Festivalbericht und Fotos: Mel, die superschnell für Kollegen eingesprungen ist. Fettes Danke!
Donnerstag, 31. Juli
Morgens um kurz vor 7 Uhr Abfahrt in Hamburg, auf dem Weg zur AB Auffahrt Stellingen bei strahlender Morgesonne noch 2 Mitfahrerinnen eingesammelt. Zum Glück sind die jungen Damen, die über die Mitfahrzentrale von Wacken.com Kontakt zu mir geknüpft hatten, sehr zierlich, und auf dem Beifahrerdoppelsitz kommt keine Platzangst auf. Die gibt es dafür spätestens bei IRON MAIDEN...
So gegen 9 Uhr bewegen sich schon Horden von Metallern per pedes durch das Örtchen, wahrscheinlich wurden sie durch die Sonne wachgegrillt. Beim Versuch, meine Mitreisende mit viel Gepäck auf Campingareal C abzusetzen, folgt eine Odyssee durch das Gelände, fehlgeleitet von freundlichen aber desorientierten Ordnern. So früh war ich noch nie angereist, und so hatte ich unter anderem Gelegenheit, das Freibad zu erkunden, hatte ich mir in den Vorjahren schon immer vorgenommen. So ne richtig schöne lange, nasse Matte beim geschraubten Salto mit echter Arschbombenlandung sieht man auch nicht alle Tage vom Dreimeterbrett fliegen. Der Ausflug hatte sich gelohnt, auch wenn diesmal 2 Euro Eintritt erhoben wurden.
Auf dem Backstage Parkplatz war eine Horde Brasilianer eingefallen, die mit ihren Zelten meinen Bus vollkommen umzingelt hatten. Es waren unter anderem die Jungs von HELLISH WAR aus Sao Paulo, die mir ihr Debutalbum "Heroes of Tomorrow" schenkten. Wer SAXON mag, sollte die Jungs mal antesten: www.myspace.com/warhellishwar Um 16 Uhr eröffnen dann GIRLSCHOOL auf der Black Stage den Tag. Die Damen zeigen nicht nur, dass sie richtig rocken können, der Spaß am Spielen ist überwältigend und steckt das Publikum an. Enid Williams lässt die rote Mähne fliegen und hätte sich fast vor Freude über den satten Sound ihres Fünfsaiters den Arsch abgespielt. Jax Chambers hält es nach dem Gig nicht auf der Bühne, sie springt in den Graben und rennt an uns zweimal vorbei! Kim kommentiert das lässig, vielleicht könne man sie ja einfangen und Richtung Bühne bringen. Auf ihr neues Album dürfen wir uns freuen! Auf dem wirkt übrigens in ganz besonderer Art und Weise Kelly Johnson mit, mit der sie 1999 schon mal in Wacken auf der Bühne standen.
Nun war LAUREN HARRIS an der Reihe und ich mal gespannt, was der Nachwuchs vom MAIDEN Bassmann drauf hat. Mein erster Eindruck ist leider, dass es sich um echt US-mäßigen Mainstream Rock handelt, und leider bleibt es dabei. So mauschelt jemand, von der Bettkannte schubsen würde er sie nicht, aber als Sängerin in seine Band würde er sie nicht lassen. Na, Alkohol macht ehrlich. Vielleicht lag es auch am nicht so optimalen Sound.
Da zog es mich zur Party Stage. NASHVILLE PUSSY, mehr Frauenpower mit Karen Cuda am Bass, Ruyter Suys an der Gitarre, mit schnellen harten Bluesrocksoli, und Frontmann Blaine Cartwright mit einer Stimme zwischen Angry Anderson und Lemmy. Yeah, Textzeilen wie " I'm so high I gotta look down to see the sky" und Titel wie" Hate and Whisky" erzählen, na ja vom Leben, und das Ganze in bester Schweinerockmanier vorgetragen. Und Bassistinnen, die so spielen, dürfen von mir aus auch ihre ganzen anderen Vorzüge zeigen. Von denen werden wir bestimmt noch so Einiges hören. Eine total geile Liveband, macht beim Hören schon ordentlich Durst oder Vergleichbares.
