er tun soll. Bei so viel Härte gibt „Wonderboy" den passenden Kontrast. Die Zwei spielen das Intro und die Fans beginnen bereits zu singen. Jack fängt auch an, ist aber nicht viel lauter als das Publikum.

Irgendwas stimmt mit Gitarrist John nicht. Er leuchtet ganz Rot und seltsame Musik ertönt im Hintergrund. Er scheint besessen zu sein, von Satan persönlich. Voll auf die Zwölf – „Beelzeboss". Den Teufel übernimmt John, Jack und Kyle laufen panisch über die Bühne und geben gemeinsam ein lautes „Fuuuck!" von sich. Der Wetteinsatz ist geklärt, Miete gegen Kyle. Nachdem John vorgelegt hat, will Kyle sich nur noch voller Angst auf der Bühne verkriechen. Da der Ausgang des Rock-Offs jedem geläufig sein sollte, ist der Sieg seitens THE D nicht weiter verwunderlich. Erstklassig gespielt.

Nach dem THE WHO Medley folgt „Tribute". Gänsehaut pur, London übertrifft sich erneut selbst und singt, als ob unser aller Leben davon abhinge.

Kyle Gass

Mit „Double Team" läutet Jack den vorerst letzten Song ein. Anschließend darf noch jeder Musiker ein ausgedehntes Solo zum Besten geben und wird unter lautem Applaus von Jack vorgestellt. Kyle verlässt kurz die Bühne und kommt mit vollem Mund wieder. Anschließend kommt der Phönix zum Abschuss und verschießt Konfettiregen. Somit fehlt es heute an nichts, was zu einem „Happy End" gehört.

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Dem Phönix wird die Luft ausgelassen und zwischen den beiden Flügeln wird eine Spalte sichtbar, durch welche unsere beiden Helden durchschauen, um die Zugabe einzuläuten. Ohne Band, ganz intim und akustisch. Jack albert noch ein wenig herum und erzählt von einem Test: „You have to pass a test, it's easy, it's multiple choise." Dann folgt "To Be The Best" mit etwas weniger Dampf als im Original, aber dennoch ein Knaller, am Mittwoch gibt es stattdessen „Baby". Und zum krönenden Abschluss lassen wir den Abend ganz gemütlich ausklingen, singen ein letztes Mal zusammen „Fuck Her Gently".

Jack und Kyle haben alles gegeben und waren am Ende nicht weniger schweißgebadet als die Meute. Eines muss man den beiden lassen, sie geben IMMER mindestens 100 Prozent und stehen dem feiernden Publikum in nichts nach. Der Sound war Dienstag fast grenzwertig, dafür am Mittwoch durchweg sehr gut. Die Security hat ihren Job sehr gut gemacht und die ersten Reihen immer wieder mit bestem Leitungswasser versorgt. Der Weg nach London hat sich mehr als gelohnt, die beiden Shows waren der absolute Wahnsinn. Ob die Queen auch TENACIOUS D Fan ist?

Tenacious D Band

Band:

Jack Black - Vocal
Kyle Gass – Guitar
John Konesky – Guitar
John Spiker – Bass
Brooks Wackerman – Drums

Setlist:
Rise Of The Fenix
Low Hangin Fruit
Senorita
Deth Starr
Roadie
Throw Down
Saxaboom
Kielbasa
Kickapoo
Dude I Totally Miss You
Kyle Quit
Friendship
The Metal
Wonderboy
Beelzeboss
Who Medley
Tribute
Double Team

To Be The Best/Baby
Fuck Her Gently

The Bots
Tenacious D
Cengiz

Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.

Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.

Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.

Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.

Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.