Da sich bei der Termin- und Ortsplanung um das Force Attack Festival ein wenig Chaos einstellte, tauschten ANTI-FLAG und RADIO HAVANNA kurzerhand die Festivalbühne gegen die des Hamburger Knust ein. Wegen der aktuellen Vorkommnisse in Russland um die Band PUSSY RIOT war der Zweck des Konzertes der Protest gegen deren Inhaftierung und die Sammlung von Spenden für die Gerichtskosten der Band.
Dass es mit der Meinungsfreiheit nicht überall so furchtbar weit her ist, sollte bekannt sein. In Russland spielen sich aktuell jedoch Dinge ab, die die Frage in den Raum stellen, ob die derzeitige Regierung nicht im falschen Jahrhundert aufgewacht ist. Wie sonst kann es sein, dass die Band PUSSY RIOT derzeit einen unfreiwilligen Urlaub im Gefängnis verbringt? Da ich allerdings gar kein Freund von unreflektiertem Geblubber bin – unabhängig davon, aus welcher politischen Richtung es kommt – dazu noch Folgendes:
Vielerorts wird die Info mit Empörung verbreitet, PUSSY RIOT seien wegen ihres Gedankenguts und ihrer Texte inhaftiert worden. Ganz isoliert kann man das aber wohl nicht betrachten, haben sie sich doch die russisch-orthodoxe Erlöserkathedrale in Moskau zur Bühne für ein Gebet ausgesucht, in dem sie darum bitten, dass Russland von Putin erlöst werden möge. Versteht mich bitte nicht falsch: Auch wenn man bei so einer Aktion davon ausgehen kann, dass man sich Ärger einhandelt, sind die Konsequenzen doch völlig unverhältnismäßig und in keinster Weise akzeptabel.
Dass die Inhaftierung der Band eine Sache ist, die man nicht so einfach hinnehmen darf, dachten sich ANTI-FLAG und die Thüringer RADIO HAVANNA auch. Im Namen der Solidarität mit PUSSY RIOT verlegten sie ihren beim Force Attack Festival ins Wasser gefallenen Auftritt ins Hamburger Knust. Trotz der kurzfristigen Ankündigung und der üblichen sonntäglichen Trägheit war das Konzert doch ganz gut besucht.
Die zuerst verhaltene Stimmung war wohl eher dem Wochentag, als der Show von RADIO HAVANNA zuzuschreiben, denn die ging mal wieder gut nach vorn. Deutscher Punkrock mit Ohrwurmcharakter stand auf dem Programm. Da ich seit der Veröffentlichung von "Alerta" noch nicht wieder das Vergnügen hatte, war ich gespannt, wie sich die neue Platte live machen würde. Erwartung erfüllt, speziell "Rettungsboot" als Liveversion erwies sich als sehr brauchbar.
Nach kurzer Pause standen dann auch ANTI-FLAG auf der Bühne. Irgendwie waren die zumindest live bisher immer an mir vorbei gegangen, was für ein Fehler. Das war schon ziemlich ordentlich, was die Jungs aus Pittsburgh da abgefeiert haben. Die politischen Ansagen, die Eingeweihten zufolge bei ANTI-FLAG nicht fehlen dürfen, kann man liebevoll noch als engagiert bezeichnen, nur dass sie dieses Mal hauptsächlich auf die bereits erwähnten ungeliebten Politiker an der Spitze Russlands abzielten und die Freilassung von PUSSY RIOT forderten.
Den Eintritt gab es an der Abendkasse für 14 Euro, was ich in Hinsicht auf das Aufgebot an diesem Abend als ziemlich human empfand. Zwei Euro von jeder verkauften Karte gingen schon einmal an PUSSY RIOT, insgesamt wurden laut Facebook-Info von RADIO HAVANNA rund 750 Euro dafür eingespielt. Schon mal nicht übel und eine klasse Aktion der beiden Bands.
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