Apropos Durst, auf der Wetstage spielen ALESTORM, zeitgleich mit Avenged Sevenfold. So überfüllt dort, das geht gar nicht, die ganze Wetstage eine Sauna aus Bierausdünstung und anderen, die Nase beleidigenden Gerüchen, das kann ich nicht ignorieren. Also schnell raus, zu AVENGED SEVENFOLD. Die haben das Pech, vor Publikum zu spielen, das in erster Linie auf MAIDEN wartet und sich die vorderen Reihen sichert. "Remenissions" und "Unholy Confessions" bringen dann doch noch viele zum Schunkeln und Headbangen, so kann Matt Shadows seinen Geburtstag mit einem gelungenen Gig abrunden. Um 21:30 kommt dann endlich, worauf die Menge seit Stunden wartet:
IRON MAIDEN betereten die True Metal Stage, die ersten dreißig Meter vor der Bühne werden von ziellosem Drängeln und Schubsen beherrscht, da muss ich leider die Flucht nach hinten antreten. "Aces High" als Intro, rhythmische Bewegungen unterschiedlichster Art setzen bei den Hörern ein. Bei "Fear of the Dark" gibt es kein Halten mehr, Handclap vom Publikum, leider häufig voll hinterher, bei zum Glück bis nach hinten gutem Sound. Nur warum müssen so viele das Gitarrenintro mit "oh-oh-oh-oh-oh-oh-oooo" mitsingen? Das liegt wohl auch an den Speakercabinets, die in der Mitte des Geländes die gute Klangqualität in den hinteren Bereich weitertragen. Sogar auf Zeltplatz C soll der Sound glasklar gewesen sein. Dank der Video Walls, die zwischen Black- und True Metal Stage sowie rechts und links aufgebaut waren, lässt sich die Show hinten auch genießen. Bruce Dickinson hat das Publikum voll im Griff, und zurück bleibt die Erinnerung an ein superklasse Konzert.
Freitag, 1. August
Der Tag fängt schon um 11 Uhr an mit GRAVE auf der Black Metal Stage und zeitgleichPRIMORDIAL auf der Party Stage. Es ist sonnig heiß und drückend schwül gleichzeitig, und das Gelände schon frühzeitig voll mit Erwartungshungrigen. Die Urgesteine des schwedischen Death Metal, deren Debut Album "Into the Grave" von 1991 Kultstellenwert hat, schütteln ihre Mähnen in drückender Hitze. Der Sound ist knochentrocken, die Höhen gerade vom Schlagzeug echt bissig reingedreht, der Schalldruck ist aber einfach ein bisschen zuviel für meine Ohren zu dieser frühen Zeit. Da gebe ich PRIMORDIAL den Vorzug, nicht aus Vorliebe, sondern aus purem Mitleid mit meinen Ohren. Frontmann Alan Nemtheanga mit schwarzweißer Kriegsbemalung auf Gesicht und Glatze heizt ordentlich ein, während die Drei an den Saiteninstrumenten synchron ihre Haarpracht um den Schädel kreisen lassen. Mit Passagen, die auf dem Wechsel von zwei Akkorden basieren, nehmen sie einigen Stücken das Tempo und erschafften den für die Iren so typischen tragenden Sound. "The Coffin Ships" lässt das Publikum abwechselnd ins Träumen und Moshen abdriften. Manchmal reizen sie allerdings die elegischen Parts so lange aus, dass es mir ein wenig zu langweilig und abgenudelt wirkt. Auf CD höre ich sie fast lieber als live, da dann die hypnotisierenden Parts schöner zur Geltung kommen.
