Link: http://www.pain.cd
Donnerstag Abend, 11. Oktober, Punkt 20 Uhr eile ich ins Hamburger Logo, um das Nebenprojekt PAIN von Peter Tägtgren samt Support der jungen Deathmetaller von ZONARIA zu begutachten. Am Eingang gibt es erstmal Verdruss, weil ich nur als Gast auf der Liste stehe, aber keine Fotos machen darf. Links und rechts stehen Kids herum mit Mega-Pixel-Cams und ich muss meine extra ausgeliehene Profi-Kamera auf Anweisung des Mädels von Scorpio abgeben. Toll. Ganz super... Da hat man doch gleich gute Laune. Jedenfalls stehen dann gleich drei Drumkits auf der Bühne und meine Vorahnung bestätigt sich: zwei Supports. Mist aber auch, dann kann ich PAIN nur halb sehen, weil es mal wieder zu spät wird.
Die Jungs von ZONARIA fangen pünktlich im nur mäßig gefüllten Logo an. Das ist zwar alles Deathmetal, aber noch ziemlich unausgegoren. Irgendwie fehlt was. Sie sind musikalisch gut, geben sich fleissig und engagiert, die Songs haben auch durchaus Potential, aber alles zusammen beginnt ziemlich schnell aufgrund Wiederholungen zu langweilen. Eine Mischung aus HYPOCRISY und DIMMU BORGIR, aber unfertig. Symphatische Erscheinungen sind die jungen Schweden ja, aber vielleicht müssten sie noch etwas an ihrem Katalog arbeiten.
Pause, Bierchen, warten. BIG BOY werden angekündigt. Ich hatte eine Promo bekommen und diese ziemlich fassungslos ad acta gelegt. Hatte es als Scherz abgetan.Trotzdem wollte ich abwarten, vielleicht sind sie live ja doch gut. Zehn Minuten später finde ich mich mit ca. zwei Dritteln der Besucher schimpfend und entsetzt vor dem Logo auf regennassem Fußweg wieder. Was zur Hölle ist das denn? Ein Sound, der einem den Mageninhalt der letzten zwei Tage hochkommen lässt und eine Performance zum Schreien. Also bitte. Sleaze Metal ist sehr geil, aber ein Ansatz von Talent und Können sollte doch bitte gegeben sein. Das war ja wohl überhaupt gar nichts. Schnatternd wartet man draussen auf das Ende und freut sich auf PAIN. Anstatt der vorherigen zwei Ladies hat Mr. Tägtgren jetzt zwei genauso leckere Herren links und rechts um sich drapiert. Was aber in keinster Weise von dem unglaublichen Charisma dieses kleinen Mannes ablenkt. Herr der Augenringe und eine Ausstrahlung wie The Boss und Schuldiner zusammen. Ok, komische Mischung... Mit „Same Old Song“ fangen sie an, das wird wohl Standard, es folgen „Zombie Slam“ und das von mir so geliebte „Eleanor Rigby“. Man hüpft losgelöst herum und aller Ärger vorher ist vergessen. „On your Knees“ - uralter Song von der ersten Scheibe in einer ultraharten Version. Krass. Man ist sich auch nicht zu schade das berüchtigte „UH!!“ einzustreuen, auf das ja eigentlich CELTIC FROST das Trademark haben. Aber passen tut es! „End of the Line“ folgt, und ich muss leider der folgenden Frühschicht und dem ÖPNV Tribut zollen und gehen. Freundin Britta war so lieb und hat weitergemacht...
„Hate me“ ist eine geile Doom-Version des eh schon schleppenden Songs. Aus irgendeinem Grund hat man die Gitarre penetrant laut aufgedreht und verzerrt, dass es einen fast schon gruselt. Ob Tägtgren hier seine multiplen Scheidungen verarbeiten muss? Tägtgren nuschelt dann irgendwas von einem neuen Song. Es folgt „Clouds of Ecstasy, dann „Greed“, das geht dann nahtlos über in „On and On“. Erstmal ist dann Schluss, dann folgen die Zugaben mit „Dancing with the Dead“, anschliessend „Bitch“ der neuen Platte. Der dekorative Gitarrist liegt zwischendurch mal auf dem Boden rum, aber trotzdem reisst auch dieser neue Song das Publikum (noch?) nicht ganz so vom Hocker. Dann endet es mit „Shut your Mouth“. Klar, das musste unbedingt noch sein. Klingt wie auf Platte und wird gefeiert wie es sich gehört. Würdiger Abschluss! Erstaunen: als völlig ungeplante Extra-Zugabe folgt dann eine improvisierte Instrumental-Version von irgendwas, hab's beim Gehen mit halbem Ohr nicht zuordnen können. Musste wegen S-Bahn-Fahrplan und ekliger Kopfschmerzen dann doch mal los.
Fazit: Feine Playlist, schön quer durch die komplette Bandhistory. Die neuen Songs von der „Psalms Of Extinction“ scheinen sich noch nicht so sehr im Ohr der Fans festgesetzt zu haben, aber die alten Sachen wurden gut gefeiert. Und ob PAIN live immer so hart waren, wage ich zu bezweifeln. Ich persönlich hätte mir noch „Supersonic Bitch“ gewünscht, aber man kann ja nicht alles haben. Fein auch, dass nach der 2005er Tour mit den beiden Chicks an Gitarre und Bass diesmal optisch wieder was für die weiblichen Gäste geboten wurde. Ist ja auch mal nett für uns Frauen!
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