Zurück auf dem Backstage Camping hatten einige Kollegen schon Bier gefrühstückt und wollten partout mit ihrem Bus zum Edeka gefahren werden. So charmant, wie sie mich fragen, kann ich ihnen meine Dienste als Chauffeurin nicht verweigern. Während wir dann einkaufen, schlägt das Wetter um. Mit einem ordentlichen Guss sollte es sich für die nächsten Stunden erstmal richtig einregnen. Wie gut, dass ich auch Gummistiefel dabei habe. Das ist mehr als nur ein Schauer, was die Wettergötter da für uns bereithalten. Erst als die Bostoner UNEARTH ihren brachialen, direkten Metalcore erklingen lassen, traue ich mich wieder auf's Gelände. Viele trotzen dem Wetter. Sich regen in Regen bringt Segen, und so fängt eine Horde Wildgewordener an, im Kreis zu laufen. Sänger Trevor Phipps ermutigt sie sichtlich erfreut, schneller zu laufen. Das ergibt ein Schlammkarussell und dazu eine vor Energie strotzende Band auf der Bühne. Nur diejenigen, die sich für wilde Bewegungen nicht begeistern, frieren sich den Arsch ab.
Ich gebe dem sichtlich trockeneren Pressezelt den Vorzug, wo Doro Pesch gerade ein Interview gibt. Wir dürfen uns auf nächstes Jahr freuen, wenn sie Wacken in ihren Bann zieht. Nachdem Sabina Classen das Doro-Interview beendet hat, bereitet sie mit Hilfe ihres treuen Fanclub-Leiters Holger das Prelistening mit anschließender Pressekonferenz von HOLY MOSES vor. Sie sind wieder eine richtige Band, seit Atomic Steiff wieder am Schlagzeug ist, Oliver Jaeth spielt ab jetzt die Rhytmus-Gitarre und kann so den fetten Gitarrensound, den Michi Hankel für seine Leadgitarre braucht, abrunden. Das ist Thomas Neitsch zu verdanken, der den Bass übernimmt, und Gast Ferdy "Carpenter" Doernberg hat so einiges an magisch klingenden Intros und Outros am Keyboard komponiert. Wir dürfen uns auf den 26.09. freuen, wenn das neue Album "Agony of Death" rauskommt. Der Vorgänger, "Strength Power Will Passion" war zwar gut, aber das neue wird überragend!
Erst bei SONATA ARCTICA traue ich mich wieder auf die nasse Fläche vor der True Metal Stage. Ein paar Schlammmonster rangeln und bewerfen sich laut gröhlend mit Matsch, als Sonata schon spielen, und drohen mich zu bewerfen, als die Linse meiner Kamera sie ins Visier bekommt.
Warum auch immer bei Balladen und Klassik-Intros wie bei "Back and White" unrhythmisch geklatscht wird, frage ich mich seit den ersten Konzerten. Weiter hinten scheint der Sound ausgewogener als vorne, und die Videowalls lassen wiederholt den Genuss des Konzerts von weiter hinten zu. Bei "Black Sheep" lässt sich ein nackter (zum Glück ansehnlicher) Fan über die Menge tragen. Henrik Klingenberg kommt mit einem umhängbaren Keyboard auch mal nach vorne, unterstützt so Tony Kakko, der sich ganz auf die Vocals konzentriert. Bei "Don't say a Word" unterstützen ungefähr 40.000 überwiegend im Takt klatschende Hände Tommy Portimo an den Drums. Sehr gelungen, bis auf das Wetter, das alle plagt.
Mein persönliches Highlight sind OPETH an diesem Tag. Mikael Akerfeldt zeigt die ganze Virtuosität von sich und seiner Band. Am Anfang ist der Gesang zu leise, zum Glück wird das dann schnell behoben. Vom aktuellen Album "Watershed" spielen sie "Heir Apparent", ein Meisterwerk, live wie auf CD, das ihre ganze Komplexität spiegelt. Wenn der Schalldruck in den leisen Passagen wie ein zarter Windhauch das Gesicht umschmeichelt, bläst einem danach ein Orkan voll in die Fresse, getragen durch die Drums von Martin Axenrot. Wunderschön anzusehen, wie Mikael bei den elegischen Passagen sein Plek zwischen den Zähnen parkt und mit geschlossenen Augen Fingerpicking auf der Gitarre spielt. Gänsehaut und Schauer auf dem Rücken garantiert. Progressiv, einzigartig, mitreißend und fesselnd. Man kann sich nicht lösen von dem Bann, den OPETH beim Hören erzeugen. Im Dezember sind mit München, Stuttgart, Köln, Berlin und Hamburg auch ein paar deutsche Städte in ihrem Tourkalender! Dann spielen sie noch "Wreath" vom Album "Deliverance", laut eigener Ankündigung nur äußerst selten im Live-Programm. Schande über mich, dass ich ihnen 2006 auf Wacken noch kaum Aufmerksamkeit schenkte.
Im Metalmarkt spielen die DIRTY DEEDS an allen 3 Tagen, zeitgleich mit OPETH, eine sehr sympathische Kombo aus Heidelberg, denen an dieser Stelle auch kurz Tribut gezollt werden soll, auch wenn sie mich nicht von Opeth hätten wegziehen können, es sei denn gefesselt. Nach diesem brillianten Auftritt hätte jede Band danach profan gewirkt, sogar CHILDREN OF BODOM, deren Performance laut Aussagen anderer sehr gut war. So gönne ich mir eine Pause bis zum fulminanten Auftritt von CORVUS CORAX, die mit einem ganzen Orchester angerückt sind. Damit sich bei der Vielfalt und Menge an Instrumenten und Stimmen die Einzelnen noch differenzieren lassen, ist die Lautstärke sehr moderat, leise im Vergleich zu anderen Bands. Teufel ist in Hochform, und das neue Album "Cantus Buranus II" erscheint zeitgleich im Handel. Puh, dann besteigt die Diva in Form von Sopranistin Ingeborg Schöpf die Bühne, bekleidet mit Kopfschmuck aus Pfauenfedern... Es ist und bleibt brilliant, aber ich habe eine Überempfindlichkeit gegen Sopranstimmen. Wer früher "Tim und Struppi" gelesen hat, wird sich sicher an die Person der Bianca Castafiore erinnern, deren Stimme regelmäßig Glas zu Bruch gehen ließ.
So entschloss ich mich, auf AVANTASIA zu warten. Die Metal-Opera hat ein großartiges Publikum, das andächtig wartet, um Ton und Licht ausgiebig zu genießen. Beim ersten Song ist leider eines der Mikros nicht voll drauf, so dass das Duett baden geht. Bei "Lost in Space" kann die Lightshow die Atmosphäre dann ins Galaktische steigern. Der weibliche Teil der Zuhörer ist sichtlich ergriffen. Da hat sich Tobias Sammet schon ganz gut ins Zeug gelegt, aber ehrlich betrachtet grenzt es manchmal an Kitsch, da helfen auch brettharte, unisono gespielte Bass-und Gitarrenriffs nicht. Aber die Fans dürften hierbei voll auf ihre Kosten gekommen sein.
Nur zu gerne hätte ich mir auch noch CREMATORY auf der Partystage und anschließend GORGOROTH um zwei Uhr nachts auf der Black Stage angehört, aber da ich seit morgens fast ausschließlich mit Hören, Herumtigern, Beobachten und Schreiben beschäftigt war, verlangte mein Körper seinen Schlaf.
Sonnabend, 2. August
Nach dem Konzertmarathon vom Vortag haben sich die Veranstalter wohl überlegt, ihre Gäste am letzten Tag dann doch etwas länger ruhen zu lassen. Erst um zwölf sollen die ersten Auftritte stattfinden, so bleibt uns Zeit für Einkäufe und ausgiebiges Studium der "Festival Today" Wacken Zeitung. In der Nacht hatte es ein vermutlich durch Brandstiftung gezündetes Feuer auf dem Campingareal U gegeben, zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt. Ein unglückseliger Schlafender wurde von einem Polizisten aus seinem abbrennenden Zelt herausgezogen, doch für seinen Wagen und seine Sachen war es zu spät. Es wurde ein Hilfsfond eingerichtet. Die Sanitäter zählten ganze 14.000 Einsätze während der ersten zwei Tage, 120 Festivalbesucher kamen sogar ins Krankenhaus. Naja, die meisten Fälle hatten mit zuviel Suff in der Sonne zu tun. Insgesamt habe ich aber eine gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber apathisch herumliegenden Leuten beobachtet, die von Gästen und Sanitätern ausging.
Nicht dramatisch, aber dennoch nervig, ist der wiederholte Abfall des Wasserdrucks bei den Toilettencontainern im Backstage Bereich, der zur Sperrung der selbigen am nächsten Tag führt. So stehen wir ein wenig widerwillig Schlange an den zum Glück noch erträglichen Dixies. Um so besser hat es das Wetter mit uns gemeint: sonnig, frischer Wind mit gelegentlich vorbeihuschenden Wölkchen.
Um zwölf dann erstmal zur Wetstage, wo PICA FIERCE als norwegischer Gewinner des Metal Battle ihr Können demonstrierten. Die vier Mannen aus Südnorwegen sind durch ihren Basser Hollgeir, der einen sehr ungewöhnlichen fretless 4-Saiter spielt, schon mal auffällig anders. Eine rauhe, kompromisslose Death/Core-Mischung mit technischer Brillianz, die häufig durch schnelles Unisonospiel von den 2 Gitarren und dem Bass richtig Druck erzeugt. Ob ihnen je der Durchbruch gelingt? Lohnt sich auf jeden Fall, mal reinzuhören, sie haben eine schön übersichtliche MySpace-Seite.
Im Pressezelt sollten nun PHARAO eine Probe ihres Könnens und ihre Bandgeschichte zum Besten geben. Nachdem sie zwanzig Jahre Musikgeschichte auf der 2007 bei Armageddon erschienenen CD zusammengefasst haben, schreiben sie nun wieder neues Material. Man kann sich auf ein gegen Ende des Jahres herauskommendes, neues Album der Berliner freuen. Sie spielten ihre neue Single "Why Not", die mit melodischem Intro daherkommt; tragende melodische Bassläufe bleiben eine schön klingende Eigenart dieser Band, auch bei "Liar" und "Like a Phoenix".
Nun war es an der Zeit, sich zur Black Stage zu begeben, wo um 14 Uhr HOLY MOSES den Hörern mal ne ordentliche Frauenstimme bieten wollen. Irgendwie war leider nur der Donnerstag so richtig im Zeichen der Frauenpower, das soll sich jetzt wieder ändern. Mit Gastmusiker Ferdy am Keyboard und dessen voluminöser Stimme wird es ein ganz besonderer Auftritt. Schade, dass Michis Gitarrensolo beim neuen Stück "Bloodbound" zu leise ist, im Laufe des Konzerts wird es aber besser.
Auf der Partystage danach eins der zweifelsohne besten Konzerte auf dem diesjährigen Wacken: OBITUARY. Die Urgesteine des Death Metal aus Florida servieren eine gelungene Mischung aus Stücken von der "Slowly We Rot" bis zur neuen "Xecutioner's Return". Das gefällt mir insofern sehr gut, als dass sie auf der vorangegangenen Tour fast ausschließlich Stücke vom aktuellen Album gespielt hatten. John Tardy hat mit seiner Stimmgewalt die gelungene Mischung aus kehligem Röhren und druckvollem Geschrei zu bieten. Bei "The Evil Way", einem Stück von der aktuellen Scheibe mit Potential zum echten Reißer, schüttelt Ralph ein Solo aus dem Unterarm (um den der Name seines Sohnes tätowiert ist) das einem Schauer über den Rücken jagt, klar und mit sehr gutem Sound steht es der Brillianz des Solos auf dem Album in nichts nach. Nachteil der Party Stage ist wie immer, dass der Sound nur vorne richtig gut klingt, weiter hinten hat man Überlagerungen und bei dem Wind auch regelrechte Löcher. Zum Glück für mich steht die große Masse wohl bei HATEBREED an der Black Stage, so finde ich mich in den vorderen Rängen.
Nach den ersten Bands sind erstmal kulinarische Erkundungen angesagt. Irgendwo sollte doch dieser "Sternekoch goes Wacken" mit dem legendären Labskaus sein. Eine lange Suche über das gesamte Gelände hinweg lehrt mich: Der Metal Markt ist noch größer geworden und hat mittlerweile zwei große Eingänge. Irgendwo dort hinten sollte es doch den Labskaus geben, und tatsächlich entdeckte ich den kleinen, feinen Stand auf dem Vorplatz, ein gutes Stück rechts vom Haupteingang. Die Suche hatte sich gelohnt, vom Durchschnittsfraß wie Pizza, Döner und Wurst hebt sich das ganz klar ab, und vom Preis her ist es auch angemessen.
Es folgt ein kurzer Versuch, einen Eindruck von POWERWOLF auf der Wetstage zu erhaschen, doch der Missbrauch des Zaunes neben dem Eingang als Kloake und die Überfüllung lassen mich mit meinem vollgefutterten Magen schnell Abstand davon nehmen. Dieses ewige Strullen in jede Ecke hat nichts mit Festivalkult zu tun, es ist einfach nur eklig. Warum kann der Veranstalter nicht Dixi-Pissoirs aufstellen, wie in Amsterdam üblich? Pfui, Pissematsch und Gestank können es einem echt vermiesen.
Also geduldiges Warten auf NIGHTWISH. Große Spannung, wie sie mit Anette Olzon live sein würden. Ehrlich gesagt gefällt mir dieses Konzert wesentlich besser als das mit Tarja, was ich 2005 in Wacken gesehen habe. Als sie "Amaranth" spielen, ist die Atmosphäre echt magisch. Auch "Ever Dream" und "The Siren" lassen keine Wünsche beim Publikum übrig, sie überzeugen mit einem sehr ausgewogenen Konzert. Das Fantastische an Anettes Stimme ist das rauhe Rockige, was sie sehr gut dosieren und einsetzen kann. Kein Wunder, dass das aktuelle Album richtig oft verkauft wurde.
Doch zieht es mich nun mit tatkräftiger Unterstützung an der Kamera zu WATAIN hinten an die Wetstage. Geht man dicht genug ran, hat man von den Monitoren hinter der Bühne guten Sound. Der lohnt sich auch: "Sworn to the Dark" und Devil's Blood" zeugen von technisch sauberem Spiel, alles lässt sich differenziert raushören, schade nur um die Show, die wir von unserer Position nicht sehen können. Dafür haben wir die Jungs vor der Linse, als sie für die Zugabe noch mal die Bühne entern. Und ihre Massen von seltsamen Requisiten können wir auch recht genau ins Visier nehmen.
Dann kommen nur noch LORDI. Mit Wildschweinmaske wüst gestikulierend betritt einer die Bühne, wie uns die Videowall vermittelt. Dann ertönt schon "Heavy Metal-Rock'n'Roll", die Melodie total zusammengeklaut von Kiss' "Hotter than Hell" und "I Was Made For Lovin' You". Da nützt es nicht, dass sie alle ganz gut spielen können, wir sind uns einig, KISS durften das vor dreißig Jahren und dürfen es noch immer, aber die irgendwie nicht. Wir lassen es dann ausklingen mit ein wenig Palaver.
Am nächsten Morgen sollten mich dann die Brasilianer um 6 Uhr in der Frühe wecken, mit dem Abbau ihrer Zelte. Naja, es hat sich zum größten Metalfestival der Welt gemausert und hatte dieses Jahr eine offizielle Zahl von 75.000 Gästen. Nach wie vor schade, dass die Bühne fast ausschließlich von Männern dominiert wird und die Frauen meist nur am Gesang zu finden sind. Schließlich machen GIRLSCHOOL es schon lange vor. Also Mädels, ran an die Instrumente und was draus machen!
In Wacken vor Ort waren für BurnYourEars 2008: Mel und Mone. Von meiner Stelle aus (kat) nochmal 1000 Dank für Euer schnelles Einspringen als Gastschreiberlinge und Gast-Fotografen!
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